Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/229

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Schlittenfahrt.
Am Stege zu Aßlar hält Etwas still;
Da wogt es in rührigen Massen,
Es schnaubet und stampfet so muthig und will
Sich länger nicht bändigen lassen;
Da steigt in den Schlitten die rechte Person,
Und rasch mit ihr geht es im Trabe davon.
Der Milchhans schwinget die Peitsche mit Macht,
Und treibet zu schnellerer Eile
Die flinken Gespanne, es sind ihrer acht,
Denn sieben nur ziehen am Seile,
Und doch wird die Fähre nicht übermannt,
Denn das stärkste ist an die Deichsel gespannt.
Doch drinnen im Schlitten wer mag es nur sein'
Der fähret wie Sturmwind und Wetter?
Kaum seh' ich den Hut und den Schleier, allein
Das Uebrige decken die Bretter.
Es ist eine Dame, sie ist auch klein, —
Es ist - die Pfarrin von Hermannstein!
Auf jeglicher Seite ein Herr ihr jagt,
Doch jagen zu Fuße sie beide,
Und wenn ihr vielleicht nach den Namen mich fragt,
Ich kenne Die ehrlichen Leute;
Zum wenigsten gleichen sie auf ein Haar
Dem Pfarrer von H. und dem Schulvicar.
Und wisset ihr, was für Gespanne es sind,
Die den Schlitten so hurtig entführen?
Sie gehen so flüchtig, als wie der Wind,
Doch gehen sie nicht auf den Vieren,
Sie spannten sich selber und freiwillig ein,
Die munteren Knaben von Hermannstein.
Der Vollmond beschaute mit heit'rem Gesicht
Und Staunen die fröhliche Truppe;
Denn solch' eine Schlittenfahrt sah' er noch nicht
Und keine fidelere Gruppe;
Drum konnte an ihr er nicht satt sich seh'n,
Bis endlich der Schlitten blieb stille steh'n.
Da stieg denn die Pfarrin von Hermannstein
Vergnügt aus der bretternen Fähre,
Und dankte den gütigen Knaben gar fein
Für die ihr erwiesene Ehre;
Doch, was an den großen Trabanten sie thut,
Wer weiß es —, die haben den Lohn noch zu gut.
In Vierundvierzig machten
Der Fahrten wir noch mehr,
Um hübsch uns zu betrachten,
Wie Dieß und Jenes wär'.
Wie man die Tauben hören,
Die Stummen reden lehrt,
Das haben nach Begehren
In Friedberg wir gehört.
Drauf mußt' ein Leiterwagen
Mit Kißners im Verein
Schnell bis nach Fulda tragen
Uns über manchen Stein.
Vorzüglich hat gefallen
Zwar Linchen diese Stadt,
Doch war es mit uns Allen
Des Leiterwagens satt.
Des andern Tags bestiegen
Wir dort die Post allein,
Da meinte vor Vergnügen
Im Himmel es zu sein.
„Ja,“ sprach ich, „ich gestehe:
„Ganz Unrecht hast Du nicht,
„Denn Einen Engel sehe
„Ich auch von Angesicht!
„Mit dem ich möchte fahren
„Bis an das End der Welt!
„Weil er mir mit den Jahren
„Noch immer mehr gefällt.“ —
Der Sommer, Herbst und Winter
Flog uns zu schnell vorbei.
Da hatte ich der Kinder
Von Linchen annoch drei.
Allein weil Fünfundvierzig
Ein ungerades Jahr,
So sahe in der Kürz' ich
Vermehrt der Kinder Schaar.
Zu Hermann, Louis, Minchen
Kam noch in aller Still'
Ein blaugeäugelt Linchen
Am siebenten April.