Herforder Chronik (1910)/580

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Herforder Chronik (1910)
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das ihrige schändlich um. Etliche böse Weiber lassen sich zu unzüchtigen Dingen brauchen, erst von dem einen, dann von dem andern, und gewinnen so einen Haufen Kinder, und wenn sie groß sind, jagen sie solche den Leuten vor die Tür, die müssen dann so viel betteln, daß sie solche böse Eltern mit ernähren, und führen also ein böses Leben mit solchen Almosen; das ist nur unchristlich, denn der heilige Paulus sagt 2. Korinth. 8: Daß solches Geben nicht in der Meinung geschehen soll, daß die Armen davon in Wollust leben und Ruhe haben, und die solche Almosen geben, möchten Trübsal haben (?), sondern daß der Überfluß derer, die da geben, die Not der Armen lindere. Hierauf muß man wohl sehen, damit solche Leute die rechten Armen nicht bestehlen. Es kann aber ein ganzes Gemeinde-Kirchspiel darauf nicht achten, denn der eine sieht auf den anderen (?), darum ist es vonnöten, daß aus der ganzen Menge Diakonen gewählt werden, denen das anstatt aller anbefohlen sei. Von denen wollen wir nun anordnen nach der Schrift.

Von den Diakonen oder Kistenherren.

Diakonen sind nicht, wie wir bisher gemeint haben, die das Evangelium von dem Lettner[1] sangen, sondern die den Armen dienten in ihrer Notdurft. Solche Diakonen sind gewesen der heil. Stephanus und Laurentius, die auch neben der Versorgung der Armen den armen Christen gepredigt haben und dafür getötet sind. Die Diakonen oder Kistenherren sollen solche Leute sein, wie die Apostel verordnet haben: Apostelgesch. 6 und Paulus 1. Tim. 3 beschreiben sie auf das fleißigste, nämlich daß sie voll des Heiligen Geistes und Weisheit sind, die einen guten Ruf haben, ehrlich sind, nicht doppelzüngig, keine Weinsäufer, keine unehrliche Hantierung treiben, die das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen haben, deren Hausfrauen auch ehrlich seien, keine Lästerinnen, sondern nüchtern und treu in allen Dingen. Die Diakonen seien auch eines Weibes Mann, die ihrem eigenen Hause und Kindern wohl vorstehen. Aus diesen Worten des heiligen Geistes ist wohl zu entnehmen, welch ein großes, herrliches, heiliges Amt es ist, ein Diakon zu sein; wovon die Apostel so fleißig aus dem Geiste geschrieben haben; deswegen, damit es die Diakonen nicht verdrießen sollte, solches Amtes fleißig zu pflegen. Denn S. Paulus gibt ihnen ein großes Versprechen, damit sie ja wissen die Nützlichkeit ihres Amtes 1. Tim. 3, und sagt: Die da wohl dienen, die erwerben sich selbst eine gute Stufe und eine große Freudigkeit im Glauben an Jesum Christum.

Von der Wahl der Diakonen.

Wie solche vorbeschriebenen Diakonen gewählt werden sollen, ist schon bei der Erwählung der Prediger zum Teil gesagt und lehret uns die Geschichte der Apostel wohl, und wir finden es reichlich beschrieben in anderen Kirchenordnungen: Die Apostel, die man die Zwölfe heißt, riefen die Menge der Jünger zusammen und sprachen: „Es taugt nicht, daß wir das Wort Gottes unterlassen und zu Tische dienen: darum, Ihr lieben lieben Brüder, sehet unter euch nach sieben Männern usw. und tuet desgleichen. Die Rede gefiel der ganzen Menge wohl und erwähleten usw.“

  1. Lektorium, Lettner.