Jutroschin
Hierarchie
Regional > Deutschland (1871-1933) > Provinz Posen > Kreis Rawitsch > Jutroschin
Einleitung
Allgemeine Information
Jutrosin (deutsch Jutroschin) ist eine Stadt in Polen in der Wojewodschaft Großpolen.
Geschichte
Aus der Festschrift: Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Jutroschin
Jutroschin, unweit der schlesischen Grenze an der Orla (Horle) gelegen, gehört zu den älteren Orten unserer Provinz.
Nach Warschauer („Die städt. Archive in der Provinz Posen“, Leipzig 1901) findet sich die älteste Erwähnung des Dorfes Jutroschin in einer Urkunde von 1281. Wann der Ort Stadtrecht erhielt, ist nicht bekannt. 1458 wird er nicht in der Liste der Großpolnischen Städte aufgeführt, 1472 aber bereits Stadt genannt. Am 7. April 1532 wurde die Stadt von einer furchtbaren Feuersbrunst heimgesucht, bei welcher die älteren Urkunden untergegangen zu sein scheinen, die Gerechtsame der Bürgerschaft wurde jedoch in einer noch vorhandenen Urkunde vom 29. Mai 1533 durch die Grundherrschaft wieder bestätigt. In dieser Urkunde wird bemerkt, daß die Stadt seit Alters (ex antiquo) das Magdeburgische Recht besitzt. Aus dem mit dem Jahre 1547 beginnenden polnischen Schöffenbuche geht hervor, daß schon damals Deutsche hier heimisch waren.
In der Folgezeit hatte Jutroschin viel unter feindlichen Einfällen und Mordbrennerei zu leiden, so daß die vorher als volkreich bezeichnete Stadt fast gänzlich dem Untergang geweiht war.
Einen neuen Aufschwung nahm der Ort, als der Grundherr Prokopius Stanislaus von Konary Kolaczkowski deutsche (evangelische) Einwohner herbeizog und ihnen am 24. Juni 1642 ein deutsches Statut verlieh, durch welches neben die schon bestehende polnische Gemeinde eine solche deutscher Nationalität gesetzt wurde, wie es übrigens damals mehrfach in Polen geschah
Politische Einteilung
Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit
Evangelische Kirchen
Die evangelische Gemeinde wurde 1641/42 gegründet, Eintragungen in den Kirchenbüchern gibt es für die Jahre 1641-1656; 1699-1718 und 1775-1865
Für die Jahre 1662-1698 existieren keine Kirchenbucheinträge, da das Kirchenbuch von den Pastoren nicht weitergeführt wurde. Zu anderen Zeiten ohne Einträge war die Kirche geschlossen bzw. zerstört. Die ev. Einwohner mußten auf andere Gemeinden ausweichen, so wie auch zu Anfang viele Schlesier sich nach Jutroschin begaben, als in ihrer Heimat die Protestanten unterdrückt wurden.
Taufen und Trauungen wurden anfangs von vielen Auswärtigen aus Schlesien begehrt, so aus Glogau, Liegnitz, Trebnitz, Stroppen, Wohlau, Trachenberg, Prausnitz, Militsch, Oels, Freystadt, Schweidnitz. Sogar Tote aus entfernten Ortschaften wurden zur Beerdigung nach Jutroschin gebracht.-
1648 starb der den Protestanten freundlich gesinnte König Wladislaus IV , ihm folgte sein Bruder Johann II Kasimir, der zum katholischen Priester erzogen worden war und es zum Kardinal gebracht hatte. Im Laufe der Ereignisse des Schwedenkrieges wurde der Prediger Böhme 1656 vertrieben und die Kirche blieb einige Jahre ungenutzt. Nach der Vertreibung Böhmes und der dadurch bedingten kurzen Auflösung der ev. Kirchengemeinde wechselte die Grundherrschaft mehrmals.
Wie lange Böhme im Exil blieb und die Kirche nicht genutzt wurde, läßt sich nicht genau feststellen. Es wird aber ein Briefwechsel erwähnt, in dem der Bischhof Adalbert III von Tholibowski von Posen dem Grundherrn Twardowski vorwirft, dass dieser, obwohl selbst Katholik, den lutherischen Prediger Florian Böhme in Jutroschin beschütze (Twardowski besaß von 1659-1660 einen Teil Jutroschins). Böhme hat sein Amt aber nicht wieder ausgeübt, da er vermutlich in Posen unter Zwang einen Eid ablegen mußte, nicht mehr zu predigen. Am 20. April 1662 verließ Böhme Jutroschin.
Während der Vakanz hilft der Schulmeister aus Zduny mit Predigten aus, doch er kam nicht immer, wenn er gebraucht wurde.
Im Juni 1662 soll Gottfried Laube aus Festenberg der zweite ev. Pfarrer Jutroschins geworden sein. Die Gemeinde soll lt. Kassenbuch aus 42 Bürgern und Hausleuten bestanden haben. Kirchliche Aufzeichnungen von Laubes Hand gibt es nicht. Laube verstarb in Jutroschin 1688/89; der bereits seit April 1688 als Substitut eingesetzte Godfried Opitz wurde dritter Pfarrer von Jutroschin, aber auch er führte das Kirchenbuch nicht weiter.
Auch Opitz wurde von Verfolgern seines Glaubens gedrängt, sein Amt niederzulegen. Er ging mit seiner Familie nach Bojanowo, um dort den kranken Pfarrer zu vertreten und nach dessen Tod 1699 nach Rawitsch.
In Jutroschin folgte 1699 als vierter Pfarrer Jeremias Friedrich Rumbaum aus Rawitsch. Er hat das 1656 abgebrochene Kirchenbuch weitergeführt bis 1708, dann verließ Rumbaum die Gemeinde.
Als 5. Geistlicher trat Simon Titze am 22. Juli 1708 ins Amt. 1710 hatte er wegen der Pest 121 Personen zu beerdigen (normal 6-20). Aus den Jahren 1708, 1711. 1712 und 1714 hinterließ er ein Strafregister unter dem Titel „Strafe der Unzüchtigen“.
1717 untersagte der Reichstag den Protestanten alle freie Religionsausübung und gestattete die Zerstörung aller protestantischen Gemeinden. Am 13. Dezember 1719 wurde die Kirche mit Gewalt geöffnet, Glocken, Altar, Silbergerät und die Orgel wurden entwendet und die Kirche eingerissen.
Die einst vom Grundherrn v. Konary „für ewige Zeiten“ der protestantischen Gemeinde geschenkten Äcker und Wiesen nebst Pfarrhaus wurden eingezogen.
Die ev. Gemeindemitglieder mußten sich jetzt an die Kirchen in Kobylin und Zduny (Sienutowo) halten (Anm: eher nach Zduny, da Kobylin bei Hochwasser nicht erreichbar war).
Die Zeiten für die ev. Bevölkerung in Polen wurde immer bedrohlicher, noch auf dem Reichstage von 1764 wurde derjenige mit dem Tode bedroht, der der zu Gunsten der Dissidenten das Wort zu ergreifen wollte. Erst auf den Reichstage zu Warschau 1768 wurden die früheren Rechte, insbesonder die freie Religionsausübung, wieder eingeräumt. Nachdem auf dem Reichstage 1774 dieser Beschluß bestätigt wurde, konnte an die Erneuerung des Kirchspiels und den Bau einer neuen Kirche gedacht werden.
Die Eintragungen im Kirchenbuch wurden 1775 wieder aufgenommen.
Eingepfarrt waren 1913:
- Die Stadt Jutroschin
- Die Landgemeinden: Bartoschwitz, Bismarckseich (Zaborowo), Dubin, Dubinko, Gromkow, Grünweiler (Radstaven), Grunewald (Zmyslowo), Janowo, Jeziora, Lindenort (Platschkowo), Neu-Sielec, Ostoje, Pawlowo, Piskornia, Rogozewo, Slonskowo, Sonnental, Skaradowo, Szymonki.
- Von den Gutsbezirken: Alt-Sielec, Bartoschewitz, Deutschwehr (Dominium Szkaradowo), Dubinko, Platschkowo. Rogozewo, Szymonki, Wielfibor, Zygmuntowo
- (Viele Ortsnamen wurden 1905 eingedeutscht, im Klammern die ursprünliche Bezeichnung)
- Vom Kreis Gostyn: Landgemeinde Pasierby
1778 gehörten ebenfalls dazu:
- Konary, Sowy, Smolitz (Kr. Gostyn), Ruda (Kr. Krotoschin), Bilawen und Paradowe (Kr. Militsch), nebst andern kleineren Ortschaften aus Schlesien.
- Außerdem Pomotzno, Pawlowo, Dupin, Domaradzitz, Osiek und Piskornia, die eine beträchtliche deutsche Bevölkerung hatten und jetzt (1913) durchweg polnisch sind.
Weitere Pfarrer waren:
- Karl Gottlob Hedlhofer bis 1776 (verstarb bevor er offiziell eingeführt werden konnte)
- Johann Michael Bernhardt bis 1796
- Johann Samuel Haake bis 1844
- Gottlieb Werner bis 1853
- Hermann Hensel bis 1900
- M. C. Zakobielski
Katholische Kirchen
Geschichte
Genealogische und historische Quellen
Genealogische Quellen
Bibliografie
Genealogische Bibliografie
Historische Bibliografie
- Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Jutroschin von 1642 bis 1912
- Eine Festgabe zum 50jährigen Jubiläum der gegenwärtigen Kirche. 11. November 1913
- Der Evangelischen Gemeinde dargereicht von ihrem Pfarrer M.L. Zakobielski
- Jutroschin, Evangelisches Pfarramt 1913
Archive und Bibliotheken
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Bibliotheken
Verschiedenes
Weblinks
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