Schwentwokarren
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Hierarchie
Regional > Litauen > Schwentwokarren
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Landkreis Memel > Schwentwokarren
Einleitung
Schwentwokarren, auch Schwentwakarren oder Blausden Andres, 1614 Andres Plauszde, Kreis Memel, Ostpreußen.
- Schwentwakarren, Sczwentwakarren, Szwentwakaren, Szwentwakarn, Szwentwakarren, Szwentwakkarren, Szwentwokaren, Szwentwokarren[1]
- 1683 Szwentwa Karren[2]
- Lit. Namen: Szwentwakariai[3], Šventvakariai[4], Sventvakariai
Name
Der Name Schwentwokarren dürfte eine Übersetzung des deutschen Namens Feierabend sein. Der Alternativname Plauszde ist ein Spitzname.
- litauisch "šventvakaris" = Vorabend eines Sonn- oder Feiertages, Feiertagabend, der heilige Abend
- preußisch-litauisch "blauza, blauzda" = Wade, Schienbein, Unterschenkel
- "blauzdine" = Wickelgamasche, Strumpf
Schwendtwacker (= Heiligabend) deutet auf die litauische Übersetzung des in Altpreußen geläufigen Familiennamens Feyerobendt. (Seit 1539 ist in Schakuhnen (Kammeramt Ruß) ein Erbe Feyerobendt bezeugt.)
[5][6]
Politische Einteilung
1939 ist Schwentwokarren ein Dorf in der Gemeinde Launen.
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Schwentwokarren gehörte 1888 und 1912 zum Kirchspiel Prökuls.
Katholische Kirche
Schwentwokarren gehörte 1888 und 1907 zum katholischen Kirchspiel Memel.
Standesamt
Schwentwokarren gehörte 1888 und 1907 zum Standesamt Prökuls.
Bewohner
Schule
Aus der Geschichte der Schule Schwentwokarren (1939)
Der Schulverband Schwentwokarren ist am 01.01.1890 gegründet worden. Zu diesem Verband gehören die Ortschaften Schwentwokarren, Launen, Abbau Skarren, früher zur Schulsozietät Wensken gehörig, und Gropischken, ehedem zu Prökuls gehörig.
Der erste Lehrer Lauruschkat schrieb in der Chronik über seine Besoldung: "Das Gehalt beträgt außer freier Wohnung und Feuerung 750 Mark bar, weil die Kalende abgelöst ist. Der kulmische Schulmorgen konnte in natura nicht gewährt werden, daher zahlt die Regierung eine jährliche Rente von 37,50 Mark. Außerdem erhält der Lehrer etwa ein halbes Hektar Land zur Benutzung, das den sogenannten Küchen- und Gemüsegarten bilden soll." (Gemeint sind natürlich 750 Mark jährlich).
Der Schulvorstand scheint von Anfang an den Wunsch gehegt zu haben, die Schule, die bei Besitzer Jakob Aschmann für den Preis von 300 Mark jährlich eingemietet war, nicht immer einzumieten, sondern sobald wie möglich eine eigene Schule zu bauen. Die diesbezüglichen Verhandlungen dauerten aber fast zehn Jahre, denn noch im Jahre 1898 wurden die Schule und die Lehrerwohnungen bei dem Landwirt Jurgis Rogaischus eingemietet, der die nötigen Räumlichkeiten in seinem neuerbauten Hause für den jährlichen Mietspreis von 280 Mark hergab. Erst im Jahre 1899, also vor vierzig Jahren, erfolgte der Neubau der Schule. Die Chronik berichtet hierüber: "Dieses Jahr brachte endlich die Verwirklichung der seit zehn Jahren um den Bau des Schuletablissements gepflogenen Verhandlungen. Der Maurer- und Zimmerermeister Paul Krips-Memel übernahm die Ausführung des Baus für die Pauschalsumme von 18.150 Mark. Er begann damit am 1.Juni, und durch anhaltend gutes Wetter begünstigt, konnte er die Arbeiten derart fördern, daß das Wohnhaus am 1.August im Rohbau fertig war. Die vollständige Fertigstellung des Schulgehöfts verzögerte sich bis zum 18.November, so daß der Lehrer die neue Wohnung erst am 20.November beziehen konnte."
Am 30.November 1899 fand dann die Einweihung des Schulhauses statt. Hierbei erfolgte auch die feierliche Pflanzung einer vom Schulvorstandsmitglied Michel Rugullis-Schwentwokarren geschenkten Eiche an der Ostecke des neuerbauten Schulhauses. Die Gründungseiche steht auch heute noch (1939) und hat trotz ihres Alters von 40 Jahren nur eine Dicke von etwa 50 Zentimetern. Die Anlage des Schulgartens erfolgte erst im Jahre 1902. Einen eigenen Spielplatz hat die Schule nicht bekommen, so daß alljährlich ein Stück Land hierzu gepachtet werden muß. Im Herbst des Jahres 1905 wurde von dem Gastwirt Eduard Böttcher eine dem Schulhause gegenüberliegende 0,66 Hektar große Ackerfläche zum Schulland erworben. Das Kaufgeld in Höhe von 1100 Mark hat die damalige preußische Regierung der Gemeinde zum Geschenk gemacht. Die Größe des Schullandes beträgt somit insgesamt 1,44 Hektar.
Seit der Gründung der Schule sind folgende Lehrer tätig gewesen:
- Karl Ludwig Lauruschkat von 1890 bis zum 01.11.1894
- Karl Emil Schimkat vom 01.11.1894 bis zum 28.01.1901
- Friedrich Margenburg vom 07.02.1904 bis zum 01.05.1904
- Daniel Dangschat vom 01.05.1904 bis zum 15.05.1922
- Paul Korn vom 15.05.1922 bis zum 01.08.1926
- die Lehrer Lenkeit und Schoepe vertraten
- Max Schlopsnies vom 01.03.1927 bis zum 23.03.1930
- Gerhard Stamm seit 23.03.1930
Nach dem Schülerverzeichnis, das von 1890 an geführt worden ist, sind bis jetzt insgesamt 551 Kinder durch die Schule gegangen. [7]
Bibliographie
- RUGULLIS, Ewald: Der Amtsbezirk Lankuppen im Kirchspiel Prökuls, Kreis Memel-Land: Erinnerungen an ein deutsches Grenzland an der Memel: Erzählungen über das Leben und Wirken der Menschen hier und in den umliegenden Gemeinden des Amtsbezirkes, Hilden 2000. (191 S., enthält u.a. einen Ortsplan von Schwentwokarren)
Verschiedenes
Memeler Dampfboot
- 5.Dezember 1933: Beinahe erstickt wäre an einem der letzten Abende das Dienstmädchen des Besitzers K. Es hatte am Abend in die Kammer, in der es lebte, einen Eimer mit glühenden Holzkohlen gebracht, um sich zu erwärmen. Es bildete sich bald in dem Raum Kohlenoxydgas und das Mädchen brach bei der Arbeit plötzlich zusammen. Glücklichweise kam bald darauf die Besitzertochter in die Kammer und fand das Mädchen auf der Erde liegend vor. Die Bewußtlose wurde sofort in die frische Luft getragen, wo sie sich nach einer halben Stunde wieder erholte.
Karten
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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Quellen
- ↑ Taufbuch Prökuls
- ↑ Catalogis der Verächter des H. Nachtmals, welche bey dieser Prekolschen Kirchen im gegenwertigen 1683 ten Jahre befindlich, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, OstFol Memel Bd1287 Prökuls
- ↑ Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
- ↑ Amtsblatt des Memelgebietes vom 29.12.1923
- ↑ Wenskus, Reinhard, Namensgebung und Namenswechsel im nördlichen Ostpreußen in der frühen Neuzeit, in Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 20, S. 27- 142, Blätter des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e. V., 38. Jahrgang, 1990
- ↑ Peteraitis, Vilius: Mažosios Lietuvos ir Tvankstos Vietovardžiai, Ju kilme ir reikšme, Vilnius 1997, S.399
- ↑ Memeler Dampfboot 1939 Nr.30