Die Probstei in Wort und Bild/111
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immer dieselbe. Ich kenne nur zwei Ausnahmen, eine aus dem Dorfe Stein ausgebaute Hufe Hohenstein, bei der das Wohnhaus für sich, und Scheune, Backhaus und Kuhhaus besonders erbaut sind, und eine Hufe in Laboe, auf welcher das corps de logis von dem der Wirtschaft bestimmten Raum ganz getrennt ist.
Die Lebensweise der alten Propsteier war äußerst einfach. Sie standen immer sehr früh auf, genossen dann nur kaltes Bier und Brot, und arbeiteten bis zur Frühkost, die in Grütze oder erwärmten Bier und Butterbrot bestand. Dann wurde wieder bis zum Mittag gearbeitet. Jede Mittagsmahlzeit muß Klöße von Weizenmehl enthalten. Auch ißt der Probsteier viel Brot von Weizenmehl und das Roggenmehl wird meistens gesichtet (Schönbrot). Eine Lieblingsspeise der Probsteier ist suure Sup von Speck, oder Gänsefleisch, Klößen, Kartoffeln, gelben Wurzeln und Essig bereitet; ebenso wird viel schwarzes Sauer von Gänse- oder Schweinefleisch gegessen. Nach einiger Meinung soll die Gewohnheit Schwarzfleisch zuzurichten, von den alten Wenden herrühren, die das, was vom Opfervieh übrig blieb, auf diese Weise zum Gastmahle zurichteten. In der Diät sind im ganzen in neueren Zeiten keine große Veränderungen vorgefallen, nur ein übermäßiger Gebrauch der Kolonialwaren, besonders des Kaffees, ist durch alle Klassen eingerissen, und zerstört den Wohlstand auf eine traurige Weise. In der Periode der hohen Kornpreise kam auch das Punschtrinken an die Tagesordnung; allein die Zeitumstände und einige traurige Beispiele von Männern, die auf diese Weise Gesundheit und Wohlstand zerrütteten, scheinen die Probsteier von dieser Manie geheilt zu haben. In der Ernte erhalten die Arbeiter hier viermal täglich warmes Essen.
Bei allen wichtigeren Veränderungen des häuslichen Lebens haben die Probsteier ihre eigenen Gebräuche. Einige derselben sind beibehalten, andere aber sind, und zum Teil mit Grund ausgegeben, und mehrere werden noch, da sie nicht unbedeutenden Kostenaufwand erfordern, dem Drang der Zeitumstände weichen müssen.
Bei der Taufe eines Kindes, besonders in den größeren Familien, kamen immer zwei mit vier Pferden bespannte Wagen mit den Gevattern und vielen Frauen zur Kirche. Diese fuhren aus dem Dorfe in vollem Galopp, und die Gevattern und Frauen mußten aus vollem Halse juchheien. So ging's in allen Dörfern, durch welche sie fuhren, so kamen sie im Kirchdorfe an. Jetzt kommen sie vernünftiger und ruhiger mit den Gevattern und einer Frau an, die das Kind tragen muß, und damit werden denn auch die großen und wirklich unzweckmäßigen Kindtaufsgelage sehr beschränkt. Am Tage der Taufe des Kindes, wenn nun zur Kirche gefahren werden sollte, trat die Frau, welche das Kind zu tragen hatte, vor das Bett der Wöchnerin,. nahm das Kind, wendete es dreimal vor der Mutter um, und sagte : Nun in Gott's Namen ! Heid' nehm ick Dik weg, Christ bring ick Dik wedder, ging dann zuerst aus der Thür, und stieg zuerst auf den Wagen, auch hatte sie sich an diesem Tage außerordentlich in Acht zu nehmen. Nach der Taufe werden die weiblichen Gevattern und Frauen von dem oder den männlichen Gevattern im Kirchdorfe mit Kaffee und Wein oder Branntwein mit Zucker bewirtet, und fahren dann ins Haus der Eltern zurück, wo während ihrer Abwesenheit die Mahlzeit bereitet wird. Bei dem Braten steht der Hauptgevatter auf, nimmt ein Stück Brot, ein Stück Braten und ein Glas Bier. Dies bringt er mit einem Stück Geld der Wöchnerin, die von nun an andere Speisen genießen darf, da sie bis zu diesem Augenblick auf ihre Biersuppe beschränkt war. Wenn die Wochenfrau ihren Kirchgang hielt, war wieder ein Schmaus, den man Karkbeer nannte. In Probsteierhagen wurden die Kirchgängerinnen förmlich eingesegnet; hier ist diese Sitte abgekommen.
Weit mannigfaltiger und zusammengesetzter waren die Gebräuche bei den Hochzeiten (Kösten) der Probsteier. Sie werden zum Teil noch beobachtet, wenn ordentliche Hochzeiten gehalten werden, sie können bei den sogenanntem kleinen Leuten gar nicht beobachtet werden sie fallen auch bei den