Lewitz Hauland

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Hierarchie
Regional > Historisches Territorium > Preußen > Posen > Kreis Meseritz > Lewitz Hauland Regional > Historisches Territorium > Deutschland > Brandenburg > Neumark > Kreis Meseritz > Lewitz Hauland

Einleitung

Allgemeine Information

Politische Einteilung

Polnischer Ortsname Lewiczynek
W-Nummer (Kennziffer Verwaltungsbezirk) W51136

Gemeinden Wohnplätze Vorwerke ...

Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Evangelische Kirchen

Katholische Kirchen

Geschichte

Lewitzhauland war das nächste größere Kirchspiel, das durch die Grenzziehung und die Entstehung des polnischen Staates 1920 zum Kreis Neutomischel kam. Kirchlich gehörten die Evangelischen aus Jablonke, Neuschilln, Lewitz, ferner aus den drei Mühlen hinter Lewitz, der Klein-, Brand- und der Großmühle, aus Kaliske, Heidchen, Kleinluben, Blake, Sawade und Lubenhauland zu Lewitzhauland. 1920 kamen noch die wenigen Evangelischen aus Schilln dazu, die vorher zur Kirchengemeinde Betsche gehörten.
Als Holländerei 1732 gegründet, lagen die Höfe in der Größe von 40 - 100 Morgen rechts und links eines Weges; der Ort zog sich 7 Kilometer hin. Zu den meisten Höfen gehörte auch etwas Wald, der in einer geschlossenen Fläche von 100 ha an der Gemeindegrenze Petershag lag. Die Landschaft war völlig eben. Es war auf leichten sandigen Böden gesiedelt worden. Abweichend zu allen anderen Hauländereien gab es in Lewitzhauland keinen Gemeindegraben. Ihre Wiesen hatten die Lewitzhauländer Bauern im Weißlug, einer kleinen Niederung zwischen Punken und Hüttenhauland gelegen, umgeben von sandigen Kiefernwäldern, in denen es immer Unmengen Steinpilze gab. Die meisten Wiesen waren gepachtet und gehörten der Herrschaft Fischer von Mollard in Tirschtiegel. Nur wenige waren Eigenbesitz der Bauern.
Es gab in Lewitzhauland ein gewisses Zentrum, genannt das "Dörfchen", mit Kirche und Pfarrhaus, der Schule, den Gasthöfen Lehmann und Bloch, der Mühle, einigen Geschäften und dem Bahnhof. Lewitzhauland lag an der Strecke Bentschen - Birnbaum. Bis 1945 gab es in Lewitzhauland 53 Bauernhöfe. Die beiden Gasthöfe hatten auch Landbesitz. Des Weiteren gab es 2 Bäckereien. Die Bäckerei Lohde verkaufte auch Lebensmittel und Gemischtwaren. [_] Zu Lewitzhauland gehörte die Motormühle Griebsch und in Richtung Blake eine Windmühle, die nicht mehr in Betrieb war.
Der Stellmacher Lehmann betrieb den Kohlenhandel und hatte einen Laden für Eisen und Porzellanwaren. Porzellan wurde aber hauptsächlich zu den Hochzeiten und sonstigen großen Familienfestlichkeiten ausgeliehen. Zwei Schmieden existierten, Fuhrmann und Kraft, letzterer optierte für Deutschland, und die Schmiede übernahm ein Pole. Mein Großvater, der der Uhrmacher Furchheim, betrieb neben den Reparaturarbeiten einen Laden mit Schmuck, Uhren, mit Fahrrädern und Zentrifugen. Uhren und Schmuck bezog er aus dem badischen Pforzheim. Zwei Schuhmacher arbeiteten im Ort. Die Einwohner von Lewitzhauland waren früher alle deutsch und evangelisch, sie gehörten ursprünglich zu Neustadt bei Pinne.
Im Jahre 1777 wurde in Lewitzhauland die erste evangelische Kirche errichtet. Es war ein kleiner Holzbau, der 1821 abbrannte. 1824 wurde eine größere Fachwerkkirche mit Ziegelfüllung erbaut. 1853 wurde der Turm angefügt, in dem eine Glocke hing. Im selben Jahr wurde Lewitzhauland "selbständig" und erhielt einen eigenen Pfarrer, Pastor Lucas. Da es noch kein Pfarrhaus gab, wohnte der Pfarrer in den ersten Jahren im Schulhaus, dadurch musste er auch den Schulunterricht halten.
Am 5. Dezember 1894 wurde die erweiterte und renovierte Kirche unter Pastor Wichert durch Generalsuperintendent Hesekiel eingeweiht. Es war ein schlichter Innenraum mit dem säulengetragenen Kanzelaltar und den Emporen an drei Seiten. An alten Ausstattungsstücken waren vier Kronleuchter, der Altar und der Taufstein vorhanden. Am Kanzelkorb war ein Bild des Gekreuzigten angebracht. Dem Rahmen nach müsste es noch ein Stück aus der ersten angebrannten Kirche gewesen sein. In der Sakristei wurde eine kunstvoll geschmiedete Laterne aufbewahrt, an deren brennender Kerze vor Beginn des Gottesdienstes einer der Kirchenväter die Altarkerzen anzündete.
Von 1899 bis 15. August 1911 amtierte in Lewitzhauland Pastor Maschke, ab 1912 Pastor Isemer. Zwischen den beiden Weltkriegen wurde unter Diakon Fetzer die Kirche renoviert. Dabei hat man leider den Altar teilweise "abdekoriert", das Bild am Kanzelkorb entfernt und die Bemalung an Decke und Wänden im Altarraum überstrichen. Auf dem Dachboden wurde ein alter Altar und Taufsteinbehang entdeckt. Anhand der Kirchenbücher konnte festgestellt werden, dass es sich um die Stiftung eines Schäfers handelte, der ihn selbst gearbeitet hatte. Es war eine kunstvolle Wollstrickerei, in breiter Bordüre Ähren und Feldblumen darstellend. In Posen wurden die Stücke restauriert und an allen hohen Festtagen aufgelegt.
Mehrere Jahre hindurch, zwischen den beiden Weltkriegen hat Pastor Greulich von Kupferhammer aus die Gemeinde betreut. Dann kam Pastor Roth. Zwischen den Umbesetzungen waren die Diakone Fetzer und Feld in Lewitzhauland. Im zweiten Weltkrieg hatte auch Pastor Müller die Vertretung.
Neben der Kirche lag der Friedhof mit seinem alten Baumbestand und einer ganzen Reihe geschmiedeter Grabkreuze. Auf dem alten Teil befand sich das flache gemauerte Erbbegräbnis der Patronatsfamilie von Haza-Radlitz aus Lewitz; von dort ist auch Lewitzhauland gegründet worden, wie der Name sagt.
Der größte Teil der Gebäude in den Höfen war alt und stammte aus der Zeit der Besiedelung. Meist waren es verputzte, strohgedeckte Fachwerkbauten. Überall auf den Grundstücken standen alte Linden und Eichen. Hauptsächlich im Dörfchen gab es eine Reihe Baukastengebäude aus der Zeit der Jahrhundertwende.
Zur Schule kamen nur noch aus Punken die Kinder der evangelischen Familien, ganz früher noch die Lubenhauländer, aber in neuer Zeit hatten all die umliegenden Gemeinden eigene Schulen. Die bekanntesten Kantoren und Lehrer waren Kantor Siewert, Kantor Mittmann, Kantor Stückemann und Kantor Willy August Ludwig Deylitz; in der polnischen Zeit Hoffmann und Wierschewski, die beide aus der Lodzer Gegend kamen. Ab 18.10.1942 unterrichtet die reichsdeutsche Lehramtsanwärterin Elisabeth Schmalstieg aus Duderstadt in Lewitzhauland. Sie rettete 1945 die Schulchronik.
In einigen Gemeinden um Lewitzhauland wurden Korbweiden angebaut, in früheren Zeiten wahrscheinlich auch Hopfen. Von Lubenhauland wissen wir es genau, in Jablonke, Neuschilln, Kleinluben, in Blake und Sawade waren viele Höfe mit dem Weidenanbau beschäftigt.
Der Wald am Anfang des Weges Richtung Hüttenhauland wurde als die Judentannen bezeichnet. Niemand weiß warum. In Richtung Lewitz am Waldrand hatten Bauern ganz schmale Ackerstreifen, genannt die "Kabeln", diese sollen einst den Bauern als Entgelt für geleistete Arbeiten vom Lewitzer Gut überlassen worden sein.
Es gibt noch einige besondere Ereignisse aus Lewitzhauland zu berichten:
Am Montag, dem 20. April 1903 hat es so furchtbar geschneit, dass der Schnee 2 bis 4 Meter hoch lag. Im Jahr 1908 wurde die Bahnstrecke Bentschen - Birnbaum in Betrieb genommen, Am 18. August 1913 morgens 7:30 Uhr landete wegen dichten Nebels ein Flugzeug aus Posen kommend auf der Lewitzhauländer Gemarkung. Das Flugzeug hatte den Namen Ober-Voigtland Nr. 31 und war mit zwei Offizieren besetzt. In kürzester Zeit liefen Hunderte von Zuschauern herbei. Auch die Schulkinder bekamen frei, um das seltene Ereignis zu bestaunen. Um 10 Uhr kam die Sonne durch, und das Flugzeug wieder aufsteigen zum Flug nach Berlin.
Bei dem jeweiligen Ortsvorsteher wurde Schulzenlade aufbewahrt mit dem Siegel, den alten Urkunden, dem Einwohnerverzeichnis und allen wichtigen Schriftstücken. Es war eine kleine, reichprofilierte Truhe mit flachem Deckel und doppeltem Boden. Der Deckel war auf der Innenseite mit einer kunstvollen alten Schrift und einer Jahreszahl beschrieben. Sicherlich bezog sie sich auf die Gründung von Lewitzhauland. Dazu gehörte der Schulzenstock, ein Holzstab mit silbernem Knauf und eingravierter Schrift, den der Dorfschulze bei Schlichtung von Händeln als Zeichen seiner Amtswürde benutzte. Truhe und Stab mussten 1920 an die polnischen Behörden abgeliefert werden und kamen nach Posen. Mein Großvater Wilhelm Furchheim war Ortsvorsteher, daher wissen wir von der "Schulzenlade". Aber leider kann sich niemand erinnern, wie die Schrift und die Jahreszahl auf der Innenseite des Deckels lauteten.
Die alte Heerstraße nach Osten führte durch Lewitzhauland und ist auf der anliegenden Karte eingezeichnet. Auf ihr zog Napoleons Heer nach Russland. Die Männer trieben damals vorsichtshalber das Vieh in die Wälder. Als die Reste der geschlagenen Armee zurückkehrten, verbargen sich die Einwohner mit ihrer wertvollsten Habe wieder in den umliegenden Wäldern.
Am Ende des ersten Weltkrieges wurde auch Lewitzhauland bis zuletzt vom Grenzschutz gehalten, der in meines Großvaters Haus im Dörfchen, worin sich auch die Postagentur befand, seine Dienststelle eingerichtet hatte. Bei der Besetzung am 20. Januar 1920 kamen die Polen beritten ins Dorf. Von seinem Schimmel springend schrie Graf Lonsky: "Furchheim die Gewehre her!" Binnen einer Stunde sollten alle Waffen abgeliefert werden. Die Leute brachten nur alte Stücke herbei, darunter auch viele Vorderlader, die modernen Waffen versteckten sie. Im Haus rissen sie das Telefon heraus, um jegliche Verbindung abzuschneiden. Für Lewitzhauland begann eine schwere Zeit. Alle Leute, die für Deutschland optiert hatten, mussten nun die Heimat verlassen. Es waren in Lewitzhauland 11 Familien und 11 Einzelpersonen.
Auf den leichten Sandböden konnte nur wenig erwirtschaftet werden. Hauptsächlich wurden Roggen, Kartoffeln, Seradella und Lupinen angebaut. Gerade diese landswirtschaftlichen Erzeugnisse mussten zu Schleuderpreisen abgegeben werden, da in Lewitzhauland keine Korbweiden angebaut werden konnten. Für die Gemeinden, in denen das möglich war, wurden durch den Export der Korbweiden diese geradezu als Rettungsanker angesehen. Für Lewitzhauland ging es während der polnischen Zeit schlichtweg ums Überleben. Für den Erlös von 2 Mandeln Eier = 30 Stück konnte man sich gerade eine Apfelsine kaufen! Mein Großvater musste das Posthaus an einen Polen für wenig Geld verkaufen. Er hatte es 1910 als Vierfamilienhaus für die Postboten errichtet, die nun nach Deutschland abwanderten. Mieter dafür fanden sich in Lewitzhauland nicht. Später musste er auch noch sein Haus im Dörfchen verkaufen, und die Großeltern zogen auf den alten Hof, in dem die Großmutter geboren war.
Die letzten Jahre vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges wurden für die deutsche Bevölkerung in Lewitzhauland immer schwieriger, ihre Lage immer ratloser. Als am 15. Sept. 1939 deutsche Truppen in Lewitzhauland einrückten, waren endlich 20 schlimme Jahre mit polnischer Unterdrückung, großen Entbehrungen und Not zu Ende. Ein Aufatmen ging durch die Gemeinde, und es folgte eine kurze Zeit des Aufbaus und auch Wohlstands trotz Krieges.
Am 27. Januar 1945 wurde Lewitzhauland kampflos von den Russen (Kosaken) besetzt. Es brannten auch keine Gebäude nieder. Aber es begann für die Bevölkerung Lewitzhaulands eine der allerschwersten Zeiten, besonders hatten die Einwohner schwer unter den Plünderungen und Vergewaltigungen zu leiden. An einem Tage wurden 7 Männer und eine evakuierte Frau erschossen, darunter auch mein Großvater Furchheim. Die Großmutter nahm die Nachbarn zu sich. Am nächsten Tag haben die Polen schon das ganze Haus ausgeräumt und dabei den alten Knecht Heinrich erschossen, der den Plünderern wehren wollte.
Im gleichen Maße hatten die umliegenden Gemeinden zu leiden, viele Leute fanden den Tod. In Petershag wurde das Ehepaar Meichsner erschossen und in ihrem Garten beerdigt.
Am 27. Juni 1945, es war der Fronleichnamstag, wurden die Lewitzhauländer, Hüttenhauländer und die Deutschen aus Punken vertrieben. Bei der Vertreibung sind aus Lewitzhauland 5 Personen umgekommen, gefallen sind im Kriege 21 Männer. Beim Einmarsch der Russen wurden 12 Männer und 3 Frauen erschossen. Der Gastwirt Lehmann wurde verschleppt und hat in einem Lager den Tod gefunden.
In Lewitzhauland stehen nur noch ein paar massive Gebäude, alle anderen wurden abgebrochen und das Land aufgeforstet. Auch die Kirche ist vom Erdboden verschwunden.
(Wilhelm Troschke und Erhard Gebauer, Februar 1997)

Genealogische Gesellschaften

Genealogische und historische Quellen

Soweit noch erhalten befinden sich Kirchenbücher und Zivilstandsregister (älter als 100 Jahre) zumeist im Staatsarchiv Leipzig, jüngere im Standesamt Meseritz. Eine vollständige Übersicht ist zu finden bei Grüneberg (Bestandsverzeichnis).

Kirchenbücher

Zivilstandsregister

Andere Quellen

LDS/FHC

Grundakten und -bücher

Adressbücher

Archive und Bibliotheken

Archive

Staatsarchiv Landsberg (Warthe)

Siehe Erfahrungsbericht der Neumark-L.


Bestände in Polen

Hier ein Link zur Bestandsübersicht in polnischen Archiven.

Bibliotheken

Martin-Opitz-Bibliothek

Handbibliothek der FST Neumark

Verschiedenes

Weblinks

Offizielle Webseiten

Genealogische Webseiten

Die Neumark-Datenbank mit fast 400.000 Einträgen wurde bis 2011 gepflegt und ist weiterhin nutzbar. Neueinträge sind dort allerdings nicht mehr möglich.

Weitere Webseiten

Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote

Auf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschließlich an den entsprechenden Forscher zu richten.


Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen (z.B. über die Vorlage:Hinweis zu Zufallsfund).



Daten aus dem Geschichtlichen Ortsverzeichnis

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