Galsdon Joneiten

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Disambiguation notice Jonaten ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Jonaten (Begriffsklärung).
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Galsdon Joneiten 1994 Weg nach r.jpeg


Hierarchie

Regional > Litauen > Galsdon Joneiten

Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Tilsit > Galsdon Joneiten

Torfstechen in Galsdon Joneiten



Einleitung

Galsdon Joneiten (1994)

Galsdon Joneiten, bis 1835 Kreis Niederung, (1836-1920) Kreis Tilsit, Ostpreußen; (1920-1939) Kreis Pogegen; (1939-1945) Kreis Heydekrug


Name

Andere Namen und Schreibweisen

Blick auf den Russ-Strom von Galsdon Joneiten

Namensdeutung

Der Name bezieht sich auf den Sohn (Endung -eit) des Ortsgründers Jon (Johann) mit dem Zusatz Galzdunas.

  • litauisch "galzdunas" = von großer hässlicher unschöner Gestalt


Allgemeine Information

  • Dorf, 19,5 km südöstlich von Heydekrug, nördlich des Ruß gelegen, 1939: 343 Einwohner[10]
  • 1785: 18 Feuerstellen[11]
  • 1818: 18 Feuerstellen, 135 Seelen[12]


Politische Einteilung

1785 Königliches Bauerndorf[13]
1818: Galsdon Joneiten, Bauerndorf, in der Domaine Winge, Kreis Niederung[14]
1.1.1836: das Kirchspiel Plaschken und damit auch Galsdon Joneiten kommen zum Kreis Tilsit[15]
1.5.1939: Name der neuen Gemeinde: Galsdon Joneiten; Die neue Gemeinde ist gebildet worden aus den bisherigen Gemeinden: Galsdon Joneiten, Klein Karzewischken, Kubsteningken, Schauditten[16]
1.10.1939: Galsdon Joneiten kommt zum Kreis Heydekrug [17]


Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

  • Vor 1695 gehörte Galsdon Joneiten zum Kirchspiel Kaukehmen

Galsdon Joneiten gehörte 1785[18] und 1912 zum Kirchspiel Plaschken.

Katholische Kirche

Galsdon Joneiten gehörte zur Katholischen Kirche Tilsit (Maria Himmelfahrt) [19]


Friedhof

Von Groß Schilleningken (Šilininkai) nach Plaškai (Plaschken) biegt man in einen Feldweg rechts ein. Neben einem Hof am Ende des Weges liegt der ethnografische Friedhof auf Wiesen. Er ist gepflegt.

In der Nähe dieses Hofes (ehemals Gasthof Reinhold Palm)
liegt der Friedhof. (2011)
Die Lage des Friedhofs im MTB
Gräber Familie Peldszus (1994)
Annäherung an den Friedhof (1994)


Die Bilder wurden freundlicherweise von Annelie Stöllger zur Verfügung gestellt. Stand Oktober 2011

Standesamt

Die Standesamtsregister von Galsdon Joneiten sind nur teilweise erhalten. Sie lagern im Litauischen Historischen Staatsarchiv in Wilna.

  • Geburten 1939
  • Sterbefälle: 1939

Bewohner

Ehemaliges Grundstück der Familie Peldszus nahe des Russ-Stromes in Galsdon Joneiten (1994)
Weg Richtung
Galsdon Joneiten (1994)


Schule

Die Schule in Galsdon Joneiten wurde im Jahre 1848 begründet.

Das Schulgebäude von Galsdon Joneiten vermutl. in den 1930er Jahren
Schulfoto aus Galsdon Joneiten von 1927:
5. Junge v. li. ganz vorne (über dem "G") war Bruno Peldszus bei seiner Einschulung, *1920 +1930. Er ist unter dem Eis der Memel ertrunken.


Schulfoto aus Galsdon Joneiten von 1931:
Junge in der 3. Reihe mit der Hand auf der Schulter und dem Punkt auf der re. Brust war Kurt Peldszus. Junge in der oberen Reihe, 5. v. li. war Rudolf Plogsties (*30.10.1919 in Joneiten +21.10.1994 in Varel (Niedersachsen)). Mädchen i. d. oberen Reihe 2. v. re. war Margarete Krüger
Die Namen schrieb Margarete Krüger auf die Rückseite des Schulfotos.
  • Erkennt jemand weitere Personen auf diesen Fotos und kann ihre Namen nennen?


Geschichte

Galsdon Joneiten ist 1733 von der Wüstenei Pleine abgetrennt. Das Recht der Fischerei im Rußstrom ging vom Amt Winge auf die Ortschaft Joneiten am 3. Juli 1837 über. 18 Besitzer "unterkreuzten" den Kontrakt.
Im Jahre 1848 erhält das Dorf eine Schule, die ebenso wie die Wirtschaftsgebäude aus Lehm errichtet wird.[20]

Geschichtliche Ereignisse bzw. Entwicklungen, die direkt auf das Alltagsleben in Galsdon Joneiten und der umliegenden Dörfer in der Memelniederung gewirkt haben:

  • 1708/09 durch die Pest stirbt ein Großteil der Bevölkerung, die Gegend verödet
  • 1720- 1726 Mißernten
  • 1727 Viehseuche
  • 1757/59 im 7-jährigen Krieg Einfall und Plünderungen durch die Russen; Kosaken schleppen Flecktyphus ein; Sinken der Bevölkerung, etliche Bewohner fliehen auf die andere Seite der Memel
  • 1805 in den Napoleonischen Kriegen sind die Bauern zur Armeeverpflegung verpflichtet; es kommt zu einer allgemeinen landwirtschaftlichen Krise; die Bevölkerung sinkt stark,
  • 1823 Futtermangel wegen schlechter Ernten, deshalb großes Viehsterben (bis zu 70%)
  • 1820/30 Remontenmärkte in Tilsit, daher Aufschwung der Pferdezucht
  • 1829 schwere Überschwemmung, viele Gebäude zerstört, Vieh ertrinkt
  • 1829 Blattern
  • 1831 Pocken, Cholera aus Rußland
  • 1832 Blattern
  • 1833 Grippe
  • 1833/34 winterliche Überschwemmung, Heu und Kartoffeln verderben
  • 1835 Lebensmittelpreise verdoppeln sich, Saatgut wird knapp
  • 1837 völlige Mißernte
  • 1838 verregneter Sommer, im August Überschwemmung ,Maul-und Klauenseuche,Milzbrand, Lungenfäule beim Vieh, die Hälfte der Kartoffeln verfault
  • 1838/39 extrem strenger Winter, Eis bis Anfang Mai, Verarmung der Bauern, der Schmuggel nach Rußland blüht
  • 1844 Ernteausfall durch Überschwemmung, folgende Hungersnot
  • 1848 Schulgründung in Galsdon Joneiten
  • 1853/56 kräftige Erholung der Landwirtschaft durch den Krimkrieg- Handel über russische Grenze- auch mit Pferden und Holz
  • 1869 Typhus
  • ab 1870 Verbesserung der Verkehrswege, Errichtung von Spickdämmen, landwirtschaftliche Erholung
  • März 1888 schwerstes Hochwasser des Jahrhunderts, weitere Überschwemmungen: 1906 und 1914
  • 1903 Bau der Kieschaussee Mädewald- Galsdon Joneiten
  • 1907 Bau der Königin Luise Brücke in Tilsit -Vereinfachung des Handels
  • August 1914 WK I Russeneinfälle, Verschleppung von Bewohnern nach Sibirien
  • 28.7.1919 Abtrennung des Memellandes vom Reich; Einrichtung des "Kleinen Grenzverkehrs" d.h. die Bewohner eines 10 km breiten Streifens entlang der Memel durften mit einer Grenzkarte nach Tilsit und Ragnit fahren. Die Folge war ein blühender Schmuggel über die Memel.
  • 1941 Die Bevölkerung kann nachts den Aufmarsch der Armee gegen die Sowjetunion hören.
  • Anfang Oktober 1944 Die Flucht wird -zu spät- angeordnet. Galsdon Joneiten wird in Brand geschossen und wie Schauditten bis auf ein Haus völlig zerstört.


Galsdon Joneiten - Gestern und Heute

Übersetzung und Zusammenfassung aus einer litauischen Zeitung 2009:

Am Russ-Strom in Galsdon Joneiten (1994)

Galsdon ist ein sandiger Höhenzug, oft von Überschwemmungen umgeben, ungefähr 7 km südwestlich von Szameitkehmen (Usenai). In den Dokumenten des 18. Jh. wurde das Dorf Joneiten genannt und später hatte es den Doppelnamen Galsdon Joneiten (Galzdonai Jonaiciai). Ein Teil des Ortsnamen stammt ohne Zweifel vom Personennamen Johann, aber auch der andere Name stammt höchstwahrscheinlich vom Nachnamen Galzdys (Galzdunas) ab.
Mit seinem alten Namen (Joneiten) ist Galsdon in Quellen von 1702 und 1709-1711 erwähnt. In ihnen ist gesagt, dass in Galsdon Gemeindevorsteher einiger Dörfer gewohnt haben, die die Namen früherer Einwohner hatten wie z. B.: Schapeit, Schudleit, Potzka, Kupries und Jagstat.

Galsdon war ein kleines administratives Zentrum. 1905 gehörten zur Gemeinde 8 Dörfer. In Galsdon selbst wohnten zu der Zeit 384 Menschen. Später nahm die Zahl ab. 1925 waren 275 Einwohner registriert, die 350 ha Land, hauptsächlich Wiesen, bewirtschafteten. Vor dem Krieg war Galsdon voller Leben - es rauchten 60 Schornsteine, 2 Windmühlen waren in Betrieb, es gab eine Fähre über die Memel, eine Zollstation, eine staatliche deutsche und eine private litauische Schule.

Wie die meisten Dörfer im Memelgebiet verfiel auch Galsdon während der Sowjetzeit. Mehr als 50 verlassene Gehöfte wurden zerstört und sind wie weggefegt von der Erde. An ihrer Stelle wurden 2 Mietskasernen mit je 8 Wohnungen gebaut, aber sie sehen in dieser Landschaft wie Fremdkörper aus. 2007 wohnten hier kaum 90 Menschen.

Im südlichen Teil von Galsdon, etwas höher als die Wiesen, befindet sich der evangelisch-lutherische Friedhof. Die alten, jetzt in Deutschland lebenden Galsdoner, die jetzt den Friedhof pflegen, haben am Eingang einen Pfeiler aufgestellt mit der Aufschrift "Deutscher Friedhof". Darauf weisen viele Kreuze mit Namen wie z. B. Grete Fischer und Samuel Oehlert. Die Namen bestätigen, dass hier auch viele Kleinlitauer liegen. Auf dem einzigen, von ihrem Enkel gepflegten, noch gut erhaltenen Metallkreuz steht in gotischer Schrift geschrieben: Hier ruht in Gott unsere geliebte Mutter Grita Dauskardt, gest. 1909.

Fischen am Russ-Strom in Galsdon Joneiten
Der sitzende Mann ist Arno Peldszus.

In den Archiven von 1736 gibt es Listen der Vingi Gemeinde (Winge), zu der Galsdon, Pageldienen, Lasdehnen u. a. gehörten. Sie bestätigen, dass es hier nur Kleinlitauer gegeben hat. 1905 sagt die offizielle Statistik, dass 2/3 der Bewohner litauisch sprechen konnten.

Das Dorf verwaltet eine gut 4 km lange üppige Flusswiese und auch die geographisch und biologisch interessante Galsdoninsel. Von der einen Seite wird sie vom Fluß Ruß (Memel) umgeben, auf der anderen Seite vom alten Flussbett. Die Insel ist 2,4 km lang, 550 m breit. In der westlichen Ecke befinden sich 2 kleine Seen. Der größte Teil wird überschwemmt, aber am südlichen Ufer gibt es einige Hügel, die höher herausragen als die vom Dorf Galsdon. Auf der Insel sieht man Spuren von Grundmauern. Um die fruchtbaren Wiesen zu erreichen, haben die alten Galsdoner über das alte Strombett eine eigenartige steinerne Brücke gebaut - eine rationelle und technisch interessante Lösung. Während der Überschwemmung fließt der Fluß über die Brücke, während sie in der Trockenzeit nach oben steigt. Leider ist in den letzten Jahrzehnten der mit Steinen gepflasterte Weg nicht mehr repariert worden und fast zerstört.

Mit dem Auto kann man nicht über die Brücke fahren, aber wenn man zu Fuß die Brücke überquert hat, gelangt man in ein Naturparadies. Die abgelegene Insel wird von vielen Tieren geliebt. Z. B. brüten hier die ins litauische Rote Buch eingetragenen großen Brachvögel (z. B. Strandläufer mit ihren pinzettenartig gebogenen Schnäbeln). Kraniche sind häufig zu beobachten. Auf den überschwemmten Wiesen gedeihen seltene Pflanzen z. B. Wiesenhafer. Deshalb gehört die Insel zum 1992 gegründeten Naturschutzpark des Memeldeltas.

Der Fluss Russ und das alte Flussbett sind sehr fischreich. Deshalb lieben die Fischer es, hier ihre Netze auszuwerfen.
Vom Ufer der Memel sieht man auf der anderen Flussseite den einsamen Kirchturm von Kaukehmen, bis Anfang des 20. Jhrt. das Zentrum dieser Umgebung.

Hier ist das Lied "Fischermädchen" von Ludwig Reza 1825 geschrieben worden.

Verschiedenes

Memeler Dampfboot vom 08.08.1933

Ergebnisse zu den Wahlen der Gemeindeorgane im Kreise Pogegen

Galsdon-Joneiten: Gemeindevorsteher wurde Wilhelm Göritz, erster Schöffe Michel Linkies, zweiter Schöffe Heinrich Seganschewski und Ortskassenrendant Michel Linkies.


Karten

Galsdun Joneiten auf der Schroetterkarte Blatt 12, (1796-1802), Maßstab 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Siehe unten rechts Joneiten auf der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000


Galsdon Joneiten im Preußischen Urmesstischblatt 1861
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Galsdon Joneiten u. Umgebung im Preußischen Urmesstischblatt Nr. 63, 1861
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Galsdon Joneiten im Messtischblatt 0795 Uszlöknen, 0895 Kuckerneese (1912-1940) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Skizze aus der Gemeindeseelenliste von Galsdon Joneiten aus den 50er Jahren, (c) Bundesarchiv


Zufallsfunde

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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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Quellen

  1. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  2. Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50000
  3. Schroetterkarte (1802), Maßstab 1:160000
  4. Ortschafts-Verzeichnis des Regierungsbezirks Gumbinnen 1818, Sonderschrift Nr. 48 des VFFOW
  5. Die von Preußen abgetretenen Gebiete, bearbeitet in der Plankammer des Preußischen Statistischen Landesamtes, Berlin 1922
  6. Taufbuch Plaschken (1857-1875)
  7. Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
  8. Amtsblatt des Memelgebietes vom 29.12.1923
  9. http://lt.wikipedia.org/wiki
  10. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  11. Jenny Kopp, Geschichte des Landkreises Tilsit, Buchdruckerei Pawlowski, Tilsit 1918
  12. Ortschafts-Verzeichnis des Regierungsbezirks Gumbinnen 1818, Sonderschrift Nr.48 des VFFOW
  13. Jenny Kopp, Geschichte des Landkreises Tilsit, Buchdruckerei Pawlowski, Tilsit 1918
  14. Ortschafts-Verzeichnis des Regierungsbezirks Gumbinnen 1818, Sonderschrift Nr.48 des VFFOW
  15. Hubatsch, Walther: Grundriß der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, Band 1: Ost- und Westpreußen, Marburg/Lahn 1975
  16. Amtsblatt Gumbinnen 1939: Neugliederung der Gemeinden und Gutsbezirke im ehemaligen Memelland ab 1. Mai 1939, S. 64ff,
    http://www.memelland-adm.de/Archiv/13 Verwaltungsbezirke/index.htm
  17. Amtsblatt des Regierungspräsidenten in Gumbinnen, 2.9.1939
  18. Jenny Kopp, Geschichte des Landkreises Tilsit, Buchdruckerei Pawlowski, Tilsit 1918
  19. Handbuch über die katholischen Kirchenbücher in der Ostdeutschen Kirchenprovinz östlich der Oder und Neiße und dem Bistum Danzig
  20. Jenny Kopp, Geschichte des Landkreises Tilsit, Buchdruckerei Pawlowski, Tilsit 1918