Carl Gottlieb Schneider

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Carl Gottlieb Schneider (* 3. Dezember 1839 in Peiskersdorf; † 4. Oktober 1888 in Peterswaldau) war ein deutscher Fabrikant zu Peterswaldau am Eulengebirge in Niederschlesien.

Zunftwappen Weber.jpg

Leben

Carl Gottlieb Schneider entstammt einem alten Weber-Geschlecht das mit Adam Schneider 1720 in Schlesien erstmals urkundlich genannt wird. Aber vermutlich schon im 16. Jahrhundert sind die ersten Vorfahren als Protestanten nach Schlesien eingewandert. Carl Gottlieb wird wie viele seiner Vorfahren Webermeister und baut in Peterswaldau eine größere Fabrikation von Barchentstoffen auf. Die Familie Schneider hatte über sechzig Webstühle bei Heimarbeitern[1] in Betrieb.

1867 heiratet er in Peterswaldau die Bäckermeisterstochter Pauline Tietze (1844–1917). Das Paar bekommt 16 Kinder von denen 8 schon im Kindesalter versterben. Bei einem Besuch in England lehrnt er die Dampfmaschine kennen. Zurück in Schlesien plant er den Bau einer großen Fabrikhalle wo die Webstühle mit Hilfe von Dampfkraft angetrieben werden, dazu kommt es aber nicht mehr weil Carl Gottlieb Schneider überraschend 1888 im Alter von 48 Jahren verstirbt.

Zehn Jahre später übersiedelt die gesamte Familie Schneider von 1898 bis 1902 in den Harz. Hier werden in Ballenstedt, Bad Harzburg, Wernigerode, Straßberg, Schöppenstedt, Hasselfelde, Elbingerode und Gernrode für jedes der acht Kinder ein Geschäft gegründet. 1999 konnte ein Urenkel von Carl Gottlieb Schneider das 100-Jährige Firmenjubiläum seines Modehauses feiern.[2]

Die Nachfahren von Carl Gottlieb Schneider leben heute unter anderen in Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Thüringen, Baden-Württemberg und Spanien.

In Peterswaldau (Eulengebirge) sind heute – bis auf das stattliche große Wohnhaus – keine weiteren Spuren der Familie Schneider zu finden.[3]

Geschichte

Frau mit Barchentrock (19. Jh.).jpg

Die zunehmende Bevorzugung farbenfroher Kleidungsstücke seit dem späten Mittelalter steigerte die Nachfrage nach Barchent, der schon bald zum großen Konkurrenten der bisher verbreiteten Stoffe aus Wolle und Leinen aufstieg. Vom damaligen Barchent-Boom profitierte vor allem auch die Familie Fugger aus Augsburg.

Die Weber in Gerhart Hauptmanns Sozialdrama Die Weber, das vom Aufstand der schlesischen Weber 1844 handelt, waren Barchentweber.

Die allgemeine Barchentweberei kam ab dem Ende des 19. Jahrhunderts allmählich zum Erliegen, da für Unterkleider, Futter und Überzüge mehr gewirkte und leicht gewebte baumwollene und halbwollene Zeuge in Gebrauch kamen

Heute wird Barchent nur noch selten verwendet.[4]

Anmerkungen

  1. Artikel Barchentweber. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
  2. Artikel in der Tageszeitung HARZ KURIER (14. September 1999)
  3. Genealogie – 300 Jahre Familie Schneider (1720–2020)
  4. Wikipedia.de (01/2021)

Siehe auch

Schneider (Familienname)

Literatur

  • E. Müller: Handbuch der Weberei. Leipzig 1896
  • Hugo Weczerka: Handbuch der historischen Stätten Schlesien. Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 490
  • Alois Kießling, Max Matthes: Textil-Fachwörterbuch. 5. Auflage, Schiele & Schön, Berlin 1993, ISBN 3-7949-0546-6.
  • Michael North (Hrsg.): Deutsche Wirtschaftsgeschichte: Ein Jahrtausend im Überblick, 2. Auflage, C. H. Beck, München 2005, ISBN 978-3-406-50266-8, S. 57–59
  • Hans E. Bremes: 140 Jahre Weberaufstand in Schlesien. Industriearbeit und Technik – gestern und heute. Ein Beitrag zur politischen Kulturarbeit. Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 1985, ISBN 3-924550-11-5.
  • Christina von Hodenberg: Aufstand der Weber. Die Revolte von 1844 und ihr Aufstieg zum Mythos. Dietz, Bonn 1997, ISBN 3-8012-3073-2.

Weblinks