Australische Auswandererbriefe (1934)/25
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Der Heimat Bild - Australischen Auswandererbriefen nacherzählt von Walter Fläming | |
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Sie sind dann, weil sie es verstanden, ihre sauer verdienten Pfunde zusammenzuhalten, auf Landsuche gegangen. Da haben sie mich himmelhoch gebeten, ihnen dabei zu helfen. Also zog ich mit; so über die 100 Meilen nördlich von uns. Da gab es Buschland, unberührtes; aber die Preise waren schon gepfeffert. Der Acker sollte, je nach seiner Art, so zwischen 60 und 80 Schillinge kosten; und wo so ein kleiner lodderiger Schottländer schon ein paar Stämme gerodet hatte, da sollten sie sogar 140 Schillinge für den Acker bezahlen. Da sagten wir alle drei: den haben sie wohl zu heiß gebadet, und zogen weiter und fanden Busch, der war für den Acker um 32 Schillinge zu haben, und Weidegründe dabei, die bestimmt erst nach 20 Jahren die erste Düngung verlangen. Da faßten sie alle dreie erst mal mit einer halben Sektion zu und brauchten jeder so 1300-1400 Schillinge auf die Hand. Aber die Landagenten, die ja immer Dumme suchen, ließen mit sich reden, als ich sie anbrüllte. Und nun brauchen sie - so wie es die Regierung in den ablegeneren Buschdistrikten will - bloß 60 Schillinge bis 80 Schillinge das Jahr abzahlen. Da behalten sie ein gut Teil ihres Geldes im Beutel und können nun alles kaufen, was sie noch nötig haben. Aber vorsichtig müssen sie sein und es langsam angehen lassen, weil sie doch unter lauter fremdem Volk sind, unter Engländern, Holländern, Schweden und Polen. Ich habe ihnen auch noch eindringlich ins Gewissen geredet, ja sich als Deutsche von den andern nicht ducken zu lassen; denn wenn der Engländer hier die Oberhand hat, steckt er die andern Nationen im Handumdrehen in den Sack.
Mein Bruder schrieb mir da neulich eine trübe Sache. So zehn Meilen von seiner Farm sitzt schon seit sechs Jahren ein Württemberger, ein sonst ganz tüchtiger Kerl. Er hat mit bloß 20 Acker angefangen und es nach vier Ernten bereits auf über 400 Acker Besitz gebracht. Den haben die Engländer so richtig in die Scheren gekriegt. Er traut sich ja kaum ein Wort Deutsch zu sprechen; und seine Frau, die eitle Gans, ist ganz stolz darauf, daß ihr zwölfjähriger Junge überhaupt nur englisch spricht. Wenn der Bengel noch drei Jahre älter ist, wird er sich seiner Eltern und Großeltern und aller seiner Vorfahren schämen, weil sie deutschen Blutes sind. Pfui, Teufel! Aber so geht es, wenn der Deutsche sich nicht an seine Brüder anlehnen kann.
Wir sind ja hier viel besser dran, wo wir doch alle so zusammenstehen. Unsere Kinder gehen in die deutsche Schule. Wir hören die Pastoren deutsch predigen. In Adelaide haben sie ihre deutschen Vereine und Klubs. Wenn bei uns hier mal einer den Englishman-Fimmel kriegt, dann fällt er glatt der Lächerliche an; und wir ekeln ihn so lange, bis er wieder zur Besinnung kommt. Und tut er es nicht, ist es nicht schade um so einen Lumpen. Aber es ist doch nicht abzustreiten: der Engländer macht sich uns Deutschen gegenüber mausig. Ich glaube, er ist futterneidisch im großen wie im kleinen. Er platzt ja vor Wut, daß sich Deutschland die afrikanischen Schutzgebiete geangelt hat. Da wittert er auch Konkurrenz, genau so, wie jetzt die deutschen Waren in der Welt anfangen, mit den englischen Krieg zu machen. Und dann hat der Engländer auch eine zu seine Witterung für alle Sachen, die weit wegfliegen. Er denkt unter allen Völkern immer 20 Jahre voraus; und das ist für uns Deutsche hier und zu Hause nicht gut. Und warum macht der Engländer gerade jetzt sein Maul in den Zeitungen so weit auf weil Ihr Euren Bismarck ins Altenteil geschickt habt; der verstand es, auch ihnen die Faust in die Zähne zu setzen.
Lieber Vetter! Wenn Du mir mal eine große Freude machen willst, dann schicke mir doch ein deutsches Buch von Bismarcken. Wir haben hier sein Bild überall in unseren Häusern hängen, da will man denn doch auch wissen, weshalb.