Epe (Bramsche)/Amt Vörden zu Malgarten
Amt Vörden zu Malgarten
Nach der napoleonischen Zeit wurden im Jahre 1817 die Grenzen zwischen dem Königreich Hannover und dem Großherzogtum Oldenburg neu gezogen. Hannover tauschte Neuenkirchen i.O., die Bauerschaft Hinnenkamp und einen Teil von Bieste, gegen Twistringen ein. Durch diese Grenzänderungen bekam Vörden als Sitz des Amtes eine derartig ungünstige Lage, daß man eine Verlegung des Amtes erwog. Daß die Wahl auf Malgarten fiel, war wohl allein den dort vorhandenen und dem Staat gehörenden Klostergebäuden sowie der zentralen Lage zu verdanken. Dies wird um so deutlicher, wenn man sich vor Augen führt, daß der Ort zu dieser Zeit lediglich aus den Kloster- und Mühlengebäuden, dem Vorwerkhaus und dem alten Schafstall bestand. Da alle Gebäude des Klosters Malgarten bis Michaelis 1820 verpachtet waren, suchte man nach einer Lösung. Den fünf noch im Kloster lebenden Nonnen versprach man die Erhöhung der jährlichen Zuwendung von 25 T. auf 90 T. und einen kostenlosen Umzug. Sie wurden 1819 mit 17 Fuhren Mobilien nach Osnabrück umquartiert.
Mit einer Bekanntmachung an alle Vögte und Bauerrichter sowie einer Veröffentlichung von den Kanzeln des Amtes, verkündete der Drost von Uslar unter dem 19. Oktober 1819 die provisorische Amtsaufnahme in Malgarten.[1] Im folgenden Jahr wurde die für Verwaltung und Justiz benötigte Klosteranlage für 4.767 T. 22 gGr. und 4 Pf. der Domänenkammer verkauft. Der Oberförster Benthe, der die seit 1817 im Kloster eingerichtete Revierförsterei leitete, siedelte 1820 nach Vörden um, wo in den Räumlichkeiten des Schlosses die Königlich Hannoversche Forstinspektion eingerichtet wurde.[2] Das auf dem Klosterhof in Malgarten befindliche sogenannte Neue Vorwerk versetzte man in die Strotwiese am Nonnenbach und errichtete an seiner Stelle ein größeres Wirtschaftsgebäude als Amtsrichterhaus.[3] Der Westflügel des Klosters wurde zum Verwaltungstrakt mit Büros, Gerichtssaal und Gefängniszellen sowie mit einer Wohnung des Gefängniswärters eingerichtet. Um eine Zuwegung zum Verwaltungsgebäude zu erhalten, ließ man 22 große Bäume fällen, die Mauer zwischen Kirche und Amtsrichterhaus durchbrechen und ein Tor herstellen. Zwar erwog man zunächst eine neue Zuwegung von der Straße Epe - Malgarten über die Hase zur Südseite des Klosters, doch verwarf man dies wegen zu hoher Kosten. Die gesamten Umbaukosten beliefen sich auf über 6.860 T.[4] Hinzu kam noch, daß alle Wege nach Malgarten einspurig waren. Sie wurden in den folgenden Jahren ausgebessert und verbreitert.[5]
Im Torhaus fanden zunächst der Amtsbote und Hausmeister und später die Gerichtsschreiber eine Unterkunft. Der Amtsleiter erhielt eine Wohnung im alten Äbtissinnenhaus und als Wirtschaftsgebäude den westlichen Seitenflügel des Klosters. Der Amtsrichter, bis 1852 als 2. Beamter des Amtes bezeichnet, übernahm Wohnung und Wirtschaft im neuen Gebäude am Torhaus. Beide führten nebenbei eine kleine Landwirtschaft.
Durch die Verlegung des Amtes von Vörden nach Malgarten wurde Malgarten wieder mit Leben erfüllt und nun zu einem politischen Mittelpunkt. Zum Amtsbezirk gehörten die Kirchspiele Bramsche, Engter und Vörden sowie die sog. Absplissen, die bei Hannover verbliebenen Teile der Kirchspiele Damme und Neuenkirchen i.O. Alle Einwohner dieser Kirchspiele mußten in Amts- und Amtsgerichtsangelegenheiten nach Malgarten. Neben der Amtsverwaltung bestand als beschlußfassendes Organ des Amtes die Amtsvertretung. Sie setzte sich zunächst nur aus den Beamten des Amtes und den Bürgermeistern von Bramsche und Vörden zusammen. Erst mit Gesetz vom 27. Juli 1852 konnten die Amtsbezirke über ihre Vertreter selbst entscheiden. Im Amt Vörden beschloß man, daß sich die neue Amtsversammlung aus den Gemeindevorstehern, Bürgermeistern und Ratsherren aller Gemeinden zusammensetzen sollte. Lediglich die großen Gemeinden Bramsche und Rieste konnten zwei Vertreter entsenden. Das Gremium des Amtes Vörden bestand demnach aus 17 Vertretern: Bramsche und Rieste je 2, Epe, Sögeln, Hesepe, Achmer, Schleptrup, Pente, Engter, Kalkriese, Evinghausen, Vörden, Hinnenkamp, Hörsten und Bieste je 1 Vertreter. Sie trafen sich jeweils am ersten Mittwoch der Monate Januar, April, Juli und Oktober um über die Belange des Amtes zu entscheiden.[6]
Leiter des Amtes Vörden zu Malgarten, wie die offizielle Bezeichnung lautete, war ein Amtmann, auch Drost genannt. Erster Amtsleiter in Malgarten war der Drost von Uslar-Gleichen, der bereits 1818 das Amt übernommen hatte und im Jahre 1828 nach Ahlden versetzt wurde. Wilhelm Leo Georg Herbord von Uslar-Gleichen, Erbherr auf Gellenhausen, Wanne, Sieboldshausen und Altengleichen war seit 1821 mit Sophie Charlotte Caroline Friedrike Gräfin zu Gransfeld-Diepenbrock verheiratet. Sein Nachfolger war der Amtmann Cramer von Clausbruch. Carl Georg Anton Cramer von Clausbruch, geboren 1772 in Boedenbrock und seit 1800 mit Marie Sophie Busch aus Salzwedel verheiratet, starb 1837 bei seiner Tochter in Osnabrück. Der folgende Amtmann Meehsmann war schon beim Umzug des Amtes als Amtsverwalter tätig und starb 1840. Von 1841 bis 1849 führte der Amtmann Meyer die Amtsgeschäfte in Malgarten. Gustav Heinrich Meyer, 1787 in Hannover geboren, kam aus Hitzhausen und beging 1849 in Malgarten Selbstmord durch erschießen. Er war seit 1822 mit Dorothea Franzisca von Einem verheiratet. Von 1849 bis 1853 wird als Amtsleiter der Drost von Dinklage genannt. Wilhelm Christian Karl von Dinklage war mit Hermine Auguste Natalia Sudendorf aus Badbergen verheiratet. Nach seiner Versetzung nach Osnabrück kam der Amtmann L. Wuthmann, der bereits 1855 in Hannover eine neue Stelle antrat. Für kurze Zeit übernahm der Amtmann von Bothmer die Geschäfte in Malgarten und von 1856 bis 1859 der Amtmann von Finke. Sein Nachfolger war der Amtmann von Plate, der 1863 wieder versetzt wurde. In seiner Dienstzeit ereigneten sich die Geschichten, die Lehrer Rudolf Frankamp aus Epe (1857 - 1921) in seinem Buch "Erzählungen aus der Jugendzeit" beschrieben hat. Er bezeichnete den Amtmann von Plate als einen scharfen Besen, dessen Wahlspruch lautete: "Ich regiere alleine meinen Amtsbezirk und unser Herrgott das übrige Weltall!" Die Gemeinde, besonders aber der Gemeindevorsteher "Janhinnerk" und sein Stellvertreter "Jangerd" standen stets auf Kriegsfuß mit ihm. Als von Plate 1863 eine neue Stelle in der Landdrostei Lüneburg übernehmen sollte, bereiteten einige Vorsteher der umliegenden Gemeinden unter Leitung des Eper Vorstehers eine entsprechende Verabschiedung vor. Eine Abschiedsdelegation wurde erst gar nicht vorgelassen. Man übergab deswegen dem Schreiber einen Abschiedsbrief für den Amtmann, in dem man ihm für die "großen Verdienste" Dank aussprach und auf alle für ihn peinlichen Ereignisse seiner Dienstzeit in Malgarten hinwies. Nachdem der Amtmann das gelesen hatte, zerriß er das Schreiben, ließ anspannen und verließ Malgarten. Auf dem Klosterhof aber erwartete ihn bereits eine große Menschenmenge, die ihn dann mit folgendem Spottlied aus dem Ort hinaus begleitete:
Spottlied auf den Amtmann von Plate "Nun leb'wohl, du alter Kasten, Nun ade, du stilles Dach! Bürger, Bauern sehn dir traurig Und Janhinnerk sieht dir nach. Dort in weiter, weiter Ferne, Wie's mich nach dem Kloster zieht! Lustig singen meine Bauern, Doch es ist ein falsches Lied. And're Klöster kommen freilich, And're Bauern zu Gesicht! Ach, wohl sind es and're Bauern, Doch Jangehrde sind es nicht. And're Klöster, and're Bauern! Ich da mitten in so stumm. And're Klöster, and're Bauern! O wie gerne kehrt' ich um!"
Nach einem Amtmann Bühne kam noch im gleichen Jahr 1863 der Amtmann Wyneken, der später den Titel Amtshauptmann führte. Er leitete die Geschäfte in Malgarten nahezu 20 Jahre.[7]
Zwar gab es Anfang der 80er Jahre Bestrebungen, einen Kreis Bramsche zu bilden, doch konnte sich dieser Vorschlag nicht durchsetzen. Auch der Eper Gemeindevorsteher gehörte zu den Gemeindevertretern, die 1882 eine Petition an Berliner Abgeordnete unterzeichnete. Mit dieser gedruckten "Vorstellung und Bitte" befürworteten sie nachdrücklich die Errichtung eines Kreises Bramsche mit Sitz in Bramsche.[8]
Im Jahre 1885 wurde das Amt Vörden zu Malgarten aufgelöst und zusammen mit den Ämtern Bersenbrück, Quakenbrück und Fürstenau zum Kreis Bersenbrück vereinigt.
Leiter des Amt Vörden zu Malgarten 1803-1818 Amtmann Schilgen 1818-1828 Drost Wilhelm Leo Georg Herbord von Uslar-Gleichen 1828-1837 Amtmann Carl Georg Anton Cramer von Clausbruch 1837-1840 Amtmann Meehsmann 1841-1849 Amtmann Gustav Heinrich Meyer 1849-1853 Drost Wilhelm Christian Karl von Dinklage 1853-1855 Amtmann L. Wuthmann 1855-1856 Amtmann von Bothmer 1856-1859 Amtmann von Finke 1859-1863 Amtmann von Plate 1863 Amtmann Bühne 1863-1881 Amtmann bzw. Amtshauptmann Wyneken 1883 Kreishauptmann Grote
Sonstige Angestellte und Beamte der Amtsverwaltung 1820-1835 Amtsführer Georg Gieseke 1834/1841 Amtsvogt / Amtssekretär Altmeppen 1859-1876 Amtsvogt / Amtssekretär Georg Heinrich Friedrich Burghard Palm 1871 Amtsvogt / Amtssekretär Wittbold 1853/1854 Amtsgehilfe Hermann Michael Müller 1819-1826 Amtsbote Johann Heinrich Weglage 1826-1836 Amtsbote Pfilip Eckelmann 1836 Amtsbote Corad Eckelmann 1836-1844 Amtsdiener und Gefängniswärter Heinrich Maybaum 1844/1854 Amtsdiener Kleuker 1844-1854 Amtsdiener Franz Heinrich Goda 1852 Amtsdiener de Freese 1854-1862 Amtsdiener Hermann Heinrich Josef Weglage 1852-1874 Amtsdiener Johann Wilhelm Böcker
Ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen befindet sich hier.