Tolkemit

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Frisches Haff um 1925


Allgemeine Informationen

Tolkemit oder Tolkmicko liegt an der Küste des Frischen Haffs im prußischen Stammesgebiet Warmia. Tolkemit lebte von Fischerei, vom Bierbrauen, von der Töpferei und der Produktion von Ziegeln. Der Ort hatte 1937 3.532 Einwohner.

Name

Der Name bezieht sich auf einen uralten Handelsplatz mit dem Hin- und Her von Waren, dem Übersetzen von Sprachen und gegenseitiger Hilfe.

  • prußisch “tolkmit“ = gemieteter Dolmetscher (mitint = mieten)
  • “tolks“ = Makler, Übersetzer, Dolmetscher
  • “talkiniks“ = Freiwilliger, Mithelfer, freier Bauer
  • „talka, talke“ = freiwillige Hilfsarbeit, die sich Nachbarn bei dringender Feldarbeit leisten, die statt mit Geld mit einem Festschmaus vergütet wird, gleichzeitig der Begriff für Festschmaus

Wappen

Wappen Tolkemit

Das Wappen hat in Gold eine dreiblättrige grüne Eiche, darüber begleitet von einem kleinen schwarzen Kreuz.

Sage

  • "Hoggo, dem zehnten Sohne, überwies der König das Land zwischen Weseke, Bassaro, Drusino (Drausen) dem Wasser. Er baute sich eine Feste Tolko (Tolkemit), nachher Schafsberg genannt. Das Land aber ward geheißen das Hoggerland (Hockerland) oder auch nach seiner Tochter Poggezana Poggesanien." [1]


"Hoggo, der 10. sohn Widowuti quam for seinen vater und er thet wie seine brüder, und ihm sein vater zuteilte das land zwischen Weseka, Bassaro, Drusino den wassern, und dieser nahm es mit der zeit ein und bauete ihm eine feste auff einem bergk und nannte sie Tolko, heut wird sie genant Schaffsbergk und man noch heut sein land nennet Hockerlandt.

Und dieser starb und lis keinen sohn ag 3 tochtir, Mitam, Cadinam, Poggezanam. Mita nahm einen man und wonte auff der feste ihres vaters (Tolkemit) und hette viel kinder; Cadina nahm auch einen und sie wonte auch sonderlich auff einem berge und nante die feste nach ihrem namen (Kadinen) und het auch viel kinder. Die dritte Poggezania wonte beim eichwald und blieb iungkfrau ihr tage und wardt eine waydelottinne (Priesterin), umb welches willen sie wardt vorhalten von ihren schwegirn und schwestern, und was die gebott, das war gots wortt.

Von diesem es quam, wie man auch ihr vaterlandt Poggezania noch heut in tagk nennet, und man kan erkennen, sie ist eine hoynynne (Hünin) gewesen, wen im jare 1499 hab ich viel mol im kloster zum Elbinge, das vor ihrer festen 4.000 schrit leit, ihr jungkfrauenborttlein (Barett, Mütze) gesehen, war einer halben elen weit inwendigk und war einen gutten mannes handtsbredt und war gemacht von solchir materia und beclit noch aller weise, wie die armbroste sein, und hette vorne einen stein aber ein blech mit eim bilde gehabt 4 eckicht, fingers dicke, einer spannen langk, wie die spannen nu sein. Auss welchim aber ist zu nehmen, ist das haupt so gros gewesen, der gantze leichnam muss hoynisch gewesen sein.

Von dieser Poggezania und ihrem waydelen die Preussen, die do der geburt und der sprach Preusch seindt, viel mogen sagen, wie schön, wie milte, wie guttigk sie gewest sey, und wie sie mit den göthin (Göttern) getanzt habe, welche um ihren willen den leutten haben gebin alles, was sie begeret haben, und solcher dolheit viel." [2]

Politische Einteilung/Zugehörigkeit.

Kirchliche Zugehörigkeit

Kirchen

Kirchhöfe/Friedhöfe

Geschichte

  • Die älteste Siedlungsschicht stammt aus der frühen Eisenzeit (ca. 800 – 500/400 v. Chr.)
  • Die zweite Siedlungsschicht stammt aus der frühen Völkerwanderzeit (5. bis 6. Jh. n. Chr.)
  • Die dritte Siedlungsschicht stammt aus der prußischen Spätzeit (12. bis 13. Jh. n. Chr.)
  • Der Sage nach soll hier die Feste Tolko des Hoggo gestanden haben, die später Schafsberg genannt wurde.
  • Belegt ist die Burg Tolkemita einige Kilometer südlich von Tolkemit.
  • Tolkemit wird in der Gründungsurkunde des Elbinger Komturs erwähnt.
  • Handfeste von 1351, erneuert 1444
  • Kulmisches Recht
  • Bis 1466 Sitz des Waldmeisters der Komturei Elbing, der zuvor auf dem Hof Cadinen residierte. Er verpfändete den Ort der Familie Baysen.
  • Nach dem 2. Thorner Frieden kam Tolkemit unter polnische Oberhoheit und wurde ein Starostensitz.
  • Von 1508 bis 1569 fiel der Ort an das Domkapitel des Ermlands
  • Von 1626 bis 1660 Besetzung durch Schweden.
  • 1694 zerstörte ein Stadtbrand Pfarrhaus und die Hälfte der Häuser.
  • 1767 zerstörte ein weiterer Großbrand das Rathaus, die Kirche und die Schule.
  • 1709/10 verlor Tolkemit während der "Großen Pest" der Hälfte der Einwohner.
  • 1772 zusammen mit Elbing an Preußen
  • Von 1862 bis 1864 Anlage des Hafens mit Dampferverbindung über das Frische Haff
  • Im 19. Jh. war Tolkemit ein Zentrum für den Bau von Holzschiffen (Tolkmiter Lommen).
  • 1900 Anschluss an die Haffuferbahn.
  • 1945 schwere Kämpfe, bei denen sowjetische Truppen an dieser Stelle das Frische Haff vorstießen und so die Landverbindung entlang der Küste unterbrachen. Dies wurde vielen Flüchtlingen zum Verhängsnis.

Archive, Bibliotheken

Genealogische und historische Quellen

Kirchenbücher

siehe: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Landkreis Elbing (Westpr.)

Grundbücher, Steuerverzeichnisse, Gerichtsbücher u. Sonstiges

Persönlichkeiten

Vereine

Zufallsfunde

Sterbefall in Lennep [Regierungsbezirk Düsseldorf, Preußische Rheinprovinz] 25.9.1861, Blaudau, Johann, pensionierter Postbeamter, 73 Jahre alt, ledig, * Tolkemit Kreis Elbing.

Einzelnachweise

  1. Tettau, v.: Volkssagen Ostpreußens, Litthauens und Westpreußens, Berlin 1837
  2. Grunau, Simon: Preussische Chronik, Duncker & Humblot, 1892


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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