Weißenbach (Großalmerode)
Weißenbach ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Weißenbach. |
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W e i s s e n b a c h Stadtteil von Großalmerode |
- Bearbeitet von Bernd Waldmann
- Hierarchie
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Allgemeine Angaben
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Einleitung
Weißenbach ist ein kleines Dorf am Hohen Meißner (Kasseler Kuppe 754 m) in Nordhessen.
Die Ortschaft liegt an der Landstraße 3239 von Trubenhausen nach Bad Sooden-Allendorf.
Der Spitzname für die Dorfbewohner ist "Bonnsäcke" (die Bohnensäcke), nach einem langjährigen Bürgermeister namens Bonsack, der Anfang des 19. Jh. im Haus Röse (Weißenbachstrasse 10) gewohnt hat.
Heute ist Weißenbach der kleinste Ortsteil der Stadt Großalmerode, Werra-Meißner-Kreis.
Die benachbarten Ortschaften sind:
- Trubenhausen im Norden
- Uengsterode im Westen
- Hilgershausen und Dudenrode im Osten
- Bransrode (ein Ortsteil von Weißenbach) im Süden
Weißenbach ist durch ein Ausflugslokal mit eigener Wurst-, Käse- und Brotherstellung bekannt geworden. Es gibt einen bescheidenen Fremdenverkehr, insbes. Tagesausflügler. [2]
Name
Der Ortsname Weißenbach bezieht sich auf einen kleinen Bach gleichen Namens, der am Meißner (mundartlich: Wissener) entspringt und bei Trubenhausen in die Gelster mündet.
Andere Namen
- Wißenbach (1342)
- Wizinbach (1359)
- Wisßinbach (1410)
- Wißenbach (1466)
- Weisenbach (1543)
- Weißenbach (ab 1580 bis heute) [3]
Allgemeine Information
Weißenbach hat eine für die Meißnergegend ungewöhnliche Dorfanlage. Üblich sind Haufendörfer mit unregelmäßigem Straßen- und Wegenetz. In Weißenbach stehen die Bauernhäuser und Scheunen giebelseitig eng aneinander gebaut mit der Traufseite zur Dorfstraße, die in nordsüdliche Richtung verläuft. Deshalb wird Weißenbach in manchen Berichten als „Angerdorf” bezeichnet.
Auf beiden Seiten der heutigen Weißenbachstrasse stehen die Fachwerkhäuser etwas zurückversetzt. Vor jedem Haus gab es früher einen stattlichen Misthaufen (umgangssprachlich „Miste“ genannt), hinter den Häusern befinden sich Nutzgärten und Wiesen mit Obstbäumen. Wendts (Gasthaus) und Onkel Wilhelm (Wilhelm Stöber) hatten jeweils auch einen großen Nussbaum. Der westliche Weg von der Schule zum Friedhof heißt heute noch „Hinter den Höfen”.
Bis 1948/50 waren die Kirche, die Schule (1926 erbaut), Haus Ringleb (neben Jungs, wurde abgebrochen) und die Wasserhäuschen am Kreuz und auf der Tränke im Rosental die einzigen Steinbauten im Dorf. Der erste Neubau nach dem Krieg war das Vierfamilienhaus von Adolf Eberhardt.
Leider ist das geschlossene Ortsbild von Weißenbach nicht mehr vollständig erhalten. In den einst geschlossen Häuserzeilen auf beiden Seiten der Dorfstraße gibt es Lücken, weil Häuser wegen Aufgabe der Bauernstelle (z.B. Gebhardt und Ringleb) abgerissen worden sind. Auch wegen des unsicheren Untergrundes, auf den später eingegangen wird. mußten schöne Fachwerkbauten abgetragen werden, so die alte Schule am Kirchrain und das stattliche Eberhardtsche Bauernhaus.
Durch Neubauten am Wormshölzchen und am Schiefersteinweg hat sich ab 1964 das Ortsbild verändert.
Durch Steuereinnahmen vom Gewerbebetrieb Georg Köhler in Bransrode (Basaltsteinbruch) war Weißenbach eine wohlhabende Gemeinde. [4]
Politische Einteilung
Zur Gemeinde Weißenbach gehört die ehem. Bergbausiedlung Bransrode am Hohen Meißner.
Weißenbach gehörte bis 1974 zum Kreis Witzenhausen, seitdem gehört das Dorf zum Werra-Meißner-Kreis (Kreisstadt Eschwege).
Der Landkreis Witzenhausen wurde 1821 durch Kurfürstliches Organisationsedikt aus den
damaligen Ämtern Allendorf, Lichtenau, Ludwigstein, Großalmerode und Witzenhausen gebildet.
Ein Gebietstausch erfolgte 1945 im Rahmen des Wanfrieder Abkommens.
Weitere Korrekturen fanden in den Jahren 1970–1972 statt.
Im Rahmen der Gebietsreform wurden die Landkreise Eschwege und Witzenhausen
1974 zum Werra-Meißner-Kreis zusammengeschlossen.
Bis dahin trug der Kreis Witzenhausen das Kfz-Kennzeichen WIZ, jetzt ESW.
Weißenbach auf dem Messtischblat Bad Sooden-Allendorf (von 1919) hier klicken ! |
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Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit
Weißenbach gehörte ab 1585 mit Hilgershausen zum Kirchspiel Dudenrode. Langjähriger Pfarrer nach dem Krieg war Rudolf Schlunk aus Kassel, der mit seiner Frau Marti (sie war eine gebürtige Schweizerin) im Pfarrhaus in Dudenrode wohnte. Später wurde das Kirchspiel vom Pfarrer aus Orferode mitbetreut. Für Lesegottesdienste stand der Lehrer Waldmann zur Verfügung, der auch der Organist für Dudenrode und Hilgershausen war. Der Weißenbacher Organist war Konrad Seitz, später dessen Sohn Georg.
Evangelische Kirche
- Geschichte der alten Kirche in Weißenbach
Das Kirchenschiff ist ungefähr 12 m lang und 9 m breit. Bis zu ¾ seiner Höhe ist es aus fast unbehauenen Steinen gebaut, nur die Ecksteine sind bearbeitet. Die Südseite in einer Breite von etwa 2 m und das obere Viertel bestehen aus völlig behauenen Steinen. Auch der quadratische Turm mit knapp 8 m Seitenlänge besteht bis auf die Ecksteine und einem Teil unter dem Dach aus einem Mauerwerk von unbehauenen Steinen.
An der Nordseite der Kirche ist ein zugemauerter romanischer Torbogen erkenntlich. Über einem zugemauerten Fenster an der Ostseite liegt eine Steinbank mit der Zahl A.D. 1266. Die Inschrift der unteren Steinbank ist unleserlich. Der Form nach scheint das Fenster nicht aus so früher Zeit zu sein, vielleicht hat man die Steinbänke bei einem Umbau einer anderen Stelle entnommen. Der Turm hat einen gotischen Eingang. Der Spitzbogen ist gedrungen, innere Weite 1,15 m, innere Höhe 0,75 m, innere Torhöhe 1,65 m. Das Tor könnte um 1300 entstanden sein. Über der jetzigen Eingangstür an der Nordseite befindet sich ein Steinaufbau mit der Zahl 1831 und der Inschrift “Soli Deo Gloria”.
Unter Zuhilfenahme der geschilderten Indize könnte man über die Entstehungszeit folgende Vermutungen aufstellen, die allerdings fraglich sind. In Verbindung mit dem Bau der Gelsterburg entstand Ende des 12. Jahrhunderts eine kleine Kapelle. Ungefähr 100 jahre später wurde um 1300 der sehr massive Wehrturm gebaut. Vielleicht hat man in dieser Zeit die Kapelle zu einem Kirchlein erweitert. [5]
- Weitere Angaben zur Dorfkirche in Weißenbach
Berichte über die ev. Kirche zu Weißenbach in der Chronik der Pfarrei Dudenrode
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Katholische Kirche
Mit den Flüchtlingen kamen einige Katholiken ins Dorf. Zum Besuch der Heiligen Messe mußten sie mit dem Zug (Bahnstation Trubenhausen, 2 km) nach Großalmerode fahren. Bei Beerdigungen kam der Priester nach Weißenbach. Die Aussegnung fand in der ev. Kirche statt. Heute sind viele Bewohner Weißenbachs motorisiert, so daß die Katholiken den Gottesdienst in Großalmerode leichter erreichen können.
Genealogische und historische Quellen
Genealogische Quellen
Grabsteine
- Friedhof Großalmerode-Weißenbach (Werra-Meißner-Kreis) im Grabstein-Projekt des Vereins für Computergenealogie e.V.
Bewohner
Familiennamen in Weißenbach
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Bürgermeister
- Georg Stöber 1932 - 1946
- Karl Ringleb 1946 -1948
- Peter Schminke 1948 - 1963
- Adolf Eberhardt 1963 - 1973
- Ortsvorsteher Peter Stöber
- Ortsvorsteher Horst Bauer
- Ortsvorsteher Dieter Brüssing
- Ortsvorsteher Gert Röse (ab 2010)
Geschichte
Urkundlich belegte Frühgeschichte des Dorfes
1342 wird “Wissenbach” erstmals, und zwar als Pfandbesitz der Familie von Hundelshausen urkundlich erwähnt. 1410 wurde es zur Hälfte an die von Bodenhausen verpfändet. 1415 gehörte es zum landgräflichen Amt Ludwigstein. Dazu berichtet die Schulchronik: “Im Jahre 1415 erbaute Landgraf Ludwig I. Burg Ludwigstein zum Schutze gegen die Ritter von Hanstein, welche Hessen öfters befehdeten.
In diesen Fehden sollen die Weißenbacher tapfer zum Landgrafen gehalten haben und dieser, in Anerkennung der geleisteten Dienste, jenen einen Teil des jetzt innehabenden Waldes geschenkt haben. Weißenbach besitzt heute noch 180 ha Interessentenwald. Übrigens mußten die Weißenbacher an zwei Tagen in der Woche auf Burg Ludwigstein Frondienste leisten (Entfernung Weißenbach - Ludwigstein etwa 12 km, also 24 km zusätzliche Marschleistung), von welchen drückenden Übelstande sie erst Napoleons Bruder Jerome, König von Westfalen, befreit hat.
- 1585 wird Weißenbach kirchliches Filial von Dudenrode. Es hatte damals 21 Haushalte.
- 1747 gab es deren 28.
Bemerkenswertes aus der neueren Geschichte
Am 1. September 1929 wurde Bransrode als selbständiger Gutsbezirk aufgelöst und Weißenbach eingemeindet. Die Bewohner Weißenbachs lebten bis zum Zweiten Weltkrieg überwiegend von der Landwirtschaft. Da die Gemarkungsfläche nur eine bestimmte Zahl von Einwohnern ernähren konnte, wanderten viele Weißenbacher aus (Hauptzugrichtung nach dem Westen). Nach dem Zweiten Weltkrieg vollzog sich ein Strukturwandel. Aus dem landwirtschaftlich ausgerichteten Dorf wurde ein Arbeiterdorf, und durch den Zuzug von Flüchtlingen hat sich die Einwohnerzahl nahezu verdoppelt. Landwirtschaft wird bis auf eine Ausnahme nur noch nebenberuflich betrieben. [6]
Die Weißenbächer Waldwiesen
Eine Besonderheit waren die hochgelegenen Waldwiesen an der Straße zum Friedrichstollen, die im Besitz von Weißenbächer Bauern waren. Die Wiesen waren idyllisch gelegen, doch die Heuernte und der Abtransport mit Kuhgespannen waren äußerst mühsam.Fast alle Feldarbeiten haben die Weißenbächer mit Kuhgespannen erledigt, nur Eberhardts, Schminkens (Wülmens) und Seitzens (Schulzens) besaßen jeweils zwei Pferde. Außerdem hatte Stöbers Henner aus dem Krieg den nervösen Gaul Sultan mitgebracht, der sich zwar brav mit einer Kuh vorspannen ließ, manchmal aber recht schreckhaft war. Der Zuchtbulle stand bei Schminkens Peter und gedeckt wurde vor dem Spritzenhaus in der Ecke zur hohen Mauer, wobei die Dorfkinder voller Verwunderung zuschauten.
Als der Bulle später im Oberland bei Eberhardts stand, hat Gustav die Kinder immer weggejagt.
Gelsterburg
Die Gelsterburg ist eine abgegangene Burg bei dem Ortsteil Weißenbach der Stadt Großalmerode im Werra-Meißner-Kreis in Hessen. Die Ruine der Spornburg liegt nördlich von Weißenbach und südöstlich von Trubenhausen über dem Tal der Gelster auf einem Bergsporn.
Von der Burg liegen keine gesicherten urkundliche Nachweise vor. Es ist nicht bekannt von wem und wann sie erbaut wurde. Im Jahr 1265 wurde jedoch der Ritter Walter von Hundelshausen, der unweit des Dorfes Hundelshausen, unterhalb der Burg lebte, genannt. Es wurde vermutet, daß die Burg sein Stammsitz gewesen sein könnte. Andere Vermutungen deuteten an, daß sie von den Grafen von Bilstein in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts, zum Schutz einer alten Salzstraße erbaut worden sein könnte und mit dem Übergang der Burg (um 1300) an die Landgrafschaft Hessen ihre Bedeutung verloren hätte.
Die wenigen Überreste der Burg auf einem Bergsporn sind durch einen Halsgraben vom Hang getrennt. Ein Abschnittsgraben trennte Vor- und Hauptburg. Ein langgestreckter Wallgraben umschloß die ganze Burg.
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Besetzung durch die Amerikaner
Von Bernd Waldmann
Meine Mutter und mein Bruder Theo haben mir vom Einmarsch der Amerikaner erzählt.
Als im März 1945 die Amerikaner vorrückten, begannen einige Bauern in Weißenbach, Kartoffeln und weitere Nahrungsmittel, aber auch Wertgegenstände im Garten zu vergraben. Ein Mann, der die Besetzung durch die Amerikaner bereits im Rheinland erlebt hatte, sagte: “Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen? Glaubt ihr im Ernst, daß sich die Amerikaner an euren kümmerlichen Kartoffeln vergreifen werden?”
Theo erzählt, daß die Amerikaner über portionsweise verpackte Essensrationen verfügten. Darin enthalten waren wohl Trockengerichte, aber auch Schokolade und Zigaretten. Später kam es zu Mißverständnissen. Die Amerikaner wollten wissen, was die Menschen dringend benötigen und erhielten als Antwort: “Korn.” Corn bedeutet auf Englisch aber Mais, und so erhielten die Leute gelbes Maismehl, das ihnen völlig unbekannt war. Auch die verteilte Erdnußbutter war ungewohnt.
Der Einmarsch ins Dorf Weißenbach erfolgte am 6. April 1945. Die Amerikaner rückten von Laudenbach und Üngsterode über den Dornberg und die Schäferlücke vor. Sie schossen zuerst eine Weile von oben ins Dorf hinein, aber ohne Schaden anzurichten oder jemand zu verletzen.
Im Schulhaus hielten sich alle im Keller in der Waschküche auf. Meine Mutter wollte jedoch sehen, wie die Amerikaner ins Dorf einmarschierten und ging deshalb hoch ins Wohnzimmer und schaute aus dem Fenster. Sie war fassungslos, als sie die kaugummikauenden, wohlgenährten Soldaten lässig durchs Dorf schreiten sah. Kein Vergleich zu den letzten deutschen Soldaten, die ausgemergelt in schadhaften Uniformen durchs Dorf gekommen waren.
Schon vorher hatte meine Mutter dem bunt zusammengewürfelten Haufen des Volkssturms, der aus minderjährigen Jungen und alten Männern bestand, nicht viel zugetraut. Sie sagte: “Am Rhein konnten die Amerikaner nicht aufgehalten werden. Glaubt ihr, daß jetzt an der Gelster das Reich verteidigt werden kann?" Mein Vater war verärgert und gab eine unflätige Antwort. Auch die ostpreußische Oma Grischkat äußerte sich respektlos über die letzten Durchhalteparolen des Hans Fritsche im Radio: “Nu, was bellt der all’ so? Daß die Russen uns keinen Fladen backen werden, das wissen wir.”
Vor der alten Frau hatte mein Vater Respekt, und er wagte nicht, sie zu maßregeln.
Bei Faßhauers hielten sich noch einige versprengte deutsche Soldaten auf. Denen gelang es, in letzter Minute durch die Hintertür zu flüchten und die Trift runter zu verschwinden, ehe das Haus durchsucht wurde. Caesars Guido war im Stall, und als er draußen Geräusche hörte, trat er auf den Hof hinaus mit einer Mistgabel in der Hand. Die amerikanischen Soldaten warfen sich sofort streckelang auf den Boden und legten auf ihn an. Der erschrockene Mann ließ die Gabel fallen, und die Soldaten erhoben sich wieder. Rösens Helmut hat das von der gegenüberliegenden Seite aus dem Fenster beobachtet. Gebhardts Albert wollte den Amerikanern auf keinen Fall “Hände hoch” entgegentreten. Deshalb tat er so, als ob er den Hund Mohrchen füttern wollte, und kam mit einem Freßnapf in den Händen aus dem Haus.
Onkel Wilhelm Stöber hatte für sich und seine Schwester Martha hinter dem Haus am Zaun zum alten Friedhof einen bunkerartigen Unterstand gebaut. Wilhelm war im Ersten Weltkrieg Unteroffizier gewesen und kannte sich in Schanztechnik aus. Martha Stöber hatte sich im Unterstand verkrochen, und plötzlich tauchte vor ihr ein dunkler Schatten auf. Sie glaubte zuerst, es sei ihr Bruder Wilhelm, erkannte aber dann, daß ein Amerikaner mit Gewehr im Anschlag vor ihr stand. Sie begann markerschütternd zu schreien und nach ihrem Bruder zu rufen, das “Willäm, Willäm” war noch einge Häuser weiter zu hören. Vermutlich war der junge amerikanische Soldat genau so erschrocken, wie die verängstigte Frau.
Nach Auskunft von Peter Stöber, der das Kriegsende allerdings nicht in Weißenbach erlebte, waren drei Todesopfer zu beklagen. Einer von ihnen war der Soldat Arthur Landshöft, der tot an einem Baum sitzend, aufgefunden wurde. Seine Witwe namens Hermine, die später in Weißenbach wohnte, hat das Grab ihres Mannes bis zu ihrem Tode gepflegt. In einiger Entfernung von Arthur Landshöft fanden Weißenbächer Einwohner einen Soldaten namens Richter, der später auf einen unbekannten Friedhof umgebettet wurde. Ein weiterer, später umgebetteter Soldat, der am Iberg gefallen ist, fand seine letzte Ruhestätte auf dem Soldatenfriedhof am Ludwigstein.
Auch im Nachbardorf Trubenhausen waren Todesopfer zu beklagen. Im Turm der Trubenhäuser Kirche war ein Maschinengewehr installiert, und vorrückende amerikanische Soldaten wurden beschossen. Die Amerikaner richteten auf der Höhe von Epterode eine Stellung ein und belegten das Dorf mit Artilleriefeuer. Etwa sechzig Menschen sollen bei diesen sinnlosen Verteidigungsgefechten ums Leben gekommen sein. Diese Angabe ist allerdings fraglich, und Hermann Nobel, Wiesbaden/Epterode, nennt lediglich acht deutsche Soldaten, die am 6. April bei Trubenhausen gefallen sein sollen. An der scharfen Kurve hinter Küllmers Gasthaus stand in Trubenhausen noch lange eine ausgebrannte und schwarz geräucherte Ruine (das ehem. Verwaltungsgebäude der Fa. Spieß und Ey).
Die kämpfenden Besatzungstruppen hielten sich nicht lange in unserer Gegend auf, sondern zogen weiter Richtung Thüringen. Einige Tage später ratterten Nachschubverbände in endlosen Kolonnen auf gepanzerten Kettenfahrzeugen durch das Dorf. Theo vermutet, daß wegen der Sprengung der Witzenhäuser Werrabrücke die Einheiten einen Umweg ins Kampfgebiet einschlagen mußten. Die Panzerkolonnen kamen das Rosental herauf und fuhren weiter durch die enge Weißenbacher Trift und über den Schieferstein Richtung Bad Sooden-Allendorf. Es dauerte einige Zeit, bis Einheiten nachrückten, die sich um die Zivilverwaltung kümmern sollten. [7]
Unsicherer Untergrund
Die Gemarkung Weißenbach liegt in einer Talmulde, die sich vom Meißner zum Gelstertal hinabsenkt. Die Talmulde besteht aus weichem Kalkgestein mit Gipseinlagerungen. Es haben sich darin unterirdische Wasserläufe gebildet, die Einsenkungen zur Folge hatten, die auch schon im Oberteil des Dorfes vorgekommen sind. Durch einen drei Meter tiefen Straßeneinbruch, der dreihundert Meter südlich des geschlossenen Dorfs im regenreichen April 1961 entstand, alarmiert, griffen die Behörden ein. Die Presse in ganz Deutschland schrieb von dem versinkenden Dorf.
Die Behörden hielten auf Grund der Gegebenheiten drei Maßnahmen für erforderlich:
- den Bau einer Umgehungsstraße, die von 1964 bis 1965 verwirklicht wurde,
- man betrieb gegen den Willen des überwiegenden Teiles der Weißenbacher die Verlagerung des Dorfes an den Hang des Schiefersteins.
- Die alte Dorfkirche wurde im Frühjahr 1964 gesperrt. Das Dach und der Dachstuhl des Kirchenschiffs wurden abgetragen, nur die Außenmauern und der Turm blieben stehen. Der Gottesdienst fand bis zur Einweihung der neuen Kirche (1971) in der freigewordenen Schule statt.
Auf dem angewiesenen und erschlossenen sicheren Gelände wurden neue Häuser gebaut.
Am 19. Juli 1969 wurde der Grundstein für eine neue Kirche des noch bestehenden Altweißenbach und des zukünftigen Neuweißenbach gelegt.
Die neue Kirche
Mit den Planungsarbeiten für den Bau der neuen Kirche wurde Herr Dipl.Ing. Claus Gerhardt aus Kassel beauftragt. Nach fast zweijähriger Bauzeit wurde sie im Juni 1971 feierlich mit einem großen Festgottesdienst eingeweiht.
Die Kirche ist ein moderner Bau mit schräg angeschnittenem Glockenturm zur Talseite. Die Außenwände sind im oberen Bereich mit dunklen Platten verkleidet, darunter befindet sich Sichtbeton, der im Laufe der Zeit nachgedunkelt ist. Die Orgel wurde von der Firma Böhm aus Gotha gebaut. Die politische Gemeinde vermachte der Kirche zwei neue Bronzeglocken als Geschenk zur Einweihung und ließ sie mit der kleinen Glocke aus der alten Kirche im Turm installieren.
Im Untergeschoß der Kirche wurde eine Sargkammer eingebaut, somit können seitdem alle Beerdigungen von der Kirche aus stattfinden. Der Kirchweg am Hang zur Straße “Im Rosental” wurde serpentinenmäßig angelegt und mit Ruhebank und Ziergesträuch ausgestattet. Auf Bitten des Kirchenvorstandes wurde außen am Turm zur Talseite ein Bronzekreuz angebracht, das am 22. Juni 1986 mit einem Festgottesdienst eingeweiht wurde.
Meißnerdörfer
Beschreibung der Ortschaften im Meißnervorland:
- Bischhausen
- Dudenrode
- Frankenhain
- Frankershausen
- Germerode
- Gelsterburg
- Stadt Großalmerode
- Hilgershausen
- Hitzerode
- Hundelshausen
- Rückerode
- Kammerbach
- Orferode
- Trubenhausen
- Uengsterode
- H o h e r M e i ß n e r
- Der neue Premiumwanderweg bei Weißenbach
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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Quellen
- ↑ Auf dem freien Platz in der Bildmitte stand einst der Bauernhof von Albert Gebhardt
- ↑ Text Bernd Waldmann, 1943 in Weißenbach geboren
- ↑ Angaben vom Ortsvorsteher Peter Stöber, 1986
- ↑ Text: Bernd Waldmann
- ↑ Geschrieben in der Volksschule zu Weißenbach von dem Schüler Heinz Wilhelm unter Anleitung des Lehrers Theodor Waldmann
- ↑ Text: Schulleiter Theodor Waldmann, Weißenbach 1969
- ↑ Text: Bernd Waldmann, nach Berichten von Anna und Theo Waldmann , sowie von Martha Grischkat und Helmut Röse
- ↑ Die Schmiede wurde zuletzt betrieben von Wilhelm Wilhelm, zuvor vom Vater Heinrich Wilhelm (Lingeweinersch oder Schmeds Henner).