Computergenealogie/Award/2006 09
Computergenealogie Award September 2006
Auszeichnung für genealogische Homepages - der Award der Computergenealogie
http://www.wilhelm-bautzen.de (Wolfgang Wilhelm)
Der Award der Computergenealogie geht an eine Homepage, auf der man viel über die Vorfahren, ihr Handwerk und ihre Zeit erfährt – und seltene heimatkundliche Werke findet.
Wolfgang Wilhelm konnte bei der Erforschung seiner Familiengeschichte auf umfangreich recherchiertes Material mehrerer Mitglieder der Familie zurückgreifen, besonders von Ferdinand Wilhelm (1793–1866), Richard Wilhelm (1868–1918) und Johannes Wilhelm (1895–1940). Sie verfolgten Quellen bis in das 15. Jahrhundert zurück und zeichneten für die Zeit ab dem 17. Jahrhundert einen fast lückenlosen Stammbaum auf. Viele der von diesen Familienforschern zusammengetragenen Materialien hat Wolfgang Wilhelm auf seiner sehenswerten genealogischen Homepage http://www.wilhelm-bautzen.de veröffentlicht.
Die Homepage ist klar in vier große Bereiche gegliedert. Eine globale Präsentation der Familien- und Stadtgeschichte leitet über zu den Biografien einzelner Vorfahren, von denen einige sehr an der Lokalgeschichte von Bautzen interessiert waren. Demzufolge baut Wolfgang Wilhelm auf seiner Homepage eine Online-Bibliothek der Veröffentlichungen seiner Vorfahren auf. Der vierte Abschnitt enthält das Impressum und eine kurze Vorstellung des Autors.
Die Website zeigt über acht Generationen die Entwicklung der Handwerkerfamilie Wilhelm in der Stadt Bautzen. Da das Glaserhandwerk ohne Unterbrechung über 270 Jahre und acht Generationen vom Vater auf den Sohn übertragen wurde, lag es nahe, dass in einer lebendigen Familiengeschichte auch das Berufsbild der Ahnen ausführlich beleuchtet wird.
Auf einer längeren Seite wird ein Abstecher in die allgemeine Geschichte des Fensterglases und des Glaserhandwerks gemacht: „Schon vor dem Dreißigjährigen Krieg begann die Selbstständigkeit des Glaserhandwerkes, welches zuvor dem Tischlerhandwerk zugehörte. In Bautzen war es um 1700, als sich die Glaser nach Zwistigkeiten völlig aus der Tischlerinnung lösten und eine eigene Innung gründeten. Bald entstand massenhafter Bedarf an Glasfenstern aller Größen. Die zahlreichen Stadtbrände und Kriegszerstörungen fast in Zehnjahres-Abständen ließen Mangel an Arbeit nicht aufkommen. Das Glaserhandwerk erlebte eine Blüte.“ Wolfgang Wilhelm berichtet auf seiner interessanten Homepage „vom Aufblühen und Vergehen des Glaserhandwerkes seit dem Ende des Mittelalters bis zur Vollendung der industriellen Revolution im vorigen Jahrhundert.“
Ein Auszug aus der Stammtafel (präsentiert als PDF-Datei) stellt die Aufeinanderfolge der Handwerkergenerationen dar. Sieben ausführliche Biografien runden die Familiengeschichte ab. Sie werden jeweils ergänzt durch einen allgemeinen geschichtlichen Abriss der jeweiligen Zeit. Die Familiengeschichte ist sehr lebendig dargestellt und verleitet jederzeit zum Weiterlesen.
Die Homepage verzichtet komplett auf grafischen Schnick-Schnack. Am oberen Rand jeder Seite liegt eine Bannergrafik, auf der Gebäude der Stadt Bautzen zu sehen sind. Die Farben des blau-weißen Himmels finden sich durchgängig als Hintergrundfarben auf allen Seiten der Homepage wieder. Alle Seiten erscheinen so vollkommen wie aus einem Guss. Grafikelemente werden ansonsten nur sehr sparsam eingesetzt, was natürlich sehr schnelle Ladezeiten der Seiten zur Folge hat.
Die heimatgeschichtlichen Arbeiten von Felix, Richard und Hermann Wilhelm sind nur noch in wenigen privaten Bücherschränken und Archiven vorhanden, obwohl heutige Veröffentlichungen immer wieder einmal auf sie zurückgreifen – teils durch unbewusstes Fortschreiben, teils mit Quellenangabe. Deshalb hat der Autor der Website im Jahr 2006 begonnen, die alten Arbeiten aus dem vorigen Jahrhundert zum Online-Lesen als PDF-Dateien bereitzustellen – ein Beispiel, das vielen Besitzern seltener Werke ein Vorbild sein sollte!
(Veröffentlicht in Computergenealogie/2006/09 und Computergenealogie/2006/Heft_3