Herforder Chronik (1910)/520

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Herforder Chronik (1910)
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1813

Viehseuche, die durch das viele Schlachtvieh, welches die russische Armee bei sich führte, hieher gebracht war. Durch die würcksamsten Maasregeln wurde der Verbreitung der Seuche möglichst vorgebeugt. Mehrere Bürger und Stette-Besitzer verloren ihren ganzen Viehstand, und als nachher endlich nach mehreren Monaten die Seuche aufhörte, fand sich, daß die Stadt und Umgebungen nahe an 200 Stück Vieh verloren hatte.

Am 1. December wurde die durch die Französische Grenze von der Stadt getrennt seyende, Radewiger Feldmarck und deren Bewohner mit derselben wieder vereinigt, und dadurch in Ansehung des Stadtgebietes die vorige Verfassung wieder hergestellt.

Am 2. Dezember wurde das 50jährige Amts-Jubiläum des Radewiger Predigers Herrn Hartog feierlich begangen. Es fand ein besonderer Gottesdienst in der Radewiger Kirche statt. Der Senior Johanning hielt die Festpredigt. Darauf hielt der Sohn des Jubelgreises, Prediger Hartog in Bielefeld, am Altar eine angemessene Rede, die endlich der Jubilar, der ohnerachtet seiner großen Schwäche, von seinen Verwanten unterstützt am Altar stehend, mit großer Rührung beantwortete, und von seiner Gemeinde Abschied nahm. Die bis zum Erdrücken angefüllte Kirche, verließ auch nicht einer, der Menge Menschen aus der Stadt und ganzen umliegenden Gegend ohne Thränen im Auge, und es wurde dadurch dies Fest einzig in seiner Art. Mehrere Gedichte wurden übergeben, und Mittags wurde auf dem Rathause von mehr als 100 Personen unter denen sich die sämtlichen Geistlichen der Stadt und aller benachbarten Ortschaften befanden, gespeist. Der Jubelgreis konte Schwachheits halber nicht erscheinen dessen gesamte Angehörigen wurden aber auf Kosten der Geselschaft bewirthet und der Tag zu allgemeiner Zufriedenheit verlebt.

Am 12. December wurde mit der Formirung der Landwehr der Anfang gemacht, und mußten sich sämtliche Mannschaft vom 17. Jahre bis zum 50sten in der Altstädter Kirche, in welcher die Aushebungs-Commission vor dem Altare ihren Sitz nahm, versammeln. Die Dienst tauglich befundene Mannschaft mußte loosen, um die Reihefolge zum Abmarsch zu bestimmen, und wurde hienach in die Listen aufgezeichnet, auch sofort vereidet. Unter die aufgerufenen Freiwilligen stellten sich Geistliche, Schullehrer, Officianten aller Arten und Classen so wie Personen aller Stande, so daß die Zahl der Freiwilligen ganz außerordentlich groß und ein redender Beweis von dem Grade des hier herschenden Patriotismus wurde. Zum Sammelplatz der für hiesige Grafschaft zu formirenden zwei Bataillone Landwehr war Bünde gewählt, weil wegen der vielen Durchmärsche die beiden großen Städte die Landwehr nicht aufzunehmen im Stande.

Am 30. December rückte Mittags das für die Provinzen Minden und Ravensberg durch den Oberforstmeister von Boyen zu Hausberge formirte Corps der freiwilligen Jäger zu Fuß, jedoch nur die erste Abtheilung derselben,