Moorbad Waldfrieden
Waldfrieden ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Waldfrieden. |
Moorbad W a l d f r i e d e n Kirchspiel Aulowönen / Aulenbach (Ostp.) |
Hierachie:
Regional > Deutsches Reich > Ostpreußen > Regierungsbezirk Gumbinnen > Landkreis Insterburg > Kirchspiel Aulowönen / Aulenbach (Ostp.) >Moorbad Waldfrieden
Ortsteil | |
Moorbad Waldfrieden (Ostp.) | |
Kirchspiel Aulenbach (Ostp.) | |
Provinz : | Ostpreußen (nördliches) |
Regierungsbezirk : | Gumbinnen |
Landkreis : | Insterburg [12] |
Amtsbezirk : | Buchhof (Juckeln) [13] |
Gegründet : | um 1900 |
Frühere Name : | Gerlauken (vor 1928) |
Einwohner (1905) : | 219 |
Orts-ID : | 61842 (nach D. Lange) |
Geographische Lage | |
Koordinaten : | [N 54° 76′ 87″ - O 21° 74′ 23″ |
Einleitung
Das Moorbad Waldfrieden lag ca. 1 km westlich des Dorfes in der Gemeinde Waldfrieden im Kirchspiel Aulowönen und war somit ein Ortsteil des Dorfes Waldfrieden. Nach dem 1. Weltkrieg entwickelte sich das Moorbad bis in die 1940iger Jahre zu einem bekannten Kur- und Erholungsort.
Allgemeine Information
Ortsbeschreibung
(Waldfrieden) bis 1927 ... Gerlauken 1), D.(orf), Pr.(eußen), Ostpr.(eußen), RB. (Regierungsbezirk) Gumbinnen, Lkr. (Landkreis), AG (Amtsgericht), Bkdo (Bezirkskommando) Insterburg, StdA (Standesamt), P.(ost) Aulowönen, A.(mt) Juckeln, E.(isenbahn): Gründamm; 152 E.(inwohner) ; E.(isenbahn) P.(unkte) Klbn((Kleinbahn). Insterburg-Skaisgirren - Dazu Gut Weidlauken, E.(isenbahn)1 km Grünndamm, 35 E.(Inwohner) "aus: Meyer Orts- und Verkehrslexikon (1912)" [1].
Die Gemeinde lag in ”Preußisch Litauen "[2] oder ”Klein Litauen” (Lithuania minor), dem nordöstlichen Teil des alten Ostpreußen.
Seine Einwohner waren nach der Reformation überwiegend evangelisch.
Ortsnamen
- Deutsche Ortsbezeichnung (Stand 1.9.1939): Gemeinde Waldfrieden (Ostp.)
- Vorletzte deutsche Ortsbezeichnung (vor der Umbenennung 1928) : Gerlauken Krs. Insterburg
Zu Waldfrieden gehört das Moorbad Waldfrieden, ein zur damligen Zeit bekanntes Kurhaus. Waldfrieden existiert nach 1945 unter dem Namen Fjodorowo ( Фёдорово ). Der Siedlungsplatz war nach 1945 zunächst besiedelt, wurde dann aber aufgegeben.
Geschichte
Anfang 1900 wurde auf dem Besitz der Eheleute Krüger die wohltuende Wirtkung des dortigen Moores entdeckt. Der Aulowöner Arzt Dr. Rogage ließ die Heilkraft feststellen. Besitzer Krüger baute darauf erst eine Bretterbude am Moor, setzte eine Badewanne hinein und seine Frau betätigte sich als Heilsgehilfin.
1912 wurde dann das erste Bettenhaus eingeweiht, die "Olgabahn" eine von der Stute "Olga" gezogene Pferdebahn, brachte die Patienten und Gäste von der Kleinbahnhaltestelle "Gerlauken-Waldfrieden" zum Moorbad. Der 1. Weltkrieg 1914-1918 unterbrach die Weiterentwicklung. Nach dem 1. Weltkrieg kaufte Dr. Becker, Insterburg, die Anlage und errichtete dort ein 140 Bettenhaus mit allen Neben- und Betriebsräumen, mit Badearzt und dem notwendigen Personal. Moorbad Waldfrieden als einzige Einrichtung dieser Art in Ostpreußen, erfreute sich gutem Zuspruch, auch bis weit "ins Reich" hinein. Im Jahre 1930 z.B. wurden über 13.000 Heilbäder verabreicht. [3]
Das Moorbad Waldfrieden
Im "Insterburger Brief" berichtete die einsmalige "Landrätin", Frieda Magnus-Unzer († 1966) sehr anschaulich über die Gründung des Moorbades. Ihr Ehemann, Dr. Adolf Magnus, war der erste Landrat des Landkreises Insterburg (1903-1908); er förderte besonders den Ausbau Waldfriedens. Der Beitrag erschien im 9. Jahrgang des "IB" im Jahre 1957.
Das ist die Geschichte der Frau Krüger aus dem Moorbad Waldfrieden. Damals hieß es noch Gerlauken und ahnte noch nichts von seinen segenbringenden Schätzen, die in der dunklen Moorerde ruhten. Da mußte erst diese einfache Frau kommen, die Frau Krüger aus dem Bauernhaus am Moor.
Es fing so an. Der Friedrich Krüger, ein alter Griesgram, hatte sich an einem nebelkalten Tag Rheumatismus geholt. Er legte sich in das Bett und begann zu stöhnen und zu jammern, er wäre zu nichts mehr nütze. So stand Frau Krüger mit der Arbeit alleine da. Die Söhne waren noch jung, viel zu jung, um zu arbeiten. Was sollte nun werden ? Am Abend ging sie noch einmal zum Waldrand. Da lagen die Torfstücke ihres Moores ausgestochen und geschichtet, aber noch dunkel vor Nässe. Zwischen den Bäumen schimmerte die Schilfkante des Sees in hellem Grün. Hier weggehen, dieses alles verkaufen, - ging es der Frau durch den Sinn. Nein, nein nur das nicht ! Aber was sollte werden, wenn der Mann krank blieb und keinen Finger krümmte ?
Sie mußte ihn gesund machen. Hatte sie nicht vor ein paar Tagen gelesen, daß irgendwo Rheumakranke im Moor badeten und Linderung ihres Leidens verspürten ? Ihr Blich glitt über das Moor. Dieser Torf, ihr Torf, war doch auch ein Stück Moorernte. Ob in ihm vielleicht auch heilende Kräfte ruhten ? Kurzentschlossen packte Frau Krüger drei Stücke in die Schürze und eilte nach Hause. Schön warm mußte so ein Moorbad sein, dachte sie und legte die Stücke in den Kessel mit heißem Wasser. Mit der große Schlef drückte und rührte sie den Torf zu Brei und ließ die graubraune Masse kochen. "So", sagte sie dann zu ihrem Mann, der noch immer sein Leid bejammerte, "nun barm´ nicht so viel, sondern probier mal, ob du den Arm da reinhalten kannst!" Und dabei hielt sie ihm den Kessel mit dem dunklen Moorschlamm hin. "Was, in den Modder ? Geh´ mir bloß weg damit !", soschimpfte der Krüger. Aber seine Frau gab nicht nach, bis er doch den schmerzenden Arm in den Moorschlamm legte. Dann füllte sie noch ein Handtuch mit dem Torfbrei und legte die Packung auf die kranke Schulter.
Nach acht Tagen ging der Krüger hinter seinem Pflug wie ein Junger und stach Torf, als hätter er nie vor Schmerzen geschrien. In der Frau aber war die Liebe zum Moor erwacht. Sie zeigte den Nachbarn, wie man den heilkräftigen Moorschlamm kochte, schickte der alten Tante Malchen ein Postpaket Moorerde und der Postbote bekam einen ganzen Sack voll und gute Lehren für seome gichtige Mutter mit. Und eines Tages kam sogar der Chausseeaufseher nach der Arbeit und steckte seine geschwollenen Fuße in das von Frau Krüger bereitete Moorbad. Bald erzählten die Leute weit und breit von dem Wunder im Moor.
Eines Tages, als Frau Krüger wieder Moor ausgrub, kam ein Fremder vorbei. "Hier kann man doch keinen Torf stechen, der Schlamm ist doch viel zu flüssig". sagte er. Aber die Frau verteidigte sich und ihren Schlamm :"Der ist zum Baden gerade so recht." Sie kamen in Gespräch und der Fremde, der ein berühmter Hamburger Arzt war, hörte erstaunt von den Packungen, die diese einfache Frau verabfolgte. "Würden Sie mir eine kleine Probe von dem Moor mitgeben ? Ich möchte in Hamburg die Zusammensetzung der Masse feststellen lassen. Daraus kann man ein genaues Urteil über die Heilkraft gewinnen." Frau Krüger schlug das Herz bis zum Hals. "Soviel Sie wollen Herr Doktor, soviel Sie wollen. Ich wollte schon immer einen Arzt fragen und ihn bitten, mir zu helfen, denn ....", und hier lief eine rote Welle über das Gesicht, " ... denn ich möchte doch so gerne eine Badewanne kaufen. Damit ich auch einmal ein volles Bad geben kann. Denken Sie, Herr Doktor, so mit dem ganzen kranken Körper in das schöne, warme weiche Moor ...". Ihr Blick glitt zu der kleinen Lichtung am See. Und ihre Stimme war ranz raih, als sie ihre geheimsten Pläne verriet."Dort soll der Schuppen stehen mit der Badewanne. Und für den Kessel ein Abschlag, daß man da das Moor kochen kann. Dann hat man alles dicht beisammen: das Wasser, das Moor und die Badegelegenheit." Zu Hause hatte sie noch kaum von diesen Plänen gesprochen. Denn die Tochter schimpfte jetzt schon über die "dreckige Pantscherei", und auch die anderen wollten nicht viel davon wissen. Nur mit dem jüngsten Sohn konnte sie Luftschlösser bauen. Aber der blieb doch mit beiden Beinen auf der Erde und meinte : "Ich helf Dir gerne Wasser und Moor zu schleppen, aber für ganz umsonst wirst Du es nicht machen können, Mutter, und Du wirst zwei Badewannen brauchen, eine für das Moor und ein zum Abspülen."
Das sah Frau Krüger auch ein. Aber zuerst wollte sie nun einmal den Bescheid aus Hamburg abwarten. "Drei Wochen wird es dauern!" hatte der Arzt beim Abschied gemeint, nachdem sie sich lange unterhalten hatten. Ihr lief die Zeit viel zu langsam. Und dann kam eines Tages ein Brief aus Hamburg. Sie öffnete ihn mit zitternden Händen. Und aus all den schwierigen und unverständlichen Worten begriff sie das eine, daß ihr Moor radiumhaltig war und hervorragend zu Heilzwecken geeignet.
Im Juni stand auf der Lichtung ein Holzschuppen mit den beiden Wannen fertig da, und von weit und breit kamen die leidenden Menschen zu den heilsamen Bädern der Frau Krüger. Fünfzig Pfennig ( ca. 0,25 € ) nahm sie, damit die Unkosten gedeckt waren. Ihre Arbeit berechnete sie nicht. Die ganze Familie half mit, wenn auch mit Murren. Der jüngste Sohn schleppte Eimer, der älteste, herzkranke, führte die Bücher und die Tochter sorgte für die erfrischenden Mahlzeiten.
Die Mutter aber ging sogar zu den Ärzten und pries ihr Moor an. Hin und wieder kam nun schon ein Patient. Als aber ein herzkranker junger Mann ein Bad genommen hatte und darin ohnmächtig geworden war, fie das Woart "Kurpfuschererei". Da faßte Frau Krüger, besessen von ihrer Idee, einen großen Entschluß. Sie sprach beim Kreisbaumeister vor und bestellte den Plan eines Kurhauses mit Bädern. Dann ging sie zum Landrat und bat um Förderung im Interesse der kranken Menschen des Kreises. Sie glaubte mit vollen Händen zu kommen : sie bot ja ihre Idee an. Und sie war bereit für die Verwirklichung alles einzusetzen. Die Ersparnisse ihrer lebenslänglichen Arbeit, das erbe ihrer Kinder, ihr eigenes ganzes Leben. Man horchte verwundert auf, und ließ sich mitreißen. Der Baumeister machte den Plan. Der Landrat lenkte das Interesse des Vaterländischen Frauenvereins auf das Bad. An Tuberkulose gefährdeten Kindern sollte die Wirkung erprobt werden. Das war etwas für Frau Krüger. Sie räumte sofort den "armen Würmern" die Hälfte ihres Bauernhauses ein, ohne Rücksicht auf ihre Familie. Wie glücklich war sie, als ein Gönner eine Glasveranda bauen ließ und ein anderer fünftausend Mark spendete, um das kleine Heim mit einer guten Pflegerin und hygienischen Ausstattungen zu versehen.
Schon wurden die ersten Prospekte gedruckt. "Waldfrieden" hieß nun das neue Moorbad, nicht mehr Gerlauken. Und am Waldrand wuchs das Kurhaus aus der Erde. Plötzlich stand es da in dieser weltabgeschiedenen Gegend : ein stattlicher Bau mit Pumpanlagen für die Bäder, mit hübschen Fremdenzimmern, mit schönem Eßsaal und Wohnraum. Im neuangelegten Garten wirtschaftete Vater Krüger, dem die Sache nun auch Spaß machte. Aber wo kam das Geld her, das viele Geld ? Sie schaffte es selbst herbei, die Frau Krüger. Sie warb unermüdlich für ihr "Waldfrieden". Und sie bekam Geld. Es war den Menschen von 1912 etwas neues und zu Herzen gehendes, daß ein Mensch solchen Glauben ausstrahlen konnte. Und sie gaben. Selbst der Landeshauptmann förderte die Sache, wenn er sie auch nicht ganz zu seiner machen konnte. Denn für Frau Krüger war der Gedanke, sie könnte ihr Bad in andere Hände geben oder es auch nur von anderen verwalten lassen, eine undenkbare Sache.
Das neue Haus wurde mit einem großen Fest geweiht. Und dann kamen auch die ersten Gäste. Aber es ließ sich nicht gut an. Die kranken Gäste hatten vieles zu bemängeln. Immer wieder mußte Frau Krüger ausgleichen und trösten. Aber die Ansagen wurden immer spärlicher, und im Herbst saßen Krügers allein in dem großen Haus. Die alten Badekunden blieben fort. Sie sagten : "Die Krügers sind neumodisch geworden und nehmen bezahlt". Die Städter meinten: "Ach, die auf dem Ausbau, da gibts bloß Mücken und grobe Kost". Die Krankenkasse schickte ihre Kranken lieber nach Polzin, weil die ärztliche Versorgung nicht gesichtert war. Frau Krüger sah die große Gefahr, die über ihrem Werk hin. Die Kinder aus dem Kinderheim waren ihr einziger Trost. Sie blieben auch im Winter und blühten wie die Seerosen.
Im nächsten Jahr ließ sich alles besser an. Aber man schrieb das Jahr 1914. Und im Juli war alles vorbei. Die letzten Gäste verließen von innerer Unruhe getrieben, das Kurhaus. Der große Krieg (1. Weltkrieg 1914-1918) warf seine Schatten voraus. Es wäre nun zu erzählen, wie Frau Krüger ihr Haus vor der russischen Einquartierung bewahrte. Es wäre auch zu erzählen von der Zeit, da "Waldfrieden" ein militärisches Erholungsheim wurde und Frau Krüger wieder alle Hände voll zu tun hatte. Wie glücklich war sie da. Aber dann kam das Ende und ein bitterer, neuer Anfang. Es kamen wenig Gäste. Dafür aber viele Unbekannte, die ihre Mitarbeit antrugen. Untern ihnen ein Arzt, der nach Einsicht in die Bücher ihr dringend riet, mit ihm gemeinsamme Sache zu machen. Er rechnete aus, daß sie sonst die Zinsen nicht mehr bezahlen können und amnächsten 1. April verkaufen müßte.
Was blieb Frau Krüger übrig ? Sie war alt geworden, die Tochter hatte geheiratet, der Junge war aus dem Kriege nicht heimgekehrt, und er kranke Sohn lebte in der Stadt. So übergab sie dem Arzt das Kurhaus und zog sich mit ihrem Mann in das alte Haus zurück. "Vielleich werden sie mich noch einmalbrauchen", dachte sie. Und sie wurde gebraucht. Schon bald wurde sie gerufen, um die Aufsicht aller Bäder zu übernehmen. Sie hatte immer selbst gearbeitet, die alte Frau, und verstand es nicht, andere anzustellen. Sie nahm den Mädchen die Arbeit aus der Hand und machte sie lieber selbst. Aber die Füße wurden immer schwerer, das Herz hing wie ein Sack in der Brust. Da nahm sie eines Abends selbst eines ihrer Moorbäder, die so vielen Menschen geholfen hatten. Sie legte sich wohlig zurecht und begann zu träumen. Einen großen, roten Omnibus sah sie mit vielen Gästen. Und alle sagten, so gute Bäder gäbes es nicht in ganz Deutschland. Und am Kurhaus war ein Seitenflügel ausgebaut und durch den Wald ging ein Promenadenweg ..... . Sie stieg aus dem Bad, spülte sich ab und legte sich, in wollene Decken gewickelt, auf das Ruhebett. Und träumte weiter. Ja, Waldfrieden würde immer schöner werder.... Ihr wurde warm und behaglich zu Mute, es war ja gut, wenn man nach dem Bade einbißchen einschlief. Und Frau Krüger schlief ein, - für immer.
( Bericht wurde geschrieben von Frieda Magnus-Unzer )
Das Moorbad Waldfrieden in den 1940iger
Waldfrieden war ein Begriff geworden. Und das nicht allein für die Kranken, sondern auch für erholungssuchende Bürger Insterburgs. Mit der Insterburger Kleinbahn (IKB) kam man bequem nach Gerlauken-Waldfrieden. Von der Haltestelle aus ging man entweder zu Fuß oder fuhr mit der "Olgabahn" bis zum Kurpark. Das war eine Pferdebahn, bestehend aus einem kleinen Personenwaggon, der von der Stute "Olga" gezogen wurde. Als man dann eine kleine Diesellok davorspannte, blieb der Name erhalten.
Es war auch wirklich ein idyllisches Flecken Erde, dieses Waldfrieden. Ein kleiner Tierpark fesselte besonders die Kinder. Hirsche, Rehe, Schwäne, Enten, Fasane, Eulen, Eichhörnchen und auch Äffchen waren dort zu sehen. Auf sauber angelegten Wegen schritt man auf dem weichen Teppich des leise, fast unmerklich schwankenden Moorbodens tiefer in den ursprünglichen Wald. Oft sah man zu beiden Seiten das unheimlich schwarze Wasser ungewisser Tiefe. Kehrte man dann zurück, konnte man in den gemütlichen Räumen des Kurhauses noch in Ruhe seinen Kaffee trinken bis der Abendzug der "Bimmelbahn" die Besuchsgäste wieder nach Insterburg brachte.[4]
Traute Steidl aus Horstenau berichtet (2012) das Waldfrieden 1943 vom Kreiskrankenhaus Insterburg belegt war. Vermutlich reichten die Kapazitäten in Insterburg Ende 1943 nicht mehr aus. Bestätigung findet dies durch den Ausschnitt eines Totenscheines vom August 1943.
Nach 1945 berichteten Heimkehrer : Altes Kurhaus abgebrannt, alle anderen Gebäude sind nur Ruinen, im Badhaus alles demoliert, darüberliegende Wohnungen der Familien Borchert und Chielinsky zerstört. [3]
Berichte zum Moorbad Waldfrieden im Insterburger Brief : (Jahrgang / Seite ) : 2/10 und 11 ; 9/59 "Wir fahren nach Waldfrieden-Gerlauken"; 9/33 : Frieda Magnus-Unzer "Aus Gerlauken wurde das bekannte Moorbad Waldfrieden": 25/182 : Meta Weichert; "Schwarze Schafe im Moorbad Waldfrieden".
Politische Einteilung
Informationen zur politischen Einteilung siehe unter Waldfrieden (Ostp.)
Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit
Informationen zur evangelischen, katholischen und neuapostolischen Kirchenzugehörigkeit siehe unter Waldfrieden (Ostp.)
Amtliche Zählungen / Zensus
Informationen zu Einwohner und Haushaltsdetails siehe unter Waldfrieden (Ostp.)
Wirtschaft
Informationen zur Wirtschaft siehe unter Waldfrieden (Ostp.)
Höfe - Besitzer und Beschreibungen
Höfeverzeichnis
Vermerkt (hervorgehoben) sind die Gebäude / Höfe die in einem Zusammenhang (Besitz oder Funktion) mit dem Moorbad steht.
Stand: ca. 1944 [5]
- B: Bahnhof / Haltepunkt
- 1: Hof Brandstäter (Ella Brandstäter und Edeltraut Schlack)
- 2a: Besitzer: Dr. Becker - Pächter: Nolde, Kallweit, Naujoks, Sarunski, Pierags
- 2b: Besitzer: Dr. Becker - Pächter: Szillat, Krink
- 2c: Besitzer: Dr. Becker - Pächter: Altsitzer Leinert, Zwillus, Schwatz
- 3: Hof Haller, Otto
- 4: Besitzer: Kubert, Erbengem. - Pächter: Max Sinnhuber(Gut Gründann)
- 5: Hof Lörchner, Ernst (Gut Weidlauken)
- 6: Hof Mosel, Herbert.
- 7: Hof Perlbach, Erbenges.
- 8: Hof Krüger
- 9: Hof Schüssler, Ernst
- 10: siehe 2 b
- 11: Hof Zerulla, Martha(geb. Perlbach)
- 12: Hof Fleiß, Emil, Bürgermeister
- 13: Hof Petrauske, Franz
- 14: Schulhaus, Wohnhaus Hüber
- 15: Moorbad Waldfrieden - Besitzer: Dr. Becker
Die Höfe und Ihre Bewohner
Weitere Informationen zu anderen Höfen der Gemeinde siehe unter Waldfrieden (Ostp.)
Nr. 15 - MOORBAD WALDFRIEDEN
war das Prunkstück Waldfriedens. Die hellen Gebäude hoben sich weit sichtbar vom dunklen Grün der hohen Tannen ab. Hier suchten Rheuma- und Gichtkranke Besserung oder sogar Heilung und, wie es hieß, mit recht gutem Erfolg. Wie es dazu gekommen ist, dass in dieser Abgeschiedenheit ein über Ostpreußens Grenzen hinaus bekanntes Heilbad entstanden ist, lese man bitte in den entsprechenden Veröffentlichungen nach. Ich will es hier nur aus meiner Sicht schildern.
Während die Kurgäste wochentags ganz unter sich waren und neben den Wannenbädern mit dem radiumhaltigen Moor und der anschließenden Ganzmassage des Bademeisters Borchert die gute Waldluft und den tiefen Frieden genossen — nein, Abwechslung irgendeiner Art gab es nicht — , strömten an sommerlichen Sonntagen Erholungssuchende aus allen Richtungen herbei, hauptsächlich mit dem 11 Uhr-Zug aus Insterburg. Zu Fuß ging es durch das kleine Dorf und dann ca. 15 Minuten weiter auf der Kies-Chaussee zum Moorbad. Abends dann alles in entgegengesetzter Richtung, um den Bimmelzug der Kleinbahn um 17:30 Uhr zu erreichen. Das Moorbad hatte eine eigene Anbindung, die Olga-Bahn, die das Moorbad mit dem Haltepunkt Waldfrieden der Insterburger Kleinbahn verband.
Das Moorbad zog natürlich auch uns Anwohner an. Voller Stolz wurde es jedem unserer Sonntagsbesucher präsentiert. Es war der einzige Platz, wo „etwas los war“, und ich — oh Wonne! — meine obligatorische Flasche Limonade und Tafel Schokolade bekam. Was habe ich doch als kleines Kind meine Eltern an Sonntagen, an denen wir keine Gäste erwarteten, gequält, mit mir hinzugehen! Schon morgens begann ich damit, sie mit folgendem Verschen zu animieren:
- „In Waldfrieden ist es heiter, in Waldfrieden ist es schön,
- darum rat’ ich einem jeden, nach Waldfrieden hinzugeh’n!“
Das Moorbad war wirklich ein schönes Fleckchen Erde. Mich begeisterte besonders der kleine Tierpark mit Affen, Eulen, Eichhörnchen, Fasanen, Füchsen, Mardern und Iltissen (oh, wie es stank!). Dann gab es noch das Freigehege mit Hirschen und Rehen. Nicht unerwähnt lassen will ich das große, begehbare Vogelhaus in Art eines Wintergartens an der Giebelseite des Restaurants. Obligatorisch war ein Waldspaziergang. Ich lese: “Auf sauber angelegten Wegen schritt man auf dem weichen Teppich des leise, fast unmerklich schwankenden Moorbodens tiefer und tiefer in den ursprünglichen Wald. Oft sah man auf beiden Seiten das unheimlich schwarze Wasser ungewisser Tiefe.“ Nun, soweit sind die Kurgäste wohl nie gekommen, und auch die Sonntagsspaziergänger verließen selten die bequemen Rundwege; denn dahinter erwartete einen tatsächlich eine beängstigende Stille und eine tiefe, tiefe Einsamkeit. Zu beiden Seiten der nun schmalen Pfade stand das bedrohende Dunkel des Moorwassers. Es galt, über Querhölzer zu balancieren, die je nach Witterung glitschig sein konnten. Jedesmal, wenn ich versuchte, allein diesen Teil zu erkunden, packte mich plötzlich die Angst, und ich flüchtete zurück in den hellen, belebten Bereich des Moorbades.
Im Dachgeschoss des Badehauses befand sich die Wohnung des Bademeisters Emil Borchert. Das Ehepaar hatte drei Kinder. Außer Waltraud und Werner gab es eine behinderte Tochter, die weder gehen noch sprechen konnte und mit 14 Jahren in einem Heim verstarb. Borchers gehörten zu unserem Freundeskreis, und wenn wir sonntags oder abends, also außerhalb der Behandlungszeit, auf Besuch waren, durften wir Kinder im ganzen Badehaus wie die Wilden herumtollen. Es war ein einmaliger Spaß, dort auf dem langen Flur mit den vielen Räumen „Fangen“ zu spielen. Durch eine Tür ging es in das Bad mit der schwarzen, hölzernen Moorwanne und der Dusche, durch eine Verbindungstür in den sich angrenzenden Ruheraum mit der Massage- und Ruheliege, und durch eine zweite Tür wieder hinaus auf den Gang. — Leider starb Frau Borchert sehr früh. Herr Borchert heiratete noch einmal. Auch seine 2. Frau war sehr liebenswert und den Kindern eine gute Stiefmutter.
Neben dem Badehaus wohnte der Verwalter und Gärtnermeister Herr Czielinsky(?) mit Frau und Tochter, während Gastwirt Goetz der Pächter des Restaurants und des „Waldhauses“ war. Die Namen der Beschäftigten in Küche, Badebetrieb, Stallungen usw. sind mir nicht bekannt.
Die Kriegsereignisse wirkten sich auch auf das Moorbad aus. Die erste große Umstellung gab es vor dem Russlandfeldzug, als im Frühsommer 1941 in Ostpreußen die Truppen aufmarschierten und — wie man uns glauben machte — das Moorbad zum F ü h r e r h a u p t q u a r t i e r werden sollte. Die Kurgäste mussten abreisen, die Bewohner wie Borchers, Czielinskys, Rudats (Post) wurden zwangsumquartiert und die ganze Anlage zum Sperrgebiet erklärt. Meine Freundin Hannelein und ich wagten uns einmal bis an dessen Rand vor, doch was wir erspähten, war enttäuschend: ein mit Tarnnetzen und Tannenzweigen abgedeckter Panzer, ein paar in Stellung gebrachte Geschütze und ein MG auf dem Dach des „Sonnenhauses“ (zur Fliegerabwehr?). Wo sollte eigentlich der Fieseler Storch landen, den man ja immer mit Hitler in Verbindung brachte? — Erst heute, 75 Jahre nach jenen Ereignissen, erfahre ich glaubhaft von kompetenter Seite, dass man den Anwohnern Waldfriedens seinerzeit ein Märchen erzählt habe. Es habe sich keineswegs um das Führerhauptquartier gehandelt, sondern lediglich um das Hauptquartier einer Armeegruppe. Fest steht, dass dieses Hauptquartier, für was auch immer gedacht, nie genutzt wurde und die Bewohner wieder ins Moorbad zurückkehren durften. Irgendwann danach war das Moorbad ein Erholungsheim/Genesungsheim für Soldaten. Die Dorfbewohner tuschelten darüber, dass außer den Ehefrauen auch die Freundinnen dort übernachten durften.
Als die Luftangriffe auf Insterburg stärker zu werden begannen, verlegte man einen Teil des Städtischen Krankenhauses ins Moorbad. Da sich auch unsere Hausschneiderin unter den Patienten befand, hatte ich einen Anlass, bei einem Besuch meine Neugierde zu stillen. Der Chefarzt Dr. Wilcke war ein gern gesehener Gast in meinem Elternhaus, und da er meine Liebe zu Hunden bemerkt hatte, schenkte er mir zu meiner Konfirmation an Ostern 1944 einen Dackel.
Nach der Evakuierung Waldfriedens im Spätherbst 1944 diente das Moorbad als Feldlazarett. Wie erstaunt waren wir, als wir am 17. Januar 1945 zu einer kostenlosen Filmvorführung nach dort eingeladen wurden, hatte es doch bis dahin keinerlei Kontakt mit den Verwundeten gegeben. In jener trostlosen Zeit bin ich nur zu gerne hingegangen, aber natürlich nicht allein, sondern in Begleitung unseres deutschen Dienstmädchen Erika und der „Milchschmeckerin“ — einer jungen Frau, die gerade die Milchmenge und den Fettgehalt der Milch unserer Kühe zu prüfen hatte. Zu meiner Verwunderung zeigten sich die Verwundeten unbesorgt, es herrschte keinerlei Aufbruchstimmung — und das alles zwei Tage vor unserem Schicksalstag, dem 19. Januar 1945!
Nach der Flucht hatte Herr Borchert zusammen mit seinem Sohn Werner einen Massagesalon in Hamburg. Seine 2. Frau war während der Flucht in Kopenhagen gestorben. Werner machte sich auch auf Sylt selbständig, wählte aber wegen finanzieller Schwierigkeiten den Freitod. Waltraud Borchert, jetzt Waltraud Paeger, war in Pohlheim/Hessen verheiratet und hatte zwei Söhne und eine Tochter. Da sie drei Jahre älter als ich war und über ein gutes Gedächtnis verfügte, konnte ich viele Informationen von ihr bekommen. Wir blieben Freundinnen bis zu ihrem Tode im Jahre 2012. Mit ihrer Tochter Gisela Willert in Pohlheim, stehe ich noch in Verbindung.
Geschichten & Anekdoten rund um Waldfrieden (Moorbad)
Ausflug zum Moorbad Waldfrieden
Im Insterburger Brief erschienen einige Berichte über das Moorbad. Viele beschäftigen sich mit der Anlage an sich. 1957 erschien ein Bericht der den Ausflug zum Moorbad mit der Insterburger Kleinbahn ab Insterburg beschreibt. Neben den Kurgästen kamen Sonntags tatsächlich viele Besucher zum Ausflug aus Insterburg und benutzten dabei die Kleinbahn. Der Bericht beschreibt die Reise um das Jahr 1940, da die Olga-Bahn schon nicht mehr fuhr.
- Heute wollen wir einmal einen Ausflug nach Gerlauken - Waldfrieden (Ostp.) machen. Wer mit will, muß pünktlich bei Kremp in der Gumbinner Straße sein, an der Haltestelle der „IKB" (Anm.: Insterburger Kleinbahn). Schon hören wir das „Bim, Bim, Bim" und an der Ecke des "schwarzen Adlers" taucht dann auch der Mann mit der roten Fahne auf, der das Bähnchen um diese belebte Ecke sicher lotst. Wer noch keine Karte am Schalter gelöst hat, erhält sie auch ohne Zuschlag von dem liebenswürdigen Schaffner im Zuge.
- Sobald wir die Stadt verlassen haben, geht es schon in ganz flotter Fahrt über Luxenberg und Sprindt durch das Pregeltal mit seinen saftigen Wiesen, auf denen Hunderte von Rindern grasen. Und unser Auge weidet sich an dem bunten Bild der schwarzweißen Tiere auf grünem Hintergrund, das charakteristisch für die ostpreußische Landschaft ist. Von dem Georgenburger Ordensschloss sehen wir leider nichts, denn die Bahn fährt außen herum und die Haltestelle Georgenburg ist einige 100 Meter nördlich. Weiter geht's über Pagelienen, Padrojen, Reckeitschen bis Buchhof (Ostp.), ( Juckeln), wo die Strecke nach Mehlauken abbiegt. Dort hat man meist längeren Aufenthalt. In der guten alten Zeit, wo man noch keine nervöse Hast kannte, soll man beim Gastwirt Thiel ein oder auch mehrere Tulpchen Grog mit dem Zugpersonal getrunken, ja sogar mal eine Partie Skat gespielt haben, bis der Zug weiter fuhr. Wenn wir den Bahnhof Buchhof verlassen, so fällt uns schon von weitem eine Reihe großer heller Gebäude auf, die sich vom Waldrande abheben. Das Moorbad Waldfrieden!
- Von der Haltestelle Gerlauken-Waldfrieden müssen wir zu Fuß durch das liebliche Dörfchen gehn, denn die Olgabahn , eine von der Stute Olga gezogene Pferdebahn, welche einst Patienten und Ausflügler beförderte, existiert nicht mehr.
- Es entstand ein Gästehaus mit 140 Betten, Liegehallen, ein Badehaus, Räume für Massage und elektrische Behandlung usw. Aber nicht nur die Kranken, auch die Gesunden, die es in immer größerer Zahl nach dem idyllischen Fleckchen Erde hinzog, kamen dort auf ihre Kosten. Der Wirtschaftsbetrieb wurde von Herrn Goetz vorbildlich geführt (Anm.: Vermutlich betrieb Goetz auch einen Gasthof in Aulowöhnen). In gemütlichen Räumen wurde man vorzüglich verpflegt, ja manchmal fand sich auch auf der Tanzdiele im Walde die Jugend der Umgebung zusammen.
- Und dann die herrlichen Spaziergänge! Zunächst kam man an den Tierpark, den der tierliebende Dr. Becker aus den kleinen Anfängen von Herrn Krüger erweitert hatte. Hirsche, Rehe, Schwäne, Enten, Fasanen, Eulen, Eichhörnchen u. a. gab es da zu sehn. Das Entzücken der Kinder waren die Äffchen im Käfig. Auf gut angelegten Wegen schritt man dann auf dem weichen Teppich des schwankenden Moorbodens tiefer in den Wald und sah zu beiden Seiten das unheimlich schwarze Wasser ungewisser Tiefe. Auf einem kleinen Fleckchen Erde nebeneinander: Kultur in höchster Vollendung und - Urnatur der Wildnis! Das ist das charakteristische des Moorbades Waldfrieden. Die Frage, welches schwarze Wasser ungewisser Tiefe. Auf einem kleinen Fleckchen Erde nebeneinander: Kultur in höchster Vollendung und - Urnatur der Wildnis! Das ist das charakteristische des Moorbades Waldfrieden. Die Frage, welches von beiden wohl heute noch anzutreffen sein wird, ist leider nicht schwer zu beantworten. In unserer Erinnerung aber bleibt es immer ein liebliches Stückchen Heimat. F. K,
- aus : Ausflug zum Moorbad Waldfrieden : M.K., Insterburger Brief (IB) ,Jahrgang 9 (1957), Seite 36 [6]
Schwarze Schafe im scharzen Moorbad - Die ungleichen Schlorren
- Mitten im Wald, nördlich von unserer Heimatstadt Insterburg, befand sich ein Moorbad. Sie werden es schon wissen, verehrte Leser, es hieß Waldfrieden. Man hätte keinen schöneren und passenderen Namen dafür finden können. Dazu war es es heilkräftig für die verschiedensten Krankheiten, besonders für Reconvaleszenten, d.h. für langsam Genesende. Dazu gehörte ich und wurde vom Insterburger Krankenhaus zur völligen gesundheitlichen Wiederherstellung nach dort gebracht.
- Zu jener Zeit befand sich da Moorbad noch in den Anfängen. Es entbehrte damals jeglichen Komforts. Nur der tiefe Friede in der herrlichen Natur und das schwarze Moor waren vorhanden, sonst gab es keine Abwechslung. Nur einmal während meiner Anwesenheit gab es ein Intermezzo, von dem ich hier aus der Erinnerung berichten möchte, übrigens war Dr. Untermann, der Chefarzt für Innere Medizin am Insterburger Stadt- und Kreiskrankenhaus, zu jener Zeit der leitende Arzt des Moorbades und kam einige Male in der Woche nach dort zur Visite :
- Wie gesagt, wir lebten im Frieden des Waldes. Der wurde eines Morgens jäh gestört. Da erschien unvermittelt eine Krankenpflegerinnen in der Tür unseres Zimmers und schrie in barschem Ton ."Alle die Schlorren vorzeigen!" Was wunder, daß wir uns darob empörten und den Grund wissen wollten. "Na ja ...", bequemte sie sich zu einer Erklärung," ... das is doch rein zum Dotärjern! .... Wenn das der Chef erfährt, kriejen wir Dunst!" .... Da haben wir doch beim Saubermachen unter einem Männerbett ein Weiber- und ein Männerschlorr jefunden. Jetz missen wir de Frau suchen, die auch einem Männerschlorr hat. V´leicht is se mondsichtig un is bei d´Nacht im Wald jegagen- V´leicht sin´se vonem Reh aufjescheicht worden und hab´n denn beim Rennen de Schlorren verwechselt!"
- Wie es nicht anders sein konnte, fand sich dann auch tatsächlich unter dem Bett einer Patientin ein ebenso ungleiches Schlorrenpaar. Die war selbst nicht wenig über den Fund überrascht, faßte sich erstaunlicherweise aber schnell und erklärte, daß sie nächtlicherweile einen Schwächeanfall erlitten habe und um frische Luft zu schöpfen, nach draußen gegangen sei. Am Waldrand hätte sie eine Bank gefunden, auf der zufällig - wirklich rein zufällig - ein Mann gesessen sei, der sie in ihrem Schwächezustand unterstützt habe. Mit eins habe es hinter der Bank "geruschelt" und dann hätten sie einer "geschichert". Da seien sie davongelaufen. Im Dunkeln wäre sie unversehens über einen Ast gefallen und müssen dabei wohl ihre Schlorren verwechselt habe.
- So gelacht wurde wohl nie mehr im stillen Waldfrieden als nach der Erklärung der "Betroffenen." Muß ich sagen, daß ihr niemand die Erzählung abnahm ? Immerhin hätte sie für ihre phantasie einen Orden verdient. Im damals sehr stittenstrengen Moorbad war ihre Kur damit beendet. Die beiden "Schwarzen Scharfe" mußten das schwarze Moorbad verlassen und es kehrte wieder des Waldes Frieden ein in Waldfrieden. Ich sagte schon, daß es wenig Abwechslung gab in Waldfrieden .......
- aus : Die ungleichen Schlorren : Meta Weichert, Insterburger Brief (IB) ,Jahrgang 25 (1973), Seite 182 [7]
Die Olga-Bahn
In der Zeitschrift "Die Museums-Eisenbahn" erschien 2006 ein Bericht über die Wirtschaftsbahnen in Ostpreußen. In dem Bericht wird u.a. über die Olga-Bahn berichtet, die die Haltestelle der Insterburger Kleinbahn (IKB) mit dem Kurgelände des Moorbades Waldfrieden verbunden hat :
- Am 17.12.1932 eröffnete die IKB als Ergänzung zur Kleinbahn die Omnibuslinie Insterburg - Skaisgirren (ab 1938 Kreuzingen). Statt der drei täglichen Zugpaare verkehrte nun nur noch eines. Dafür fuhr der Bus der Kleinbahn einmal am Tag das Moorbad direkt an. Damit verlor die Olga-Bahn ihre Funktion. Etwa 1936 kaufte die Verwaltung des Moorbades ein Auto und brachte damit die Kurgäste zur Haltestelle der Kleinbahn oder direkt nach Insterburg, wo sie die Züge der Reichsbahn erreichten. Den Wagenkasten der Olga-Bahn erwarb ein Bauer aus Walfrieden und nutzte ihn als Gartenlaube.
- Das Moorbad Waldfrieden ist heute vom Erdboden verschwunden. Flüchtlinge, die nach 1945 noch einmal dorthin zurückkehrten, berichteten, daß das Kurhaus abgebrannt sei, auch von allen anderen Gebäuden blieben nur Ruinen. Das Badehaus fanden sie völlig demoliert vor. In den letzten 60 Jahren hat sich die Natur das Gelände zurückgeholt. Ein Bild von der Olga-Bahn aber blieb erhalten und gibt noch heute Zeugnis von dem wenig bekannten ostpreußischen Moorbad Waldfrieden und dem Einfallsreichtum seiner Besitzer.
- aus : Wirtschaftsbahnen in Ostpreußen : Bericht über die Olga-Bahn (Waldfrieden-Moorbad), Die Museums-Eisenbahn, 42. Jahrgang (2006) Nr.2
2012 berichtet Edeltraut Tauchmann (geb. Schlack) das Ihr Vater Jonas Schlack 1926 oder 1927 sein Gut Olschöwen gegen den Bauernhof Pansegrau in Gerlauken (später Waldfrieden) tauschte (wie im Gedicht von Emil Fleiß über Gerlauken erwähnt). Nach dessen Tod 1932 heirate Ihre Mutter den Bauern Max Brandstäter; er war der Bauer der die Olga-Bahn kaufte und sie als Gartenlaube aufstellte.
Bildmaterial
Moorbad Walfrieden (Gesamtanlage)
Olga Bahn & Insterburger Kleinbahn
- Anmerkung zum Foto links: Ein Zug der Insterburger Kleinbahn (IKB) fährt um 1939 in die Haltestelle Waldfrieden-Moorbad ein. Zu dieser Zeit hatte die OLGA-Bahn (Zubringer vom Haltepunkt IKB zum Moorbad) bereits ihren Betrieb eingestellt. Das Fuhrwerk vor der Wellblechhütte gehörte der Familie Brandstäter. Es sollten mit dem Fuhrwerk Benzinfässer abgeholt werden. Das Rollgut wurde seinerzeit in dem linken, abgeschlossenen Teil des Wartehäuschens aufgehoben. Der Adressat bekam ein Avis.
Das alte Kurhaus
Badehaus & Neues Kurhaus
Das Gästehaus 1. Klasse "Sonnenhaus"
Das Restaurant "Waldhaus"
Der Garten
Gruppenbilder & Besucher
Wir suchen noch Fotos vom Moorbad und dem Ort Waldfrieden (Kreis Insterburg) für eine Veröffentlichung an dieser Stelle. Sollten Sie Bilder oder interessante Informationen haben, würden wír uns über eine Kontaktaufnahme freuen :
info@kirchspiel-aulenbach.de
Kartenmaterial
Dokumente zu Moorbad Waldfrieden
Ortsverzeichnis Kirchspiel Aulowönen/Aulenbach (Ostp.)
Genealogische und historische QuellenQuellen
[Koordinaten:] * Waldfrieden (Ostp.) Ksp. Aulowönen auf der Webseite Google maps 2014
Standesamtunterlagen / Zivilstandsregister (ab 1874)Das für Waldfrieden zuständige Standesamt war ab 1888 gemäß der Zuordnung des AGOFF das StA Gross Aulowönen. Die Bestände sind teilweise, trotz Kriegseinwirkungen, erhalten und seit 2015 digitalisiert worden. Sie können gegen Gebühr (Mitgliedschaft) bei Ancestry unter StA Gross Aulowönen eingesehen werden.
KirchenbuchbeständeDie für Waldfrieden (Ostp.) zuständige evangelische Kirchengemeinde war Aulowönen / Aulenbach (Ostp.). Viele Bestände wurden im Digitalisierungsprojekt “Archion” der deutschen evangelischen Kirchen online gestellt, leider keine Bestände aus Aulowönen. Es gibt jedoch ebenfalls gegen Gebühr (Mitgliedschaft) bei Ancestry unter Gross Aulowönen einsehbare Bestände. Außerdem befinden sich einige Unterlagen im Sächsischen Staatsarchiv in Leibzig, siehe auch Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Landkreis Insterburg
Adressbücher
Bibliografie
Genealogische Bibliografie
Verschiedenesnach dem Ort: Moorbad Waldfrieden
WeblinksOffizielle WebseitenGOV-Kennung : WALDE2KO04VS [14]
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