Herforder Chronik (1910)/436

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Herforder Chronik (1910)
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1759

mittelst einer Escadron zu Pferde samt Etandart und klingendem Spiel, welche en parade auf die Abtey gestellet ward, die honneurs und ließ nicht nur die von Ihro Durchl. verlangten Wächter zur Sicherheit der Abtey zurück, sondern schickte auch einen Officier mit hinlänglicher Wache nach dem Stifte auf dem Berge, wo anfänglich die Dames bey plötzlicher Erblickung dieser Mannschaft in Schrecken gerathen und sich für verlohren geachtet, hiernegst aber in desto größerer Freude gesetzet worden, als sie vernommen, daß die Wache zu ihrer Sicherheit verordnet worden.

Alles ging ruhig zu. Die Stadt aber empfand ihre Last bey der Einquartierung der Mannschaft und Pferde, insonderheit aber bey Aufbringung der erforderlichen Fourage. Abends kam der mit Briefen an den mit der avantgarde oder camp volant den 3. Julii zu Bielefeldt eingetroffenen Duc de Broglie geschickte Sect. Möhlmann zurück, mit der schriftlichen Antwort von besagtem Duc, daß dem vorgedachten Comte d'Apchon allschon die Ordre ertheilet sey, für Ihre Durchl. Sicherheit zu sorgen und Deroselben, gleich vorgedacht auch geschehen, alle mögliche égards zu bezeigen, welcher Antwort auch die gesuchten Sauve-garde Briefe nach verlangten Inhalt beygefüget waren. Möhlmann referirte hierbei, daß der Duc de Broglie mit seiner division dießeits Bielefeld bis Milse campiere und er bey dem Herrn von Hörde[1] sein quartier, nachdem der General Fischer solches geräumet und mit seinem Corps Herford vorbey nach Enger gerücket, genommen, der Marechal de Contades zu Bielefeldt angekommen und die ganze Armée von Oerlinghausen her in Anmarsch und sich dieseits Bielefeldt über Schildesche hinaus zu lagern anfange.

Den 5ten Abends kam des Duc de Broglie Bruder, der Graf Broglie hier an, ging aber des andern Tages weiter. Unvermerckt rückten viele trouppen, insonderheit von der so genannten leichten Reuterey, hier aus und ein, so daß den ganzen Tag über ein beständiges Hin- und Hermarschieren war, bald nach Enger hin, bald auf dem Wege nach Minden.

Den 6ten ward der Duc de Broglie hier vermuthet, kam aber nicht, sondern man erfuhr, daß er den Weg nach Enger genommen und der General Fischer von dannen nach Minden zu gerücket sey. Statt des Duc de Broglie aber kam der Duc d'Avere[2] ein Schwager des bekannten Comte de Montmorency hier an, und unvermerckt rückten die trouppen näher an Herford, so daß ermeldeten Tages ein förmliches Lager vor dieser Stadt nach der Seite des Sunderns hin zu sehen war.“

Einfügung.

Es war ein Befehl vom 6. Juli ergangen, der Bürgermeister zu Herford solle 100 Mann aufbieten, welche das Stroh aus den

  1. Siehe v. d. Horst, Rittersitze der Grafschaft Ravensberg S. 60.
  2. Auch Duc d'Havré geschrieben.