Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/058

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
Inhalt
GenWiki E-Book
<<<Vorherige Seite
[057]
Nächste Seite>>>
[059]
Chronik Spamer.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: fertig
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.



Am 31. Mai meldete der Vater den Ilsedern seine glückliche Rückkehr nach Wetzlar und Tochter Anna zugleich ihr Eintreffen auf der Hütte zum 3. Juni. In den Zeilen des ersteren stand die Mitteilung, daß Anna von einem Herrn in Wetzlar einen Heiratsantrag erhalten, denselben aber, weil sie nicht mehr frei sei, abgelehnt habe. Und Anna legte einen Brief bei mit der Bitte, denselben nach Wunstorf weiter zu befördern. Dieser Brief war gerichtet an ihren späteren Gatten, den Stabsarzt Dr. Emil Groos aus Wetzlar, der damals in Wunstorf stationiert war. Die beiden Leutchen hatten sich schon in Hermannstein und Wetzlar kennen und lieben gelernt; der geschehenen Aussprache war inzwischen noch eine Bedenkzeit gefolgt, und hatte Anna nunmehr ihren treuen Liebhaber zur Feier der Verlobung nach Ilsede gebeten. Ein sehr liebes und glückliche Paar ist aus ihnen beiden geworden. Daß Emil dem Vater ein willkommener Schwiegersohn war, bezeugt er seiner Tochter Anna in folgendem Gedicht, welches er ihr nebst einem Erbauungsbuche und zwei Blumenstöcken am 16. September 1869, ihrem 22. Wiegenfeste, als Geburtstagsgabe überreichte:

„Liebe Anna! Dieses Buch empfehle
Gern ich Deiner jungfräulichen Seele,
Denn es hält sie fern von Muckerei,
Macht sie gläubig und von Unsinn frei.
Als sie zweiundzwanzig Jahre zählte,
Die zur letzten Gattin ich erwählte,
Schrieb ich ihr an ihrem Wiegenfest,
Was Ihr in der „letzten Rose“ lest.
Vierzehn Monde und drei Tage später
Trat sie, weil ich weit sie vorzog Jeder,
Fröhlich mit mir zu dem Traualtar,
Und so wurden wir ein glücklich Paar.
Wiederum empfinde ich auch heute
Eine hohe, innigliche Freude,
Daß die Tochter, die sie mir gebar,
Froh erreichte zweiundzwanzig Jahr'.
Und da nicht sie suchet zu verhehlen,
Daß sie nächstes Jahr sich will vermählen,
Schenke, Gott, des Herzensglücks so viel
Doch, wie uns, auch Anna und Emil!
Nur laß ihre Ehe länger dauern,
Als die unsere, daß Keins mit Trauern
Lang beweinen muß des Andern Tod,
Darum bitte ich Dich, lieber Gott!
Denn, Wer je ein solches Herz besessen,
Ueber das er Alles gern vergessen,
Fühlt, wenn es ihm plötzlich wird geraubt,
Einen Schmerz, den nur Erfahrung glaubt!