Leben am Gillbach/042
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freudig begrüßte Übertragung des Gedankengutes der französi-
schen Revolution hatte keinerlei Auswirkungen auf die Sozial-
struktur der Bevölkerung. Die Pächter bzw. späteren Besitzer der
beiden großen Höfe in Nettesheim, Fronhof und Lommertzhof,
konnten ihre in den voraufgehenden Jahrhunderten gewonnene
führende Stellung behaupten. Wie in der kurfürstlichen Zeit nah-
men auch unter der französischen Besatzung die begüterten Land-
wirte eine gehobene Position ein. Diese Jahrhunderte währende
Praxis endete selbst in der Demokratie der Weimarer Zeit nach
1919 nur sehr zögernd.
Die Dörfer der späteren Gemeinde Nettesheim-Butzheim wurden
vom hohen Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert ausschließlich von
den wohlhabenderen Landwirten „regiert".
2.4 In preußischer Zeit
2.4.1 Die Gemeinde bis 1845
Durch die Vereinbarungen auf dem Wiener Kongreß 1815 wurde
unsere Heimat preußisches Gebiet und dem Großherzogtum Nie-
derrhein zugeteilt, aus dem nach einigen Veränderungen ab 1830
die Rheinprovinz mit dem Oberpräsidium in Koblenz entstand.
Die Provinz wurde in Regierungsbezirke, für den Gillbachraum
Düsseldorf, und 1816 auch in Kreise gegliedert. Die Bürgermeiste-
rei Nettesheim gehörte bis 1929 zum Kreis Neuss und wurde wie
alle anderen Bürgermeistereien des Rheinlandes 1927 in „Amt"
Nettesheim umbenannt.
Die von den Franzosen geschaffene Mairie blieb bestehen; ledig-
lich die Bezeichnung wurde geändert, fortan galt „Bürgermeiste-
rei" statt „Mairie".
Eine Unterteilung der rheinischen Bürgermeistereien in Gemein-
den bereitete Schwierigkeiten. Die in der französischen Zeit ge-
prägten liberalen Vorstellungen der Rheinländer von Gleichheit
und Freiheit standen im Gegensatz zur preußisch-konservativen
Denkweise. Neigte Preußen dazu, die Rechte der Privilegierten im
Wahlsystem zu verankern, so kämpften die Rheinländer für Rech-
te und Einfluß aller, für Gleichberechtigung. Jahrelanger Streit um