Karlsruher Militär/1771 - 1803
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Unter der Regentschaft von Markgraf Carl Friedrich v. Baden-Durlach entwickelte sich die kleine u. zersplittere Markgrafschaft in ein zusammenhängendes Flächenland. Auch vollzog sich der systematische Aufbau des Militärs.
Politische Ereignisse im Zeitraum:
- 21.10.1771: Vereinigung der beiden badischen Marlgrafschaften
- 4.940 qkm u. 175.000 Einwohner
- 1778-1779: Bayerischer Erbfolgekrieg
- 1785: in Karlsruhe ca. 920 Militärs stationiert
- 1789: Französische Revolution:
- erschüttert die Französische Revolution sämtliche europäischen Staaten und stellt in Deutschland den Absolutismus infrage. Durch das Eingreifen Osterreichs und Preußens zerbricht infolge der Revolutionskriege das Deutsche Reich.
- 1792-1797: 1. Koalitionskrieg
- Reichstag zu Regensburg erklärt am 22.03.1793 den Reichskrieg gegen Frankreich
- 1795: Frieden von Basel zwischen Frankreich und Preußen; Preußen muss das linke Rheinufer an die Französische Republik abtreten.
- 1799-1801: 2. Koalitionskrieg
- Erzherzog Carl siegt über frz. Armee bei Stockach
- Abbruch des Rastatter Friedenskongresses
- Rastatter Gesandtenmord
- Napoleon wird Erster Konsul
- 1801:
- Frieden von Luneville zw. Österreich und Frankreich
- Ermordung des Zaren Paul I. von Rußland, Nachfolger: Alexander I.
- Tod des Erbprinzen von Baden Karl Ludwig durch Unfall bei Arboga in Schweden
- 1803:
- Baden wird Kurfürstentum und kann damit sein Territorium vergrößern (Reichsdeputationshauptschluß)
- Verlust der linksrheinischen Gebiete: 8 Quadratmeilen, ca. 25.000 Einwohner
- Gewinn: auf der rechtsrhein. Seite 60 Quadratmeilen mit 250.000 Einwohner
- Karlsruhe: Bau der Dragonerkaserne am Durlacher Tor
- Baden wird Kurfürstentum und kann damit sein Territorium vergrößern (Reichsdeputationshauptschluß)
Militärische Entwicklungen:
- Durch den Anfall der Markgrafschaft Baden-Baden im Jahre 1771 erhöhte sich der Militärbestand um 300 Soldaten auf insgesamt 740 Soldaten (= 0,4% der Gesamtbevölkerung).
- 1773 Einsetzung einer "Militärkommission" unter der die Heeresverstärkung, ehemals Aufgabe der einzelnen Komandanten, zentral organisiert wurde. Bis 1780 waren die wesentlichen Neuerungen - inkl. Einführung eines Artilleriekorps - durchgeführt.
- 1780 Formationsstrukturen, die den Namen stehender Verbände verdienen
- Die Grenadierbataillone beider Markgrafschaften wurden zusammengeschlossen und daraus das Badische Leibinfanterieregiment mit zwei Bataillonen gebildet. Das 1. Bataillon rekrutierte sich aus (evangelischen) Baden-Durlacher Untertanen, die weiterhin zu Grenadieren ausgebildet wurden. Das 2. Bataillon, überwiegend Soldaten aus der (katholischen) baden-badischen Markgrafschaft, diente als Musquetiertruppe.
- Die Zahl der in Karlsruhe stationierten Soldaten erhöhte sich damit beträchtlich. Eine Rapportliste vom 4. August 1780 weist die militärische Stärke beider Bataillone wie folgt aus:
- Leib-Infanterieregiment:
- I. (Grenadier-)Bataillon (Stab: 12 Soldaten) aus den ehemals baden-durlachischen Truppen
- fürstl. Leibkompanie: 2(2) Offz, 6(4) Uffz, 4(4) Spielleute, 68(30) Grenadiere)
- Kompanie Obrist v. FREYSTETT: 2(0) Offz, 6(5) Uffz, 4(4) Spielleute, 66(26) Grenadiere
- Kompanie Obristlieutenant v. STETTEN: 2(0) Offz, 6(0) Uffz, 4(0) Spielleute, 66(0) Grenadiere
- Kompanie Major v.Sandberg: 3(3) Offz, 6(5) Uffz, 4(3) Spielleute, 64(32)Grenadiere
- II.(Musquetier-)Bataillon aus den ehemals baden-badischen Truppen
- Kompanie Obrist v.Harant: 2(2) Offz, 6(4) Uffz, 3(2) Spielleute, 58(23) Musquetierere
- Kompanie Major v.Beust: 2(2) Offz, 6(4) Uffz, 3(2) Spielleute, 61(23) Musquetiere
- Kompanie Major v.Buseck: 2(1) Offz, 6(4) Uffz, 4(3) Spielleute, 57(29) Musquetiere
- Kompanie Capitain v.Marschall: 3(0) Offz, 6(0) Uffz, 4(0) Spielleute, 60(0) Musquetiere
- (in Klammern = tatsächlich waren jedoch meist nur etwas mehr als ein Drittel der Soldaten vor Ort; denn infolge des 1780 nach preußischem Vorbild eingeführten Rekrutierungssystems wurde der größere Teil der Soldaten nach der Ausbildungszeit wieder nach Hause auf Urlaub geschickt, welcher nur zur Exerzierzeit, zwischen März und Mai, nach Karlsruhe zurückkehrte)
- I. (Grenadier-)Bataillon (Stab: 12 Soldaten) aus den ehemals baden-durlachischen Truppen
- Garde du Corps: Wie das alte Baden-Durlacher Grenadierbataillon wurde auch die Dragonerkompanie durch baden-badisches Militär erweitert. Der Zusammenschluß erfolgte bereits 1773. Die baden-badischen Kürassiere bildeten die 2. Kompanie des neuformierten Garde du Corps. Die Dragoner standen unter Obrist v. Weiß, die Kürassiere unter Obrist von Beust. Bei voller Besatzung zählte das Korps 64 Soldaten, doch waren auch hier im Sommer 1780 gerade die Hälfte zu Diensten.
- Die Artillerie: wurde 1780 aus der Infanterie ausgegliedert und als eigenständiges Korps aufgestellt. Es handelte sich dabei nur um eine kleine Gruppe von Soldaten. 1784 bedienten 2 Offiziere, 2 Unteroffiziere und 32 Kanoniere die 8 Dreipfünder Kanonen.
- Füsilier-Bataillon/Kreisdienst: Neben Karlsruhe waren in Durlach und Rastatt Garnisonen eingerichtet. Dort lagen die beiden für den Kreisdienst neuformierten Füselierbataillone.
- Garnisonskompanie: in Durlach bestand seit 1773 außerdem eine kleine Garnisonskompanie, welche die Bewachung der herrschaftlichen Schlösser und Gärten versah und keinerlei militärische Bedeutung hatte. In den achtziger und neunziger Jahren waren sie auf die Orte Durlach, Karlsruhe, Baden-Baden und Ettlingen verteilt.
- Leib-Infanterieregiment:
- Militärbestand im April 1792 (Ist-/Soll-Stärke):
- Leibregiment: 685/720 Mannschaften
- Füsilier-Bataillon
- Kompanie Durlach: 96/480 Mannschaften
- Kompanie Rastatt: 96/480 Mannschaften
- Artillerie Karlsruhe: 32/32 Mannschaften
- Garnisons-Kompanie: 36/70 Mannschaften
- In der o.a. Aufstellung unberücksichtigt blieben die 82 Soldaten der Kavallerie, so daß zum Zeitpunkt der Erhebung ca. 800 einfache Soldaten in der Residenzstadt wohnten (Leibregiment und Artillerie); etwa 120 Militärpersonen höherer Dienstgrade (Offiziere, Unteroffiziere und Spielleute) waren überwiegend in Karlsruhe wohnhaft.
- bedingt durch die militärischen Aktionen nach Kriegsausbruch (April 1792), schwankte die Zahl der Soldaten in Karlsruhe in den folgenden Jahren stark.
- im Nov. 1793 wurde das gesamte II. Bataillon sowie eine Kompanie des I. Bataillons im Rahmen englischer Subsidienleistungen auf drei Jahre nach Holland abkommandiert. So reduzierte sich der Militärbestand um mehr als 750 Soldaten.
- 1803 Beginn der Reorganisation des Heeres unter der Leitung von Markgraf Ludwig (3. Sohn von Carl Friedrich), der von 1789-1795 in preußischen Diensten stand und danach als Kriegsminister und Kommandierender General an der Spitze der "badischen Armee" stand.