Gelting (Pliening)/Zehetmair

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Allgemeine Informationen

Zehmerbauer Anton Huber (*1885, +1969) mit 4 Pferdegespannen beim Ackern auf dem Anger (breiter Fleck) um das Jahr 1928
1. Gespann: Anton Huber, daneben Magd Mechthild (später Klosterschwester)
2. Gespann: Georg Kressirer
3. Gespann: Seitz Martin, dahinter "Hinterseer Hans"
4. Gespann (im Hintergrund): Seitz Ulrich
Die Familie Huber mit Gesinde um 1927
Das 1887/1888 errichtete Wohnhaus
Hofname
"Zehetmair", auch "Zehmer"
Urkundliche Ersterwähnung
813
Grundherr
Domkapitel Freising
Hofgröße
1/1 Hof
Erster namentlich bekannter Besitzer
Priester Cundhart (813)
Heutige Eigentümer
Anton und Andrea Huber

Besitzer

Tabellarische Übersicht [1]

813 Cundhart
ca. 1360 Zachreis
1379 Ulrich des Zachreis von Kirchpliening
1390 Kunz Smid
1438 Hans und Anna Zehentner
1458 Hans und Anna Zehentner
1458 - 1476 Peter und Anna Zehentner
1476 Hans Zehentner
1476 - 1503 Sigmund Zehentner
1507 - 1526 Hans Lämpl
1526 - 1571 Christoph Lämpl
1571 - 1574 Wolf Lämpl
1574 - 1612 Lienhart Zehentner
1612 - 1650 Wolf und Elisabeth Lämpl
1650 - 1681 Hans und Anna Lämpl
1681 - 1694 Balthasar und Maria Lämpl
1701 - 1731 Balthasar und Ursula Lämpl
1733 - 1752 Georg und Barbara Lämpl
1752 - 1770 Josef und Barbara Rattenhuber
1770 - 1794 Josef und Magdalena Rattenhuber
1794 - 1802 Josef und Maria Rattenhuber
1802 - 1816 Josef und Maria Rattenhuber
1816 - 1844 Franz und Maria Kressierer
1844 - 1877 Anton und Therese Kressierer
1877 - 1919 Anton und Therese Huber
1919 - 1927 Anton und Rosa Huber
1927 - 1963 Anton und Katharina Huber
1963 - 2001 Jakob und Edda Huber
2001 - Anton und Andrea Huber

Informationen zu den einzelnen Besitzer

1877

Anton Huber

geb. 11.12.1844 in Poing
gest. 23.06.1932 in Gelting

oo 29.10.1877 in Gelting

Theresia Kressierer
geb. 22.02.1849 in Gelting
gest. 10.1.1923 in Gelting

Kinder: Kaspar, Therese, Anna, Magdalena, Maria und Anton

Theresia Kressierer ist das einzige überlebende Kind ihrer Eltern. Im Jahre 1877 heiratet sie den "Hagmayr"- Bauernsohn Anton Huber (*1844, +1932). In den Jahren ab 1887 erneuern sie fast alle Gebäude des Anwesens. 1888 - 1920 ist Anton Huber Bürgermeister der Gemeinde Gelting. 1913 wird er zum Ehrenbürger ernannt.

1963 - 2001

Der jüngste Sohn Jakob Huber und Ehefrau Edda, geb. Schmidt (oo 1960) übernehmen das Anwesen

2 Kinder

2001 - heute

Sohn Anton Huber und Ehefrau Andrea Huber, geb. Bichler

3 Kinder

Der Zehmerhof - ein Hof mit Geschichte und Tradition

Während der Einwanderung der Bajuwaren um 500 n. Chr. kam der wohl aus dem Stamm der Allemannen stammende Pleon in die Gegend des heutigen Geltings und gründete mit seiner Sippe, zu der auch ihm "hörige" Bauern gehörten, einen Adelshof. Bei diesem Adelshof handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um den heutigen Zehmerhof.

Nach der Rodung der Grundflächen für den Adelshofes durften die Bauern ca. 1 Kilometer entfernt eigene Höfe gründen, um für ihre eigene Existenz sorgen zu können. Hierbei handelt es sich um das alte Moospliening, das heutige Pliening. Sie mussten jedoch weiterhin für den Adeligen Arbeitsdienste, wie die Rodung neuer Flächen, verrichten.

813 übergab der adelige Priester Chundhart eine einfache Holzkirche, die er auf dem Grund des Adelshofes errichtet hatte, an den Freisinger Bischof Hitto. Bei dieser Kirche handelt es sich um die Vorläuferin der heutigen Geltinger Kirche. Nach dem Tod des Cundhart ging dessen Besitz, der Adelshof seiner Familie, auch in den Besitz des Bischofs über.

Hof und Kirche wurden im Mittelalter "Kirchpliening" genannt, bis er ab etwa 1500 auch zu Gelting gezählt wurde. Auch heute noch nennt man es "Obergelting". Da Kirchpliening ganz dem Bischof gehörte, kamen lange Zeit keine neuen Höfe dazu. Erst im Spätmittelalter (um 1400) folgten kleinere Tagwerkerhäusl, um die Arbeiter unterzubringen.

Aus der früheren freiwilligen Abgabe an die Kirche entwickelte sich um 1400 eine verpflichtende Abgabe: der Zehent, der Vorläufer der heutigen Kirchensteuer. Beim Zehent musste jeder Bauer den zehnten Teil seiner Ernte und des Viehbestandes jährlich an die Geistlichkeit abführen. Der größte Teil ging an den Bischof, ein kleinerer verblieb beim örtlichen Geistlichen. Als Sammelpunkt für die umliegenden Orte wählte der Bischof den alten Adelshof zu "Kirchpliening". 1438 erfolgte die erste Erwähnung des Hofes mit dem Namen "Zehenthof". Daraus entwickelte sich der Hofname "Beim Zehentmair", kurz "Zehmerhof". Auch die Familie in dieser Zeit übernahm den Hofnamen als Familiennamen.

1503 verlor Sigmund Zehentner (Zehentmair) seinen Hof wegen Misswirtschaft und musste ihn an den Bischof zurückgeben. Da der Hof für den Bischof sehr wichtig war, wurde er nur mit Freistift an den jeweiligen Bauern vergeben. Im Falle der Misswirtschaft konnte ihm jährlich ohne Grund gekündigt werden.

Als Vorfahren der heutigen Familie Huber war bereits eine Familie Lämpl auf dem Anwesen. 1507 erhielt Hans Lämpl und gleichzeitig ausnahmsweise auch sein Sohn Christoph den heruntergewirtschafteten Hof. Die Familie wirtschaftete so gut, dass sich Linhart Lämpl 1590 vom Gerichtsscharwerk (Arbeitsdienst für den Herzog) freikaufen konnte. Eine spätere Klage seitens herzoglicher Beamter blieb erfolglos!

Die Familie überlebte als eine der wenigen Geltinger Familien den Schwedeneinfall des Jahres 1634 während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648). Von den etwa 30 Bauernfamilien blieb nur eine Handvoll übrig! Gelting wurde zum großen Teil niedergebrannt und wegen der Not war es schwierig, neue Besitzer für die verlassenen Höfe zu finden. Der Zehetmair konnte deswegen sehr günstig einen weiteren, kleineren Hof, die sogenannten "Mödsölde" hinzugewinnen.

1752 heiratete ein Joseph Rattenhuber die Witwe Barbara Lämpl.

Wohl kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde ein Zehentstadl errichtet, in dem die Zehentabgaben für die Kirche gesammelt und aufbewahrt wurden. Erst 1907 wurde der alte Stadl durch den heutigen Kartoffelstadel ersetzt.

Erst 1803 endete mit der Säkularisation der fast 1000 Jahre alte Besitz des Freisinger Bischofs über Kirche und Hof. Durch die Säkularisaton wurde aus kirchlichem weltlicher Besitz. Neuer Grundherr war jetzt der König.

Durch eine weitere Witwenheirat von Franz Kressierer im Jahre 1816 kam wieder ein Vorfahre der Familie Huber auf den Hof. Er war seit 1795 "Zehetmair" in Neufarn gewesen und brachte 5 Kinder aus seiner 1. Ehe mit auf den Hof.

1877 heiratete dessen Enkelin Theresia Kressierer den Geltinger Bauernsohn Anton Huber. Dieser wirtschaftete sehr gut und konnte die Fläche des Hofes auf 87 Hektar erweitern, womit er der größte Hof Geltings war. Ab etwa 1885 wurde das heutige Bauernhaus, der ehemalige Kuhstall und weitere Gebäude neu erbaut.


1960 übernahmen die heutigen Seniorchefs Jakob und Edda Huber den Hof.

Seit 1994 bewirtschaften Anton und Andrea Huber den traditionsreichen Zehmerhof. Sie sind damit die 22. Generation in Folge seit der Erwähnung des Hofnames im Jahre 1438.

Anmerkungen