Herforder Chronik (1910)/365

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Herforder Chronik (1910)
<<<Vorherige Seite
[364]
Nächste Seite>>>
[366]
Herforder Chronik 1910.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



zuerst in den Herforder Stadtrechnungen von 1609-1630. Es wird da des öfteren der Remensnieder (Riemenschneider = Sattler) von Soest genannt, der mit der Ausflickung der ledernen Stuhlkissen der Ratsherren im Rathause betraut war. In der Gründlichen Deduktion, Beilage Nr. 10, 1647, steht zwischen den Unterschriften der Amtmeister Daniel von Soest, und in Beilage Nr. 12 ist außer dem Genannten noch „Frantz von Soest“ unterschrieben. Hölscher, „Wie Herford kurbrandenburgisch wurde“, führt S. 17 noch einen Dietrich von Soist aus dem Jahre 1653 an. Bürgerlisten aus damaliger Zeit sind nicht mehr vorhanden, Kirchenbücher wurden erst später eingeführt, und so sind wir bezüglich der Familie von Soest auf diese mageren Notizen beschränkt.

Dem Pastor Haccius erschien der „poetisch mittönende“ Nachklang zu seinen „Sonderbahren Bußpredigten“, die sogar eine zweite Auflage erforderten, so wertvoll, daß er die Gedichtsammlung unsers Franz von Soest dieser zweiten Auflage seiner Predigten beifügen ließ.

Hören wir, was ihr Entdecker, Pastor Dr. Beneke, über Form und Inhalt der Soestschen Gedichte sagt:

„Die Sprache der Gedichte ist, wie sich schon aus dem Titel schließen läßt, im höchsten Grade gekünstelt, der Inhalt in Anlehnung an die Predigten aber gut gemeint, wenn man nämlich erst begriffen hat, was der Autor sagen will; das ist freilich nicht immer ganz leicht. Das Büchlein beginnt mit einem „Merkspruch an den Kunst-Deutschlibenden, Buus-Beet- und Dank- mit dichtenden Leeser“ und lautet:

Merk auff mein Herz! laas dein verlezzen,
(Das sonsten wol erfreuen kan)
An Hakzius dich satt ergezzen.
Den Hooch-bewerten Tuugend-Mann.
Spalt auff dein Herz! laas auch mein Schallen
In deine tiefste Seele prallen;
Bemerk den Buus-Posaunen-Klang
Dein leebenlang!

Gleich die ersten Zeilen dieses Merkspruches setzen dem Verständnis bedeutende Schwierigkeiten entgegen. Verlezzen scheint hier soviel wie „sich letzen“ zu bedeuten und würde als Hauptwort soviel wie Erquickung, Erfrischung heißen. So mag der Sinn sein:

„Laß deine Erfrischung an dem, was dich sonst wohl erfreuen kann, fahren und laß dich dafür an Hakzius satt ergötzen.“ Doch das ist nicht die einzige Verrenkung unserer guten deutschen Sprache; wir lassen gleich noch einige Proben folgen, möchten jedoch auch noch auf die Schreibweise der Worte aufmerksam machen. Sie ist augenscheinlich dem Klange nachgebildet und verrät uns daher den Dialekt ihres Verfassers. Wir erkennen