Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien/36

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Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien
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Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien.djvu
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nahm und ihnen daraus vorlas: „Gott will Niemand den Geist und Glauben geben, ohne das äußerliche Wort und Zeichen. Der falsche Geist aber kehrt diese Ordnung um, und will zuvor hinein in den Geist. Ja spricht er, sollte mich eine Hand voll Wasser von Sünden rein machen? Der Geist, der Geist, der Geist muß es inwendig thun. Sollte mir Brod und Wein helfen? Nein, nein, man muß Christi Fleisch und Blut geistlich essen, - daß, wer den Teufel nicht kennt, meinen möchte, sie hätten fünf heilige Geiste bei sich. Wenn man sie aber fragt, wie kommt man zu dem heiligen Geist? so weisen sie Dich nicht auf das äußere Wort und Evangelium, sondern ins Schlaraffenland, und sagen: warte, so wirst Du es erfahren, es wird die himmlische Stimme kommen und Gott selbst mit Dir reden. Siehst Du den Feind göttlicher Ordnung? wie er mit den Worten Geist, Geist, Geist, das Maul aufsperrt, und doch derweile Beides, Brücken, Weg, Steg, Leiter und Alles umreißt, dadurch der Geist zu Dir kommen soll, nämlich Taufe, Zeichen und mündliches Wort Gottes, und will Dich lehren auf den Wolken fahren und auf dem Winde reiten. - Wie dünkt sich um die Gesellen, greifst du schier, wer dieser Geist sei?“ - dann griffen sie schier nach den Müzzen und zogen stillschweigend ab. Zu welcher Höhe des geistlichen Hochmuths, auf der unfehlbar ein schrecklicher Fall folgt, diese Leute stiegen, das mögen einige Beispiele zeigen. Der Vorsteher Bl. I. Fere Champenoise rühmte sich öffentlich, er brauche nur noch sehr wenig Speise zu seiner Erhaltung, man müsse das Fleisch nicht so füttern. Ich war aber einige Stunden, nachdem er dies gesprochen und lange im Buch von der Nachfolge Christi gelesen hatte, und glauben mochte, ich schlafe, Augenzeuge, wie ihm um 12 Uhr Nachts eine große Schüssel voll Speck mit Sauerkohl und Knöpfe (Klöße) mundete, und dachte: du Heuchler, nun kannst du schon fasten! Bei der Todesanzeige seiner Frau sagte er mir, was er auch gegen viele Andere that: „nun werde ich nicht mehr heirathen;“ worauf ich nichts erwiderte. Als er das zum dritten Mal wiederholte, sagte ich: „Bl., Bl., hast du auch überlegt, was du vornimmst? Wirst du es auch halten?“ Er antwortete: „ja, gewiß, ich habe es meiner Frau bei ihrem Sterben gelobt, und dem HErrn zugeschworen.“ Später hörte ich ihm unbemerkt zu, wie er einem Mädchen seinen Bräutigam abwendig machte, indem er ihm unter Aufführung aller nur möglichen Schriftstellen den Ehestand als thierisch und sündlich darzustellen suchte.