Hamm-Bossendorf/Kirche zu Sickingmühle

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Kirche Christus König, Vordergrund Länderei W.Havermann, links Haus Franzen, dahinter Rektorat/Pastorat

Christus-König-Kirche Sickingmühle

Im Gegensatz zu den Alt-Kirchen in Hamm-Bossendorf ging die Initiative zum Bau der Christ-König-Kirche von den Sickingmühlern selber aus. Sie haben den Kirchbau durch nachhaltige Planung und kreative Vorgehensweise nach westfälischer Art strategisch durgesetzt.

Die alten Bauernschaften Sickingmühle und Hüppelswick gehörten ursprünglich zum Kirchspiel Marl (1373) und danach zur Pfarrei Oer und dazu zählendem Kirchsprengel Hamm und der späteren Pfarrei Hamm-Bossendorf. Die Entfernung zur Pfarrkirche in Hamm betrug durchnittlich etwas mehr als 4 km.

Dazwischen lagen ungefestigte und von Fukrwerken ausgefahrene Wege, worüber auch das Vieh auf die Weide getrieben wurde und überall seinen Dung hinterließ. Selbst die Fahrt mit dem Pferde- oder Ochsengespann vor der Sturzkarre, dem Leiterwagen oder der Kutsche, oder der Ritt mit dem Ackerpferd (Kaltblüter) war unter diesem Umständen zu allen Jahreszeiten eine Strapaze. Die Situation verbesserte sich mit dem Straßenneubau zwischen Marl und Flaesheim um 1900, selbst für die Herner, die die Straßenführung durch ihr Dorf verhindern konnten.

1957: Mütterverein, Pfarrer Franz Rensing vor Gasthof Albers, l.d. "Küstersche"

Kirchbauverein

Nach langen Vorgesprächen wurde schließlich am 15.08.1909 der Kirchbauverein Sickingmühle gegründet. Es war klar, dass der zuständige Hamm-Bossendorfer Pfarrer Blinde 1.Vorsitzender wurde, 2.Vorsitzender wurde Franz Kleine Bley, Kassierer Heinrich Havermann, Schriftführer Lehrer Tophoff, 2. Schriftführer Hermann Franzen, Beisitzer wurden Theodor Hoffmann, Heinrich Paul und Wilhelm Vahnstiege. Bis Ende des Krieges sammelte der Verein die versprochenen Beiträge monatlich ein.

Vortrag in Münster

1919 wurde durch Pfarrer Dr. Eing und den Vorstand der beabsichtigte Kirchenneubau in Münster vorgetragen. Domkapitular Nienhaus besichtigte daraufhin die davon betroffene Gegend. Die Verwirklichung der Neubauabsicht wurde jedoch danach zurückgestellt, da die industrielle Entwicklung in der Umgebung, mit den zu erwartenden Bergarbeitersiedlungen

Verein in Lauerstellung

Nach diesem negativen Bescheid ging der Verein in Ruhestellung. Als dann 1926 der Schacht III. in Marl-Ölde abgetäuft wurde, erzählte der Parrer Growe aus Marl seinem Kollegen in Hamm Bossendorf, nun gedenke Marl in der Nähe eine Kirche zu bauen, zu der auch Sickingmühle gehören sollte. Schlagartig wurde der Kirchbauverein wieder lebendig. Bei den Neuwahlen wurde Pfarrer Depenbrock 1. Vorsitzender, 2. Vorsitzender nunmehr Hermann Franzen, Schriftführer Lehrer Theodor Damen, Kassierer wiederum Heinrich Havermann.

Rechnung ohne Wirt gemacht

Die Marler hatten aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Sickingmühler gingen nun mit aller Gewalt daran, den nun offensichtlich fest beabsichtigten Kirchenneubau auf ihrem Gebiet zu bekommen. Sie Schritten sofort mit herzerfrischendem Unternehmugsgeist, westfälischer Bauernscläue und droßem Gottvertrauen zur Tat.

Grundstein für „Jugendheim“

Architekt Genius aus Marl arbeitete einen Bauplan aus, "offiziell" für ein Jugendheim. Noch im selben Jahr (1926) weihte Pfarrer Depenbrock den Grundstein, und zwar auf Wilhelm Havermanns Grund und Boden. Die Bergwerksgesellschaft Auguste Victoria lieferte preiswerte Steine und die Sickingmuhler Bauern fuhren sie kostenlos an. Die ganze Bevölkerung arbeitet mit beim Bau, sogar die Schulkinder halfen Steine tragen. "Die Begeisterung für die neue Kirche war gewaltig. Sie steht wohl einzig da." schreibt Kaplan Heele in der Chronik.

Bistum informiert

Kurz vor Weihnachten ging aus den immer „gut informierten Kreisen“, hinter dem Rücken der Sickingmühler, die Meldung nach Münster, daß die Sickingmühler eine Kirche gebaut hatten. Der Generalvikar verlangte, sie mit Grund und Boden an die Kirche Hamm gerichtlich aufzulassen, da sie sonst nicht geweiht werden könne. Auch das wurde schon am nächsten Tag bei einem Halterner Notar erledigt. Darauf hin erhielt Pfarrer Depenbrock vom Münsterschen Bischof die Vollmacht, die Kirche zu segnen.

Zu Weihnachten eingesegnet

Inzwischen war der Weihnachtsvorabend gekommen. Noch bis in die späte Nacht hallten Hammerschläge. Mächtige Weihnachtsbäume wurden aus der Haard geholt und die neue Kirche geschmückt. Am folgenden 1. Weihnachtstag, segnete der Pfarrer die Kirche ein und hielt darin die 1. Messe ab.

Kirchenbetreuung

Da die neue Kirche in der Pfarrei Hamm-Bossendorf lag, war auch der dortige Pfarrer zuständig. Er hielt in Sickingmühle an Sonn- und Feiertagen einen Gottesdienst; meistens aber ein fremder Pater, welcher aber immer erst vom Halterner Bahnhof abgeholt und wieder hingebracht werden mußte. Die Sickingmühler hatten sich das ursprünglich aber ganz anders gedacht und wollten täglichen Gottesdienst. Dem stimmte der Pfarrer in Hamm zu unter der Prämisse, das ihm eine Hilfskraft als Kaplan zur Seite gestellt würde, welche dann seine Aussenstellen Bossendorf und Sickingmühle gleichermaßen betreuen und unter seiner Obhut im Pfarrhaus wohnen konnte.

Nun kam der Weihbischof häufiger, hier etwa um 1960, rechts daneben Jupp Sengelhoff (mit Stab) und Jupp Rott.

Eigenartige „Zufälle“

Nun waren wiederum die Sickingmühler gefordert und wußten sich auf die ihnen eigentümliche Art und Weise zu helfen. Als der für Hamm-Bossendorf zuständige Weihbischof Scheifes nach Hamm-Bossendorf kurz darauf zur hl. Firmung kam, sollte er auf Wunsch des Pfarrers eben mal im Auto nach Sickingmühle fahren. Doch die Sickingmühler hatten sich mit dem Chauffeur abgesprochen. Das Auto bekam verabredungsgemäß eine Panne und blieb in Bossendorf liegen. Statt des Autos kamen nun plötzlich aus dem Hintergrund Kutschen, Reiter und Radfahrer aus Sickingmühle und holten den Überraschten feierlich ins Dorf. Der Anführer des "Komplotts", Hermann Franzen, hielt nun eine Begrüßungsrede und bat den Weihbischof um direkte Hilfe und Zuweisung eines Geistlichen für ihre Kirche. Diese Bitte konnte Hermann Franzen bald darauf dem Bischof in Münster vortragen und traf auf ein vorbereitetes und offenes Ohr. Am 07.08.1927 trat dann als erster Geistlicher in Sickingmühle Kaplan Heele seinen Dienst. Beim Einzug des Kaplans Heele in die neue Kirche zu Sickingmühle am 20.08.1927 sang der Hammer Kirchenchor unter Leitung des dortigen Dirigenten und Lehrers Fritz Dammberg. Mit dieser Motivation im Rücken wurde nun die Kirche von innen geschönt und dem Kaplan eine Kaplanei gebaut.

Rektorat und Pfarre

Nun war der Grundstein für eine eigene Pfarrei Sickingmühle gelegt und der neue Kirchenbezirk zum Rektorrat erhoben. Nachdem dann die angrenzende Waldsiedlung erbaut wurde und in Sickingmühle die Hüls AG eine Siedlung errichtete wurde Sickingmühle schließlich zur slbständigen Pfarrei erhoben.

Archiv

Das junge Pfarrarchiv liegt noch insgesamt, einschließlich der Kirchenbücher, im Pfarrhaus zu Sickingmühle.

Kirchengeschichte (kath.)