Destillateur

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Verfahren

Im 18. Jahrhundert versteht man unter Destillation das Brennen oder Abziehen, Ueberziehen und Uebertreiben als Verfahren, in dem Körper durch Wärmezuführung (Brennen) in verschloßenen Gefäßen in Dämpfe verwandelt werden, welche dabei in die Höhe steigen, danach durch Abkühlung kondensieren, und als flüßige Körper in den vorgelegten Gefäßen (Vorlagen) wieder als Flüssigkeit zum Vorschein kommen.

Berufsbezeichnung

Diejenigen, welche diese Verfahren besonders treiben, werden als Destillateurs, Branntweinbrenner, einfach nur Brenner oder als Laboranten bezeichnet.

Wacholderdestillierer

Die Destillation von Tinkturen und Essenzen, welche aus starkem Weingeist bereitet wurden, setzten vor der Einsatzmöglichkeit von Thermoskopen und Thermometern viel Erfahrung voraus. Man mußte in jedem Fall bei geringen Temperaturen destillieren und auch die Dauer, je nach Produkt, beachten, wenn man beispielsweise nur das Öl oder den flüchtigen Geist (ätherische Öle) davon erhalten wollte. Am Anfangstand das richtige Sammeln der Wacholderbeeren. In der Alchemie wird dabei seit alters her der Stand der Planeten und von Sonne und Mond berücksichtigt. Unterschieden wurden je nach gewünschter Anwendung oder Essenz zwischen reifen und unzeitige Wacholderbere,, diese als grüne, unreife Wacholderbeeren. Diesen wurden Heilkräfte (entgiftende Wirkung) und auch antidämonische Kräfte zugeschrieben, ein Trank aus Wacholderbeeren sollte gegen bösen Zauber schützen.

Extrahieren von Vegetabilien mit Spiritus

Nun wurden die Beeren in ein fest schließendes Glas gegeben und mit Weingeist begossen so dass die Pflanzenteile bedeckt waren.

Wie Wacholderbeeren sollten damals alle Samen, Beeren, welche kein allzuflüchtiges Wesen haben, 6 bis 10 Tage in Gläser mit dem Alkohol gegeben und gebeizt werden. In dieser Zeit konnten die gewünschten Essenzen vom Alkohol ausgezogen werden und danach die eigentliche Herstellung in der Destillation beginnen. [1]

Destillation

Dazu mußte der entstandene Sud gebrannt werden. Erfolgreiche Schnapsbrennerei setzte viel Erfahrung voraus. Beim Brennen von Schnaps als Trinkalkohol waren die drei Begriffe Vorlauf, Mittellauf und Nachlauf sehr wichtig. Diese Unterscheidungen mussten beim Feinbrand und der Reinigung des Rauhbrandes getroffen werden.

Vor- und Nachlauf sind bei der Gewinnung von Ethanol oder Ethylalkohol für den menschlichen Genuss ungeeignet. Anders als der Vorlauf, der recht unangenehm riecht, hat der Nachlauf ein eher süßliches oder fruchtiges Aroma.

Die Unterscheidung zwischen Vorlauf, Mittellauf und Nachlauf trafen erfahrene Brenner vor allem aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung durch Beobachtung, da andere Hilfsmittel damals nicht zur Verfügung standen. Vor allem im Geruch unterscheiden sich die einzelnen Produkte, von denen vor allem der Mittellauf als Feinbrand mit seinen Essenzen und ätherischen Ölen besonders wichtig war..

Destillationsapparatur "balneo mariǽ"

Beschreibung einer gehandhabten Destillationstechnik Dr. Johann Weyer, Arzneybuch (1580):

"Erstlich hat man ein klein viereckigen Ofen zumachen, un ein klein Keßlein darionn mit sampt seinen Blechenröhren un Instrumenten, wie die Abmalung aussweiset. Darnach sol man das Keßlein in den Ofen setzen, un oben an ein jedes Eck deß Ofens ein Lufftlöchlein lassen, damit der Rauch außziehen kan. Alsdann den Kessel halb voll Brunnenwassers thun und die Materien, so man distillieren wil, gar klein zerstossen, in den Kessel thun, un seinen Hut samt sein Rören, wie das Muster hieney außweiset, darauff, mit Ochsenblasen verbinden, daß nichts herauß rieche, und als dann erstlich gar ein lindes Fewer geben, und deß Wercks fort erstlich abwarten. Subtile Form damit der Spiritus reist oder subtielste Krafft des Weins und auß Gewürtz abgezogen kan werden Das sind weißblechene uberzinnerne Röhren.

"Destillationsapparatur "balneo mariǽ"" oder Brandweinblase
Dr. Johann Weyer, Arzneybuch (1580) [2]

Beschreibung: * A, B, C, D = Absatz

  • E, F = Hut
  • G, G = Wo der Hut auff den Kessel gehet mit Teig verstrichen
  • H, I = Kessel
  • K = Ofen
  • L = Feuerloch
  • M = Ascheloch
  • N, O = Stuhl
  • P = Faß
  • Q = Glas

Das Faß muß in der Mitten ein Loch haben, da die Röhre durchgehet, und wen die Röhr durch ist, als dann sol das Loch mit Wachs oder leinen Tuch, oder wie man am besten kan, zugemacht werden, unnd voll Wasser gethan" [3]

Fußnoten

  1. Quelle: Krünitz Oekonomische Encyklopädie
  2. Quelle: Stratmann, Bodo: Rezepturhandschrift eines westfälischen Spezereihändlers aus der Hausväterzeit
  3. Quelle: Weyer (Wier), Johann Dr.: Arzney Buch: von etlichen biß anher unbekandten und unbeschriebenen Kranckheiten ... (Frankfurt a.M. 1580)

Literatur

  • Hausbrand: Die Wirkungsweise der Rektifizier- und Destillierapparate (Berlin 1893)
  • Hausbrand: Verdampfen, Kondensieren und Kühlen (Berlin 1899)
  • Singer: Die Destillierkunst der Neuzeit (4. Aufl., Berlin 1900)
  • Klar: Technologie der Holzverkohlung etc. Berlin 1903).