Bajohren (Kr.Memel)
Bajohren ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Bajohren. |
Bitte beachten Sie auch unsere Datensammlung aller bisher erfassten Personen aus dem Memelland |
B a j o h r e n Grenzort nördlich von Deutsch Krottingen |
- Hierarchie
- Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Bajohren (Kr.Memel)
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Einleitung
Bajohren, Kreis Memel, Ostpreußen
- Zwischen Bajohren, nördlich von Deutsch Crottingen (heute Kretingale) gelegen, und Russisch Crottingen (heute Kretinga) verlief bis zum Ersten Weltkrieg die Grenze zwischen Deutschland und dem Russischen Reich. Als 1919 das Memelland vom Deutschen Reich abgetrennt und zugleich Litauen unabhängig wurde, wurde sie zur Grenze zwischen diesen beiden neu geschaffenen Gebieten. 1923 annektierte Litauen das Memelland und die Grenze war hinfällig. Ab 1939, nach der Rückgabe des Memellandes an das Deutsche Reich, verlief die Grenze wieder zwischen den beiden Ortsteilen.
- Weitere Informationen siehe unten in den Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
Name
Andere Namen und Schreibweisen
- 1540 Darge Bayor, 1687 Gergen Bojahr und Darge Bojahr, Bajohr Gerge oder Bajohr Görge
- 1736 Bajohr Gerge und Darge, um 1785 Bajahren, nach 1785 Bajor-Gerge, 1871 Bajohr-Görge, 1895 Bajohr-Gerge[1]
- Lit. Name: Bajorai [2][3]
Namensdeutung
Der Name weist auf einen aus polnisch-Litauen eingewanderten Angehörigen des Kleinadels.
- slawisch "bajor" = Edelmann, Adliger, Bezeichnung für einen Großbauern
- litauisch "bajoras" = Angehöriger des niederen Adels
Allgemeine Information
- Dorf und Bahnstation, 18 km nordöstlich von Memel, an der Grenze zu Litauen, mit Zollhaus und Bahnhof, 1939: 419 Einwohner[4]
Politische Einteilung
1763 gehörte Dargen (Kr. Memel) zu Bajohr Gerge.[5]
1785 war Bajohren (Kr.Memel) ein Kgl. Bauerdorf, 1916 eine Landgemeinde[6]
Am 9. Juli 1895 wurde das südlicher gelegene Schlaaszen (Krottingen) oder Schlaßen Gerge oder Szlaßen mit Bajohren vereinigt.
Landgemeinde (Bajohr Görge) 1874, 1888 und (Bajohren) 1907.
1939 ist Bajohren (Kr.Memel) eine Gemeinde mit den Dörfern Anduln, Bajohren und Eglischken.
Heute ist Bajohren ein Stadtteil von Krottingen (Ketinga).
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Bajohren (Kr.Memel) gehörte 1785 und 1916 zum Kirchspiel Crottingen.[7]
Bajohren (Kr.Memel) gehörte 1888 und 1912 zum Kirchspiel Deutsch Crottingen.
Katholische Kirche
Bajohren (Kr.Memel) gehörte 1888 und 1907 zum katholischen Kirchspiel Memel.
Friedhof
Lage
Fotos
Der Friedhof liegt direkt zwischen Straßen und den Bahngleisen. Er wird zum Teil noch gepflegt.
Die Bilder wurden freundlicherweise von Annelie Stöllger zur Verfügung gestellt. Stand Juni 2011
Standesamt
Bajohren (Kr.Memel) gehörte 1888 und 1907 zum Standesamt Krottingen.
Schule
Fotos der ehemaligen Schule
2021
Diese Bilder wurden freundlicherweise von Kęstutis Zdanevičius zur Verfügung gestellt.
Bewohner
Geschichte
Nach der Amtsrechnung des Amtes Althof von 1782/1783 wohnten hier 1783 folgende Wirthe und Einsaaßen:
- Jurge Prischmundt [1] (Siehe auch Ort Priszmante nördlich der Grenze)
- Hans Staigis
- Hans Bertszus
Der Grenzübergang bei Bajohren wurde häufig von den sgenannten Bücherträgern genutzt. Knygnešiai (Einzahl: knygnešys, dt. etwa: Bücherträger) waren Bücherschmuggler, die zwischen 1866 und 1904 in lateinischen Buchstaben gedruckte Bücher aus dem Ausland, meist aus dem benachbarten Memelland nach Litauen brachten. Knygnešys ist ein litauisches Wort ohne direkte Entsprechung in anderen Sprachen, es setzt sich aus knyga (Buch) und nešti (tragen) zusammen.
- Der 16. März, der Geburtstag von Jurgis Bielinis (1846–1918), der ein Netzwerk für verbotene litauische Bücher aufgebaut hatte, wird in Litauen als "Tag der Knygnešiai" gefeiert.
Eisenbahn
Durch das Gebiet des Kreises Memel führte eine von der Preußischen Staatseisenbahn betriebene Strecke von Tilsit über Pogegen und Heydekrug nachMemel. Der Bahnhof Memel wurde am 1. Juni 1875 ans Eisenbahnnetz angeschlossen. Die Strecke wurde 1892 bis zur russischen (litauischen) Grenze bei Bajohren (Deutsch Krottingen) verlängert.
Im Verlauf des Ersten Weltkrieges kam eine Verbindung ans litauische Netz hinzu, die jedoch bald durch die neue litauisch-lettische Grenze zerschnitten wurde. Daher wurde von 1925 bis 1932 eine Strecke nach Šiauliai (dt. Schaulen) erbaut, welche bis heute die wichtigste Bahnverbindung Klaipėdas (dt. Memel) ins litauische Hinterland blieb.
Der ehemalige Grenzbahnhof 2011
Der ehemalige nördlichste Bahnhof des Deutschen Reiches ist noch vorhanden. Der Bahnhof ist geschlossen, das Bahnhofsgebäude ist bewohnt.
Heute gibt es in Bajohren (lit. Bajorai) nur noch einen Haltepunkt an der wichtigen litauischen Eisenbahnstrecke von Memel nach Schaulen (Šiauliai).
Für die Reisenden wurde ein Wartehäuschen aufgestellt.
Wasserturm
Der Wasserturm wurde 1892 erbaut. Er steht auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände und hat das Wasser für die Dampflokomotiven geliefert.
Es soll der einzige Wasserturm im Memelland und in Litauen sein.[8]
Fotos 2021
Diese Bilder wurden freundlicherweise von Kęstutis Zdanevičius zur Verfügung gestellt.
Verschiedenes
Infrastruktur
Der Erhalt der Straßen war eine große Herausforderung. Asphalt als Belag kannte man in diesen Jahren noch nicht. Mit viel Aufwand wurde auf diesen für die Wirtschaft und dem Reiseverkehr wichtigen Verbindungen viel mit Split und Schotter gearbeitet. Es gab einzelne Ausschreibungen für die Wiederherstellung der Wege, die natürlich Geld kosteten. Durch die Nutzung von Fuhrwerken, die ja mit eisernen Radreifen ausgestattet waren, litten die Straßen und Chausseen erheblich. Es gab Vorschriften über die Breite der Räder. Schmale Räder verursachten bei entsprechenden Lasten erhebliche Fahrrillen und pressten den Split beiseite. Für die Schneezeiten waren dann Transporte auf Kufen angeordnet.
Transporteure und Reisende mussten Chaussee-Gelder für die Nutzung der Wege zahlen. Die Kosten zur Erhaltung der Chausseen wurden mit diesen Geldern gedeckt. An den Chausseen gab es entsprechende Kontrollstellen. Sie wurden verpachtet. Der Pächter behielt vom Chaussee-Geld einen geringen Betrag als Entlohnung ein, lieferte aber den Hauptteil an den Magistrat ab.
Bei den Chaussee - Geldern, die zu zahlen waren, ist eine Beschwerde über den schlechten Straßenzustand berechtigt.
Karten
Internetlinks
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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Quellen
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
- ↑ Michel-Katalog Deutschland-Spezial 2014 - Band 1: 1849 bis April 1945
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
- ↑ Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
- ↑ Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
- ↑ Kęstutis Zdanevičius@KestucioZ.Fotografija