Adlig Heydekrug

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Das Landgut Hugo Scheu in Heydekrug, 1994
Die große Scheune vom Gut Adlig Heydekrug
Gutshaus Scheu in Heydekrug im Jahre 1993

Hierarchie



Einleitung

Adlig Heydekrug, Kreis Heydekrug, Ostpreußen

  • Mit "Adlig" wird ein adliger Gutsbesitzer mit den entsprechenden adligen Vorrechten bezeichnet: hohe und niedere Gerichtsbarkeit, Jagd- und Fischereirecht, Patronat, Brauerei-, Brennerei-, Verlagsgerechtigkeiten, Herrschaftsrecht gegenüber dem Personal. Selbst der König konnte in diese Rechte nicht eingreifen. Ab 1800 wurden die adligen Güter Rittergüter genannt[1].


Name

Andere Namen und Schreibweisen

Allgemeine Information

  • Gut, am Nordufer des Schieß-Fluß, im Zentrum von Heydekrug, mit sehr großem Park entlang des Flusses[5]
  • Zu Adlig Heydekrug wird auch genannt[6]:


Politische Einteilung

1.5.1939: Adlig Heydekrug wird ein Ortsteil der Gemeinde Heydekrug.[8]


Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Adlig Heydekrug gehörte zum Kirchspiel Werden [9]
In Werden (litauisch: Verdainė) gab es schon im Mittelalter eine Kirche,
an der seit 1588 evangelische Pastoren bezeugt sind.
Nach 1911 war Pfarrer Moser als Seelsorger der Werdener Kirchgengemeinde tätig.
Der Gutsbesitzer Dr. Hugo Scheu stifte ein Grundstück in der Prinz-Joachim-Straße
für den Bau der großen Stadtkirche (1926 fertiggestellt) mit Pfarrhaus.

Katholische Kirche
Adlig Heydekrug gehörte zum katholischen Kirchspiel Szibben.
Die katholische Kirche in Szibben wurde 1903 fertiggestellt.

Die ev. Kirche in Werden bei Heydekrug
Kath. Kirche Szibben


Bewohner


Geschichte

Handskizze um 1650

Adlig Heydekrug wurde 1721 gegründet.[1]
Die erste Nachricht über das Domänenamt Heydekrug, welche sich im Königl. Staatsarchiv ermitteln lässt, ist der Name eines Amtmann Sperber, der 1727 die Generalpacht inne hat. Als sowohl Heydekrug wie das benachbarte Amt Prökuls noch Privatbesitz waren, haben beide Begüterungen einem Herrn von Grube gehört, doch lassen sich hierüber keine authentischen Nachrichten beibringen. Amtmann Sperber entstammte einer Familie, deren Urahne Elias 1521 als erster evangelischer Pfarrer aus Thüringen nach Bartenstein einwanderte, 50 Jahre später als Erzpriester in Wehlau starb, und deren Nachkommen heute auf Gerskullen, Lenken, Kleszowen und Prökuls angesessen sind.

Im Jahre 1732 finden wir als Pächter auf Heydekrug den Leutnant Johann Friedrich von Radeke, geb. 1695 in Pillupönen (eines Stammes mit den von Radeke auf Gamsau), dessen Ahnen um 1308 in Preußen einwanderten. In der Ritterschar des Hermann Balk befand sich ein Johann Radeke, der 1247 im Kampfe gegen die Heiden getötet wurde. Da König Friedrich Wilhelm I. bekanntlich keine Domänenpächter von Adel wünschte, legt Amtmann Radeke, der auch Althof-Memel und das Königl. Vorwerk Lappienen gepachtet hatte, seine Adelsprädikat nieder. In der Folge nannte sich die Familie Radtke. Johann Friedrich vermählte sich mit der elfjährigen (!) Tochter Luisa Regina des Amtsrats Werner. Nach dem um 1753 erfolgten Tode ihres Gatten heitratete sie in zweiter Ehe den Amtsrat Rautenberg, und 1757 in dritter Ehe den Amtmann Schlemüller. Ihrer Sohn erster Ehe, der 1741 geborene Ewald Radtke, vermählte sich mit einer Patschker aus Ruß und übernahm 1763 die Pacht von Heydekrug.

Als die Russen während des siebenjährigen Krieges in Ostpreußen eingerückt waren und ihr Feldherr Apraxin sein Heer sengend und mordend bis Memel führte, fiel auch der Wohlstand der Einwohner im Kreise Heydekrug dem Feinde zum Opfer; überall wurden die Guts- und Bauernhöfe abgebrannt, geplündert, getötet und alle wirtschaftlichen Kräfte völlig gelähmt und erschöpft. Allein im Bereich des Domänenamtes Heydekrug hatte de Feind über 60 Bauernhöfe zu Wüsteneien gemacht. Im Jahre 1764 bereits wurde an eine Neubesetzung aller wüsten Güter im Kreise Heydekrug gedacht, welche Arbeit dem dortigen Generalpächter und Domänenbeamten Schimmelpfennig übertragen wurde. Viele nach Polen geflüchtete Familien kehrten auf ihr altes Erbe zurück, oder aber die Höfe fanden neue Anwohner. Diese Bauern erhielten 2 Pferde, das nötige Getreide und Holz aus den königl. Wäldern zum Bau der Gebäude. Jedem Bauern wurden 4-5 Freijahre gewährt.

Der Amtsrat Ewald Radtke starb 1785; seine Witwe, Charlotte Wilhelmine geb. Patschker, heiratete den Kondukteur Beyer, der Heydekrug bis 1801 in Pacht hatte, es dann aber seinem Stiefsohn Franz Wilhelm Radtke übergab. Dieser heiratete Amalie Brandenburg, Tochter des Amtsrates Brandenburg auf Ruß und der Johanna Henriette Gertrud Cöler. 1804 läßt die Gumbinner Domänenkammer ein Gebäude- und Inventarienverzeichnis des Vorwerks Heydekrug anfertigen, da das bisher auf Zeitpacht ausgegebene Domänenamt 1803 aufgelöst und nunmehr das Vorwerk in Erbpacht ausgetan werden soll. Davon ausgenommen werden sollen die Brau- und Brennereigebäude nebst der Braugerechtigkeit, welche auf eine 18jährige Pacht vergeben werde sollen. Franz Wilhelm Radtke bleibt alleiniger Bieter und ersteht das Amtsvorwerk. Die Übergabe an den Erbpächter Radtke erfolgt am 10. Juli 1804.

Im September 1812 soll Radtke für Lieferungen an die französische Armee 200 Taler von der Regierungshauptkasse erhalten, bald darauf 6000 und schließlich 24000 Taler. Diese Summe will Radtke zur gänzlichen Ablösung des Kanons verwenden und fragt die Regierung, ob Heydekrug alsdann in die Rechte eines Rittergutes eintreten würde. Die angebotenen Lieferscheine werden von der Regierung als Zahlungsmittel zurückgewiesen. Indessen bleibt diese Angelegenheit jahrelang in der Schwebe und zieht sich bis November 1818 hin, an welchem Tag der Oberamtmann die letzten Taler an die Regierung zahlt und damit die Anerkennung des "Obereigentums" erhält. Das nunmehrige Rittergut Heydekrug hat eine Größe von 1630 Morgen. Daneben befindet sich ein köllmisches Gut gleichen Namens, dem Amtsrat Beyer gehörend.

1824 richtet ein Orkan und die nachfolgende Überschwemmung bedeutenden Schaden an. 1840 starb Franz Wilhelm Radtke in Kuwertshof, das er seinem Sohn John übergeben hatte, und hinterließ auf Heydekrug seinen älteren 1803 geborenen Sohn Richard. Dieser vermählte sich mit Auguste Hager, in zweiter Ehe mit der 1821 geborenen Fredericke von Trentovius, und ist 1863 gestorben. In seinem Todesjahr wurde ihm der Sohn Eduard geboren, welcher 1889 das väterliche Stammgut Heydekrug an den Besitzer von Löbardten,
Herrn Hugo Scheu, veräußerte. [10]

QS icon i freesans blue.svg Zur Geschichte des Gutes und zu Hugo Scheu


Verschiedenes

Karten

Heydekrug auf der Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160000


Adl. Gut Heydekrug im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Adl. Gut Heydekrug und Umgebung im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Adlig Heydekrug im Messtischblatt 0694 Heydekrug (1910-1940) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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Quellen

  1. Staßewski, Kurt von, Stein, Robert Hrsg.: Was waren unsere Vorfahren?, Amts-, Berufs- und Standesbezeichnungen aus Altpreußen, Königsberg 1938, Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen Hamburg 1991
  2. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  3. Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
  4. Amtsblatt des Memelgebietes vom 29.12.1923
  5. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  6. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  7. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  8. Amtsblatt Gumbinnen 1939: Neugliederung der Gemeinden und Gutsbezirke im ehemaligen Memelland ab 1. Mai 1939, S. 64ff,
    http://www.memelland-adm.de/Archiv/13 Verwaltungsbezirke/index.htm
  9. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  10. Kopp, Jenny: Beiträge zur Chronik des ostpreußischen Grundbesitzes, 1913