Herforder Chronik (1910)/571

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Herforder Chronik (1910)
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Nämlich wie Paulus sagt 2. Kor. 7[1]: Ein jeglicher soll seine Ehefrau haben, um die Hurerei zu vermeiden; denn die Hurer und Ehebrecher wird Gott richten. Auch will St. Paulus an vielen Stellen, daß wir die Hurer vermeiden sollen; und so man damit durch die Finger sieht, fällt die Schuld auf die Gemeinde, wie wir lesen 1. Kor. 5 Darum ist nicht zu dulden, daß offenbare Hurerei gelitten wird bei allen Personen, sie seien geistlich oder weltlich. Daneben gleich wie Hurerei nicht zu dulden ist unter den Christen, so ist auch keineswegs schändliches Vollsaufen zu leiden, wie wir lesen 1. Kor. 5, Luk. 21. Besonders wenn es mit großem Verachten von Gottes Wort geschieht, für welche Wahrheit Christus und seine Apostel und alle Märtyrer ihr Blut vergossen - und obwohl wir allem Bösen nicht wehren noch alle Feuer auslöschen können - sind doch in keiner Weise die lästerlichen Gelage etlicher Geistlichen und Weltlichen zu dulden, die gehalten werden am heiligen Tage in Branntwein, mit großer Verachtung des Wortes Gottes. Nicht alleine daß sie solches (das Wort Gottes) nicht hören, sondern es auch in ihren bösen Buben-Gelagen verlästern. Hierauf muß die Obrigkeit mit Ernst sehen, daß solches und dergleichen nun unterbleibe. Tüchtige und ehrliche Kollatien[2] bei der Bürger oder Amtgilde (Zunft), zu erhalten Freundschaft, Nachbarschaft und Gesellschaft, und solches auch auf die Kinder und Nachkömmlinge zu bringen, daraus dann zeitlicher Friede kommt - soll nicht verboten sein; doch es muß dabei christliche Zucht und Furcht sein. Aber die Nachtgelage mit Fressen und Saufen, Würfelspiel und Spielen, Lästern und Widersprechen Gottes und der Obrigkeit Wort, Streiten und Schlagen, das in solchen Gelagen geschieht, müssen zuerst die Prediger hart strafen mit dem Wort, gleich wie die Propheten und Apostel getan haben. Wer solches (das Strafen) nicht ertragen kann, der unterlasse es (das böse Leben) nun, so ist es nicht nötig zu strafen. Offenbare Lästerungen des Wortes Gottes, des Abendmahles unseres lieben Herrn Jesu Christi und andere Lästerungen ist unsere Obrigkeit schuldig zu strafen; desgleichen auch die Bilder fortzutun, vor denen Abgötterei geschieht, - ist die Obrigkeit schuldig; - wie ihnen ein Beispiel gegeben hat der heilige König Ezechias.

Von den Feiertagen.

Die Christen halten einen ewigen Feiertag, wie denn auch die Propheten zuvor geweissagt haben, daß es kommen würde, daß ein Sabbat bei dem andern, ein Neumond bei dem andern wäre; nämlich ein geistliches, heiliges, ewiges Feiern, daß die Kinder Gottes oder Gläubigen stille halten mit ihrem Tun, Wollen, Vernunft, Begierden usw., und vor allem nichts tun mit Hand und Mund, oder mit irgendwelchen Gedanken, was Gott nicht in ihnen wirket. Wie Paulus sagt: ich lebe nun nicht, sondern Christus in mir. So hat den Feier- oder Ruhetag Christus im Grabe seinem himmlischen Vater gefeiert (?), indem er zuvor sprach: Vater es geschehe, was dein Wille ist. Diese Feier geht hier vollkommen im Glauben erst an, aber im ewigen Leben wird es rechtschaffen wirklich geschehen; und ist angedeutet durch den Sabbat der Juden, welcher nun zu Ende ist.

Diese rechte Feier ist sehr oft gelehrt und dieses wird noch täglich getrieben, und ihr wißt es nun, daß Gott spricht: Du sollst den Feiertag heiligen; nämlich, Du sollst von dem Bösen ablassen und Gott in Dir wirken lassen. Welcher

  1. Muß heißen: l. Kor. 7.
  2. Gemeinsame Mahlzeiten.