Sandkrug (Kr.Memel)
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S a n d k r u g Ferienort auf der Kurischen Nehrung |
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Einleitung
Sandkrug (Kr.Memel), Kreis Memel, Ostpreußen
- Weitere Informationen siehe unten in den Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
Ursprünglich war Sandkrug ein Etappenziel auf dem Postweg von Königsberg nach Memel. Die Reisenden blieben um auszuruhen, oder warteten auf besseres Wetter, um das Memeler Tief zu überqueren.
Sandkrug wurde 1429 zum ersten Mal erwähnt. Eine Herberge und Gaststätte wurden 1525 gebaut. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts bestand das Dorf aus dem Gasthaus und einigen Fischerhäusern am Kurischen Haff, doch dann entwickelt es sich zu einem bevorzugten Wohngebiet für wohlhabende Bürger aus Memel.
Name
Andere Namen und Schreibweisen
- 1834 Sand Krug [1]
- 1907 Etablissement Sandkrug[2]
- 1939 Seebad Sandkrug[3]
- Lit. Namen: Smiltinė[4], Smiltynė[5]
Allgemeine Information
Lt. Dietrich Lange[7]:
- Seebad
- Haffseite d. Kurischen Nehrung
- 1,75 km südwestl. von Memel
- mit Kurhaus, Wasserbau-Inspektion
- gegründet vor 1616
Politische Einteilung
- 1785 war Sandkrug ein Kölm. Krug[8]
- 1897 wurde Sandkrug nach Memel eingemeindet.
- Am 08.01.1900 wurde Sandkrug (Kr.Memel) zu der Stadt Memel eingemeindet.
- 1916 gehörte Sandkrug zur Stadt Memel.[9]
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Sandkrug (Kr.Memel) gehörte 1912 zum Kirchspiel Memel Land.
Katholische Kirche
Sandkrug (Kr.Memel) gehörte 1888 zum katholischen Kirchspiel Memel.
Friedhof
Der Friedhof liegt zwischen dem Fähranleger für die Fußgängerfähre und dem Meeresmuseum. Er ist eingezäunt und wird gepflegt. Es gibt an der Uferpromenade ein Hinweisschild dorthin.
Die Bilder wurden freundlicherweise von Annelie Stöllger zur Verfügung gestellt. Stand Juni 2011
Standesamt
Sandkrug (Kr.Memel) gehörte 1888 zum Standesamt Bommelsvitte.
Bewohner
Alte Ansichten
Verschiedenes
Der Sandkrug-Elch
Der Sandkrug-Elch war sozusagen ein "Gemütsmensch" und lebte mit den Badegästen. Er war eine Attraktion, weil er pünktlich um 12 Uhr mittags aus den kiefernbestandenen Dünen trat und sein Bad in der Ostsee nahm. Inmitten der planschenden Kinder!
"Mit den ersten Staren ungefähr kommt er an, der Schaufler Elk. Er hat keine große Reise zu machen, denn den ganzen Winter über hatte er seinen Stand in den bepflanzten Dünen und den Erlen- und Birkenwäldchen zwischen Sandkrug und Schwarzort.
So taucht er dann eines Tages bei Süderspitze auf. Da, wo gegenüber von Memel die lange Sichel der Nehrung in das Meer stößt. Er kommt früh im Jahr, zeitig wie kein anderer Badegast.
Die wenigen Spaziergänger, die sich so zeitig im Jahr auf der Nehrung einfinden, kennen Elk vom letzten Sommer her. "Er ist wieder da!", stellen sie fest und rücken ihm dicht auf den Leib. "Sieh mal, da wachsen ihm solche Stummels aus dem Kopf!" "Ja, Mensch, das werden einmal Schaufeln. Die, womit er dich nachher spicken wird!" Die Schaufeln! Schon im April zeigen die beiden "Stummels", daß sie sich zu Schaufeln auswachsen werden, auch wenn man nicht wüßte, daß es der Schaufler vom Sommer vorher ist, der sie trägt, und daß er also sowieso Schaufeln aufsetzen wird. ...
In diesem Jahr hat noch ein zweiter, aber erheblich geringerer Schaufler in dem Weidenrevier seinen Sommerstand genommen. Elk kennt keinen Futterneid; er duldet ihn. Es ist keine Freundschaft zwischen den beiden, aber sie sind sich auch nicht feind. Der zweite Schaufler aber ist unfreundlich und manchmal sogar bösartig. Nicht Elk gegenüber! Es bekäme ihm schlecht, wollte er sich mit ihm anbinden. Aber ahnungslose Spaziergänger nimmt er unversehens an und schlägt sie in Flucht. Irgendwo muß er einmal seine Überlegenheit gespürt haben, und nun reizt es ihn, sie auf die Probe zu stellen. Solche Burschen gibt es auch unter Elchen.
In der Stadt gehen schauerliche Mären um von Rettung im letzten Augenblick und von verletzten Kindern. Und da beide Schaufler erst vor wenigen Wochen die Geweihe zu schieben begonnen haben, und die wenigsten den Schaufler vom vorigen Jahr von dem Nachzügler unterscheiden können, werden diese Angriffe Elk auf die Rechnung gesetzt. Der böse Sandkrug-Elch, heißt es. Der Nachzügler treibt auch sonst seinen Schabernack. Im zeitigen Frühjahr hat er den Beeten des Kurhauses in Sandkrug einen unerwünschten Besuch abgestattet, ... Ein andern Mal wieder ließ er sich in einem Hausgarten den Flieder schmecken. Den Höhepunkt aber erreichte er zweifellos, als er einmal im Juli um drei Uhr morgens mit erheblichem Geräusch und brummigen Lauten seinen Kopf durch das offene Fenster eines Schlafzimmers steckte. Sicher gibt es angenehmere, aber wenig originellere Arten, aus dem Schlaf geweckt zu werde." [10]
Memeler Dampfboot vom 18.04.1926
Der Sandkrug rüstet sich
Haben wir es nicht herrlich hier in Memel, was die Schönheit der Natur und die Möglichkeit, sich von der Arbeit des Tages zu erholen, anbetrifft. Vor den Häusern der Stadt ladet das Haff zum Segeln, Rudern und Schwimmen ein, am westlichen Horizont gehen der Spiegel des Meeres und der Himmel ineinander über, und zwischen Haff und See schiebt die Nehrung ihr grünbewaldete Spitze. Was der Sandkrug für uns Memeler bedeutet, das wissen wir alle. Er ist gewissermaßen die Lunge, mit der die Stadt atmet, und es ist nicht nötig, über seine Bedeutung viel Worte zu machen. Wir lieben ihn alle, wen wir auch nicht viel davon sprechen.
Ja, der Sandkrug ist bei uns Memelern so beliebt, daß ihm sogar manche Mißstände, die sich im Laufe der Zeit eingeschlichen hatten, kaum etwas schadeten. Um so mehr ist es zu begrüßen, daß man sich jetzt entschlossen hat, endlich einmal reinen Tisch zu machen und alle Schäden und Schönheitsfehler zu beseitigen. Sogar neue Anlagen hat man geschaffen: der Tennisplatz hinter dem Kurhaus ist um den alten Flächenraum vergrößert worden. Im Kurhaus und in dem Gartenetablissement regen sich schon seit Wochen viele fleißige Hände. Alle Baulichkeiten erhalten einen neuen Farbanstrich und sollen auf gefällige Art dekoriert werden. Eine Reihe baulicher Veränderungen sind vorgenommen worden. Einzelne mit den Küchen in Zusammenhang stehende Räume sind umgeändert, erweitert, ausgebaut und teilweise auch verlegt worden. Wände wurden durchbrochen, Herde vergrößert und verbessert, Warmwasserleitungen angelegt, Abwaschvorrichtungen ausgebaut und was dergleichen praktische Dinge mehr sind. Alle diese Maßnahmen haben den schließlichen Zweck, alles so praktisch anzusetzen und auszubauen, daß auch bei einem Massenbetrieb jeder Gast schnell und gut bedient wird. Daß das in früheren Zeiten immer der Fall gewesen ist, kann man nicht behaupten. Der Boden des großen Kurgartens wird geebnet, hunderte von Tischen und tausende von Stühlen werden lackiert. Die Veranda am Waldeingang bekommt ein Büfett, damit man gewissermaßen auch im Vorübergehen sein Glas Bier kaufen kann und eine Stelle mehr geschaffen ist, von der beim Massenandrang Getränke ausgegeben werden können.
Der Musikpavillon ist vorn an den Seiten etwas verlängert worden, um so eine bessere Akustik zu erzielen, denn der Sandkrug wird in diesem Jahre, das steht schon jetzt fest, ein Orchester haben, wie wir es dort schon lange nicht mehr gehört haben. Oekonom M ü l l e r , der rührige und tatkräftige neue Pächter des Kurhauses und des Gartenetablissements, hat für die Monate Juni, Juli und August 13 Mitglieder des Orchesters der litauischen Staatsoper verpflichtet, die der von seiner früheren Tätigkeit am hiesigen Stadttheater bei uns bestens bekannte und jetzt an der litauischen Staatsoper tätige Konzertmeister W i r s i n g anführen wird. Im Kurgarten werden täglich Konzerte stattfinden, von denen die meisten als Freikonzerte gedacht sind. Natürlich werden auch italienische Nächte und ähnliche Veranstaltungen nicht fehlen, ja sie sollen noch einen Ausbau nach der Richtung hin erhalten, daß bekannte auswärtige Künstler zu Gastspielen verpflichtet werden sollen. Auch der Weg nach der See hat eine bedeutende Verbesserung erfahren. Wo der feste Weg aufhört, folgt jetzt ein neu geschütteter Kiesweg. Die Mulde rechts von dem früheren Steg kurz vor der Vordüne ist ganz mit Sand ausgefüllt und mit kleingehacktem Gesträuch bedeckt worden, so daß diese Partie ein ganz anderes Aussehen erhalten hat. Es ist alles hier freundlicher, bequemer und übersichtlicher geworden.
Sehr vielen Memelern wird, was hier erzählt wird, nichts Neues mehr sein, denn in diesen schönen Tagen sind schon Hunderte herübergefahren und haben alles mit eigenen Augen gesehen. Auch für das leibliche Wohl der Gäste ist jetzt schon gesorgt. Handwerker und Arbeiter aber regen weiterhin fleißig ihre Hände, und wenn der 3.Mai gekommen sein wird, dann werden Kurhaus und Kurgarten wohl offiziell geöffnet werden und täglich Tausenden von Gästen Erholung bieten können.
Bilder
Die Bilder wurden freundlicherweise von H.G. Moors zur Verfügung gestellt
Karten
Allgemeine Geschichte
- 1757 Die Russen fallen im Sommer (im Siebenjährigen Krieg) unter Graf Fermor und Feldmarschall Graf Apraxin in Ostpreußen ein. Zarin Elisabeth I. erklärt durch Patent vom 31. Dezember 1757 Ostpreußen als russisches Eigentum.
- 1758 Jan. Eine russische Armee unter Graf Fermor besetzt kampflos das ungeschützte Ostpreußen.
- 1762 Nach dem Tod der Zarin Elisabeth (5.1.1762) kommt es unter ihrem Nachfolger, Zar Peter III., zum Frieden mit Preußen (5.5.1762 Vertrag von St. Petersburg). Russland gibt ohne Entschädigung die besetzten bzw. bereits annektierten Gebiete Ostpreußen, Hinterpommern und Neumark zurück. Die Russen ziehen ab, Sandkrug wird wieder preußisch.
- 1945 Sandkrug wird von der sowjetischen Armee besetzt.
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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Quellen
- ↑ Urmesstischblatt von 1834
- ↑ Gemeindelexikon für das Königreich Preußen (1905) | Ostpreußen
- ↑ Nördliches Ostpreußen - Königsberger Gebiet und Memelland
- ↑ Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
- ↑ GOV: http://gov.genealogy.net/
- ↑ Laubengang an der alten südlicher gelegenen Fähren-Anlegestelle, die zwischen dem Kurhaus und der heutigen Anlegestelle lag, 2003
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
- ↑ Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
- ↑ Kakies, Martin: Elche am Meer, Berlin-Lichterfelde, um 1937
Quellen