Holländischer Krieg im Vest (1672-1679)
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Holländischer Krieg im Vest | |
1672 - 1679 |
Einleitung
Christoph Bernhard von Galen gegen Holland 1665
Bereits 1665 brach der Fürstbischof von Münster, Christoph Bernhard von Galen, nach oberflächlicher Vorbereitung einen Krieg gegen die calvinistischen Vereinigten Niederlande (auch Generalstaaten) vom Zaun. Über das Westmünsterland ließ er seine Truppen vordringen und zunächst Borculo und weitere grenznahe Orte besetzen. Auf Druck der Brandenburger (die auch im Besitz des an Münster grenzenden Herzogtums Kleve und der Grafschaften Mark und Ravensberg waren, mußte er sich wieder zurück ziehen. Im Klever Frieden von 1666 verzichtete er auf die bereits von Münster entfremdeten Gebiete der Herrschaft Borculo, Aalten, Zelhem und Bredevoort.
Devolutionskrieg wegen Holland 1667
Nach dem Tod König Philipp IV. von Spanien, dem Schwiegervaters König Ludwig XIV. von Frankreich, beanspruchte dieser das burgundische Grenzland, welches an seine Gemahlin Maria Theresia fallen sollte als älteste Tochter Philipps. Da Spanien diesen Anspruch abwies, entbrannte darum 1667 der Krieg. Dabei gewann Frankreich einige Gebiete an der flandrischen Grenze, darunter die Stadt Lille.
Weder das Vest Recklinghausen wie überhaupt das Reich waren von diesem Krieg nicht unmittelbar betroffen. Einzelne deutsche Staaten schlossen unter dem Einfluß der französischen Diplomatie und in alter Rivalität gegen die Reichspolitik sogar Verträge mit Frankreich, darunter auch die Fürstbischöfe von Köln und Münster.
Der Holländische Krieg (1672-78)
Dem gegenüber wurde im "Holländischen Krieg" (1672-78) das Vest Recklinghausen unmittelbar hineingezogen. Der Kurfürst von Köln und der Fürstbischof von Münster standen zunächst, bis 1674, auf Seiten Frankreichs. Das Kurfürstentum Brandenburg schwankte zunächst. Nach anfänglichem Verständigungsversuch mit Frankreich kehrte es jedoch bald auf die Seite Hollands und des Reiches zurück, zumal Brandenburg sein klevisches Territorium unmittelbar durch Frankreichs Pläne bedroht sah.
Am 27.01.1672 zog der französische Marschall Turenne von Wesel aus lippeaufwärts in das Vest Recklinghausen. Seine Truppen, die "Blauröcke" genannt, versorgten sich aus der Bevölkerung, bedrängten diese massiv und ruinierten dabei Häuser und Ländereien. Obwohl damals mit der französischen König verbündet, bot der Kölner Kurfürst als Landesherr dem Treiben keinen Einhalt. Es gab Einquartierungen, Plünderungen, Gewalttätigkeiten. In Mar-Hüls wurde der Bauer Ovelhey erschossen. Seine Gattin Enneken bekam einen Schuß durch das Ohr.
1674 wurde der Reichskrieg gegen Frankreich erklärt. Nun traten auch Köln und Münster an der Seite Hollands gegen Frankreich an. Aber ob Freund oder Feind, das Volk hatte die Last des Krieges zu tragen. Der Hauptkriegsschauplatz lag zwar jetzt am Oberrhein. Das Vest blieb aber weiterhin Durchmarsch- und Einquartierungsgebiet. Von den französischen Truppen blieb das Vest bis zum Ende des Krieges frei, aber das Benehmen der kaiserlichen Truppen und ihrer Verbündeten war nicht viel besser. Dieser Krieg endete mit dem Frieden von Nymwegen am 05.02.1679 und für Brandenburg mit dem Frieden von St.Germain am 29.06.1679. Noch aber war die Bevölkerung die Franzosen nicht ganz los.
Im Juli 1679 lagen die Franzosen wiederum bei Dorsten und Recklinghausen, und die Landstände mußten ihnen die Vermeidung der gänzlichen Verwüstung des Vestes mit 10.000 Reichstalern abkaufen.
Schadensnachweise
- Landesarchiv Nordrhein-Westfalen/Abteilung Rheinland, Bestand 101.07.01 Kurköln VII, Kriegssachen 101.07.01, darin: Verfolgung aller durch die Generalstaaten dem Erzstift Köln (seit 1583-1673) zugefügten Schäden 1673 (auch Vest Recklinghausen)
- Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen, Bestand HAA I H Nr. 2, Schadensliste französische Einquartierung 1673
Quelle
- Thewes, Peter: Chronik der Familie Albers (1987)
- Stratmann, Bodo: Vernetzte Familien-Artikel im GenWiki (siehe Links auf diese Seite)