Klein Karlsruhe/Einwohnerliste von 1718
Das älteste Einwohnerverzeichnis des Dorfes Klein-Karlsruhe (seit 1812 zur Stadt Karlsruhe eingemeindet) vom Jahre 1718
Bearbeiter: Hermann Jacob
In: Mein Heimatland, 21 (1934), Seite 58–60 Online (PDF)
Als Markgraf Carl Wilhelm von Baden-Durlach im Jahr 1715 im Hardtwald das Jagd- und Lustschloß „Carols Ruhe“ bauen ließ, entstand bald darauf eine Stadt gleichen Namens auf dem Sandboden der Hardt.
In unmittelbarer Nähe der neuen Residenzstadt lag von Anfang an das „Dorf“ Klein-Karlsruhe, wo die untersten Schloßbedienten, die zahlreichen Arbeiter und Bauhandwerker wohnten, die bei der Ausstockung des Waldes, beim Bau des Schlosses und dem Bau der Bürgerhäuser beschäftigt waren. Das so genante „Dörffle“ nahm von Anfang an eine Sonderstellung ein: während in der Stadt nach strenger Vorschrift modellmäßige Häuser gebaut werden mussten, war der „armen“ Einwohnerschaft von Klein-Karlsruhe nur die Errichtung einfacher Baracken möglich/gestattet.
Die vom Schloss strahlenförmig wegführenden Strassen erstreckten sich nicht auf Klein-Karlsruhe. Dieser Stadtteil weist heute noch unregelmäßige Straßen auf.
Klein-Karlsruhe hatte damals seine eigenen Gemeindeverwaltung. Von Anfang an wirkte im „Dörffle“ ein „Nebenschulmeister“, weil – wie aus einem Bericht des Spezialsuperintendanten BÜRCKLIN von 1747 hervorgeht – die Kinder der Einwohner von Klein-Karlsruhe wegen sehr schlechter Kleidung in der „ordentlichen teutschen Stadt-Schule zu erscheinen sich nicht getraueten“; andererseits sollten die in der Stadt wohnenden Eltern dadurch nicht abgehalten werden, ihre Kinder zur Schule zu schicken.
1745 hatte der Klein-Karlsruher Schulmeister Georg Friedrich BAUER 24 „Almosenkinder“. Obwohl die immer mehr sich ausbreitende Stadt allmählich das „Dörffle“ umklammerte, behielt diese nahezu 100 Jahre seine Selbständidkeit bei. In allen Akten des 18. Jh. und in allen Ortsverzeichnissen des Oberamts Karlsruhe wird nach der Stadt Karlsruhe stets gesondert das Dorf Klein-Karlsruhe aufgeführt. Erst im Jahre 1812 erfolgte die Verschmelzung mit der Stadt. Dieser Stadtteil, der zu den ältesten Teilen der Stadt gehört und überwiegend von der ärmeren Bevölkerung bewohnt wurde, heißt auch heute noch im Volksmund das „Dörfle“.
Zur Geschichte:
Im Jahr 1718 - also 3 Jahre seit Bestehen – wandten sich die Einwohner von Klein-Karlsruhe beschwerdeführend an der regierenden Fürsten. Das Bittgesuch ist unterzeichnet „samtliche zu Kleinen Karlsruhe in denen Baraquen wohnenden armen Taglöhner“. Für das Holz, das ihnen seinerzeit zur Auferbauung ihrer Baracken geliefert worden sei, verlange das Forstamt jetzt „par force“ Bezahlung. Sie baten in ihrem Schreiben den Markgrafen um Nachlaß des Geldes. Denn das Holz habe aus lauter Ästen und Abfallholz bestanden, das nur zu Brenn- und Klafterholz nütze sei. Ein weitere Punkt der Bitte betraf die Fronpflicht des Brieftragens. Diese Verpflichtung, „die vielen Briefe (d.h. fürstliche und amtliche Schreiben), so uns Tags als nachts bald hier bald dorthin zu tragen gebracht werden“, sei umso drückender, als sie alle 14 Tage einen Tag zu Gottesaue, dem markgräflichen Kammergut, fronen müssten.
Die Karlsruhe Hintersassen (d.h. die in der Stadt Karlsruhe wohnenden Handwerker und Gewerbetreibenden, die dort nicht Bürger waren) „seien hiervon befreit und könnten ihnen hierin billigerweise an Hand gehen und zu Hilfe kommen“.
Eine Antwort auf diese Eingabe enthalten die Akten nicht. In einem Schreiben der Regierung vom 12.12.1718 an das Oberamt Karlsruhe und an den Verwalter DÖTSCHMANN zu Gottesaue wird gefragt, was für eine Verwandtnis es mit dem „Brieftragen“ habe und ob man die in der Stadt wohnenden Hintersassen „in Ansehung ihres bezahlenden Schirmgeldes“ (d.h. eine bestimmte jährliche Abgabe als Anerkenntnis des Schutzes, den sie in der Stadt genießen) zum Gleichen anhalten könne.
Was aber die von den „Taglöhnern“ zu leistenden gewöhnlichen Fronden betreffe, „wollen wir haben“, dass zu besserer Ordnung unter ihnen ein Schultheiß oder Vorgesetzter anderen Namens gewählt werde, welcher über alle fronbaren Einwohner zu Klein-Karlsruhe eine sorgfältige Liste führen und diese von Monat zu Monat dem Verwalter DÖTSCHMANN aushändigen solle, damit man sich sofort nach dem von Zeit zu Zeit zu leistenden Fronden richten und die Taglöhner mit Hilfe des Oberamtes dazu anhalten könne und mithin keinem zu viel oder zu wenig geschehe.
Diesem Befehl des gerecht denkenden badischen Fürsten dürfte die Erhaltung eines den Akten beigehefteten Einwohnerverzeichnis von 1718 zu verdanken sein.
Formliche Consignation Derer in Klein Carolsruh sich aufhaltenden Leuthen die Baraquen erbawt hausheblich nidergelßen auch Ledigerwiß alda schafen.
(Anm.: Die Liste wird in alphabetischer Reihenfolge wiedergegeben)
- AST, Niclaus, mit Frau u. 5 Kindern
- BACH, Hanß Jerg, mit Frau u. 1 Kind
- BADER, Hanß, mit Frau u. 2 Kindern
- BALDNER, Hanß Jerg, mit Frau und 3 Kindern
- BARBE, Antoni, mit Frau u. 1 Kind; sowie „1 Mann u. 1 Frau mit 1 Kind“
- BAUSCH, Caspar, mit Frau und 2 Kindern sowie der Wittwe WÖLF(in)
- BIHLER, Salomon, mit Frau; sowie Peter FÜCHNER, ledig; u. Mattheus MINDLER
- BRETSCHGER, Hanß, Zimmermann, mit Frau und 2 Kindern
- BRUCKER, Antoni, mit Frau und 1 Kind sowie Jerg GEIßKER mit Frau und 2 Kindern
- BULL, Johannes, mit Frau
- BURCKARTSMEYER, Johann Reinhard, mit Frau u. 4 Kindern
- BÜRCKLE, Hanß Jacob, mit Frau u. 2 Kindern
- BURRI, Heinrich, Stattknecht, mit Frau und 2 Kindern
- CANTZLER, Andreas, ledig, aus Tirol
- DAMBACHER, Johann Conrad, mit Frau, nebst einer Wittwe und 2 Kindern
- DEILER, Hentzmann, mit Frau
- DÜRR, Jacob, mit Frau und 1 Kind
- EBLE, Heinrich, mit Frau u. 1 Kind; sowie einer Wittwe
- ECKERLE, Hanß, mit Frau u. 1 Kind; sowie Caspar LUDWIG mit Frau u. 1 Kind
- ENDLICH, Michael, welcher Nachtwächter und Bettelvogt mit Frau und 3 Kindern
- FISCHER, Andreas, Zimmermann, mit Frau und 2 Kindern
- FISCHER, Johannes, mit Frau und 1 Kind
- FRANCK, Ferdinand, mit Frau u. 2 Kindern
- FÜNFSCHILLING, Niclaus, mit Frau u 2 Kindern
- GÖTZ, Johannes, mit Frau u. 2 Kindern
- GULDENBOTT, Johann Peter, mit Frau, 1 Kind und 2 ledigen Maurern
- GUMMEL, Hanß Jerg, mit Frau u. 1 Kind
- HECKEL, Daniel, mit Frau und 2 Kindern; sowie Leonhard HARBACHER, mit Frau u. 1 Kind – und Simon CLAUß, ledig.
- HEIß, Hanß, ledig, aus Tirol
- HENGERER, Hanß Conrad, mit Frau und 5 Kindern, nebst dem Schuhmacher Hanß Michel EMLE, dessen Frau mit 1 Kind
- HERMANN, Jacob, mit Frau u. 1 Kind
- Heß, Jacob, mit Frau u. 1 Kind u. dem ledigen Schuhmacher HEIMLE
- HUBER, Melchior, mit Frau
- KALB, Jacob, Zimmermann, mit Frau
- KEMMLER, Martins Wittwe mit 2 Kindern u. „2 alten Leuthen“
- KERN(in), Susanna; eine Wittwe mit 2 Kindern
- KERN, Hanß Jerg, mit Frau
- KOCHER, Johanens, mit Frau u. 2 Kindern
- KÖLE, Bartholomäus, mit Frau u. 3 Kindern; sowie N. HEGER mit Frau u. 2 Kindern
- KOPP, Michel, mit Frau u. 3 Kindern; u. einem ledigen „Medel“
- KÜHNLE, Christoph, mit Frau u. 5 Kindern
- KÜNCKELE, Frantz, mit Frau, nebst „einem ledigen Ketrl“ Mattheus HOLDENRIETH
- LACHER, Hanß Michael, ledig
- LAMM, Michael, mit Frau u. 2 Kindern
- LANDHARD, Jacob, mit Frau und 4 Kindern
- LANGENBACH, Michael, mit Frau, nebst dem Seegräber CLEMENZ
- LECHLER, Joseph, mit Frau; nebst 4 Maurergesellen und 2 „Weibsbildern“
- LÖFEL, Rudolph, mit Frau u. 3 Kindern; sowie Jacob STETTELI mit Frau, auch Adam DRISCHEL mit Frau nebst 3 Kindern und 1 Mann MARTIN
- MATTHEUS, Martin, mit Frau
- MEßINGER, Simon, mit Frau u. 2 Kindern, zusätzlich 1 Frau
- MEYER(in), Sibilla, Wittwe, mit 3 Kindern
- MILLER, Hanß Martin, mit Frau und 3 Kindern; sowie Hanß Jerg BAYERER mit 1 Pferd
- MILLER, Johannes, Maurer, mit Frau u. 3 Kindern
- MUND(in), Anna, Wittwe, 3 Kinder u. „2 ledige Kerle“
- MURCH, Hanß Michael, mit Frau u. 2 Kindern
- NEIDHARD, Thomas, mit Frau u. 3 Kindern
- NN., Calcant, mit Frau u. 2 Kindern
- PFETSCH, Simon, mit Frau und 3 Kindern
- REUBER, Christoph, mit Frau und 2 Kindern; und dem ledigen Antoni KERNER
- RIß, Christoph, mit Frau u. 1 Kind; sowie Antoni UNTERLEGER, Zimmermann, mit seiner Frau
- RÖHM, Joseph, mit Frau und 1 Kind
- ROßNAGEL, Johannes, mit Frau u. 5 Kindern
- ROTH, Conrad, mit Frau
- ROYAL, Frantz, mit Frau u. 1 Kind
- RÜSTER, N., Bauknecht, mit Frau u. 1 Kind, zusätzlich 1 Frau
- SCHELL, Johannes, mit Frau und 1 Kind
- SCHICK, Hanß, mit Frau und 4 Kindern; sowie N. THOMAS, ledig
- SCHLICHTER, Antoni, Zimmermann, mit Frau u. 3 Kindern
- SCHÖNBERGER, Bartholomäus, mit Frau und 3 Kindern, außerdem einem ledigen Antoni SCHAD und „einem ledigen Menschen“ mit 2 Kindern
- STIFVATTER, Friderich, Schreiner, mit Frau und 2 Kindern, ingleichen seine Schwester
- STIGLE, Michael, mit Frau u. 5 Kindern
- STOOKI, Adam, Maurer, mit Frau, 3 Kindern u. 3 Gesellen
- UNGERER, Jerg, mit Frau
- VOGEL, Jacob, mit Frau
- VOLCKERT, Velix, mit Frau
- ZEHENDER, Johannes; mit Frau u. 3 Kindern
- ZIDEL, Hanß Jerg, mit Frau und 2 Kindern
- ZULEGER, Christian, mit Frau, 1 Kind und 2 Pferden
„Seindt also in Summa 78 Baraquen u. 360 Persohnen Mann Weib und Kinder. Carolsruh den 12.ten 9.bris 1718. Stattschreiber Lichtenberger.“
Na. In der Statt finden sich:
- KOCH, Johannes, als Nachtwächter mit seiner Frau u. 2 Kindern
- GRUNDMANN, Jacob mit seiner Frau u. 1 Kind
- GERWIG, Simon, mit seiner Frau in des Creuzwürths Hauß