Handbuch der praktischen Genealogie/325

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Handbuch der praktischen Genealogie
Inhalt
Band 2
Tafel: I • II • III • IV • V • VI • VII • VIII • IX • X • XI
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N Vorkerode, SW Klieken finden sich in der von der Elbe gebildeten Schleife die Flurbezeichnungen Vor-Seidlitz (zwischen d. Oberhöfer und Unterhöfer Vorwerk), Hinter-Seidlitz. Inwieweit der Familienname Seidlitz hiermit zusammenhängt, bedarf noch der Untersuchung. Ebenso steht es bei einem Namen wie von Wiese (de Prato). Selbst wenn man annimmt, die Familie stamme von einem Orte Wiese oder Wiesa, so kann man weiter annehmen, daß dieser Ort nach einem Flurnamen benannt sei.

Familiennamen und Kirchenbücher.      Nicht nur die weltlichen Distrikte, sondern auch die kirchlichen Einteilungen erfordern die Aufmerksamkeit des Familienforschers. Gewisse Namen, z. B. Maria auch für Männer werden von den Katholiken bevorzugt, während sie von den Protestanten mehr gemieden werden. Die Geschichte der Vornamen hängt mit den konfessionellen Verhältnissen eng zusammen. So hören z. B. in Steiermark mit der Beseitigung des Protestantismus die jüdisch-biblischen Vornamen ganz auf, und die humanistischen nehmen ab. Dafür kamen eine Menge früher nie gekannter Heiligennamen[1] in Gunst, namentlich Ignaz, Cajetan, Dismas, Liborius.[2] Die protestantischen Gegenden bevorzugen überhaupt alttestamentliche Namen, und zwar bis ins 19. Jahrhundert hinein (Nathan,Chyträus, Josua Stegmann, Ahasverus Fritsch, Gotthold Ephraim Lessing, Justine Salome Lessing, seine Mutter, Dorothea Salome Lessing, seine Schwester, Rebekka Claudius, Abraham Voß, Methusalem Müller, David Friedrich Strauß). Die katholischen Gegenden meiden jene spezifisch hebräischen Namen ebenso ängstlich wie ihre Gegner die Jesuitennamen lgnaz und Xav(i)er; auch Namen wie Urban, Sylvester, Benedict, Dominik, Alois, Gregor, Augustin finden sich jenseits der katholischen Grenzen selten. Bei den Frauennamen scheint sich eine solche Scheidung allerdings nicht oder wenigstens nicht so deutlich ausgeprägt zu haben, doch ist wenigstens Veronica als ziemlich exklusiv katholisch anzusprechen.[3] Mit Rücksicht auf diese Umstände seien hier die folgenden Werke genannt: St. J. Neher, Kirchliche Geographie und Statistik mit steter Rücksicht auf die frühere Zeit 1864 ff.; Theologisches Hilfslex., Gotha, Vrl. v. F. A. Perthes, 1894, Bd. 2, die Abteilung: Kirchengeschichtl. Ortslex., S. 1-419; Grote, Lex. deutscher Stifter, Klöster u. Ordenshäuser. Osterwiek 1881-84; H. Hoogeweg, Verz. d. Stifter u. Klöster Niedersachsens vor d. Reformation. Hannover u. Leipzig 1908; Wolny, Kirchl. Topographie v. Mähren. Brünn 1855-1866, 9 Bde. Weitere Nachweise bei Comte de Mas Latrie, Trésor de chronologie, d'histoire et de géographie pour I'étude et l'emploi des documents du moyen âge. Paris 1889, S. 1841 ff.

      Mit Rücksicht auf die Kirchenbücher, die ja für die Aufstellung eines Stammbaumes als Ausgangspunkt der archivalischen Forschung dienen, muß es dem Familienforscher hochwichtig sein zu erfahren, wohin die für ihn


  1. Stadler, Vollständiges Heiligenlexikon. Augsburg 1856.
  2. Karl Heinrichs, Studien über die Namengebung im Deutschen. Quellen und Forschungen zur Sprach- u. Kulturgesch. der german. Völker, 102. Heft, Straßburg 1908, S. 8.
  3. Robert Franz Arnold, Die deutschen Vornamen. Wien 1901, S. 18.