Dortmund/Handel-Gewerbe

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Einleitung

Dortmunds wirtschaftliche Bedeutung beruhte im Mittelalter auf dem Fernhandel. Alter Metallhandelsplatz, frühzeitig im Verkehr mitFlandern, Aachen, Goslar, Deventer.

Älteste Messe von Himmelfahrt bis Pfingsten, zweite 14tägige Michaelismesse 1232 bewilligt, daneben freie Wochenmärkte und freie Jahrmärkte, im 17. Jhdt. etwa 6-7 freie Kirmessen.

Dortmunder Kaufleute besaßen im 12. Jhdt. Zollfreiheit anköniglichen Zöllen und seit 1232 unbeschränkte Zollfreiheit zu Wasser und Land innerhalb des Deutschen Reiches (HRR). Dortmund war ein wichtiges Mitglied der deutschen Hanse von ihrem Beginn bis zu ihrem Ende. In den Hansekontoren zu Wisby-Nowgorod, London und Brügge vertrat es (z. T. mit Soest) führend die andern westfälischen Städte. Dortmund war Sitz eines Hansegrafen bis etwa 1260, einer Schonenfahrergesellschaft. Es hatte zwei erbsässische Gesellschaften: die große oder Reinoldigilde (weiterentwickelt im 14. Jh. zur Junkergesellschaft, im 16. Jh. zur Adligen Gesellschaft auf dem Richthaus) und die Wandschneidergesellschaft (1347-1810). Um 1400 Artushof bezeugt. Dortmunder Fernkaufleute drangen in die führenden Bürgerschichten fast aller deutschen Städte an der Ostsee, einschließlich Livlands und Estlands, ein. Sie treten im 13.-14. Jh. hervor in Stockholm und Lödöse (Eisenbergwerke), in Krakau (Metallgruben), in Memel (etwa 1252 Plan, das Dortmunder Recht auf Memel zu übertragen), in Thorn und Danzig (in beiden Städten Artushöfe und Reinoldibänke). Hervorragender Anteil am englischen Wollhandel, zwischen 1338-50 werden einem Dortmunder – westfälischen Gläubigerkonsortium mehrfach die englische Krone, Hafenzölle und Zollsiegel verpfändet. Eigene Niederlassung in Antwerpen (gegen 1330 Sudermannstraße), Grundbesitz in Brügge (Dortmunder Straße).

Starkes Eisengewerbe (jeder 3. Neubürger, dessen Beruf bekannt war, gehörte ihm im 14. Jhdt. an). Kohlenbergbau schon 1302 urkundlich erwähnt. Mitwirkung an den grundlegenden Hanseverträgen in Smolensk (1229), London (1282), Flandern (1307), Brügge (1347). Infolge Kriegsverschuldung Bankrott und Revolution um 1400; schwächere Nachblüte im 15.-16. Jhdt. (1475 in London, 1494 in Nowgorod stark vertreten). Seit Mitte 16. Jhdts. Niedergang (Seuchen, Kriegslasten, Merkantilismus). Um 1800 ist Dortmund nur noch ein unbedeutendes Ackerbürgerstädtchen von etwa 4.000 Einwohnern. Seit Mitte des 19. Jhdts. Wiederaufblühen nach Einführung der Dampfkraft (1820 erste Dampfmaschine). Seit 1840 Beginn des Tiefbaus bei der Kohlenförderung, besonders rasche Entwicklung seit Eröffnung der Köln-Mindener Eisenbahn 1847. Erste Gründerzeit 1855-56, 1863 Dortmunder Handelskammer, 1870 zweite Gründerzeit, 1874-79 Börsenkrach und Konkurse. 1880 letzter Kornmarkt (1888 Dortmunder Getreidebörse), 1895 Oberpostdirektion von Arnsberg nach Dortmund verlegt (zweites Hauptpostamt 1910). 1899 Eröffnung des Dortmund- Ems-Kanals, 1900 Handwerkskammer, 1909 erster Pferdemarkt, 1910 neuer Hauptbahnhof. Dortmund besitzt Großmarkthalle, Schlacht-, Zucht- und Faselviehmärkte.

Die kräftig blühende Wirtschaft Dortmunds ging nach dem 1. Weltkrieg stark zurück. Inflation, kommunistische Unruhen, passiver Widerstand gegen die Ruhrbesetzung. Nach Abzug der Franzosen (Oktober 1924) wurden im Oberbergamtsbezirk Dortmund 78 Zechen mit 58.185 Mann Belegschaft stillgelegt. Im Januar 1933 war mehr als ein Drittel der Dortmunder Erwerbstätigen arbeitslos geworden. Um 1936 Arbeitslosigkeit überwunden. 1950 wieder 90% des Beschäftigungsstandes der Vorkriegszeit erreicht.

Stand 1954: Dortmund ist 1954 wieder ein Zentrum der Großindustrie von Kohle, Eisen und Bier, sowie des Großhandels mit Eisen, Blechen, Maschinen, Kohlen, Kohlenprodukten, Bier, Vieh, Chemikalien, Seifen, Fetten, Textilien, Papier- und Lederwaren, Ölen, Nahrungs-und Genußmitteln und ist Sitz mehrerer Großbanken und Börsen (Getreide, Lebensmittel, Eisen und Metall). 10 Schachtanlagen und 8 Kokereien mit etwa 44.000 Beschäftigten. Kohlenförderung 1950: 9,9 Millionen Tonnen (Stand von 1936). 3 Hüttenwerke mit 25.000 Beschäftigten. Viele weltbekannte Firmen der Dortmunder Eisenindustrie (Stahlhochbau, Brückenbau, Waggon- und Weichenbau, Maschinenfabriken, Blechwalzereien, Drahtseilereien, Geldschränke). 1939 gab es daneben über 1000 Großhandelsfirmen und über 75.000 industrielle und handwerkliche Betriebe. Güterumschlag in den Dortmunder Hafenanlagen zwischen den beiden Kriegen durchschnittlich jährlich 4-5 Mill. Tonnen, davon im Eingang Erze, Steine und Erden, Eisen, Stahl und Eisenwaren, im Ausgang Kohle, Eisen, Stahl und Eisenwaren, Steine und Erden. Außerdem etwa 1.500 Landwirtschaftsbetriebe mit 14.000 ha Ackerland, Wiesen, Weiden und Forsten (darunter 4 Stadtgüter), beträchtliche Viehhaltung. Dortmund hat 1954 Märkte für Großvieh, Magervieh, Kleinvieh und Pferde, 2 Schlachthöfe und 1 Magerviehhof.

Handelshäuser u. Fabriken im 19. u. 20. Jahrhundert

Stand 1954: Dortmund ist die „Stadt der Kohle, des Eisens und des Biers". Dortmunder Großfirmen sind u. a. : Dortmund - Hörder Hüttenverein AG. (1856), Phoenix AG. für Bergbau und Hüttenbetrieb (1852), Dortmunder Union, AG. für Bergbau, Stahl- und Eisenindustrie (1872), Eisen- und Stahlwerke Hoesch AG., Harpener Bergbau AG. (1856), Gewerkschaft Dorstfeld (1898), Maschinenfabrik Gewerkschaft Schüchtermann & Kremer (1870), Maschinenfabrik Holstein & Kappert (1868), Maschinenfahrik Deutschland (1872), Brückenbau C. H. Jucho (1879), Eisenhochbau und Brückenbau Aug. Klönne (1879), Maschinenfabrik und Hoch- und Tiefbau Brand & Sohn (1857), Vereinigte Asbestwerke Danco, Wetze] & Co. (1902), Geldschrankfabrik Pohlschröder (1902), Gummifabrik Wilhelm Pahl (1868), Westfälische Mineralölwerke (1881); Großbrauereien: Dortmunder Union-Brauerei AG. (1873), Dortmunder Actien-Brauerei AG. „DAB" (1868), Kronenburg-Brauerei Heinr. Wenker (1729 bzw. 1845), Dortmunder Ritterbrauerei AG. (1876), Dortmunder Hansabrauerei AG. (1902), Brauerei Thier & Co. (1854) . - Von der Gelsenkirchener Bergwerks AG. sind 9 Zechen n Dortmund, in: Dortmund-Bodelschwingh, Dortmund-Bövinghausen, Dortmund-Eving, Dortmund.-Huckarde, Dortmund-Kirchlinde, Dortmund.-Lindenhorst, Dortmund-Mengede ; von der Essener Steinkohlenbergwerke AG. in: Dortmund-Dorstfeld, Dortmund-Kley; von der Hoesch Bergwerks AG. 2 Zechen in Dortmund; von der Harpener Bergbau AG. 4 Zechen in Dortmund; von der Gewerkschaft Gottessegen 1 Zeche in Dortmund-Löttringhausen.