Herforder Chronik (1910)/579

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Herforder Chronik (1910)
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Herforder Chronik 1910.djvu
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Auch ist es nicht der Schrift entgegen, daß man einen Organisten habe, in jedem Kirchspiel, dieweil die Orgeln mal vorhanden sind, deren Klang die Leute anregt zum Gebet und zur Innigkeit; und die Leute, die die Woche hindurch in viel Mühe und Arbeit gelegen, bedürfen dann wohl Erquickung usw.

Ende des anderen Teils.

Der dritte Teil der Kirchenordnung:
Von der Versorgung der Armen, von dem Diakonenamte und von der Ehe.

Nach guter Anordnung und Versorgung des Predigtamtes und der Schule wollen wir auch unsere Armen nach allem Vermögen versorgen. Denn dies ist der rechte und wahrhaftige Gottesdienst, daß wir Gott erkennen im Glauben als unseren Vater und Herrn und den er gesandt hat, Jesum Christum, und (daß wir) den inwendigen Glauben mit äußerlichen guten Werken, als Wohltat an unserm Nächsten, beweisen. Wie denn auch Christus den Schriftgelehrten und Pharisäern vorhält aus dem Propheten Hosea, er wollte keine Opfer sondern Barmherzigkeit. Und unser Herr Jesus Christus wird auch solches von uns fordern am jüngsten Gericht, wie wir lesen Matthäi 25. Weil wir nun Christen sind, so müssen wir ja das mit der Tat beweisen und die Armen versorgen. Besonders sollen das die Reichen tun, denen Gott verliehen hat, daß sie solches vermögen zu tun wie Paulus befiehlt, fleißig zu lehren 2. Tim. 5. Desgleichen sind auch schuldig zu tun nach ihrem Vermögen alle Handwerks-Leute und Arbeiter, denen Gott Glück gibt, daß sie sich mit ihrer Hände Arbeit wohl ernähren können, was auch Paulus lehret Ephe. 4. Solche Arme sind nun am ersten die Hausarmen und Handwerksleute, die das nicht versaufen oder unnütz verbringen, sondern fleißig arbeiten, in aller Redlichkeit leben und doch daneben Unglück haben, daß sie Not leiden ohne ihre Schuld. Desgleichen die durch Krankheit oder durch Mangel ihrer Gliedmaßen nichts erwerben können. Außerdem Witwen und Waisen, die nichts arbeiten und erwerben können und sonst keine Freundschaft haben, die sich ihrer annehmen kann oder will, sofern sie ein ehrliches Leben führen und keine Lästerinnen gegen die Leute, gegen Gott und sein heiliges Evangelium sind, wie Paulus lehrt von den Witwen 1. Tim. 5. Solcher und dergleichen sollen sich die Christen annehmen zu versorgen nach ihrer Macht. Die Armen aber und Notdürftigen, die keine Freundschaft haben, diese sollen von ihnen wie Verwandte (Freunde) angenommen und versorget werden; auf daß das Gemeinde-Gut der Christen, welches sie mit milder Hand zusammentragen, nicht beschweret werde, wie auch Paulus sagt 2. Tim. 5[1]. Und die Verwandtschaft, die solches nicht tun will, ist ärger, als Heiden und Juden, wie Paulus daselbst spricht.

Bettler.

Deshalb wäre wohl nötig, daß man wohl sähe auf die Bettler, die täglich herumlaufen, sie wohnen hier innen oder außen, unter welchen viele böse Buben, Lästerer und Lästerinnen sind, denen man nichts geben und ihre Bosheit strafen sollte. Es sind auch etliche, die täglich liegen auf den Bierbänken und bringen

  1. Unrichtig angegeben.