Vlotho/Herkunft von Namen

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Namen im Raum Vlotho und ihre Herkunft

Ortsnamen

In Valdorf wurde bei Ausgrabungen ein vermutlich noch im 8. - 10. Jahrhundert bestandenener altsächsischer Bauernhof entdeckt. Vermutlich waren andere an wesentlich verkehrsgünstigeren Stellen des Tales gelegene Höfe älter als der kleine gefundene Hof am Waldrand. Das lassen vor allem die Ortsnamen vermuten, von denen früher einige auf -hausen endeten. Sie enthalten in ihrem Bestimmungsort meist altsächsische Vornamen und sollen 500-700 entstanden sein.

So hieß1556 der an der oberen Linnenbecke liegende Ortsteil von Valdorf Sutmarshusen, entstanden aus Suitmarshusen. Später wurde dann daraus Südmersen. Die Bauerschaft Hollwiesen (um 1200 noch Halvessen) hat nichts mit Holz oder Wiesen zu tun, sondern geht auf ein Haluwatshusen zurück.

Es scheint so zu sein, daß die Endung -dorf, die auch in der näheren Umgebung Vlothos in der niederdeutschen Form -trup vorkommt, genauso wie die altsächsische Endung -husen (oder -hausen) an den Namen des ersten Siedlers angehängt worden ist. So ist die heutige Bauerschaft Wehrendorf (früher Werinctorpe geschrieben) wohl auf den Familiennamen Waring zurückzuführen. Steinbründorf (früher Steinbruninctorpe) enthält genau wie das im benachbarten Lippe liegende Brütorf, den Namen Bruno, vielleicht erweitert durch die Endung -ing, die in der Umgebung soviel wie Sippe bedeutet.

Von dem Vornamen Albert stammt sicherlich die Siedlung Albertincdorf, die im Kirchspiel Valdorf gelegen haben soll. Valdorf hieß bei seiner erstmaligen schriftlichen Erwähnung Valethorpe. Es gibt Vermutungen daß der Name von Vahl (= eben, flach) abgeleitet worden ist. Da das aber auf die Umgebung nicht zutrifft, liegt eher die Vermutung nahe, daß der Name doch einen unbekannten Vorname zurückgeht.

Sächsisch sind auch die Bachnamen Vlothe und Salte, von denen die Ortsname Vlothowe und Saltowe abgeleitet wurden. Offiziell wird heute davon ausgegangen, dass Vlothowe = Flussaue bedeutete und die heute im Unterlauf ab Valdorf als Forellenbach bezeichnete Linnenbecke (Ursprung auf dem Bonstapel) meinte. Aus Vlothowe wurde dann Vlotho. Verschiedentlich taucht zur Weserstadt auch der Begriff "Vlöthe" auf, der aber schon 1888 von Harland als auf die vorhandene Fähre zutreffend angewandt wurde.

Der Name der um 1830 in Exter aufgegangenen Bauerschaft Solterwisch leitet sich ab von den alten Namen "Soltowe" bzw. "Solte" (Solte = Salze. Sie entspringt in Solterwisch, wendet sich nach Süden durch Exter und Bad Salzuflen und mündet in diesem bekannten Kurort in die Bega, die ein paar hundert Meter weiter in die Werre mündet). Der Zusatz "Wisch" gilt für "Wiese". Wahrscheinlich darf man rückschließen, dass "Soltowe" ursprünglich als "Salzeaue" gemeint war.


Familiennamen

Da die Menschen früher im allgmeinen noch nicht so dicht zusammen siedelten, kam man vor allem in ländlichen Gegenden lange Zeit mit nur einem Namen aus, um den Träger des Namens im Kreise seiner Siedlungsgenossenschaft eindeutig zu bestimmen. Erst als in den Städten die Menschen immer näher zusammenrückten und ihre Zahl sich immer mehr vergrößerte, wurde der Familienname notwendig.

In ländlichen Gegenden (wie auch die Bauerschaften in und um Vlotho gehörten) dauerte es noch einige 100 Jahre länger, bis alle Hofbesitzer Familiennamen bekamen. Verschiedene wurden gar erst im 19. Jahrhundert so fest, daß sie sich nicht mehr änderten. Die in der Zeit von 1500 - 1700 entstandenen Familiennamen erfuhren nämlich im 18. Jahrhundert noch eine Erweiterung, indem an die bis dahin verwendeten Familiennamen vielfach die Endung - meier oder - mann angehängt wurde.

Bei den im Raum Vlotho verwendeten Familiennamen kann man vor allem drei Arten feststellen:

  • Familiennamen die auf Berufe zurückgehen
  • Familiennamen die auf einen früher gebräuchlichen Vornamen zurückgehen
  • Familiennamen die auf die Lage eines Hofes zurückgehen

Die heute vorkommenden Namen lassen ihre alte Herkunft oft nicht oder nur sehr schwer erkenn. Eine oftmals gute Hilfe kann hier der Blick in die ältesten Einwohnerlisten oder Kataster geben, wie die des Urbars der Grafschaft Ravensberg. In diesen sind oft die ursprünglichen Namen mit extra Angaben verzeichnet.

Einer der ältesten von einem Beruf abgeleiteten Namen auf dem Lande ist der Name Meyer/Meier/Mayer etc.

Dieser Name stammt von dem lateinischen Wort Major ab. Der Major hatte als Besitzer eines größeren Hofes die Abgaben der anderen Höfe für den Grundherren einzuziehen. In der Bauerschaft Valdorf saßen diese Meier auf den Höfen Hollwiesen Nr. 1, Bonneberg Nr. 1 und Pehlen (Wehrendorf) Nr. 1. Aus dem Bonnebergmeier wurde dann der heute vertretene Name Bonnemeier. Speziell die Namen mit der Endung -meier sind häufig vertreten.

Auf den Höfen Bonneberg 27 und Steinbründorf 33 wohnten 1687 die Scheper, die als Gemeindehirten das Vieh der Gemeinheit hüteten. Aus ihnen wurden dann die Schäfer.

Eine Berufsbezeichnung findet sich natürlich auch im Namen Bauerrichter wieder. In Valdorf sind diese früher auf den Höfen Steinbründorf 20 und Bonneberg 37 zu finden. Der Bauerrichter war früher eine Art Gemeindevorsteher in einer Bauerschaft.

Andere Berufsbezeichnungen finden sich in folgenden Namen wieder:
Kixmöller, Broyer/Brauer/Bröer, Bretthauer, Seeger, Timmer/Zimmermann auch in der Form Timmerberg, Timmermeier und natürlich Schmied/Schmidt in all seinen Formen.

In Steinbründorf Nr. 40 wohnte 1687 ein Helle, wie auch auf Steinbründorf 32. Aus dem einen wurde Hellschmidt aus dem anderen Hellmeier. Helle selbst ist übrigens wiederum eine Ortsbezeichnung für den südöstlichen Teil von Steinbründorf am Hellweg.

Im Urbar von 1556 wird ein Wulf in der Kuhle genannt. Er lebte in der sog. Wulfekuhle, die als Namenspate für die Besitzer des Hofes Steinbründorf 10 stand.

Ortsbezeichnungen als Namenspaten tauchen in der Bauerschaft Steinbründorf vielfach auf. Auf dem Hof 24 Selberg, Hof 36 Lichtenberg, Hof 37 Siekmann am Senkelteich, Hof 28 Linnenbecker und Hof 23 Lohkamp. Auf dem Hof 30 trat schließlich einmal ein Hinrich in den Ellern auf.

In der Bauerschaft Hollwiesen gibt es den Namen Beckmann (Hof 8). Dieser tritt in einer späteren Form als Begemann auf, an welchem man den Ursprung Bachmann nicht mehr auf den ersten Blick erkennt.

In der Bauerschaft Bonneberg treten folgende Flurbezeichnungen als Namensgeber auf:

Flage = Fläche tritt im Urbar zweimal auf; als Henrich an dem Flage (Hof 12) und Hans ufm Flage (Hof 22). Heutzutage ist daraus der Familienname Flachmeyer geworden. Zum Hof 19 gehörte der Strangmeyer, genannt nach dem Land "auf dem Strange" und nach dem Land "am Planke" nennen sich noch heute die Familien deren Vorfahren auf dem Hof 20 wohnten. Der ehemalige Henrich ufm Alfe tritt dagegen schon 1717 als Alfmeyer in einem Register auf. Auch die Namen Varenbrink (Hof 8) und Büschenfeld (Hof 67), die ebenfalls schon im Urbar 1556 erwähnt wurden, gehen auf Ortsbezeichnungen zurück.

Der Name Klußmeier (Hof 17) läßt sich von einer alten Mönchsklause ableiten, die auch dem Klußberg ihren Namen gab. Allerdings ist heute nicht mehr bekannt, wo diese genau gelegen hat.

Vornamen, die zu Familiennamen führten lassen sich auf den Höfen Steinbründorf 18 und 19 funden. Aus Everdts (Eberhard) wird der spätere Eversmeier und aus Peters (siehe auch Hollwiesen 4) wird später Peitsmeier. Der Name Michel (Steinbründorf 35) tritt 1785 als Michaelis auf, auf dem Hof Valdorf 57 ändert sich der Name Cordt in Korfs. Aus dem Vornamen Arnold wurde der häufig in der Umgebung vorkommende Name Nolte und später Nolting.

Eine Sonderrolle spielen die Ortsteile Sütmersen und Valdorf (vor allem in der direkten Umgebung der Kirche). Hier gab es nur wenige Höfe, dementsprechend lange kam man mit nur einem Vornamen aus. Später wurde dann einfach ein -ing oder ein -meier angehängt. So veränderten sich die Namen wie folgt:

Hof 2 Hermann zu Valdorf wird zu Hermsmeier
Hof 5 Henrich zu Valdorf --> Henrichsmeier
Hof 7 Barthold zu Sütmersen --> Bartelsmeier
Hof 11 Lüdecke zu Sütmersen --> Lücking

Der heute vorkommende Nachname Valdorf läßt sich in allen Fällen auf die Ortsbezeichnung zurückführen. Im Urbar von 1687 finden sich Arnd und Herm Topsundern, die beide nach der noch heute zu findenden Ortsbezeichung Topsundern benannt wurden. Beim Hof 21 ändert sich der Arnd allerdings über die Variante Ahlers in das heutige Ahlersmeier.

An der Grenze zum "Nachbarstaat" Lippe bildet sich auf dem Hof 49 aus dem Namen Jürgen Schnadt der heutige Name Schnadtmeier und am Krückeberg sowie am Winterberg wird aus den Ortsbezeichnungen der Namen Krückemeyer (Hof 17) bzw. Wintermeier (Hof 20). Schließlich wird aus dem alten Namen Berges der Name Bergmeier

Bis in das 19. Jahrhunder hinein war es übrigens auch üblich, daß der Name einer Familie sich vielfach nach dem Namen des Hofes und nicht unbedingt nach den väterlichen Eltern richtete, also der Hofname quasi vererbt wurde. In den Kirchenbuchregistern tritt dies bei Eintragungen wie modo oder genannt auf. Aus diesem modo oder genannt ist dann in der nächsten Generation oft schon eine Namesweitergabe geworden.


In Valdorf gab es den Hof Wehrendorf Nr. 13. Dieser hieß im allgemeinen Hof Wessel. Der Besitzer Wessel heiratete eine Frau geb. Brand. Als ihr Mann verstarb, heiratet Sie sehr bald ein zweites Mal und zwar einen Döhr. Bei den Geburten ihrer gemeinsamen Kinder lauten die Einträge des Vaternamens im Kirchenbuch Döhr, modo Wesselbrand. Aus Döhr und der verwitweten Wessel, geb. Brand, wurde also Wesselbrand. Bei der Heirat eines ihrer Söhne tritt der Vater im Kirchenbucheintrag schon nur noch als Wessel auf. Der Name des Hofes ist also weitergegeben worden.

Quelle: 900 Jahre Valdorf, Dr. Karl Grossmann, 1955
Persönliche Familienforschungen von K.-P. Wessel