Gölzer (Familienname)

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Herkunft und Bedeutung

Die Namenkundler (Brechenmacher, Gottschald, Bahlow) bringen den Familiennamen Gelzer/Gölzer mit dem Beruf in Verbindung.

Der Gelzer (auch Gelzenleichter) war in der Viehwirtschaft ein wichtiger Beruf. 2) Er war der Vorläufer des heutigen Viehdoktors. Eine seiner Aufgaben, die ihm auch den Berufsnamen einbrachte, war "das Gelzen". Die jungen Schweine mussten, um sie zur Mast fähiger zu machen, verschnitten werden; im Mittelhochdeutschen hieß dies "gelzen". 3) Im Saarland lassen sich zahlreiche verschiedene Stämme bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Dort finden man in dieser Zeit auch die die Namen Geltzen Leichter und Geltzenleuchter. 1)

Ein anderer Gelzer-/Gölzer-Stamm hat seinen Ursprung in Schaffhausen. Die Gelzer hatten dort seit ihrer ersten Erwähnung (3. März 1288) nichts mit der Viehwirtschaft zu tun. Es waren ausschließlich Fischer. 7) Hier bieten sich andere Deutungsmöglichkeiten an.

Im Althochdeutschen gibt es den Begriff "gelzen" (von gellenden Tönen) für heulen, schreien und bellen.

Im Schwäbischen Wörterbuch findet sich auch der Begriff "gelzen" für abprallen und abspringen; außerdem für überschlagen, umkippen, kentern ("ein Schiff gelzt", "die Stimme gelzt"). 4)

In den Archivalien jener Zeit findet man in Schaffhausen und Stein häufig den Begriff "Geltz" für schuldigen Zins an Geld und Naturalien. 5) Die Schaffhauser Gelzer waren bereits im 13. Jahrhundert Lehensleute des Kloster Allerheiligen. 7) Es ist möglich, dass sie schon in dieser Zeit mit dem Eintreiben von Zinsen oder Zoll betraut waren. Goethe schreibt in seinen Reiseerinnerungen über den Geltzer, den er 1797 am Rheinfall besuchte: "Er hat das Schlößchen (Wörth am Rheinfall von Schaffhausen) mit dem Lachsfang, Zoll, Weinberg, Holz u.s.w. von seinen Voreltern her in Besitz, doch als Schupflehen, wie sie heißen. Er muss nämlich dem Kloster, oder dessen jetzigen Successoren, die Zolleinkünfte berechnen..." 6)

Schließlich sei noch auf die "Gelse", die Schnake oder Stechmücke, hingewiesen. Nach dem "Wortatlas der deutschen Umgangssprachen" wird dieser Begriff in Österreich bis ins Vorarlberg heute noch verwendet. Ob er im Spätmittelalter in den österreichischen Gebieten am Hochrhein ebenfalls gebräuchlich war und möglicherweise als Übername gedient hat, ist allerdings nicht bekannt.


1) Friedhelm Horst Gölzer: 700 Jahre Gelzer - Gölzer Eine familiengeschichtliche Betrachtung (1988) Seite 171/172

2) Grimm: Deutsches Wörterbuch 1897 IV 3121: "Im 16. Jh. in der Wetterau auch ein wasenmeister oder gelzenleuchter, also auch zugleich mit der cavillerei betraut, denn er wurde von der gemeinde bestellt (die caviller sind noch oft zugleich viehärzte)."

3) Öcon. lex. 2247: "Die schlachtschweine müssen geschnitten seyn, wenn das fleisch und speck wohl geraten soll. Es kan solches noch bey der muttermilch geschehen, da sie es eher vergessen."

4) Fischer: Schwäbisches Wörterbuch

5) Mathias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch 1872 unter "Gelt", "Geltaere" und "Gelte".

6) Johann Wolfgang von Goethe: Reise in die Schweiz 1797 "Schaffhausen und der Rheinfall"

7) Mit der Urkunde vom 14. Februar 1308 - sie ist übrigens der älteste Fischerei-Lehensbrief der Schweiz - verleiht das Kloster Allerheiligen "Cunrat dem Gelzer und allen seinen ehelichen Söhnen" die Fischenz im Rhein "wie sie sein Vater und Großvater schon innehatte." Dies ist der Beweis, dass die Gelzer in Schaffhausen bereits Mitte des 13. Jahrhunderts Fischer waren; also zu einem Zeitpunkt, als in dieser Gegend die Familiennamen erst entstanden sind.

Varianten des Namens

Gelzer Geltzer Göltzer

Geographische Verteilung

Relativ Absolut
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Bekannte Namensträger

Heinrich Geltzer (1360 - 1426): erster Zunftmeister der neu gegründeten Fischerzunft in Schaffhausen, Ratsherr 1)

Hans Gelzer (1412-1475): Zunftmeister der Fischer, Ratsherr in Schaffhausen 2)

Johann Heinrich Gelzer (1813−1889), Schweizer Historiker, Diplomat und Publizist 2)

Heinrich Gelzer (1847-1906), deutscher klassischer Philologe und Althistoriker 2)

Matthias Gelzer (1886−1974), Schweizer Althistoriker 2)


Quellen:

1) Friedhelm Horst Gölzer: 700 Jahre Gelzer - Gölzer - Eine familiengeschichtliche Betrachtung (1988)

2) Wikipedia Januar 2008

Sonstige Personen

Geographische Bezeichnungen

Literaturhinweise

Deutsche Encyclopädie oder Allg. Real-Wörterbuch, Frankfurt 1786, Bd 11

Johann Chr. Adelung: Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Wien 1808

Schweiz. Idiotikon - Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache Band II

M.Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch Band I 1872

Badisches Wörterbuch Band II S.357

Volckmann: Alte Gewerbe und Gewerbegassen 1921

Josef K. Brechenmacher: Deutsches Namenbuch

Josef K. Brechenmacher: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen 1957

Max Gottschald: Die deutschen Personennamen

Hans Bahlow: Deutsches Namenlexikon

Ernst Förstemann: Altdeutsches Namenbuch 1900

Daten aus FOKO

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Metasuche

Compgen-Metasuche.png zum Familiennamen: Gölzer


Weblinks

Familienforscher