Amtsgericht Oelde

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Amtsgericht Oelde, Gerichtswesen im Münsterland: In oft kurzen Zeitabschnitten erlebten wir im Münsterland unterschiedliche, oft gegensätzliche politische Systeme: Feudalismus, Einzug der Moderne unter Napoleon, preußisches Kaiserreich, Weimar, NS-Staat, Besatzungsregime die Bundesrepublik. Dabei wurden Rechtsordnungen wie Wäschestücke gewechselt. Was blieb waren die Juristen und nahezu sämtliche Führungsstäbe des jeweiligen Systems, auch auf der regionalen Ebene.

Historische Hierarchie

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Oelde 1904: Königliches Amtsgericht an der Geiststraße

Zeitschiene vor 1803

Früheres Gerichtswesen (Fürstbistum Münster)

Vor Beendigung der Landesherrschaft des Fürstbistums Münster führte die Regierung die Oberaufsicht über sämtliche Untergerichte durch Beamte der Oberaufsicht. Die Untergerichte waren teilweise im fürstlichen Besitz, teilweise Privatgerichte des Domkapitels, anderer Kooperationen, Städte oder Gutsbesitzer.

Übersicht der Jurisdiktion

Über die Gerichtsherren, Gerichtsbezirke und Orte, wo sich die Gerichtsakten 1864 befanden, verhält sich nachstehende Übersicht:

Lfd.
Nr.
Bezeichnung
des Gerichtes
Gerichtsherr Gerichtsbezirk Ablageort
Aktenarchiv
07 Stadt- und Gogericht Beckum Landesherr
Fürstbistum Münster
Dorf Vellern mit den Bauerschaften Dorf, Hesseler und Höckelmer wahrscheinlich
Ahlen[1]
28 Gogericht Herzfeld Landesherr
Fürstbistum Münster
Kirchspiel Liesborn und Bauerschaften Osthusen, Suderlage, Göttingen, Hentrup und Winkelhorst Ahlen
und Oelde
46 Gogericht Oelde Landesherr
Fürstbistum Münster
Stadt Oelde und Bauerschaften Ahmenhorst, Menninghausen, Bergeler und Keitlinghausen
Dorf Enniger und Bauerschaften Dorf, Pöling, Rühkamp, Balhorn, Westenhorst und Sommersell
Dorf Ennigerloh und Bauerschaften Dorf, Hoest, Werl und Beeser
Dorf Ostenfelde und Bauerschaften Dorf, Köntrup und Vintrup
Oelde
64 Gogericht Stromberg Landesherr
Fürstbistum Münster
Stadt Stromberg und Bauerschaften Linzel und Köllentrup
Dorf Wadersloh und Bauerschaften Dorf, Geist, Basel, Vahlhaus, Ackfeld, Benteler und Bornefeld
Dorf Diestedde und Bauerschaften Dorf, Altendiestedde, Düllo und Entrup
Dorf Sünninghausen und Bauerschaften Dorf und Wibbering
Oelde

Landes- und standesherrliche gesetzliche Grundlagen

Sammlung der Gesetze und Verordnungen, welche in dem Königlich Preußischen Erbfürstenthume Münster und in den standesherrlichen Gebieten Horstmar, Rheina-Wolbeck, Dülmen und Ahaus-Bocholt-Werth über Gegenstände der Landeshoheit, Verfassung, Verwaltung und Rechtspflege, welche vom Jahre 1359 bis zur französischen Militair-Occupation und zur Vereinigung mit Frankreich und dem Großherzogthume Berg in den Jahren 1806 und resp. 1811 ergangen sind

Zeitschiene nach 1802

Französische Zeit

Vor die Tribunale gehörten alle streitigen Eigentumsklagen, die nicht von den Friedensrichtern verglichen werden konnten, oder in denen nicht der Präfekturrat zu erkennen hatte. Sie behandelten gleichzeitig die korrektionellen Gegenstände bis zu Strafen von fünf Jahren Gefängnis und streitige Handelssachen.

Preußische Gerichtsbarkeit

Preußisches Provinzialrecht

Land- und Stadtgericht Oelde

Im Jahre 1815 erhielt Oelde ein Land- und Stadtgericht, das im Gerichtsgebäude Gerichtsstrasse 14 untergebracht war. Das Gebäude war bis 1856 in Privatbesitz, zuletzt im Besitz der Erben des Gerichtsaktuars Josep Oesterlinck, die es 1856 an die Stadt Oelde verkauften. Bis 1830 wurde im Gebäude noch eine Bierbrauerei und Branntweinbrennerei mit Schankbetrieb unterhalten. Nach 1830 wohnten im Gebäude auch Justizbeamte zur Miete, zeitweilig waren auch städtische Dienststellen und die städtische Töchterschule darin untergebracht. Die Gefängnisräume waren im städtischen Rathaus. Gerichtstage wurden abgehalten in Liesborn.

Im Jahre 1819 wurde das Kirchspiel Westkirchen von dem Oeldener Gericht abgetrennt und dem Land- und Stadtgericht Warendorf, das bisher zum Ahlener Gericht gehörige Kirchspiel Vollem dem Oeldener Gericht angegliedert.

Gerichtsbezirk 1823: Die Kirchspiele Oelde, Stromberg, Enniger, Ennigerloh, Liesborn, Diestedde, Wadersloh, Vellern, Sünninghausen und Ostenfelde.

  • Besetzung 1823
    • Land- u. Stadtrichter Hr. Brüning
    • Assessor: Hr. F. von Hülst
    • Assessor: Hr. Volmer
    • 1823 Aktuar Hr. Natorp
    • 1823 Aktuar Hr. Oesterling
    • 1823 Rendant Hr. Schwering
    • 1823 Kalkulator u. Kanzlist Hr. Advena
    • 1823 Kanzlist Hr. Beethe
    • 1823 Kanzlist Hr. Bonsen
    • 1823 Justizkommissar und Notar Hr. Greveler zu Geist
    • 1823 Justizkommissar und Notar Hr. Zum Norde zu Oelde
    • 1823 Justizkommissar und Notar Hr. Piepmeier zu Oelde

Besetzungen

  • Direktor: Volmer (1820-1849, seit 1835 Dir.)
  • Land- und Stadtrichter: Brüning (1815-?)
  • Land- und Stadtrichter: Vagedes Ass. (1815-1819)
  • Land- und Stadtrichter: v. Hülst (1819-?)
  • Land- und Stadtrichter: Wesemann (?-1832/33)
  • Land- und Stadtrichter: Christ, Bern. Meyer Ass. (1832/33-?)
  • Land- und Stadtrichter: Homann Ass. (1815-?)
  • Land- und Stadtrichter: Hoffbauer OLGAss. (1834-1846/47)
  • Land- und Stadtrichter: Schrakampf OLGAss. (1839/1840)
  • Land- und Stadtrichter: Bangen OLGAss. (1843/44)
  • Land- und Stadtrichter: Gruwe OLGAss. (1845-1849)
  • Land- und Stadtrichter: Koppers (1846/47-1849)
  • Land- und Stadtrichter: Backofen v. Echt OLGAss. (1846/47-1849)

Kreisgerichtskommission Oelde

Im Jahre 1849 wurde das Land- und Stadtgericht aufgehoben, Oelde behielt nur drei, ab 1867 zwei Gerichtskommissioncn, die dem Kreisgericht Warendorf angegliedert waren und zeitweilig zu einer Deputation zusammentraten. Die Räume wurden von der Stadt gegen eine Miete von 220 Talern zur Verfügung gestellt.

  • Kreisrichter: v. Hülst (1849-1867)
  • Kreisrichter: Volmer (1849-1867)
  • Kreisrichter: Meyer (1849-1855)
  • Kreisrichter: v. Bruchhausen (1855-1859)
  • Kreisrichter: Willebrand (1859-1875)
  • Kreisrichter: Schweling (1867-1879)
  • Kreisrichter: Frh.v. Elmendorff (1875-1878)
  • Kreisrichter:Zweigert (1878/79)

Amtsgericht Oelde

Im Jahre 1879 erhielt Oelde ein Amtsgericht, das Gerichtstage in Wadersloh, Benteler und Neubeckum abhielt. Untergebracht war das Gericht 1957 in dem früheren Gerichtsgebäude Geriohtsstrassse 14, welches die Stadt im Jahre 1907 ganz der Justizverwaltung vermietet hatte. Das im Hofe des Gerichtsgebäudes liegende Gefängnisgebäude wurde von der Stadt auf Grund des Bau- und Mietvertrages vom 28.07./14.08.1882 erbaut und dem Justizfiskus vermietet.

Das Gebäude, in dem zum Schluss des zweiten Weltkrieges die Verwaltungsabteilung des Landgerichts Münster untergebracht war, wurde im Krieg nicht beschädigt; im Jahre 1956 wurde es gründlich renoviert [3]

  • Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Schweling (1879-1881)
  • Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Rubach (1879-1884/85)
  • Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Schwarze (1881-1884/85)
  • Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Brüning, Karl (1884/85-1896)
  • Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Wagener, Friedr. Geh.J.R. (1884/85-1914)
  • Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Grf. v. u. zu Westerholt u. Gysenberg (1896-1899)
  • Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Schmitz, Jul. (1899-1902)
  • Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Kaufmann (1902-1913)
  • Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Hövel (1913-1946)
  • Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Lippe (1914-1944)
  • Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Reisegeld (1942-1948)
  • Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Stromsky OAR (1953-?)
  • Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Homberg seit (1949-)
Fußnoten
  1. Quelle: Olfers, Clemens A. von: Beiträge zur Geschichte der Verfaßung und Zerstückelung des Oberstiftes Münster (1848)
  2. Quelle: Schlüter, Clemens August Provinzialrecht des Fürstenthums Münster...- (Leipzig 1829)
  3. Quelle: Oppenheim, Karl:Das Gerichtswesen im Münsterland (1954)

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