Heydekrug/Geschichte
Geschichte Der Stadt H e y d e k r u g |
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Überblick
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- 1511 erfolgte die Krugverschreibung an einen Georg Talat:
- „Ich, Michel von Schwaben, Deutschordenskomtur zu Memel, bekenne und tue kund öffentlich vor jedermann, die meinen Brief sehen, hören und lesen, daß ich aus besonderer Gunst Georg Talat, meinen Ordensuntersessenen, den Krug, auf der Heyde gelegen, gegeben habe, und mit Kraft dieses Briefes gebe ich dem vorerwähnten Georg Talat, seinen rechten Erben und Nachkömmlingen denselben Krug auf der Heyde mit seinem Zubehör, Acker, angefangen bis an die Sziesze und was zwischen solchen Grenzen und Raum nutzbar machen kann für sich und seine rechten Erben und Nachkömmlinge erblich und frei zu kölmischen Rechten gebrauchen und zu besitzen, dazu gebe ich demselben Georg Talat auch seinen rechten Erben und Nachkömmlingen frei zu ihrer Notdurft einen Anteil mit einem Wintergarn zu fischen im Haff, und solcher Gunst und Verschreibung willen sollen Bedachter Georg Talat, seine Erben und Nachkömmlinge einem Komtur oder dem Haus zu Memel alle Jahre jährlich zum Termin St. Martini 8 Mark geringen preußischen Zoll gewöhnlicher Münze Pflicht sein zu zinsen. Zu wahren Urkunde und mehreren Sicherheit habe ich, Michel von Schwaben, Komtur zu Memel, auf diesen Brief mein Amtssiegel drücken lassen und gegeben am Sonntag nach St. Petri (23. Februar) im 1511 Jahr nach der Geburt unseres Herrn."
- 1515 wird das Krugrecht von Michel von Schwaben dem damaligen Krüger in der Russe, George Hinckmann übergeben.
Dieser Krug ist das spätere Hotel Germania, Heydekrug No. 2.
- 1614 schrieb der Pfarrer zum Marktreiben in Heydekrug: "Vor der Sonnen Aufgange gehet der teuflische Markt an. Fluchen, Schwören, Fressen und Saufen sind keine Sünde. Es ist zu erbarmen, daß Gottes Wort so schändlich verachtet und gleich mit Füßen getreten wird."
- 1721 verhinderten die Memeler, daß Heydekrug Stadt wurde.
- 1723 erwägt der König abermals, ob bei "dem Heidekrug" nicht eine Stadt angelegt werden soll. Der Grundriß wurde bereits entworfen und war so ähnlich wie die Stadt heute ist; aber auch dieser Plan scheiterte, weil es an Bewohnern fehlte.
- 1734 siedeln sich sechs Salzburger Gärtner im Amte Heydekrug an, die aber nicht bleiben, da 1744 kein einziger Salzburger verzeichnet ist.
- Anfang 19. Jh.: "Heydekrug (auf litauisch damals Schilokartschema = Heidekrug) war Anfang des 19. Jahrhunderts eine Verbindung von zwei Orten:
- Das Vorwerk Heydekrug umfasste vier Anwesen mit 39 Einwohnern.
- Der Marktflecken Heydekrug mit einer Windmühle hatte auf 22 Anwesen 114 Einwohner.
- Im zukünftigen Stadtteil Szibben, damals noch ein Kölmerdorf, gab es 15 Anwesen mit 104 Seelen.
- 1831: "Dieser kleine Kreisort besteht nur aus 30 Häusern. Gasthof: bei Jordan"
Quelle: Zedlitz-Neukirch, Leopld v.: Wegweiser durch den Preussischen Staat in die angrenzenden Länder und die Hauptstädte Europa´s, Duncker und Humblot 1831
- 1842 Errichtung einer großen Käsefabrik
- 1845 Bau des Gerichtsgebäudes mit Gefängnis
- 1854 Bau der Katholischen Kirche
- 1862 Errichtung einer Telegraphenanstalt in Heydekrug
- 1864 Errichtung einer katholischen Privatschule
- 1865 Gründung eines Vorschußvereines
- 1870 Einrichtung des jüdischen Friedhofes
- 1872 Bau der Synagoge
- 1873 Bau der Telegraphenlinie von Heydekrug nach Ruß
- 1875 Inbetriebnahme der Bahnstrecke Tilsit-Memel
- 1876 Fertigstellung des Landratsamtsgebäudes
- 1880 Pflasterung der Straße Heydekrug-Szibben
- 1882 Gründung der Ostpreußischen Torfstreufabrik A.G.
- 1892 Eröffnung des Kreiskrankenhauses
- 1897 Errichtung einer landwirtschaftlichen Schule, der sogenannten Winterschule
- 1901 Gründung der Kreissparkasse
- 1905 Bau des katholischen Waisenhauses
- 1907 Errichtung der Gasanstalt
- 1908 Bau der Hotels Germania am Platz des alten Kruges auf der Heide
- 1910 Bau des Postamtes Heydekrug
- 1912 Bau des Bürgermeisteramtes mit Feuerwehr
- 1913 Gründung des Kirchspieles Heydekrug, Vereinigung mit Barsduhnen, Cynthionischken und Szibben zur Gemeinde Heydekrug vereinigt worden, Eröffnung der Kleinbahnlinie Heydekrug-Kolleschen.
- 1914 Beginn des Baus des Hafens
- 1917 Fertigstellung des Hafens
- 1926 Einweihung der evangelischen Kirche
- 1930 Einweihung der Herderschule
- 1940 Kreisstadt und Gemeinde mit dem Gut Adlig Heydekrug und den Ortsteilen Schlaszen und Werden.
- 1944 Oktober: Flucht der Bevölkerung und Einmarsch der Roten Armee.
Quellen: ASCHMANN, Georg Harry: Die Herderschule zu Heydekrug, Salzgitter 1985. SEMBRITZKI, Johannes u. BITTENS, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920, Memeler Dampfboot 1983 Nr.8.
Räumung des Kreises Heydekrug im Aug. u. Okt. 1944
Den Artikel dazu finden Sie hier..
Quelle: KAUSCH, Arthur (früher Schillwen): Niederschrift über die Räumung des Kreises Heydekrug/Ostpr. im August und Oktober 1944 (leicht gekürzt erschienen im Memler Dampfboot 9/2000)
Zufallsfunde
Um die Mitte des 19. Jahrhundert umfasste
- das adlige Gut Heydekrug 16 Höfe mit 129 Einwohnern
- und der anliegende Marktflecken war schon auf 77 Anwesen mit 319 Einwohnern angewachsen.
- Die Gemeinde Szibben umfasste 185 Anwesen mit 1004 Bewohnern,
- Werden 29 Anwesen mit 56 Bewohnern
- und das Kölmische Gut Werdenberg 4 Anwesen mit 18 Bewohnern.
Bis 1885 ist die
- Gemeinde Heydekrug auf 506 Einwohner mit 83 Anwesen,
- Szibben auf 1480 Einwohner mit 317 Anwesen gewachsen.
- Die Gemeinde Werden hatte auf 10 Anwesen 62 Einwohner.
- Das Gut Adlig Heydekrug bewohnten 294 Einwohner in 57 Anwesen
- und das Gut Werdenberg 24 Einwohner in 3 Anwesen.
Die weitere Entwicklung Heydekrugs wurde durch den Bau der Eisenbahn Tilsit-Memel mit einem Bahnhof in Szibben beschleunigt. Auch durch die verbesserten Straßen zu den Orten des weiteren Umlands stieg die Bedeutung Heydekrugs. Zusätzlich durch den Wasserweg Schiesze begünstigt, wurde Heydekrug für Käufer und Verkäufer ein äußerst interessanter Marktflecken."
- Purvinas, Martynas: Historische Orte am Unterlauf der Memel, in Annaberger Annalen 12/ 2004, S. 86f
Wanderung durch Heydekrug
Folgender Abschnitt stammt aus einem Artikel von Ewald Lauks im Memeler Dampfboot
Immer kleiner wird der Kreis, wenn wir die Todesnachrichten lesen. Ich will in Gedanken eine Wanderung durch unser kleines Städtchen Heydekrug unternehmen, um alte liebe Erinnerungen wieder aufzufrischen. Sie sollen uns nicht in Vergessenheit geraten, und unsere Kinder sollen wissen, woher wir kamen.
Von der Gemeinde Pagrienen mache ich den Anfang meiner Wanderung. Es geht längs des alten Weidenweges, rechts vorbei an Nachbar Septinus und an Pawlowski, die ebenfalls ihr Anwesen auf den von Dr.h.c. Hugo Scheu gekauften Parzellen erbaut hatten. Zur linken Hand der Ausläufer des schönen romantischen Rabenwaldes, auf der anderen Seite endet der Kirlicker Landweg nach Heydekrug, ohne Tannenhecken zu beiden Seiten der Eisenbahnstrecke Memel-Tilsit, zur Linken das Bahnwärtergehöft, dahinter ein kleines, grünes Häuschen, in dem das alte Ehepaar Baldszunas wohnte. Auf der linken Ecke das neuerbaute Haus von Auto-Griga mit seinen Verwandten. Wer kannte nicht den immer hilfsbereiten alten Eisenbahner Schmähling ? Und wer kannte nicht den noch älteren, immer voller derber Witze steckenden Maurer- und Zimmermeister Griga. Seine gelindesten Ausdrücke waren „Noa, koddrige Krät" - „Du krommet Gestell" - „Du opjedonnerte Schewschnut" - „Afjescheiwelte Marjell" - „He verdrägt nick e mol e vernemftigen Priske" - „Stänkriger Fulpelz" - „Pockennarwiger Asiat".
Auf der andern Seite der breiten Chaussee, die von Memel nach Tilsit führte, stand hinter alten wuchtigen Pappelbäumen, fast wie verträumt, das grüne Haus des netten weißhaarigen Tischlermeisters Franz Schlagowski. Hinter dem Gehöft von Schlagowski verlief der Landweg zwischen den Werdener Kiesgruben nach Hermannlöhlen, den ich mit meinen Angehörigen so oft und gerne gegangen bin.
Jetzt geht die Wanderung aber durch Werden direkt nach Heydekrug. Wer von der damaligen Jugend hat sich nicht gerne in den vier Werdener Kiesgruben herumgetummelt ? Selbst die litauischen roten Husaren, die seiner Zeit in Matzicken stationiert waren, haben hier mit ihren Pferden versucht, die "Alpen" zu bezwingen.
Dann kam das evangelische Waisenhaus; und so manches verstoßene Kind hat hier bei Waisenvater Jakomeit und seiner Ehefrau liebe Aufnahme gefunden. Es folgte das nette Häuschen, in dem Fleischermeister Leitner und oben der immer rüstige alte Mehl- Jakuttis wohnten. Anschließend die „Villa Werden" mit ihrem damaligen Pächter Paul Rudat. So manches Tänzchen wurde hier im abgelegenen Winkel gedreht. Die so genannten "Sieger", die Franzosen, dann die Befreier vom "deutschen Joch", die Litauer und ihre so zahlreichen politischen Verbände schwangen auch hier oft genug abwechselnd ihr Zepter. Dies aber nur so nebenbei zur Gedankenauffrischung.
Ich wandere aber jetzt in wirklich friedlichen und ruhigen Zeiten meinen Weg weiter nach Heydekrug hinein. Hinter unserm Paul Rudat zweigt eine Chaussee über Hermannlöhlen-Jonaten nach Kolleschen ab. In nächster Nähe befindet sich auch die Kleinbahnstation Werden. Dahinter die Mahl- und Sägemühle von Willi Gailus, früher Schlimm sen. Auf der anderen Chausseeseite lag die Gastwirtschaft unseres immer so „feuchtfröhlichen" Paul Witzke. Wer hat seiner schon vergessen?
Nun aber zurück auf der entgegen gesetzten Straßenseite zur Volksschule Werden. Wer kennt nicht mehr den alten Präzentor Lakiszus, der damals die Schulleitung hier hatte? Später folgte Lehrer Gustav Elbe. Können wir jemals die alten hohen und knorrigen Bäume um unsere große und turmlose Werdener Kirche und die beiden Pfarrhäuser vergessen ? Wer hat nicht mit Freuden und Begeisterung den wundervollen Blumengarten von Pfarrer Jopp bestaunt? Unsere alten Pfarrer Moser und Ribbat, die auch seiner Zeit zum Werdener Kirchspielbezirk gehörten, sollen nicht vergessen werden. Zwischen dem Pfarrhaus und der Werdener Kirche der ganz idyllisch gelegene Weg zum Rabenwald !
Die Wanderung geht aber weiter auf der Kantstraße zur Straßenbrücke über den Szieszefluß. Zur linken Seite die Eisenbahnbrücke Memel-Tilsit, auf der rechten Seite die Kleinbahnbrücke Heydekrug-Kolleschen.
Das so genannte „Richterviertel" - es waren tatsächlich ihrer vier - beginnt gleich hinter- dem Szieszefluß. Auf der linken Straßenseite das kleine bäuerliche Gehöft von Amtsgerichtsdirektor Josef Schwarze. Auf der anderen Seite unter alten Bäumen das kreiseigene Haus, in dem Amtsgerichtsrat Artur Kairies wohnte. Davor, ebenfalls in einem kreiseigenen Haus, unser ewig unzufriedener, gestrenger und doch so herzensjunger alter Amtsgerichtsdirektor Fasold. Amtsgerichtsrat Dr.Pipirs wohnte später ebenfalls hier.
Weiter rechts die Kiefernstraße zum schönen und mückenfreien Schweizertal, Kreiswald, führend. Der damalige Schweizerwirt Eduard Laetsch darf nicht vergessen werden. So manche schöne, ruhige Stunde konnte man bei unserem Ede" und seiner Ehefrau Emma genießerisch verbringen. Wer hat den starken, würzigen Kiefernduft unseres Schweizertals und des Kreiswaldes nicht noch in der Nase ? Selbst die litauische Spritfabrik soll erwähnt werden. Unsere Bauern haben hier für ein paar Litas ihre Kartoffeln hergeben müssen !
Aber nun wieder zurück zur Hauptstraße. Jetzt Tilsiter Straße rechts das Haus der Produktenhändler Jordan und Sohn. Daneben das Haus des Viehhändlers Koszinowski und im Anschluß die Eiserne Schmiede (Anm.: auch "Feuchte Schmiede" genannt) von Schmiedemeister Schmähling. Nach dem Tode des Schmiedemeisters wurde hier „Die eiserne Schmiede" in Form einer Gastwirtschaft eingerichtet. „Eiserne Gäste" waren hier nicht selten anzutreffen. Dahinter rechts ein Landweg, der zum katholischen Friedhof führte. Gegenüber das Gehöft des Postbeamten Johann Bumbullis. Etwas abseits das Gehöft von Dowideit und die Gasanstalt Heydekrug, dessen Meister damals Krasemann sen. war. Rechts der Hauptstraße und Eisenbahnlinie der evangelische Friedhof.
Rechts ab, hinter der Eisenbahnlinie Memel-Tilsit, führt die Eisenbahnstraße zum Hauptbahnhof. Das grüne Haus von Tischlermeister Schiewe, vorher Bratz anschließend. Es folgt das alte Postgebäude, dessen Besitzer damals Viehhändler Bastian, vor dem Kissuth, war. Die Kreisbauernschaft war hier auch untergebracht. Seitlich das weiße Häuschen von Witwe Klammer. Anschließend das Kiebertsche Haus in dem seinerzeit Rechtsanwalt Dr. Brindlinger (später Oberbürgermeister in Memel) seine Praxis hatte. Es folgen das Haus von Buchdruckereibesitzer Sekunna sen. und das des Bierverlegers Berger mit dem schönen Rosengarten davor. Vor der rechts abbiegenden Bahnhofstraße noch das Haus des Kaufmanns Bellmann.
Nun aber wieder zurück zur anderen Seite, zur Katholischen Pfarrstraße. Da stand die kleine katholische Kirche, daneben das große katholische Waisenhaus, die katholische Schule, deren Leiter damals Lehrer Leo Schwark war. Gegenüber das katholische Pfarrhaus, in dem Pfarrer Schacht wohnte. Dicht an der Tilsiter Straße das Wohn- und Werkhaus von Auto-Boguschewski.
Ganz wunderbar wirkte die Villa des früheren Kreisbaumeisters Gabe. Die Sauberkeit war hier wohl kaum zu überbieten. Wer erinnert sich nicht mehr des „Gartens der Vergessenheit?" Hier hat so manch „Müder" wirklich alles vergessen können. Der damalige Inhaber war Quittkat.
Die Apotheke Grygat stand vor einer kurzen Querstraße, die zur Bauernstraße führte. Nun folgte das altersschwache Haus der Geschwister Bendig. Wer hat die alte unwirsche Dame und den alten Junggesellen Bendig mit seinen „Aktuellstücken" nicht gekannt? Kurz, ein Original Heydekrugs. Daher will ich auch diese beiden nicht unerwähnt lassen. Dahinter das Tapetengeschäft von Max Kühn - dem kühnen Feuerwehrmann. Das Haus des Tischlermeisters und Feuerwehrhauptmanns Schlicht danach.
Links bog die Ackerstraße ab. Hier begann das eigentliche Geschäftsviertel der Stadtmitte. Hintereinander die Restauration, die Gastwirtschaft und die Eisenwarenhandlung von Gebr.Mikuteit sowie ein kleiner Friseurladen. Eine litauische Monopolsteile - einfach „Puskeladen" genannt - war hier auch einmal.
Im anschließenden Gebäude das Ordensgeschäft von Max Runde sowie eine Schuhmacherwerkstätte und ein Spielwarengeschäft von Friseur Neumann. Darüber im selben Hause wohnte auch Dr. med. Burstein, der in Heydekrug keineswegs unbeliebt war. Auch wohnte hier unser alter, ebenfalls sehr beliebter Amtsgerichtsrat Roch mit seinem ungepflegten langen Schnauzbart. Er wurde von uns einfach „Papa" genannt. Das Häuschen des Pferdehändlers Mayer - einfach „Schniefkeonkel" genannt - anschließend. Meistens wurde man von Meyer mit den Worten begrüßt: „Ist ein guter Prieske gefällig?"
Die Bäckerei Jodszuweit und ein Milch- und Mehlladen waren im nächsten Gebäude. Danach die Restauration, Gastwirtschaft und der Kaufladen von Franz Gaidies, dessen Nachfolger Alois Schwark und später Gebr.Wythe waren.
Das lange Haus von Wehleit, ebenfalls beginnend mit einer Kneipe von Jurgeneit und Stephan folgend. Hierin befand sich außerdem der Fleischerladen von Klein mit der immer vorzüglich schmeckenden Wurst und schließlich die Drogerie Wehleit selbst.
Das folgende Gebäude war ein großes, rotes Ziegelhaus, aber keineswegs unfreundlich wirkend. Es war unser Amtsgerichtsgebäude, in dem ich von 1922 bis 1943 tätig war. Hinter dem Amtsgericht gab es wieder eine Kneipe von Schwellnus sen., die sogen. „Abteilung VII". Sechs Abteilungen des Amtsgerichts waren rein „dienstlich", dagegen die „Abteilung VII" nur zu feuchtfröhlicher Stärkung. Im selben Gebäude auch unser schönes Cafe Deim. Spätere Inhaber waren Loehrke und Fritz Schwellnus jun. Im oberen Stockwerk von Cafe Deim hatte Rechtsanwalt Alfred Scherlies seine Praxis und Wohnung. Das folgende schöne, große Gebäude gehörte Treger und Papendick. Hierin auch der Blumenladen von Frl. Schlicht, die Filiale des Memeler Dampfboots mit dem damaligen Leiter Parieser, später Wiemer und schließlich das Hutgeschäft von Fritz Grau. Später befand sich hierin die Kleider-Bezugscheinstelle unter Leitung des Mechanikers Leo Formella.
Es folgte das nicht schöne und kleine Häuschen, in dem die Masseusin Boywid -Hoffmann wohnte. Der Trödlerladen von Michael Thumeleit als nächster. In dem später neuerbauten Gebäude war ein Kolonialwarengeschäft, welches zwei Schwestern besaßen und die Roebsdener Spar-und Darlehnskasse, deren damaliger Leiter der „dicke" Schadereit war. Die Sudermannstraße anschließend.
Aber vordem noch zurück zur Bahnhofstraße. Im Eckhaus der Friseurladen von Herberger und Färberei Neumann. Im folgenden Haus das Porzellanwarengeschäft von Emil Adomeit, später Eitel Malunat und die Strickerei Ewert. Auto-Gruber war der Eigentümer des folgenden Gebäudes, hierin auch das Goldwarengeschäft der Geschwister Rautenberg. Das Haus der Eheleute Max Bellgardt mit ihrem Milch- und Buttergeschäft sowie von Bellgardt jun. mit seiner Bäckerei war das nächste. Der Vorgänger, Bäckermeister Klamp, mit seinem guten Gebäck darf aber auch nicht vergessen werden.
Jetzt biegt die Bergstraße nach rechts ab. Hinter der Bergstraße das Haus von Ambraß. In diesem auch das Klempnergeschäft von Szenguleit und das Wollwarengeschäft von Cyrulies. Als folgendes ein kleines Giebelhaus. Dann das Haus von Stellmachermeister Kaulitzki. Hierin befanden sich auch einst das Uhrengeschäft von Briese und ein zweites Geschäft. Im Hofgebäude die Stellmacherei von Kaulitzki. Das Haus des Justizrat Hoffmann fiel schon durch die beiden mächtigen Silberpappeln auf. Umfang und Höhe waren in Heydekrug wohl kaum noch zu überbieten. Der alte Justizrat Hoffmann hatte hier seine Praxis und Wohnung. Der Raiffeisenverein mit seinem damaligen Leiter Kahmann und Frl. Schlimm, das Papier- und Spielwarengeschäft von Sekunna jun. anschließend. Dann das Porzellanwarengeschäft von Podien. Im selben Hause auch das Friseurgeschäft von Binsau und Haltner. Folgend im Eckgebäude Kaisers Kaffeegeschäft und ein Manufakturwarengeschäft von Isaak. Im Keller das Butter- und Milchgeschäft von Frl. Schmeil.