Westhofen (Schwerte)
Westhofen ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Westhofen. |
Westhofen (Schwerte): historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...
Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Kreis Unna > Schwerte > Westhofen (Schwerte)
Früherwähnung
Name
„Westhoue" 1147; „Westhoven" 1255; Westhaven (1300), Westhoven (seit 14. Jh.).
Kirche
- 1279 „Wignandus rector de Westhoven";
- 1300 „parrochia Westhaven".
Grundherrschaft
- 1041 schenkte der Kölner Erzbischof Hermann II. der Abtei Deutz den Hof Westhofen;
Reichshof Westhofen
- 1147 bestätigte Papst Eugen III. die Besitzungen der Abtei Deutz, darunter auch in Westhofen und zwar „curtis cum capella";
- 1255 gab Graf Engelbert v. der Mark dem Ritter Dietrich v. Altena ein Zinslehen von 4 Mark aus dem Reichshof Westhofen;
- 1292 verpflichtete sich Graf Adolf v. Nassau, wenn er durch den Kölner Erzbischof Siegfried zum König der Grafschaft Mark gewählt sei, ihm unter anderm die Vogtei und das Gericht des Hofes Westhofen zu verschaffen;
- 1298 verpfändete König Adolf v. Nassau (1292-1298) dem Engelbert v. der Mark für 400 den Hof Westhofen;
- 1298 gab König Albrecht von Österreich (1298-1308) dem Kölner Erzbischof Wigbold den Hof;
- 1300 verpfändete König Albrecht den Hof Westhofen dem Grafen Everhard v. der Mark.
Landschaftslage
Westhofen liegt im Unteren Sauerland (rechts rheinisches Schiefergebirge) 8 km nordöstlich von Hagen in 110 -120 in Höhe auf dem nördlichen Ufer des hier über 1 km breiten Tals der mittleren Ruhr und unmittelbar am südöstlichen Fuß des hier über 200 in hohen und steil abfallenden, bewaldeten Ardey-Sandsteinrückens. 1,5 km westlich auf über 100 m hoch aufragender und steil zur Lennemündung in die Ruhr und zum Hengstey-Ruhr-Stausee abfallender Randhöhe Hohensyburg mit den Resten der von Karl dem Großen eroberten Sächsischen Fliehburg Sigiburg (Wallburg).
Ortsursprung
Altsächsischer Haupthof, in dessen Mark die von Karl dem Großen eroberte „Sigiburg“ lag, wurde von diesem zum Reichshof erhoben, 1043 zuerst erwähnt.
Stadtgründung
Die Freiheit wurde durch die dorfähnliche Anlage einzelner Höfe, die sich um den Haupthof gruppierten, gebildet. Um 1300 war die Freiheit bereits befestigt; sie blieb mit Wigboldrechten versehen weiterhin Teil des Reichshofs. Privilegienbestätigung 1401.
Stadtsiedlung
Bauliche Entwicklung
Stand 1954: Dorfsiedlung mit ring- und gitterförmigen Straßenzügen, durch mehrere Bauabschnitte entstanden. Eine Befestigung war schon früh durch Wälle und Gräben vorhanden. 4, später 5 Stadttore (Osten-, Westen-, Hellwegs-, Heu- und Spikerspforte) schlossen die Freiheit vom Gebiet des Gerichtes Westhofen ab. Innerhalb der Freiheit lag das Burghaus. Durch die industrielle Entwicklung erhielt Westhofen mehr und mehr städtisches Gepräge.
Gebäude
Die Syburg oberhalb der Stadt (775 erobert) gehört 1954 zum Stadtbezirk Dortmund. Pfarrkirche erbaut im 17. Jhdt.
Brände
Brände : 1598 (85 von 96 Häusern), 1706, unversehrt Kapelle, Pastorat und Rathaus.
Bevölkerung
Ältere Einwohnerzahlen
1486: 40 Steuerzahler, 1598: 96 Häuser in der Freiheit. 1722: 474 E., 1765: 564 E., 1771: 569 E., 1787: 647 E., 1796: 126 Häuser und 649 E. Zahl der Neubürger gering, die zumeist aus nächster Umgebung kamen.
Seuchen
Pest 1349, 1598, 1636.
Bevölkerungsverzeichnisse
- Bürgerbücher seit 1746.
- Kirchenbücher: Ev. von Syburg ab 1680.
- Adreßbuch des Stadt- und Landkreises Iserlohn (1950).
- Häuser- und Personenstatistik von 1787
Abschriften der Mormonen
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
- 1819-1874 (ev.) Geburten, Heiraten, Tote
- 1836 (ev.) Konfirmation
- Standesamt Westhofen, Digitalisate der Sterberegister 1888 - 1938, inkl. Namensverzeichnis 1874 - 1938
Jüngere Einwohnerzahlen
1800 und 1818: 795 Einwohner (E.), 1839: 946 E., 1843: 1.004 E., 1858: 1.100 E., 1871: 1.437 E., 1885: 1.667 E., 1895: 1.909 E., 1905: 2.082 E., 1925: 2.398 E., 1933: 2.484 E., 1939: 2.901 E., 1946: 3.728 E., 1950: 4.086 Einwohner (davon im Stadtkern 3.694 E.).
Sprache
Nur eine kleine Schicht Alteingesessener hält an der niederdeutschen Mundart fest; diese gehört in den Westraum Dortmund-Lüdenscheid des Westfälischen, der sich durch sein ink 'euch', it 'ihr' vom übrigen Westfalen abhebt; gegen Lüdenscheid gebraucht der Raum Dortmund im für `mir' und 'mich'.
Wirtschaft
Handel und Gewerbe
Stand 1954: In der alten Freiheit Westhofen frühzeitig neben der Landwirtschaft auch Handwerk, besonders Wollweberei und Spinnerei (bis Anfang 19. Jh.), daneben seit alters Ruhrsandsteinbrüche und seit dem 18. Jhdt. auch kleine Eisen- und Metallverarbeitungsbetriebe. An Stelle der im 18. Jh. eingegangenen Tuchfabrikation allmählich Gründung größerer Eisen- und Metallwerke. Metallgießerei (1896), Herstellung von Draht, Drahtwaren und Apparatebau (1935, 1937). Landwirtschaftsmaschinen (1946); Farben (1912). Sandsteinwerke und Ringofenziegelei (1859, 1908, 1920). Privileg zur Abhaltung eines freien Wochenmarktes 1430. Um 1845: 2 Jahrmärkte genannt.
Verkehr
Stand 1954: Vorteilhafte Lage neben bedeutendem Ruhrübergang: die alte Königsstraße von Köln zum Hellweg trifft in Westhofen auf die Süd -Nord- Straße aus der Grafschaft Limburg nach Dortmund. 1954 verhältnismäßig günstige Lage an der großen Bahnstrecke Hagen-Schwerte (1867). Straßen von Westhofen nach Hagen, Wetter-Witten, Dortmund-Hörde bzw. Aplerbeck-Lünen, Schwerte-Unna bzw. Schwerte-Iserlohn/Menden sowie nach Hohenlimburg/Letmathe ins Lennetal mit der Siegerlandstraße.
Umgebungsbedeutung
Stand 1954: Die Bedeutung Westhofens beruht 1954 auf seiner Industrie.
Verwaltung
Rat
Stand 1954:An der Spitze der Freiheit stand der (Hof-) Bürgermeister, der aus den Reichsleuten jährlich gewählt wurde. Ihm zur Seite standen der Sekretär, der Ratsherr und 2 Gemeinsleute. Der Reichshof Westhofen unterstand seit 1461 dem märkischen Drosten des Amtes Schwerte (historisch), vorher dem märkischen Drosten zu Hörde. Die Stadt Westhofen gehörte 1954 unter Wahrung ihrer gemeindlichen Selbständigkeit zum Amtsbezirk Westhofen.
Bürgermeister
- vor 1648 (+) war der Kaufmann Rötger Pütter (ev.) Bürgermeister der Freiheit Westhofen .
s.a. Syburg (Dortmund)/Friedhof-an-Sankt-Peter
Gericht
Mit der Gerichtsbarkeit über das Gericht Westhofen war ein landesherrlicher Richter betraut. Für die „Reichsleute" bestand ein besonderes Hofesgericht, das jährlich einmal stattfand. Die Berufung ging über den Drosten zu Hörde an den Landesherrn.
Bürgerschaft
Die Bürger der Freiheit waren teilweise „Erben", d. h. vollberechtigte Hofbesitzer, die in der „Reichsmark" berechtigt waren. 1567 erhielten auch die übrigen Bürger, die „Gemeinte", Nutzungsrechte in der „Reichsmark" zugewiesen.
Rittergüter
Landesherrschaft
Landesherren
Neben den Grafen von Altena hatten in Westhofen andere, kleinere Grundherren Besitz. Der Reichsbesitz kam 1300 durch Verpfändung an den Grafen von der Mark, nachdem der Hof bereits vorher an den Erzbischof von Köln und an den Grafen übertragen war. Zwischen Köln und Mark haben jahrhundertelang Streitigkeiten um den Besitz geschwebt. Die Grafen von der Mark haben in Anlehnung an das Hofgericht ein landesherrliches Gericht herausgebildet. 1461 wurde dieses Gericht in Verbindung mit dem Gericht Schwerte zum Amt Schwerte (historisch) erhoben. Ursprünglich unterstand das Gericht Westhofen dem Drosten auf der Burg Hörde, 1357-1449 dem Drosten zu Wetter. 1609 kam Westhofen als Bestandteil der Grafschaft Mark an Preußen.
- 1807-1813 Durch den Frieden von Tilsit wurde 1807 Westhofen mit der ganzen Grafschaft Mark zum Großherzogtum Berg, Ruhrdepartement, Mairie Schwerte-Westhofen
- 1813 - 1815 Preußisches Gouvernement Weser-Rhein
- 1815-1946 preußische Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Arnsberg, 1815-1887 Kreis Dortmund, Amt Schwerte-Westhofen, 1887-1929 Kreis Hörde, 1929-1974 Kreis Iserlohn
- 1946 Land Nordrhein-Westfalen, 1975 Kreis Umma
Zeitzeichen 1835
- Stadt Westhoven 912 Einwohner
- Th. Nettmann zu Westhoven, 2.Beigeordneter der Stadt Schwerte, Wolltuchfabrikant
- Ludwig Neuhaus, ref. Pfarrer
- Quelle: Westfalenlexikon
Zeitzeichen 1895
- Westhofen, Stadtgemeinde in Deutschland, Königreich Preussen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Hörde, Amt Westhofen, an der Ruhr.
- Zuständigkeit/Einrichtungen: Amtsgericht Schwerte, evangelisches Kirchspiel Westhofen-Syburg, katholisches Kirchspiel Schwerte, Postbezirk, Telegrafenstation, Eisenbahnstation Linie Schwelm – Soest
- Gesamtfläche: 836,6 ha, (1895) 3 Wohnplätze, 213 Gebäude
- Einwohner: 1.909 (1.729 Ev., 175 Kath., 4 Juden, 1 Unbestimmt)
- Gewerbe: Giesserei (Glocken), Steinbrüche (Sandstein).
- Quelle: Ritters geographisch-statistisches Lexikon, Bd. L-W, 8. Aufl. (1895)
Kriegerische Ereignisse
1374 wurde die Freiheit Westhofen durch münsterisehe Truppen verheert, 1424 lagen bergische Söldner in Westhofen; 1598 hausten hier spanische Soldaten. Im 30jährigen Krieg häufig Einquartierungen und Kontributionen. Brandschatzungen durch Franzosen 1673 und 1706. 1756-1763 wurde die Umgebung von Westhofen durch französische Truppen verheert.
Kriegswesen
Die Verteidigung der „Freiheit" Westhofen war Aufgabe der Bürger, dazu trat das Aufgebot des Drosten zu Schwerte.
Siegel, Wappen, Fahne
Stadtgebiet
- Das alte Gericht Westhofen umfaßte etwa Kirchspiel Syburg und Garenfeld, Holzen und Wandhofen.
- Das Amt Westhofen bestand aus den Dörfern Geiseke, Lichtendorf, Overberge, Villigst, Ksp. Syburg mit Garenfeld, Wandhofen, Holzen und der Freiheit Westhofen.
- Zum „Wibbolt" Westhofen gehörte außer der Freiheit selbst auch eine eigene Mark.
- Zur Stadt Westhofen gehört der Ortsteil Buchholz mit 300 Einwohnern.
- Fläche 1858: 837 ha, 1946 und 1951: 841 ha.
- 1975 kommunale Neugliederung: 1975 Stadt Schwerte aus den Städten Schwerte und Westhofen (Schwerte) und Gemeinden Ergste, Geisecke, Villigst, Wandhofen
Politische Einteilung
Westhofen, Ortsteil von Schwerte.
Kirchenwesen
Bistümer nach Mittelalter
Westhofen gehörte im Mittelalter zur Pfarrei Hohensyburg im Dekanat Wattenscheid des Erzbistums Köln. Pfarrektor 1279, Pfarrei 1300 erwähnt. ab 1821 zum Erzbistum Paderborn, Dekanat Iserlohn.
Reformation
Um die Mitte des 16. Jhdts. wandte sich die Bevölkerung der luth., später der ref. Religion zu. Die Kirche zu Hohensyburg galt bis ins 17. Jhdt. als Pfarrkirche. Erst seit dieser Zeit war die neuerbaute Kirche zu Westhofen Pfarrkirche. Kirchenkreis Iserlohn.
Bekenntnisse
1819: 19 Kath., 1839: 38 Kath., 1871: 111 Kath., 1895: 175 Kath., 1925: 246 Kath., 1946: 702 Kath., 76% Ev.
Juden
1711 und 1796 je 1 Familie. 1823: 36, 1895: 4 Juden, die größtenteils Handel trieben.
Wohlfahrtspflege
Stand 1954: Ferngas von der Ruhrgas AG., Elektrizität durch die VEW Dortmund.
Bildungswesen
Schulen
Stand 1954: Zwei Volksschulen. Berufsschule seit 1919.
Archiv
Bibliografie
- Bau- u. Kunstdenkmäler von Westfalen, Kreis Hörde (1895).
- Frisch, M.: Die Grafschaft Mark (1937).
- Schnettler, 0.: Zur Geschichte Hohensyburgs und des Reichshofes Westhofen, in: Beitr. zur Gesch. Dortmunds und der Grafschaft Mark 39 (1931).
- Steinen, von: Westfälische Geschichte IV, 1350 ff. (1750).
- Voye, Ernst: Schwerte, Fröndenberg und Westhofen in ihrer industriellen Entwicklung, Hagen, Hammerschmidt, (1908), Digitalisat der ULB Münster
- Wieland, L.: Der Reichshof Westhofen im Mittelalter, in: Beitr. zur Gesch. Dortmunds und der Grafschaft Mark 50 (1953).
Periodika
- Der Hellweger Bote, 1872: Digitalisat in der DigiBib , 1891: Digitalisat in der DigiBib
- Ruhrpost : tägliche Zeitung und Anzeiger für Schwerte, für die Aemter Westhofen, Ergste und die Nachbargemeinden; weitere Titel: tägliche Zeitung für Schwerte, Westhofen und die Nachbargemeinden, 1929 - 1935, Digitalisat
- Volksblatt : tägliche Zeitung und Anzeiger für Schwerte, für die Aemter Westhofen, Ergste und die Nachbargemeinden, 1935 - 1940, Digitalisat
- Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark.
Bibliografie-Suche
- Volltextsuche nach Westhofen in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Weblinks
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Genealogische Webseiten
Historische Webseiten
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Benutzte Literatur / Quellen
Kommunen im ( Kreis Unna ) - ( Regierungsbezirk Arnsberg ) | |
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Daten aus dem Geschichtlichen Ortsverzeichnis
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