Denkmalverzeichnis Rommerskirchen/A 64

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Der Schwetzhof in Gill

Schwetzhof (Gillerhof)

im Denkmalverzeichnis der Gemeinde Rommerskirchen
Denkmal Nr. A 64
Tag der Eintragung
1996/08.03.

Lage

Rommerskirchen, Bergheimer Str. 2

Gemarkung
Rommerskirchen, Flur 14, Flurstück 63
Geographische Lage
51.026008°N 6.689547°O


Beschreibung

Schwetzhof (Gill)

Der Gillerhof liegt östlich des Gillbaches, unmittelbar an der B 477. Etwas weiter nördlich liegt ein Hof gleichen Namens, der auf ein Gut des Klosters St. Andreas in Köln zurückgeht. Der jüngere Gillerhof ist eine geschlossene vierflügelige Anlage in Backstein der 2.Hälfte des 19.Jh. mit einem auf 1876 datierten Wohnhaus. Diesem gegenüber liegt die Scheune, links und rechts schließen Stallungen das Geviert. Das zweigeschossige, unterkellerte Wohnhaus ist fünfachsig mit Mitteleingang auf jeder Traufseite. Hofseitig führt eine zweiläufige Treppe in Lavabasalt mit Backsteinbrüstung zum Eingang. Die Schauseiten des Wohnhauses, d.h. die Traufund die Giebelseite, die der Straße von Bergheim nach Neuss zugewandt sind, sind auffallend reich dekoriert. Die Giebelseite mit Lisenen und Treppengiebel, die Traufseite mit Backsteinzierfriesen. Terrakottaplatten in den Brüstungsfeldern der Fenster, dekorative Putzrahmung der Tür und der Fenster, Türsturz mit Inschrift und Chronogramm, Übergiebelung der Mittelachse. Das Gebäude ist mit einem Durchgangsflur erschlossen, von dem in der Mitte rechtwinklig ein Flur zum Ergänzungsbau mit der Küche führt. Der Boden des Flures ist mit Mettlacher Platten, der der Küche mit Blaustein, die Wände der Küche mit weiß-blauen Kacheln ausgestattet. Die Aufteilung des Hauses und die Treppe sind original. Der Anbau an den Küchentrakt wurde um die Jahrhundertwende angefügt.

Bewertung

Der Gillerhof ist bedeutend für die Geschichte der Menschen und die Arbeits- und Produktionsverhältnisse, insbesondere in der 2.Hälfte des 19.Jh., weil er auf anschaulich gute Art die Lebens- und Arbeitsweise der ländlichen Bevölkerung dieser Region vor Augen führt. Er ist bedeutend für die Gemeinde Rommerskirchen, insbesondere zur Dokumentation der ländlichen Siedlungsweise eines Einzelhofes am Gillbach.

Der Hof ist erhaltenswert aus wissenschaftlichen und architekturgeschichtlichen Gründen, als Typus einer weitgehend ungestörten geschlossenen vierflügeligen Backsteinanlage, deren Wohnhaus sich durch Lage und Dekor deutlich vom Standard unterscheidet. Das dekorative, den Eindruck des Städtischen vermittelnde Kleid des Wohnhauses zeugt vom Anspruch und der Bedeutung seiner Bewohner auch in der Gemeinde. Mit seinen Repräsentationsfassaden ist der Hof, der an der schon im 19.Jh. wichtigen Verbindungsstraße von Bergheim nach Neuss liegt, wichtig für das Ortsbild.

(Gutachten des RAD vom 06.06.94)


I. Entwicklung des Hofes

Nach Ausweis des Urkatasters Rommerskirchen, Section F, genannt Gyll, von Geometer von Heyden 1819 aufgenommen, besaß der Gillerhof einen Vorgängerhof des 18.Jh. Dem Wohnhaus war eine u-förmige Hofanlage zugeordnet. Die Hofzufahrt erfolgte südlich des Wohnhauses.

Der Beilage mit den Berichtigungen von Juni 1866 (Geometer Mengessen) ist zu entnehmen, daß sich die ganze Hofsituation, wie allenthalben M. 19.Jh. zu beobachten, erheblich verändert hat. Das alte Wohnhaus wurde zugunsten eines neuen, bedeutend größeren Hauses, abgebrochen. Das Hofareal wurde um drei Parzellen nach Norden erweitert und die alten Wirtschaftsgebäude durch neue, erheblich größere ersetzt.

Die erlittenen Kriegsschäden und die im Laufe der Zeit vorgenommenen Umbauarbeiten schmälern den Denkmalwert nicht.


II. Bedeutung des Hofes

1) Der Gillerhof ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, insbesondere zur Dokumentation der Entwicklung landwirtschaftlicher Anwesen der 2.H. 19.Jh. Zwei Faktoren sorgten für Umwälzungen seit der Mitte des 19.Jh.: der Kunstdünger und die industriell hergestellten Maschinen. Mit der Erfindung des Kunstdüngers 1847 durch Justus von Liebig und dem Einsetzen in der Landwirtschaft, konnte der Feldertrag erheblich gesteigert werden. Die Dreifelderwirtschaft mit einjähriger Brache gehörte der Vergangenheit an. Der größere Feldertrag erlaubte die Lagerung von Viehfutter. Größere Scheunen waren von Nöten. Der reichere Futterbestand ermöglichte das Überwintern des Viehs und das Halten von Pferden, die nunmehr als Zugtiere eingesetzt werden konnten. Andere, größere Ställe wurden notwendig. Der Erlös aus den ertragreicheren Feldern ermöglichte den Erwerb von Landmaschinen, was zu einer grundlegend veränderten Lebens- und Arbeitsweise und besserem Lebensstandard seit der M. 19. Jh. führte.

Der Gillerhof ist ein bedeutendes Dokument dieser unvergleichlichen Umbruchsituation in der Landwirtschaft, der nahezu alle Höfe des 18.Jh. zum Opfer fielen.

2. Der Gillerhof ist bedeutend für die Gemeinde Rommerskirchen, insbesondere zur Dokumentation der ländlichen Siedlungsweise eines Einzelhofes am Gillbach. Der heutige Hof steht an Stelle des Vorgängerhofes des 18.Jh., für den die Nähe zur lebensnotwendigen Wasserversorgung durch einen Bach äußerst wichtig war. Erst nach 1850 verlor diese Siedlungsweise an Bedeutung. Die zu Nachbarschaften zusammengeschlossenen Höfe erhielten eigene Ziehbrunnen, die um 1900 durch handbetriebene Pumpen ersetzt wurden.

Der Hof ist erhaltenswert aus wissenschaftlichen und architekurgeschichtlichen Gründen, als Typus einer weitgehend ungestörten vierflügeligen Backsteinanlage, deren Wohnhaus sich durch Lage und Dekor deutlich vom Standard unterscheidet. Das dekorative, den Eindruck des Städtischen vermittlende Kleid des Wohnhauses zeugt vom Anspruch und der Bedeutung seiner Bewohner. Mit seinen Repräsentationsfassaden ist der Hof, der an der schon im 19.Jh. wichtigen Verbindungsstraße von Bergheim nach Neuss liegt, wichtig für das Ortsbild. (RAD-Zweitgutachten vom 14.August 1995)

Bemerkungen

Zur Bauzeit vgl. Pfarrchronik Dr. Aumüller, S. 75)



Info
Die oben angeführten Texte wurden aus den zur Verfügung gestellten Daten der Gemeindeverwaltung Rommerskirchen übernommen.
Die nachfolgend kursiv gesetzten Beiträge erweitern die Informationen zu dem beschriebenen Denkmal.


zusätzliche Hinweise

 Info non-talk.svg    Ein Beitrag des Geschichtskreises Rommerskirchen    Gk-roki thumb.png