Herforder Chronik (1910)/575

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Herforder Chronik (1910)
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wolle aber ein Ehrsamer Rat wohl danach trachten, daß über der Sorge um das Gemeinewohl die Schule nicht vergessen werde; denn wenn sie (der Rat) andere Dinge, Wälle, Mauern, Brücken und Steinwege fordern (d. i. für erforderlich halten) und darauf sinnen, wie billig ist, wie viel mehr auf ihrer Bürger Kinder, daß sie eine gute Schule haben mögen. Dazu wird dann vonnöten sein, was hier folgt.

Schulmeister und seine Gesellen.

Eine Schule wollen wir halten für unsere Knaben, in der aus beiden Städten[1] die Jugend zusammenkommen möge, mitten in unserer Stadt, gut gelegen für beide Städte. Dazu sind nötig drei fromme, gelehrte, tüchtige Männer, ein Magister oder Rektor und zwei gute Gesellen. Der Rektor in dem Studentenhofe soll neben dem Rektor Konrektor sein. Die Gesellen müssen gut singen können, so daß der eine im Münster mit dem Magister, der andere mit dem Studentenmeister auf der Neustadt den Gesang verwalten könne. Der Magister soll in lateinischer und griechischer Sprache wohl erfahren sein, auf daß er auch, so es nötig sein würde, ein oder zweimal für die Gelehrten in der Woche Lektion[2] halten und auch dem Prediger behilflich sein könne, wenn der Teufel Rotten und Ketzerei erwecken würde. Es sollen aber diese Meister alle Liebhaber des Evangeliums sein, keine Säufer, Buhler und Hurenjäger, sondern ehrlich und sollen einen guten, unbescholtenen Namen und gutes Zeugnis haben. Denn gleichwie der weise Mann sagt: wer das Pech anrühret, wird von ihm beschmutzt, also wenn die Meister von bösen Sitten sind, die Jugend auch (ebenso).

Von der Berufung der Meister.

Es ist früher lange eine Weise (gebräuchlich) gewesen, daß die Papisten als Schulmeister annahmen, wer ihnen Geld gab, oder einen Blutsverwandten, oder nach Gunst, Bestechung, und sahen nicht auf den Leumund, die Frömmigkeit, Kunst; und daraus ist dann gekommen, daß die Schulen verdorben und die armen Gesellen betrogen sind. Darum soll das nun nicht mehr bei einem stehn, sondern gleich wie die Wahl der Prediger, Diakonen und Küster bei der Gemeinde oder dem Kirchspiel, nämlich bei dem Ehrsamen Rate, Kistenherren und bei den verordneten 30 Männern an Stelle des ganzen Kirchspiels und der ganzen Stadt. Und so einer von den Schulgesellen untüchtig befunden würde, soll er auch von den Vorhergenannten entlassen werden. Doch soll man dies tun nach Rat und Anhören der Prediger, welche allzeit die Meister examinieren sollen, ob sie auch tüchtig sind, damit ihnen ihre Kunst allzeit bewußt sei. Und die Schulmeister sollen den Predigern gehorsam sein und sich in der Kirche und sonst auch allezeit nach ihnen richten, daß sie nicht selbstgerecht und stolz seien.

Arbeit der Meister in der Schule.

Ihr Amt soll sein, daß sie erstlich mit allem Fleiße und Treue und auch ordentlich nach Vorschrift und Exempeln der gelehrten Quintilian, Rodolph Agricola, Erasmus von Rotterdam, Philipp Melanchthon und anderer guten Kirchenordnungen, der von Braunschweig, Lübeck - die Jugend in Künsten lehren und regieren in der Schule. Denn da sind viele gewesen, die da in der Schule gelesen

  1. Alt- und Neustadt.
  2. Schulstunde.