Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/138

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Kleidung, Crucifix und eine Bibel
Gab das gnäd'ge Fräulein dem Altar,
Als das erste Tuch schon wieder übel
Durch das Alter zugerichtet war.
Kirch- und Pfarrhof, die zusammenstoßen,
Wurden auch verschönert seit der Zeit,
Und die kleine Glocke umgegossen,
Und ein neues Schulhaus eingeweiht.
Auch die Scheuer, die ich jetzt besitze,
Welche ganz von Steinen, wie man schaut,
Sammt dem Spritzenhause und der Spritze
Wurden unterdessen neu erbaut.
Auch verkief ich fünf von jenen Wiesen,
Welche früher der Pfarrei gehört,
An den Herrn von Schenck, so daß durch diesen
Der Besoldungsfonds sich sehr vermehrt.
Dadurch aber wiederum verlieret
Die Pfarrei und auch die Schule doch,
Daß auch später allodificiret
Ward die Fellingshäuser Erbleih noch.
Lange habe ich mich zwar gewehret
Gegen diesen jährlichen Verlust;
Da ich aber nirgends ward gehöret,
Ich ihn mir gefallen lassen mußt'.
Karl, dem Erzherzog, hat aufgeführet
Man ein Monument im nahen Feld,
Wo er ehemals hat commandiret
Gegen die Franzosen als ein Held.
Doch die größte Neuigkeit erleben
Sollten hier wir erst in diesem Jahr,
Als die Eisenbahn ward übergeben
Dem Verkehr am 12. Januar. (1862)
Jede Bäuerin in unserm Thale
Hat ihr blaues Wunder da gesehn,
Als sie sah zum allerersten Male
Einen Bahnzug durch das Dillthal gehn.
Und man läßt es keineswegs bewenden
Bei der ersten, der Deutz-Gieß'ner Bahn,
Sondern fährt auch, eh' das Jahr wird enden,
Auf der zweiten abwärts an der Lahn.
Und die Höfe bei-der Bahnen liegen
Nur zweitausend Schritte vor dem Ort,
Daß wir gar bequem nun können fliegen
Gegen Osten, Süden, West und Nord.
Eine Dillbrück wird auch jetzt gebauet,
Noch in diesem zweiundsechz'ger Jahr,
Wie man keine noch dahier geschauet,
Da die alte nicht zu fahren war.
Achtzehnhundertzweiundsechzig schreiben
Darum wir in unsrer Chronik ein
Als ein Jahr, das unvergeßlich bleiben
Wird für unser liebes Hermannstein. —
Von den Kindern, die mir Gott gegeben,
Neune waren's, habe ich noch vier;
Aber alle mit einander leben
Auswärts, und nicht eines mehr bei mir.
Hermann, welcher Bergbau jetzt studiret,
Ist zu Freiberg in dem Sachsenland;
Minchen reichte, als es copuliret
Ward, dem Kaufmann Kellner seine Hand.
An dem siebzehnten October schlossen
Achtundfünfzig sie den Ehebund;
Lebten dann zu Wetzlar unverdrossen,
Einig stets und meistens auch gesund.
Julius, Anna, Louis waren Früchte
Dieser segensreichen Ehe schon;
Doch es machte schnell der Tod zu nichte
Vor dem zweiten Mond den jüngsten Sohn.
Julius ist ein aufgeweckter Knabe,
Und die Anna, meine Enkelin,
Ich in solchem Grade gerne habe,
Daß ich fast in sie verliebet bin.
Louis sucht auf Münzenbergs Gefilden
Sich in praktischer Oeconomie
Eben völliger noch auszubilden,
Da er kannte ihre Theorie.
Anna ist in diesem Augenblicke
Noch bei Fräulein Spitz im Pensionat;
Kehrt jedoch von Hanau bald zurücke,
Da sie dorten ausstudiret hat.
Und so habe ich denn kund gegeben
Bis auf heute meinen Lebenslauf;
Was ich etwa ferner soll erleben,
Schreibe ich vielleicht noch später auf.
An dem achtzehnten September schließe
Anno zweiundsechzig ich das Buch,
Und indem ich Euch, Ihr Leser, grüße,
Denke ich, es wäre dick genug! —
Doch es fällt aus meinem frühern Leben
Eben mir noch dies und Jenes ein,
Was ich auch noch will zum Besten geben
Und sogleich hier an das Vor'ge reihn.