Evangelische Kirche Metschkau

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Festschrift 1932

Festschrift "Kirchenkreis Striegau in Geschichte und Gegenwart - Festschrift zur General-Kirchenvisitation 1932", Herausgegeben von Pastor P. Hechler, Saarau i. Schl.

Metschkau

Zur Pfarrstelle Metschkau gehören die Dörfer Metschkau, Zuckelnick, Pläswitz, Ossig, Neuhof, Guckelhausen und (im Kreise Neumarkt) Weicherau. Von diesen sind die Orte Metschkau, Pläswitz und Zuckelnick überwiegend evangelisch, Ossig, Guckelhausen und Weicherau (bis auf das Dominium) überwiegend katholisch, während in Neuhof jetzt etwa 200 Evangelische und 300 Katholiken gezählt werden. Neuhof war ursprünglich rein katholisch — im Jahre 1860 unter 500 Katholiken etwa 30 Evangelische. Es war der Sommersitz des Abtes von Leubus, kam dann durch Säkularisierung in Staatsbesitz und wurde von diesem im Jahre 1811 verkauft. Seit 1867 ist dieses ehemalige Klostergut im Besitz der Familie von Wietersheim.

Seit der Zeit des Dreißigjährigen Krieges gehörten zur Pfarre Metschkau auch die beiden im Kreise Neumarkt gelegenen Dörfer Jerschendorf und Tschammendorf. Erst im Jahre 1928 wurden sie abgetrennt und mit der Pfarrstelle Pirschen verbunden. Die jetzige Pfarrstelle Metschkau wurde gegründet im Jahre 1742. Als die Reformation Schlesien erfaßte, wurde auch die heute noch vorhandene — jetzt katholische — Kirche eine evangelische. Erhalten ist aus dieser Zeit nichts. Nur von dem letzten evangelischen Geistlichen, M. Wolfgang Ferentz, ist aus dem Jahre 1653 eine gedruckte Predigt vorhanden, die er vor seiner Vertreibung durch die Katholiken als Abschiedspredigt gehalten hat. Sie hat folgenden Titel: Letzter Ehrenkuß, welchen aus treuem Hertzen seinen Gottseligen und Christ-Evangelischen Kirch-Kindern zu Metschkau und Järschendorff, gegeben M. Wolfgang Ferentz, p. t. Exul, als derselbige abgewichenes Christfest, am Tage des h. Märtyrers Stephani, 1653 um der wahren Bekenntniß seines Evangelischen Glaubens willen, abermahl ins Elend verwiesen wurde.

Ferentz war bereits 1650, am 8. August, aus Jauer, wohin er vier Jahre vorher als „ordentlicher Prediger an der Hauptkirche zu St. Martini“ berufen war, auf Befehl des kgl. Amtes in Böhmen vertrieben worden. Nachdem er im Jahre 1653 aus Metschkau vertrieben war, wurde die Kirche in Metschkau der katholischen Gemeinde in Ossig, die Kirche in Jerschendorf der katholischen Gemeinde in Peicherwitz übergeben, weil weder zu Metschkau noch zu Jerschendorf Katholiken vorhanden waren. 1764, 1792 und zuletzt 1927 wurden an dieser Kirche (in Metschkau) bedeutende Reparaturen ausgeführt, auch der Turm 1764 mit einer schönen Schlaguhr versehen, von der aber heute nichts mehr vorhanden ist. Bis Ende 1835 kamen die Erträgnisse des Klingelbeutels bei evangelischen Beerdigungen in Metschkau der katholischen Kirche daselbst zugute, so daß bis zum Jahre 1840 sich aus diesen und anderen Erträgnissen ein Ärar (Vermögen) von mehr als 10 000 Reichstalern hatte ansammeln können.

In Pläswitz bestand früher eine katholische Kirche, dort, wo jetzt der katholische Friedhof sich befindet. 1633 ist diese Kirche eingeäschert worden, Teile der Grundmauern bestanden noch um 1850. Im Jahre 1833 wollte die Gemeinde Pläswitz über die teilweise noch festen Mauern eine Bedachung herstellen lassen und den inneren Raum zur Abhaltung von Begräbnisreden angemessen einrichten. Das wurde aber von der Regierungskommission — an deren Spitze ein Katholik stand! — nicht genehmigt. Während der Gegenreformation hielten sich die evangelischen Gemeindeglieder nach Gränowitz bei Mertschütz und nach Groß-Baudiß; auch die Kinder wurden meistens dort getauft. Diese Zeit dauerte 89 Jahre, bis Friedrich der Große in Schlesien einmarschierte. Am 22. August 1742 richteten die Gerichtsscholzen von Metschkau, Pläswitz, Järschendorf und Tschammendorf ein Gesuch an den König, „er möge geruhen, in Metschkau, allwo zwar eine katholische Kirche, aber nur ein einziger Katholik, nemlich der Pachter dasiger Pfarr-Widmuth und in denen erwähnten anderen Dörfern lauter Evangelische Inwohner vorhanden, ein Evangelisches Bethaus anzulegen und aufzubauen, und dasselbe mit einem tauglichen, exemplarischen Prediger cum exercitio omnium actuum ministerialium nebenst einem Schulhalter zu besetzen“. Bereits am 23. August kam die Antwort, in der der Commissarius perpetuus von Eyke angewiesen wurde, ohne Zeitverlust einen Termin anzusetzen. Am 3. September wurde in diesem Termin ein Protokoll angefertigt, in dessen neun Fragen und Antworten alles Notwendige erörtert wurde. Aus dieser Niederschrift geht hervor, daß damals vorhanden waren:

in Metschkau       41	
in Pläswitz        36	
in Zuckelnick      16	
in Järschendorf    36	
in Tschammendorf   19	
Summa:	           148 Wirthe

Zu dem zu erbauenden Bethaus hatten sich außer den erwähnten noch folgende Dörfer sich zu halten bereit erklärt: Weicherau, Neuhof, Förstchen, Rauske, Pohlsdorf und Struse. Von diesen sind nur die beiden ersten geblieben. Am 29. September erfolgte dann die Genehmigung des Baues. Die Baukosten streckte der damalige Erbscholze Joh. Christoph Thiel in Höhe von 600 Reichstalern Schlesisch vor. Sie wurden ihm bis zum Jahre 1748 aus den Kircheneinnahmen zurückgezahlt. Der Bau des Bethauses dauerte nur neun Wochen. Am 23. Sonntag nach Trinitatis wurde in dem neuen Bethaus die erste evangelische Predigt durch den Kreis- und Kircheninspektor, Herrn Gottfried Balthasar Scharff aus Schweidnitz, gehalten. Gottlieb Sommer, ein gebürtiger Striegauer, wurde unter drei Probepredigern gewählt und, nachdem er am 17. Dezember in Breslau das Examen bestanden hatte, in der Kirche zu Elisabeth ordiniert. Die Installation erfolgte am 31. Januar 1743. Gleichzeitig wurde auch der erste Organist und Schulhalter in Metschkau, Herr Samuel Bänisch, in sein Amt eingesetzt. Die ersten beiden Kirchväter waren Caspar Grau und Andreas Grundmann, beide Bauern und Gerichtsgeschworene in Metschkau. Diese Kirchväter bildeten mit dem Pastor das Kirchenkollegium, bis es vom Jahre 1835 ab durch Abgeordnete aus allen Gemeinden erweitert wurde.

Im Jahre 1792 beging Pastor Sommer das 50 jährige Kirchen- und Amtsjubiläum. Er starb am 14. April 1798 im 56. Amtsjahr 83 ½ Jahre alt. Seit 1794 unterstützte ihn in der Amtsführung sein jüngster Sohn Gustav Friedrich, der dann sein Nachfolger wurde. In den Wirren der schlesischen Kriege hatten unsere Gemeinden viel zu leiden. 1760 plünderten die Russen elf Tage lang und raubten u. a. in der Kirche die Bekleidungen von Altar, Kanzel und Taufstein, einige Kelche, Chorröcke und andere Gegenstände. Die meisten Einwohner hatten sich wegbegeben. Auch Sommer mußte mit den Seinen nachts nach Breslau laufen. Ähnlich erging es seinem Sohne 1813. Das erste Pfarrhaus wurde 1743 auf einem Dorfangerplatz, der der Herrschaft gehörte, erbaut. Schon 1750 mußte dieses von Bindwerk und Schindelbedachung erbaute Haus mit Schieferbruchsteinen untermauert werden. 1825 geriet es durch ein im gegenüberliegenden Kretscham ausgebrochenes Feuer in große Gefahr; durch die Glut zersprangen sämtliche Fensterscheiben. 1844 wurde das jetzige Pfarrhaus erbaut.

Pastor Sommer und sein Sohn, der am 10. Dezember 1825 starb, wurden nebst ihren Angehörigen in der Sommerschen Gruft beigesetzt. Nur drei Jahre dauerte die Amtszeit des nächsten Pastors, Ludwig Falk, des Vaters des in Metschkau 1827 geborenen späteren Kultusministers Falk — der preußische Lehrerverein hat 1928 am Pfarrhaus eine Gedächtnistafel für diesen anbringen lassen. Falk ging nach Schweidnitz und kam später nach Breslau an die Hofkirche. Sein Nachfolger wurde Joh. Caspar Schulz (1829—1879). In den ersten Jahren hatte er viele Schwierigkeiten zu überwinden. Unter anderem führte die Kirchengemeinde gegen die politische Gemeinde in Metschkau einen Prozeß wegen des Schulhausbaues, den in beiden Instanzen die Kirchengemeinde verlor. Weiter fällt in seine Amtszeit die „christkatholische Bewegung“, die besonders in Jerschendorf viele Anhänger fand. Ferner hat er den Neubau des Pfarrhauses und vor allem den Ersatz des baufälligen Bethauses durch eine Kirche mit Turm und Glocken (1867) erlebt. Während der Jahre 1860 bis 1867 war mit Genehmigung des Fürstbischofes von Breslau in der katholischen Kirche Gottesdienst gehalten worden. In Jerschendorf hatte die Gemeinde die katholische Kirche zurückerhalten, wenn auch unter vielen Schwierigkeiten; in Metschkau jedoch verstanden es die beiden Vorsitzenden der Regierungskommission, die beide katholisch waren, vortrefflich die Rückgabe der katholischen Kirche, die damals nur ganz selten benutzt wurde, zu verhindern. (Termin vom 4. 8. 1840.) So wurde denn am zweiten Adventssonntag 1867 die neuerbaute Kirche durch den damaligen Generalsuperintendenten D. Erdmann geweiht. Am 5. Juni 1879 konnte Pastor Schulz sein 50jähriges Amtsjubiläum feiern, und am 11. Februar 1881 ging er heim.

Sein Nachfolger wurde Hermann Niebuhr, der nach sieben Jahren Metschkau verließ, um als vierter Geistlicher an die Gnadenkirche nach Hirschberg zu gehen. Am 27. März 1887 wurde Pastor Paul Fengler eingeführt. Die dankbare Erinnerung an sein reichgesegnetes Wirken in 40 jähriger Amtszeit ist in unserer Gemeinde noch so gegenwärtig, daß sich mehr zu sagen erübrigt. Er lebt zur Zeit in Liegnitz im Ruhestande. Der gegenwärtige Geistliche, Pastor Karl Wiethüchter, wurde am 11. März 1928 in sein Amt eingeführt. Das Patronat wird seit 1770 von der Familie der Barone von Buddenbrock ausgeübt. Generalfeldmarschall Wilhelm Dietrich von Buddenbrock heiratete am 15. August 1745 die verwitwete Frau Beate Abigail von Nostitz, geb. von Siegrodt, Besitzerin der Güter Pläswitz, Johnsdorf, Zuckelnick, Laasan, Peterwitz und Saarau. Seit 1906 ist Freiherr Erich von Buddenbrock Patron der Kirche.

Eine zweite Predigtstätte besteht in Neuhof (Schloßkapelle). Dort ist alle drei Wochen Gottesdienst.

In Metschkau und in Neuhof ist je eine Gemeindeschwesternstation (Diakonissinnen aus Mertschütz). Der Friedhof in Metschkau ist Eigentum der Kirchengemeinde, die Friedhöfe in Zuckelnick, Neuhof und Guckelhausen sind Kommunalfriedhöfe, die in Pläswitz und Ossig und Weicherau sind katholisch. Ferner bestehen zwei kirchlich geweihte Privatbegräbnisstätten in Pläswitz und in Neuhof. Auf dem Kommunalfriedhof in Neuhof steht eine Kapelle; die im Jahre 1867 vom Besitzer des Schlosses Neuhof mit der Bedingung den Katholiken von Neuhof geschenkt wurde, daß die Evangelischen von Neuhof berechtigt sein sollten, ihre Begräbnisfeiern dort abzuhalten. Dieses Recht wurde vom damaligen Fürstbischof erteilt, seit einigen Jahren aber bestritten. Zur Zeit schwebt der Prozeß, den die Kirchengemeinde Metschkau wegen des Mitbenutzungsrechtes gegen die katholische Kirchengemeinde Ossig führt. In der ersten Instanz hat sie gewonnen; nachdem von Ossig Berufung eingelegt worden ist, ist der Prozeß beim Oberlandesgericht in Breslau in zweiter und letzter Instanz.

Die Kirchengemeinde Metschkau ist eine reine Landgemeinde ohne irgendwelche Industrie. Wenn auch die Lebensbedingungen immer schlechter geworden sind, hält aber doch der überwiegende Teil treu zur Kirche seiner Väter und vertraut fest darauf, daß Gott der Herr die Seinen kennt und sie nicht verlassen wird. Geistliche. 1650 — 53: M. Wolfgang Ferentz. 1. 1742—98: Gottlieb Sommer, 2. 1798—1825: Gustav Friedrich Sommer, 3. 1826—29: Ludwig Falk. 4. 1829—79: Johann Caspar Schulz. 5. 1879—87: Hermann Niebuhr. 6. 1887—1927: Paul Fengler. 7. Seit 1928: Karl Wiethüchter.

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