Groß Skaisgirren

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Disambiguation notice Skaisgirren ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Skaisgirren.
Wappen der Elchniederung

Groß Skaisgirren

Marktflecken an der Tilsiter Chaussee
Kreis Elchniederung, O s t p r e u ß e n
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Ortseinfahrt von Süden nach Groß Skaisgirren, Kreis Elchniederung


Hierarchie
Diese Seite gehört zum Portal Elchniederung


Die Dorfstraße von Groß Skaisgirren

Einleitung

Die Ortsmitte von Groß Skaisgirren

Groß Skaisgirren (1938–46 Kreuzingen, russ.Bolschakowo / Большаково, polnisch Skajzgiry, litauisch Didieji Skaisgiriai)
ist heute eine Siedlung im Bezirk Heinrichswalde (Rajon Slawsk) der Oblast Kaliningrad. Die Ortschaft liegt an der vielbefahrenen Tilsiter Chaussee (der ehemaligen Reichsstraße 138).
Im nahegelegenen Gromowo befindet sich eine Gedenkstätte zum nationalsozialistischen Konzentrationslager Hohenbruch.

Der Ortsname weist auf vorwiegend litauische Einwanderer hin.

  • litauisch "skaistus" = schön, herrlich, licht, durchscheinend, hell
  • "giria" = Wald

Allgemeine Informationen

Das Dorf Groß Skaisgirren war mit 2.256 Einwohnern früher der drittgrößte Ort des Kreises Elchniederung (nach Kaukehmen und Heinrichswalde). Groß Skaisgirren hatte in Verbindung mit Brittanien bei Neukirch den größten Viehverladebahnhof Deutschlands.

Groß Skaisgirren wurde 1938 in Kreuzingen umbenannt, weil es im Schnittpunkt von fünf Straßen lag (aus Richtung Labiau, Tilsit, Szillen (Schillen), Taplacken und Insterburg.

Politische Einteilung / Zugehörigkeit.

Groß Skaisgirren gehörte bis 1945 zum Landkreis Elchniederung (bis 1938 Kreis Niederung, 1938 umbenannt in Kreis Elchniederung, ab 1939 Landkreis Elchniederung).

Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit

Die ev. Kirche mit Portal zum Kirchhof in Groß Skaisgirren

Ev.-luth. Pfarrkirche

Die ev.-luth. Pfarrkirche von Groß Skaisgirren war ein schlichter Bau von 1773. 1849/50 erhielt das Turmdach einen Dachreiter. Das später hinzugefügte Eingangsportal zum Kirchhof war mit drei Bögen im historisierenden Stil gestaltet.
1807 kam Napoleon Bonaparte mit einem Teil seiner Truppen nach Groß Skaisgirren. Die Kirche diente als Pferdestall, und Napoleon selbst wohnte im gegenüberliegenden Pfarrhaus. Das Zimmer wurde danach das Napoleonzimmer genannt. Donald Zedler teilt mit, dass sein Großvater, Pfarrer Karl Wessolleck, vor dem Krieg in der Kirche von Groß Skaisgirren den Sonntagsgottesdienst gehalten hat.

Die ev. Kirche von Groß Skaisgirren ist im Krieg nur wenig beschädigt worden. Nach 1945 wurde der obere Teil des Kirchturms bis zur Dachhöhe des Schiffs abgetragen, und die Fenster wurden zugemauert. Das Langhaus der Kirche wurde zunächst als Kulturhaus, dann als Kaufhalle genutzt. Jetzt befindet sich ein Kino in dem Gebäude. Die Vorhalle und die Sakristei sind zerstört. Das schmucke Portal zum Kirchhof von Groß Skaisgirren ist erhalten geblieben, allerdings wirkt es heute etwas deplaziert auf einem öden Platz vor der verunstalteten Kirche und der zweckentfremdeten Aussegnungshalle (heute Imbissbude).

Die ehem. Kirche und Aussegnungshalle (links) in Groß Skaisgirren
Das Portal zum ehem. Kirchhof in Groß Skaisgirren

Katholische Kirche

Eingang zur russ.-orth. Kirche in Groß Skaisgirren

In Groß Skaisgirren (Bolschakowo) gibt es heute eine katholische Gemeinde, die ein aus dem Jahre 1925 stammendes und gut erhaltenes Kirchengebäude nutzt, das vor dem Kriege der Adventistengemeinde gehört hat.

Adventistenkirche

Eine Adventistenkirche wurde 1925 an der Neuen Straße errichtet. Nach dem Krieg wurde das Gotteshaus lange Zeit als Laden genutzt. Heute ist es die Kirche der Katholiken.

Sonstige Glaubensgemeinschaften

Wie in der ganzen Elchniederung gab es auch in Groß Skaisgirren Freikirchen, Sekten und religiöse Gemeinschaften, die nie der Landeskirche angehörten. Da gab es u.a. den Bund freier Christen, die Baptisten, Evangelische Gemeinschaft, die Neuapostolische Gemeinschaft, wenige Sabbatisten, Adventisten und die Zeugen Jehovas.

Russisch-orthodoxe Kirche

Die russisch-orthodoxe Gemeinde in Groß Skaisgirren (Bolschakowo) hat die ehemalige ev.-luth. Pfarrkirche übernommen und sie damit vor dem Untergang bewahrt. Das Kirchenschiff wurde den Bedingungen des orthodoxen Ritus entsprechend neu gestaltet. Auch der Kirchturm wurde wieder aufgebaut mit einem oberen Abschnitt im traditionellen russischen Stil.
Der Kirchhof und die Umgebung wurden schön hergerichtet.

Heutige Situation

Katholische Kirche in Groß Skaisgirren (zuvor Adventistenkirche)
Russ.-orth. Kirche in Groß Skaisgirren (zuvor ev.-luth. Pfarrkirche)

Geschichte

Die Tilsiter Straße in Groß Skaisgirren um 1900

Erst ab Ende des 16. Jh. wurde die Gegend am Klingeberg (40 m) und Ossa-Bach langsam besiedelt, und auf den gerodeten Flächen wurden Dörfer gegründet. Skaisgirren war die zweitälteste Siedlung in der Gegend. Der Ort wird erstmals 1583 genannt. In einer Urkunde aus diesem Jahr heißt es: „In Skeisgirn wohnet einer mit Namen Domasch. Zinset jährlich 5 Mark Geld und einen Marder oder aber 1 Mark 15 Schilling Mardergeld.“ Bald kamen mehr Kolonisten hinzu. Sie haben weitere Flächen urbar und nutzbar gemacht. Denn etwa um 1600 mussten schon Steuern für 15 Hufen brauchbaren Landes gezahlt werden. Wenn man davon ausgeht, dass eine Hufe Land ca. 30 Morgen umfasst, so war das eine Fläche von 112,5 Hektar. Weitere Siedler kamen hinzu, auch welche aus Litauen. Sie rodeten mit großem Fleiß immer mehr Flächen, so dass sich der Ort weiter ausdehnte und auch andere Dörfer in der Umgebung entstanden. Einem Bericht von 1662 ist zu entnehmen, dass in dem Gebiet des späteren Kirchspiels Skaisgirren schon Dörfer mit insgesamt 77 Hufen angelegt waren. Dazu gehörten u.a. Kletellen (Georgenheide), Groß Wixwen (Vielbrücken), Gründann, Kriplauken (Kripfelde) und Groß Girratischken (Wartenhöfen).

Weitere Ansiedlungen wurden durch das von dem Großen Kurfürsten erlassene Köllmische Recht gefördert. Hierdurch erhielten besonders Privilegierte oder Adlige große Landflächen als Privateigentum übertragen. In der Folgezeit wurden Wege und Straßen gebaut und dadurch das ganze Gebiet erschlossen. Dies wiederum zog Geschäftsleute an, die sich dort niederließen, um die Bedürfnisse der Bevölkerung abzudecken.
So entstand allmählich ein auf die damalige Zeit bezogener bescheidener Wohlstand.

Amtsbezirk Groß Skaisgirren/Kreuzingen (1874–1945)

Zwischen 1874 und 1945 war Groß Skaisgirren namensgebend für einen Amtsbezirk im Kreis Niederung
(ab 1939 Amtsbezirk Kreuzingen, Kreis Elchniederung) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen
Provinz Ostpreußen.
Ihm gehörten anfangs elf Orte an, am 1. Januar 1945 waren es aufgrund zahlreicher Umstrukturierungen nur noch sechs:

Name Änderungsname
1938 bis 1946
Russischer Name Bemerkungen
Georgenwalde 1893 nach Kletellen eingegliedert
Gronwalde 1893 nach Klein Girratischken eingegliedert
Groß Girratischken Wartenhöfen
Groß Skaisgirren Kreuzingen Bolschakowo
Klein Girratischken ab 1935:
Gronwalde
Klein Ischdaggen Georgenforst
Klein Wixwen 1912 nach Kumpelken (Amtsbezirk Parwischken) eingegliedert
Leidingsfelde 1893 nach Klein Girratischken eingegliedert
Paossen Margen 1928 nach Wilhelmsbruch eingegliedert
Szanlauken
Warschauningken
ab 1893:
Kletellen
Georgenheide Uroschainoje
ab 1929:
Wilhelmsbruch, Forst
Groß Skaisgirren auf dem Messtischblatt von 1935

Am 1. Januar 1945 gehörten noch die Gemeinden Georgenforst, Georgenheide, Gronwalde, Kreuzingen, Wartenhöfen und Wilhelmsburch, Forst zum Amtsbezirk.

Ortsbeschreibung

An der Verkehrsinsel in der Ortsmitte von Groß Skaisgirren

Einen wirtschaftlichen Aufschwung brachte die Eröffnung der Bahnstrecke Königsberg-Tilsit, deren letztes Teilstück
am 01.10.1891 in Betrieb genommen wurde. Damit war eine schnelle Verbindung für den Personen- und Güterverkehr
geschaffen worden. Auch die Kleinbahnstrecke Kreuzingen-Insterburg trug dazu nutzbringend bei.
Durch die hervorragende Lage im Verkehrsnetz entwickelte sich Groß Skaisgirren zu einem Hauptmarktplatz.
Dort war der größte Wochenmarkt von ganz Ostpreußen und der größte Ferkelmarkt vom ganzen damaligen Preußen.

Bei diesem regen Geschäftsleben waren auch andere Branchen gefragt. So gab es in Groß Skaisgirren drei Hotels,
vier Gaststätten mit Übernachtungsmöglichkeiten, zwei Cafes zwölf Kolonial-, Eisenwaren-, und Lebensmittelgeschäfte,
eine Landmaschinen-Großhandlung, fünf Textilgeschäfte, Kürschner, Geschäfte für Fleisch- und Wurstwaren, zwei Gärtnereien, Frisöre, andere Handwerksbetriebe, drei Arzte, drei Zahnärzte, einen Tierarzt einen Apotheker und drei
Rechtsanwälte. Am Ort waren auch ein Amtsgericht mit Kaluse, ein Postamt, eine Sparkasse und eine Bank sowie
eine Molkerei. Die größten Arbeitgeber von Groß Skaisgirren waren die Kreuzinger Mühlenwerke, die Neidenburger
Mühlenwerke, die aber schon zu Wartenhöfen gehörten, und die Eierzentrale etwa seit 1936.

Groß Skaisgirren hatte eine Freiwillige Feuerwehr, die als erste im Kreis Elchniederung eine Motorspritze besaß.
Etwa 1905 erhielt der Ort sein erstes Stromnetz.

Alte Ansichten

Kleinbahnhof in Groß Skaisgirren
Dorfstraße mit Kleinbahn in Groß Skaisgirren
Kleinbahnhof in Groß Skaisgirren (Sommer 2006)
Staatsbahnhof in Groß Skaisgirren (Sommer 2009)

Kirchenbücher

siehe: Kirchbuchbestände Kreis Elchniederung

Karten

Kreis Elchniederung, 1936
Groß Skaisgirren auf der Ostpreußenkarte 1936


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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Quellen / Einzelnachweise