Erziehung im XX. Jahrhundert/050

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Erziehung im XX. Jahrhundert
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Lage, und die von Dr. Lietz nach einem englischen Vorbilde begründeten »Landerziehungsheime« (Ilsenburg a. Harz, Haubinda in Thür. und Bieberstein in der Rhön) haben seit den etwa zehn Jahren ihres Bestehens schon ausserordentlich viel Gutes gewirkt und andere Anstalten ähnlicher Art hervorgerufen. Neuerdings sucht die von Dr. Kapff, früher in Wertheim am Main, jetzt in Deger-loch bei Stuttgart, vertretene Idee der »Erziehungsschule als Arbeitsschule« die pädagogischen Vorzüge der Erziehung in ländlicher Umgebung mit den Anregungen zu verbinden, die die Nähe einer Stadt und der Einblick in das Leben derselben bieten. Neben der pädagogischen und sozialen Bedeutung der Schulwanderungen, Ferienbeschäftigungen und Ferienkolonien ist die hygienische Seite derartiger Einrichtungen zu beachten, die namentlich in den Kinderheilstätten an der See und in Soolbädern eine vortreffliche Form der Ausbildung gefunden hat. Von der grossen Zahl derartiger Heilstätten, die wir in Deutschland besitzen, sind die an der Nord- und Ostsee errichteten am bekanntesten und besuchtesten; 1 aber auch im Binnenlande sind viele vorhanden, und kaum eine grössere Stadt dürfte sich in Deutschland finden lassen, die nicht alljährlich eine grössere oder geringere Zahl von Kindern ärmerer Stände in Ferienkolonien entsendet, trotzdem der Gedanke der Ferienkolonien überhaupt jetzt erst kaum dreissig Jahre alt ist. Es war der schweizerische Pfarrer Bion, der in Zürich im Jahre 1876 die Anregung gab, dass 68 arme Schulkinder während der Sommerferien in das Appenzeller Land gesendet wurden. Die erste deutsche Stadt, die diese Anregung im Jahre 1878 aufnahm, war Frankfurt a. Main. Die rasche Ausbreitung, die der Gedanke der Ferienkolonien seitdem gefunden hat, spricht am besten für die Wirksamkeit des sozialen und pädagogischen Geistes unserer Zeit, und an der Bedeutung, die die Ferienversorgung armer Kinder für die Volkserziehung und das Volkswohl im allgemeinen hat, zweifelt heute wohl niemand mehr. Auf die Grundsätze, die für die Auswahl der Kinder massgebend sind, können wir hier nicht weiter eingehen; es sei z. B. nur dies erwähnt, dass Kinder, die an akuten oder ansteckenden Krankheiten, an Krämpfen oder Ausschlägen leiden, von den Ferienkolonien auszuschliessen und den Kinderheilstätten zu überweisen sind. Dagegen werden vorzugsweise skrofulöse, blutarme oder schwächliche Kinder aufgenommen. Die erziehlichen Resultate, die man in den Kolonien erreicht, werden mit Recht sehr gerühmt; die Liebe und Fürsorge, von denen sich die Kinder umgeben sehen, üben vor allem einen grossen Einfluss auf ihr Gemüt aus. Es kommt dabei selbstverständlich in erster Linie, wie überall in der Erziehung, auf die Person des Leiters der Kolonie an, ferner auf die Art der Beschäftigung und Verpflegung, die man den Kindern bieten kann, und auch auf die Umgebung der Kolonie und die dadurch bedingte Möglichkeit zu Spaziergängen und Spielen im Freien. Die Vorteile eigener Häuser, die nur den Zwecken der Kolonie dienen, oder von Baracken, die eigens für die Kolonie errichtet werden, liegen auf der Hand; ihrer allgemeineren Verwendung

Bild: Der Schülerklub „Wandervogel“ auf der Reise.