Hundelshausen/Rückerode
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Burg Rückerode
Dieser eigentümliche Ort, oberhalb und nordöstlich von Hundelshausen (Ortsteil von Witzenhausen) Zur Burg gehörte eine Versorgung mit Landwirtschaft, Tierhaltung und Handwerkern. Ohne den Die Umgebung von Rückerode weist einige landschaftliche Besonderheiten auf. Der Südhang des GeschichteUrsprüngeIm Ortsnamen Rückerode steckt der männliche Vorname Rugger (Rüdiger). Die Bilsteiner Grafen, |
Im Hochmittelalter besaßen die Bilsteiner Grafen die Germeramark, benannt nach dem Kloster Germerode wurde als kultureller Mittelpunkt und landwirtschaftlicher Hauptort erbaut. Als die Bilsteiner Grafschaft an den Kasseler Landgrafen kam, verpachteten diese Besitzverhältnisse, Ortsadel
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Vier Klöster, darunter Merxhausen und Haina, wurden die ersten Landeshospitäler Deutschlands. Sie nahmen Kranke aus den Dörfern auf, wenn die Familien mit ihnen überfordert waren. Oberkaufungen und Wetter wurden umgewidmet zu Stiften für unverheiratete Kinder des Adels. Die Verwaltung der Stifte übertrug Philipp der Althessischen Ritterschaft, die darum einmal jährlich in Oberkaufungen zusammentritt.
Fürstliches Quartier
Landgraf Moritz von Hessen-Kassel, genannt „der Gelehrte“ (* 25. Mai 1572 in Kassel; † 15. März 1632 in Eschwege) war von der Landschaft um Rückerode begeistert. Er erwog, dort ein Schloss als möglichen Ruhesitz für seine verehrte Gattin Juliane errichten zu lassen. Er fertigte dazu eine Bauzeichnung an, die heute in der Murhardtschen Bibliothek Kassel aufbewahrt wird. Der Dreißigjährige Krieg verhinderte die Ausführung des Plans. Stattdessen ließ die Familie für Moritz das Eschweger Schloss vergrößern und schob ihn dahin ab.
Vogtei
Auf Rückerode setzte Landgräfin Juliane einen Vogt ein. Dieser Titel ist die Verdeutschung von lateinisch vocatus (= Gerufener, Beauftragter). Von 1623 bis 1817 gab es die kleine Vogtei Rückerode. Außer dem Burgort gehörten dazu: Flachsbach, Trubenhausen, Niedergut Großalmerode (auch Niederalmerode genannt) und die Hälfte der Häuser Epterodes. Ob der Name Erbsmühle eine Verschleifung aus „Epterodes Mühle“ ist? Um zur Mühle zu kommen, hatten die Epteröder jedenfalls den Querenberg zu überwinden. Quere ist ein niederdeutsches Wort für Mühle. Laut einer Urkunde hatte auch eine Glashütte am Querenberg Steuern nach Rückerode zu zahlen.
Dienstverpflichtigungen
Gustav Wollenhaupt beschreibt in seinen Großalmeröder Aufsätzen, welche Dienste beispielsweise
die Epteröder wegen ihrer Zugehörigkeit zur Vogtei Rückerode zu leisten hatten. Bei der Heu- und
Feldernte mußten sie zu Fuß von Epterode nach Rückerode kommen, um zu helfen. Flachs war zu
„plauen“ und Gips wurde zur Gewinnung von Estrich abgebaut. Bekanntmachungen und Verhandlungen
geschahen oberhalb des Gutes an einer Wegkreuzung, dem „Alten Gericht“.Bestattet wurde bei der Trubenhäuser Kirche. Dort zuständig war das Pfarramt Uengsterode und
nach seiner Aufhebung das Pfarramt Laudenbach. 1727 kam Rückerode zur Kirchengemeine
Hundelshausen. Deren Pfarrer war auch für die Vollung zuständig.
Nach dem Zwischenspiel der französischen Herrschaft von 1806 bis 1813 wurde in Kurhessen
die Verwaltung modernisiert. Die Vogtei Rückerode ging 1817 in dem neu gebildeten Amt
Großalmerode auf. Dieses wurde 1843 Teil des neuen Kreises Witzenhausen.
Während jetzt, 2011, nur drei Menschen auf Rückerode wohnen dürften es früher immer um
vierzig oder fünfzig gewesen sein.Pächter
Bis zum Ersten Weltkrieg haben verschiedene Pächterfamilien auf Rückerode ertragreich
gewirtschaftet. An Arbeitskräften war kein Mangel. Die Löhne waren festgelegt. Die Familien
wohnten mietfrei, und sie erhielten Deputat. Die Melker verdienten besonders gut. Personal
hielt auch den kleinen Park neben der herrschaftlichen Wohnung in Ordnung. Auch ein Garten
wurde bestellt. Noch heute ist östlich der Gebäude ein schöner Bauerngarten vorhanden.
Früher erstreckte er sich weiter bergauf, und in der Mitte lag ein Rondell.
Die Arbeiterhäuser standen an der Straße und an der Hofeinfahrt. Um 1940 wohnte hier Familie
Eckardt mit allein 18 Kindern. Zur Schule nach Hundelshausen wanderten von Rückerode
durchschnittlich 20 Kinder. Hundelshäuser kamen zur Tagelohnarbeit nach Rückerode herauf,
auch Schülerinnen und Schüler, die sich beim Verziehen der Rüben ein wenig Geld verdienten.Von zwei Generationen der Pächterfamilie Nickau gibt es noch mündliche Überlieferungen.
Die Frau des Seniors wurde wegen ihrer Tüchtigkeit in der Hauswirtschaft gerühmt. Unter ihrer
Leitung bekamen mehrere Gruppen von Mädchen auf Rückerode eine Ausbildung in Landwirtschaft
und Hauswirtschaft. Die Familie Nickau hatte Saisonarbeiter aus Polen. Sie machten unten im
Gelstertal das Heu und brachten es vierspännig nach oben. Die Wiesen erbrachten gutes Heu.
Gestautes Gelsterwasser wurde kunstvoll durch die Talwiesen geleitet, was zu einer Steigerung
des Ertrags führte. Dennoch bekamen die Nickaus zu spüren, dass sich nach dem verlorenen
Ersten Weltkrieg die Bedingungen für die Landwirtschaft verschlechterten. Als die Pachtschulden
zu groß geworden waren, musste Nickau jun. 1933 aufgeben.
Familie Sprenger
Zum 1. März 1933 pachtete Willi Sprenger das Gut Rückerode. Er war Waldecker, aus Alraff
bei Sachsenhausen stammend. Seine Frau Anna, geb. Ludwig, kam aus Gertenbach, aus einer Schmiede, die
mit Landwirtschaft und einer Gaststätte verbunden war. Auf Rückerode galt es zunächst einmal, aufzuräumen und
zu säubern.
Anna Sprengler richtete dann eine kleine Gaststätte auf Rückerode ein.
Zusammen mit Frau Tribian, geb. Pflüger, aus Trubenhausen bewirtete sie Gäste auf der
Terrasse des Schlossfelsens. Ein Steintisch war schon auf Rückerode vorhanden. Zwei weitere
ließ sie vom elterlichen Grundstück in Gertenbach holen. Wanderer und Ausflügler kamen
besonders zahlreich an Sonntagen und manche sogar mit Kutsche.
Herr Tribian arbeitete auf Rückerode als Gärtner.
Im Zweiten Weltkrieg wurden Flüchtlinge einquartiert. Fremdarbeiter aus Polen und Schlesien
ersetzten die eingezogenen heimischen Arbeiter. Nach dem Kriegsende 1945 mussten in
Hundelshausen zahlreiche Flüchtlinge aus den Ostgebieten untergebracht werden.
Die Vertriebenen suchten Arbeit und viele von ihnen kamen nach Rückerode herauf, um in der
Landwirtschaft mitzuhelfen. Als Entgelt bekamen sie etwas Milch, oder sie durften von dem
Obst pflücken.
In der Nachkriegszeit gab es viele Veränderungen. Rückerode erhielt eine Telefonleitung durch „den Grund“. 1953 kam der Stromanschluss vom Hundelshäuser Sportplatz herauf. 1969 schied der letzte Melker aus. Das Melken geschah nun maschinell, und es wurde immer weiter rationalisiert. Die Erzeugerpreise fielen, und bald konnte das Personal nicht mehr bezahlt werden. Rückerode wurde menschenleer.
Ansicht von Rückerode und Hof Vollung
Literatur
- Gustav Ohlendorf, „Hundelshäuser Besonderheiten", Mecke Druck und Verlag, Duderstadt 2012, ISBN 978-3-86944-055-2
- Manfred Lückert, „Der Meißner", Ein Leben mit dem Berg, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 1. Auflage 2011, ISBN 978-3-86777-180-1
- Karl Kollmann, „Frau Holle" und das Meißnervorland, Verlag F.W. Cordier, Heiligenstadt, 2. erweiterte Auflage 2012, ISBN 978-3-939848-32-5
- Waldemar Küther, Historisches Ortslexikon des Landes Hessen, Kreis Witzenhausen, Marburg 1973, ISBN 3 7708 04961
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Verschiedenes
Meißnerdörfer
- Beschreibung der Ortschaften im nördlichen Meißnervorland:
Weblinks
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Quellen, Einzelnachweise
- ↑ Text in Anlehnung an Gustav Ohlendorf, „Hundelshäuser Besonderheiten", Duderstadt 2012, ISBN 978-3-86944-055-2
- ↑ Im Hintergrund erhebt sich das Massiv des Meißners. Man kann Schwalbental erkennen und die Kalbe, zweithöchste Erhebung des Meißners, 720 m
- ↑ Eine Kachel von Johannes Hupfeld, 1989, aus dem Buch: Gustav Ohlendorf, „Hundelshäuser Besonderheiten", Duderstadt 2012, ISBN 978-3-86944-055-2, beziehbar durch Buchhandlung Hassenpflug, Witzenhausen, (sehr zu empfehlen)