Herforder Chronik (1910)/494

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Herforder Chronik (1910)
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1808

allen Glocken eingeläutet und beim Anbruch des Tages durch eine feierliche Musick vom Marckt-Thurm verkündigt.

Da durch das eingegangene Gesetz-Bulletin des Königreichs Westphalen und die darin enthaltene Einteilung der Departements und Districte die für die Stadt unangenehme Nachricht eingegangen, daß Bielefeld die Hauptstadt eines Districts, dagegen Herford in dieser Hinsicht ganz übergangen worden, so wurde von der Bürgerschaft beschlossen, durch eine Deputation bei des Königs Majestät Vorstellung einlegen zu lassen, und so wie hiezu Dirigens Magistratus und der Herr Hoffiscal Ahlemann ausgewählt worden, so reisete diese Deputation am 19. Januar von hierzu ihrer Bestimmung ab.

Am 23. Januar Morgens 9 Uhr starben Ihro Königl. Hoheit, die Frau Abbatissin Friedericke von Preußen, zum allgemeinen Leidwesen der gesamten Stadt, an einem Nerven-Schlag.

Einfügung.

Aus dem Kirchenbuche der Altstadt:

„Friderike Charlotte Leopoldine Louise, Prinzessin von Preußen, des hiesigen Hocbstifts Abbatissin, eheliche Tochter des Markgraf Henrich Friedrich von Brandenburg-Schwedt und Leopoldine Marie geb. Prinzessin v. Anhalt-Dessau. Geb. 1745 Aug. 18 zu Schwebt (a. d. Oder) starb im Alter v. 62 Jahr 5 Mon. Ihr Vater war der Stiefbrudersohn Friedrichs I., Königs v. Preußen. Sie wurde i. J. 1745 den 22. Nov. Chanoinesse, 1755, den 7. März Coadjutorin - und 1764 Oct. 13 Aebtissin des hiesigen Hochstifts und 1766 Juni 16 inthronisiert. 1798 im Juni wurde sie von des Königs Majestät unter Curatel einer ... Commission gesetzt und die Abtei durch solche und die Coadjutorin Prinzessin von Nassau-Weilburg in Administration genommen. Nach Aufhebung dieser Verfügung trat sie 1799 im Oktober in ihre vorigen Rechte. Im August 1802 erlebte sie die Säkularisation ihres Reichsstiftes, welches ein Teil der Königl. Preuß. Grafschaft Ravensberg wurde. Im Spätherbst 1806 nötigten sie die Kriegsjahre, eine kurze Zeit ihren Aufenthalt zu Altona zu nehmen. 1807 erlebte sie den Frieden zu Tilsit, durch welchen die Abtei integrirender Teil des neuen Königreichs Westphalen wurde. - Sie wurde unter Begleitung der Prediger am Münster, auf dem Berge und der reform. Gemeinde, als zu welcher letzteren sie sich bekannt hatte, ungleichen einiger Deputirten der Landesregierung zu Minden und der Honoratioren von der Stadt und Paradiren der Bürgermiliz in der der reform. Gemeinde eingeräumten Hofkapelle neben der Münster Kirche Morgens 9 Uhr beigesetzt. Vierzehn Tage stand allhier und auf dem Berge die Orgel still und war allgemeines Trauergeläute in der ganzen Stadt und auf dem Berge. - Begräbnis 30. Januar.“