Herforder Chronik (1910)/308

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Herforder Chronik (1910)
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Herforder Urkunden wird ein Bürgermeister Korfmacher oft genannt, zum letztenmal in der Urkunde Nr. 467 vom Jahre 1615. Nach Dr. Kuno Meyer, der aus den Akten eine Liste Herforder Bürgermeister zusammengestellt hat, bekleideten dies Amt

1647 Brace segment, left, half-top.png Hermann Fürstenau    Friedrich Corvey
Brace segment, left, half-bot.png Bernhard Giesen    Hermann Schmackpfeffer

und das bestätigt unser Chronist im weiteren Verlauf seiner Erzählung. Hiernach sind wir mit Spannagel versucht, den dramatischen Tod Korbmachers für eine Fabel zu halten.

Nachdem v. Eller die Tore geschlossen und die Wälle besetzt hatte, zog er die Geschütze von den Bastionen der Wälle und pflanzte sie zum Schrecken der Einwohner in den Straßen auf. Den Bürgern waren gleich zu Anfang ihre Schwerter, Hellebarden, Spieße u. dgl., die sie in den Häusern hatten und bei Ausübung des Nachtdienstes gebrauchten, fortgenommenen, jetzt ließ sich v. Eller das ganze, auf dem Rathause oder in einem besonderen Arsenal aufgestapelte Kriegsmaterial ausliefern. Er fand davon vor: 81 Musketen, 110 Musketenläufe, 285 große und kleine Haken, d. s. Hakenbüchsen (nicht Hacken, wie Spannagel schreibt), 700 Pfund Pulver, 500 Pfund Blei, 283 Granaten, 187 Busch Lunten, Fußangeln, Kugeln, Pechkränze usw. Drei Tage währte dies Auslieferungsgeschäft, und so lange mußten die Stadttore geschlossen bleiben.

Als Garnison ward in die Stadt die Leibkompagnie vom Regiment zu Pferde Georg Ehrenreichs von Burgsdorf und das Regiment zu Fuß von Norprath gelegt und der Generalleutnant und Geh. Rat Johann v. Norprath zum Gouverneur ernannt. Der Wunsch des Kurfürsten war es nun, die Stadt gegen etwaige Angriffe in einen widerstandsfähigen Zustand zu bringen, und zur stärkeren Befestigung eine Zitadelle (größeres Außenwerk), wir vermuten auf Stiftberg oder dem Langenberge, anlegen zu lassen. Norprath nahm die Ausbesserung der Mauern, die Erhöhung der flach gewordenen Wälle und die Vertiefung der fast verschütteten Gräben sofort in die Hand, widerriet jedoch die Befestigung des in Aussicht genommenen Berges, weil der Ort zu eng und der Grund zu steinig sei. Überhaupt sei die Stadt wegen der sie beherrschenden umliegenden Höhen als Festung ohne Bedeutung. Auf dies Gutachten hin ließ der Kurfürst den Plan fallen.

Der Handstreich auf Herford war so sehr zur Zufriedenheit des Kurfürsten ausgefallen, daß er v. Eller eine goldene Kette zu verehren versprach.

Die zwangsweise Einlegung einer Garnison in die Stadt war eine harte Maßregel, die um so mehr den Unwillen der Bürger erregte, als, wie es scheint, den ohnehin schwer zu zügelnden Soldaten bei ihren Ausschreitungen durch die Finger gesehen wurde.

Hören wir den Chronisten:

„Der E. E. Rhat (d. i. Ehrenveste, Ehrbare) hat den 30. Sept. etzliche Rhatspersohnen auch auß (d. h. von) den Beistehern vnd gemeiner