Herforder Chronik (1910)/362

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Herforder Chronik (1910)
<<<Vorherige Seite
[361]
Nächste Seite>>>
[363]
Herforder Chronik 1910.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



Ein Herforder Dichter.

Dichter sind rar. Als wir den zweiten Hauptteil dieses Buches begannen und nach einem älteren einheimischen Dichter suchten, dessen Verse, etwa die landschaftlichen Vorzüge oder die geschichtliche Bedeutung der Sankta Herfordia besingend, die Einleitung des Abschnittes übernehmen sollten, glückte es uns nicht, einen solchen aufzufinden; wir mußten uns daher mit auswärtigen Dichtern behelfen.

Nun hat es der Zufall gefügt, daß vor wenigen Jahren ein verschollener Herforder Dichter entdeckt worden ist, und noch dazu ein durch kaiserliche Huld gekrönter; seine Verse jedoch hätten auch bei früherer Bekanntschaft dem oben angedeuteten Zweck nicht dienen können. Weil er aber ein Herforder ist, so soll das, was wir von ihm wissen, hier einen Platz finden.

Vorab sei bemerkt, daß das Verdienst dieser Entdeckung dem Pastor Dr. H. F. Beneke in Hamburg gebührt, der uns in liebenswürdiger Weise seinen Fund zur Verfügung gestellt hat.

In seinen Erinnerungen an die am 3. Juli 1906 abgebrannte Michaeliskirche in Hamburg und in einem in dem Hamburger Fremdenblatt vom 13. Februar 1907 „unterm Strich“ veröffentlichten Artikel erzählt Pastor Beneke, daß er, mit der Katalogisierung und Ordnung der vormaligen sog. Ministerial-Bibliothek in St. Michaelis beauftragt, auf einen Sammelband gestoßen sei, der einige Kuriosa enthalten habe. Er fand in dem Bande u. a.

Eine erbauliche und merkwürdige Predigt
ohne den Buchstaben R von Anfang bis zu Ende über Offenb. Joh. 22,12.
1708.

„Lernen wir in dieser Predigt“, meint Beneke, „den Wortreichtum der deutschen Sprache kennen, welcher es gestattet, einen Vortrag von erheblicher Länge (sieben Druckseiten mit anhängenden sechs Strophen in verschiedenen Versmaßen) mit Auslassung aller Wörter, welche einen bestimmten Buchstaben enthalten, zusammenzustellen, so lesen wir in folgendem Titel einer Gedichtsammlung ein Beispiel von der schier unglaublichen Biegsamkeit unserer Sprache“: