Ludwig von Vincke - Reise nach Brandenburg

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Literatur
Reise nach Brandenburg
unveröffentlicht

Bibliografische Angaben

Titel:Reise nach Brandenburg
Autor:Ludwig von Vincke
Erscheinungsort:unveröffentlicht
Umfang:16 Briefbögen und wenige Notizblätter


Hinweise

Abschrift des in Briefform verfassten Reiseberichts aus dem Jahre 1798 von Ludwig von Vincke.

Abschrift: Frank Müller, 2023

Quelle[1] der Handschrift von Ludwig von Vincke

Alle vom Autor der Abschrift vorgenommenen Ergänzungen und Korrekturen sind in eckige Klammern gefasst. Worttrennungen wurden entfernt, um die Volltextsuche zu verbessern.

Kurzfassung

Reisetagebuch in Briefform an die Eltern und die weitere Familie über eine Dienstreise von Berlin nach Linum (Torfstich im Rhinluch, Rhinschleuse), Fehrbellin, Neustadt (Spiegelfabrik, Königliche Gestüte), durch die Prignitz nach Havelberg (u. a. bei Minister Voß), Wilsnack (Heiligblut-Wallfahrtsbräuche), Perleberg, Eldenburg (Aufenthalt in der Familie des Oberamtmanns Meyer); Beschreibung der Landschaft, der wirtschaftlichen Lage, der Land- und Forstwirtschaft, der Verwaltungsstrukturen u. a., 9.4.1798-15.4.1798; anliegend Notizzettel mit Wissenswertem zur Reise, Reisekosten; [Text vom Landesarchiv NRW]

Liste der erwähnten Orte

Linum, Tegel, Spandau, Heiligensee, Neubrück, Henningsdorf, Bötzow, Flatow, Amt Königshorst, Ruppiner See, Berlin, Fehrbellin, Neustadt an der Dosse, Walchow, Protzin [Protzen], Manker, Garz, Barsikow, Bückwitz, Campehl [Kampehl], Seegletz [Segeletz], Dreetz, Köritz, Priegnitz [Prignitz], Landgestüt Lindenau, Havelberg, Gut Neuendorf, Stüdenitz, Eldenburg, Wilsnack [Bad Wilsnack], Halle, Perleberg, Wittenberge, Minden, Herford, Verbitz [Ferbitz], Lenzen, Seehausen, Seedorf, Sterbitz, Rudow

Liste der erwähnten Personen

Lisette, Borsche [wahrscheinlich Samuel Gottfried Borsche (1767–1821)], Kriegsrat Wilckens, Koenen / Könen [wahrscheinlich Johann von Könen (1727–1805)], Familie Lenthe, Herr Humboldt, Mühlenbeck, Graf von Blumenthal, Prediger Hensel, Oberamtmann Fromm, König Friedrich II, Amtmann Hanisch, Geheimer Oberbaurat Riedel, Condukteur Clemen, Kaupesrat Siebecke, Herr von Kriegsheim, König Friedrich Wilhelm I, Feldmarschall Möllendorf, Dom-Rentmeister Balckow, Minister Voß, Bürgermeister Kribbenstapel, Herr Saldern, Fräulein von Borstel [wahrscheinlich von Borstell], Lottchen, Oberamtmann Meyer, Ernst [wahrscheinlich Ernst Idel Jobst Victor von Vincke (1768–1845)], Kaufmann Schulze, Amtmann Baath, Prediger in Seedorf [wahrscheinlich Friedrich Christoph Wolterstorff]

Abschrift

[Blatt] 46

Linum d[en] 9ten April 1798. 

Ich eile, die Augenblicke der Muße, welche sich nur am 
Abend des ersten Reisetages darbieten[?], sogleich zur schriftlichen 
Bemerkung der Ereignisse desselben zu benutzen, um diese 
meinen besten Eltern u[nd] Geschwistern und Niecen [Streichung] 
vollständigens mittheilen zu können, als es nach Verlauf einiger 
Tage möglich seyn würde – 
Nachdem ich dich liebste Lisette und Sie bester Herr Schwager 
heute Morgen verlassen hatte, brachte ich noch in der Eile allerlei 
kleine Geschäfte in Ordnung, nahm von meinem lieben Borsche 
Abschied, dem ich noch einen ganzen Zettel voll Bestellungen hinterließ, 
und ging um 3/4 9. vom Krieges[-]Rath Wilckens begleitet zu 
Könen, voll Furcht, daß ich doch zu spät gekommen seyn möchte. 
Dieser war indeßen auch noch nicht fertig – wir fuhren erst um 
1/2 10 Uhr ab – zum Oranienburger Thore hinaus, vor welchem die 
neue Reihe hübscher Häuser und geräumiger Gärten einen so erfreulichen 
Anblick fortschreitender Kultur gewährt, welche bald den öden 
Flugsand in fruchtbare Gärten verwandeln wird, und für den 
nachher so traurigen einförmigen Weg, durch die vom Raupenfraß, 
Windbruch u[nd] Diebstahl entblößte Kirchenheide bis Tegel 
einigermaßen entschädigt. Hier brachte ich vor 2 1/2 Jahren 
einen sehr angenehmen Nachmittag mit der Lenthenschen 
Familie zu; das Dorf ist klein, das darum liegende Gut 
der H[er]rn Humboldt gewinnt durch die schöne Lage an einem 
weiten See [gestrichen: welcher] im deßen Mitte einige kleine Werder [gestrichen: u] im Hintergrunde die Thürme von Spandau 
zur Seite das Dorf Heiligensee liegt, inniges Intereße, die 
Versuche von Anlagen im englischen Geschmack sind in dem 
unfruchtbaren Sande verunglückt, und eine gewiße[?] Anza[h]l 
von Maulbeerbäumen wird noch mit vielen Kosten unterhalten, 
davon das Gut ein ehemaliges Vorwerk des Brets[?] Mühlenbeck, 
als es in Erbpacht gegeben wurde, auf einer 

[Blatt 47 links]

Fläche von 2 1/2 Wisp[e]l Aussaat anfänglich 100,000 M[ar]k unterhalten 
sollte, die indessen allmählich bis auf 2000. ermäßigt worden sind. 
Heute hielten wir uns nicht auf u[nd] fuhren nachdem wir die Pferde 
gewechselt hatten weiter durch die hier besser bestandene Forst, bei 
Neubrück [bei Hennigsdorf] über die Havel, welche mit ihren ganz ausgetretenen Gewässer 
eine große Wiesenfläche bedeckte, aus welcher noch hier und da 
eine Heudirne[?] hinverwagte[?] die in dem gelinder[?] Vieler[?] 
nicht hatten weggeführt werden können, durch das Dorf Henningsdorf, 
durch die wohlbestandenen Botzowische [Bötzowische] Forste, nach Bötzow. 
In diesem sehr großen Dorfe, deßen Bewohner ungeachtet ihres 
ziemlich guten Bakers [Bäckers] u[nd] gutem hinlänglichen Wiesenwachses sich in traurigen 
Umständen befinden, weil die Nähe von Berlin sie zu 
liederlichen Wirthen gemacht hat, befindet sich ein ziemlich unbedeutendes 
königl[iches] Amt, womit auch die Besorgung der Poststation verbunden 
ist. Wir kehrten im Kruge ein, nachdem wir vorher dem Gefechte 
zweier Stiere beigewohnt hatten, um welche sich das ganze 
Dorf versamlet hatte, um dem Sieger nachher die Führung 
der Dorfheerde, welche Morgen auf die kahle Weide ausgetrieben 
werden sollte, zur Vermeidung künftiger Streitigkeiten und 
Unordnungen bei mehreren Herrschern, zu übertragen. Gleich 
hinter Bötzow kamen wir in den Kremer [Krämer], einem schönen 
großen Holze welches noch einen großen Schatz von Eichenbauholz 
enthält u[nd] großtentheils königl[icher] Forst ist; wir fuhren darin 
[gestrichen: x] 2 Meilen ununterbrochen fort bis sich uns vor dem Dorfe 
Flatow die schöne weite Aussicht auf die große Niederung 
eröf[f]nete welche sich von Cremmen bis Rathenow, vom Ruppiner 
Kanal bis zur Havel erstre[c]kt, und die unerschöpfliche 
Fundgrube von Torf enthält, welcher für jetzt nur in 
Linum u[nd] an einigen andern Punkten gestochen wird. 
Flatow ist ein großes wohlhabendes Dorf worin sich ein Gut 
des Grafen von Blumenthal befindet. Wir hatten noch 1 Meile 
von hier bis Linum auf welcher wir eine lange Sanderhöhung 

[Blatt] 47 [rechts]

durchschnitten welche dieses Luch, von dem andern 
sogenannten Havelländischen Luche in dessen Mitte sich das 
Amt Königshorst befindet, abschneidet. Gegen 6 Uhr waren 
wir in Linum, tranken erst noch Kaffee beim Prediger 
Hensel einem Schulfreunde von Könen, u[nd] gingen dann zum 
Ober[-]Amtmann Fromm, welcher uns die Nacht beherberget. 
Dieser hat das Amt Fehrbellin in Pacht, bewohnt aber das hiesige 
zu demselben gehörende u[nd] beträchtlichste Amtsvorwerk. 

Fehrbellin Dienstags d[en] 10t[en] April 

Heute Morgen um 9 Uhr fuhren wir von Linum aus. Könen 
mußte sich von der Lokalität des Torfstichs u[nd] des Rhinlaufs 
unterrichten, da er kürzlich bei der Kommission angestellt worden 
ist welcher die Niederlegung des Rhins, zum Behuf der bessern 
Betreibung u[nd] Abziehung des Wassers aus dem Torfstiche, aufgetragen 
worden ist. Wir fuhren den über eine Stunde langen 
Birkhahn[-]Damm entlang bis an den Rhin, Friedrich der 2te ließ 
durch diesen Damm das damals noch ganz unzugängliche 
Luch durchschneiden, um auf die Birkhühner[-]Jagd gehen 
zu können. Am Rhin bestiegen wir einen Kahn u[nd] fuhren 
auf diesem wieder bis zu der großen Rhinschleuse, 
bei welcher der Rhin aus dem Ruppiner See ausfließt, welche 
in diesem unhaltbaren sumpfigen Boden ein wahres Meisterstück 
in ihrer Art ist, aber auch eine Summe von 215000 rt [Reichstaler] kostete, 
u[nd] jetzt da man den ersten Plan zur Veränderung 
des Rhins verlassen hat, ganz unnütz ist – Von hier fuhren 
wir nach dem Torfstiche zurück, der heute wieder angefangen 
hatte – vier Arbeiter werden immer zusammen in Arbeit 
gesetzt – das heißt ein Pflug – u[nd] ihnen zum Tagewerk ein Distrikt von 85 Fuß 
lang, 5' breit zugemessen, welchen sie 4 Fuß 2 Zoll tief ausstechen 
müssen – jeder Torf ist 1' 2" l[an]g 4" [gestrichen: dick] breit 5" hoch, trocknet aber 
beträchtlich ein u[nd] je kleiner er wird, desto besser ist er. 

[Blatt 48 links]

Von den 4 Arbeitern räumt der erste die Oberfläche des Bodens bis 
auf den Torf, etwa 1 Fuß hoch ab – ein andrer sticht darauf mit einem 
Grabscheit die Törfe nach dem Augenmaße ab – der dritte hebt diesen darauf 
mit einer Schaufel aus u[nd] legt sie auf den Bord – von welche sie der 
vierte mit einer Harke aufgreift u[nd] im Haufen zusammen[gestrichen: ge]setzt – Für ein Tagewerk 
erhalten diese 4 Arbeiter 1 rt [Reichstaler] 11 g [Groschen] im Verding – gewöhnlich fangen sie im Sommer um 3 Uhr 
Morgens an u[nd] könn[en] dann, wenn sie recht fleißig sind, schon früh Nachmittags 
ihre 9 gg [Groschen] verdient haben. Die Törfe werden nachher noch 
einmahl umgesetzt u[nd] dann wenn sie völlig ausgetrocknet sind, verkauft 
an die Einwohner der Orte wo Torf gegraben wird. Das 1000 zu 
10 g [Groschen], an andre bei Landdebit zu 14 g [Groschen], und nach Berlin zum 
Wasserdebit für 19 g [Groschen] verkauft – 6000 St[üc]k sind nach dem darüber angestellten 
Versuchen 1 Haufen Kiefern[-]Holz in der Feuerung gleich, soviel werden 
daher auch gerechnet u[nd] unter 1 Haufen Torf immer 6000 St[üc]k verstanden. 
Diesen beza[h]lt die Brennholzadministration hier zur Stelle mit 5 rt [Reichstaler] 4 g [Groschen]; 
die Fracht bis Berlin kostet noch vom Haufen 3 rt [Reichstaler] 4 g [Groschen] u[nd] geschiehet zu Wasser auf Kähnen 
auf welche der Torf unmittelbar [gestrichen: ???] von den Torfmiethen eingeladen wird. 
Mann bedient sich beim Verkaufen eines Korbes, welcher 25 Törfe faßt, gibt 
aber wegen des Zerbröckelns u[nd] Zerfallens auf 10 Körben, noch 1. Korb zu – 
Im vergangenen Jahre sind 42 Mill[ionen] Törfe gestoch[en], nach Berlin 5500 
Haufen verkauft, dadurch über 500 Menschen beschäftigt u[nd] über 
Linum an 20,000 rt [Reichstaler] in Umlauf gebracht worden – 
Heute Mittag aßen wir beim O. A. [Oberamtsmann] Fromm u[nd] besuchten dann 
mit dem Ob[er] Torf[-]Inspekt[or] Sieke, welcher auch den Auftrag erhalten 
die westfälischen Torfgräbereie[n] in diesem Sommer zu bereisen, 
einen anderen Districkt des Linumschen Luches um die Abzugsgraben 
des Wassers aus dem Torfstiche in Augenschein zu 
nehmen – die Unterthan[en] werd[en] für das Land welches sie zum 
Torfstiche abtret[en] mit 1 rt [Reichstaler] 8 g [Groschen] jährl[ich] pro Morg[en], bis e ihne[n] nach 
6 Jahren ausgetorft u[nd] wieder planiert zurückgegebe[n] wird 
entschädigt – Um 8 Uhr langten wir hier an wo wir in 
der Apotheke ziemlich gutes Unterkomm[en] gefunden haben. 

[Blatt] 48 [rechts]

2. [Seite]

Fehrbellin den 11ten April 1798. 
Den heutigen Tag haben wir beinahe gänzlich im Freien 
zugebracht – wir sind die ganze Gegend fleißig durchwandert, 
um uns von der wichtigen [???] der Niederlegung 
des Rhins zur besseren Benutzung der Torfstiche, vollständig 
zu unterrichten. Soweit ich die Sache zu beurtheilen 
vermag, verdient dieselbe allen Beifall, ungeachtet 
des von so vielen Seiten dagegen erhobenen Geschreies, 
obgleich freilich die Commission welche dieses ausführte 
besser gethan haben würde, sich vorher ehe sie zum Werke 
selbst schritt mit allen Interessenten u[nd] Eigenthümern des 
Grund und Bodens auseinanderzusetzen, welches jetzt 
nachdem die Sache ausgeführt worden ist, ohne diese 
vorher abzufinden, viele Weitläufligkeiten u[nd] un[n]ütze 
Kosten macht – aber leider bei den meisten Unternehmungen 
der Art wird bei uns hiergegen gar sehr gesündigt – 
Um die Interessenten, deren unmittelbar am Rhin belegenen Wiesen u[nd] Weiden durch 
die Senkung des Flusses verloren, hierfür zu entschädigen, 
ist ein Bewässerungsgraben 16 Fuß breit 4 Fuß 
tief, ätwas [etwas] über 2000 Ruthen (1 Meile) lang, mit 7 Stauarchen 
angelegt worden, welcher sein Wasser oberhalb 
Fehrbellin aus dem Rhin empfängt u[nd] sich unterhalb Lenzke [Lentzke] 
wieder mit demselben vereinigt – hierdurch werden 
die Wiesen u[nd] Weiden zwischen diesem Graben u[nd] dem 
Rhin bis Maitag bewässert u[nd] [gestrichen: diese] der Zweck wirklich 

[Blatt 49 links]

auf das allervollkommenste erreicht – Auch die sehr beträchtliche königl[iche] 
Mühle bei Lenzke [Lentzke] hat nüdrigens gelegt u[nd] deshalb ganz neu gebauet werden 
müssen, welches viele Streitigkeiten mit der Kammer gemacht hat, 
die hier überhaupt so häufig vorfallen, daß es vom allerbestem seyn 
würde wenn die Torfadministrazion das ganze Amt in Erbpacht 
nähme. Bei der Lenzker [Lentzker] Mühle befindet sich zugleich ein jedoch nur 
unbedeutendes Amtsvorwerk, welches jetzt in der Art benutzt wird, 
daß der nah[???] [gestrichen: einen Theil] im ersten Jahre in frischen Dünger mit Winterung, derselbe im 
2ten Jahre mit Gerste u[nd] Klee besämt[?], im 3ten Jahre der Klee genutzt, 
im 4ten die eine Hälfte mit Brachfrüchten[?] bestellt wird, die 
andre Hälfte aber Brache liegt – im fünften Jahre dieselbe Folge 
wieder angefangen wird. Dieses ist unstreitig nach meiner Einsicht die allerzweckmäßigste 
u[nd] beste Eintheilung für die meisten Gegenden der 
Mark – aber sie setzt freilich die freien Disposizionen durch völlige 
Reparazion voraus u[nd] wird durch die meistens allzu großen Flächeninhalt der 
Bauergüter die hier oft mehr Acker haben als in Westfalen ein Gut von 12–1500 rt [Reichstaler] Einkünfte u[nd] dabei [???]pern sehr erschwert. In der Stadt Fehrbellin ist noch ein 
andres drittes Amtsvorwerk, dieses läßt sich aber weil es in Kommunion 
mit den Ackerbürgern liegt u[nd] hier die Separazion sehr schwierig 
ist nicht gehörig nutzen. Wir aßen heute Mittag bey dem [gestrichen: ???] 
Amtmann Hanisch, welcher dieses Vorwerk vom O. A. [Oberamtmann] Fromm in 
Afterpacht genommen hat, zusammen mit dem Geh[eimen] Ob[er-] Bau[-] Rath 
Riedel aus Berlin der gleichfalls Mitglied der Rhin Rindertagungs 
Kommission ist u[nd] uns allenthalben begleitete. Die Stadt Fehrbellin 
zählt etwa 160 Feuerstellen, die Häuser sind ziemlich gut u[nd] besser 
als in dem größern Theile unsrer so traurigen nahrungsloßen 
märkischen Provinzial Städte – Handwerker u[nd] Ackerbau, auch die 
Branntweinbrennerei welche sich durch den Torfstich in der Nachbarschaft 
sehr aufgenommen hat, sind die Hauptnahrungszweige 
der Einwohner. Fabriken gibt es hier gar nicht – 

[Blatt] 49 [rechts]

Heute Abend langte auch der Condukteur Clemen, ein sehr 
geschickter junger Mann u[nd] guter Gesellschafter, bald darauf 
auch der Kaupes[?] Rath Siebecke einer unsrer ersten Wasserbauverständigen 
ein [gestrichen: sehr] wegen seiner vielen Erfahrungen 
u[nd] vorzüglichen praktischen Kenntnisse sehr schätzbarer Mann 
der sich vom Mühlenburschen u[nd] Zimmergesellen durch seine vorzüglichen 
Talente zu dem Posten eines Ober[-] Mühlen[-] Inspektors 
heraufgearbeitet hat, dabei auch ein guter Gesellschafter ist, 
obgleich er von seinem frühern Leben noch eine gewisse Rohheit 
beibehalten hat – beide begleiten uns nach der Elde – 

Neustadt an der Dosse d[en] 19ten Apr 1798 

Wir sind heute Nachmittag um 2 Uhr hier angelangt – die 8 Meilen 
von Fehrbellin führten uns durch eine äußerst interessante Gegend, 
den südlichen Theil des Ruppinischen Kreises, u[nd] einen der besten, 
bevölkertsten u[nd] angebautesten Theilen der Mark – über Walchow 
Protzin, Manker, Garz, Barsikow, Bückwitz, Campehl [Kampehl] hierher 
durch lauter schöne wohlhabende Dörfer u[nd] von jeder kleinen 
Anhöhe über welche wir hinfuhren konnten wir immer 
wenigstens 6 bis 10 Kirchtürme zählen – der Boden ist 
auch sehr gut, ein fruchtbarer Lehmgrund, der erst 
kurz vor Neustadt bei Campehl [Kampehl] wieder von einer 
sich von Seegletz [Segeletz], Dreetz, Köritz bis in die Prignitz erstreckenden 
Sandscholle, unterbrochen wird. Bei Barsikow 
fanden wir den Acker vorzüglich gut bearbeitet, 
schon der erste Anblick zeigte, daß hier die me[c]klenburgische 
Koppelwirthschaft eingeführt sey, Reihen von Obstbäumen 
scheiden die Koppeln von einander, der Weg 
war zu beiden Seiten mit Weiden schön besetzt, das Feld 

[Blatt 50 links]

mit sehr guten lebendigen Hecken – in der Mark eine leider 
höchst seltene Erscheinung – eingefaßt – auch [gestrichen: ???] fielen [gestrichen: ???] uns einzeln 
auf dem Felde stehende Obstbäume auf – wir hörten 
nachher, daß der Herr v[on] Kriegsheim der das hiesige ehemalige königl[iche] Vorwerk um viele Jahre in Erbpacht egull[?] der thätige Wirth sey
welcher alles dieses hier veranstaltet u[nd] die letztgedachten 
Obstbäume zu dem Ende gesetzt hat, um dadurch ein bestimmtes [gestrichen: des] Tagewerk 
zu bezeichnen, welches ein jeder di[e]nstbußender Bauer 
beackern muß – eine sehr zweckmäßige Einrichtung wobei 
beide Theile gewinnen u[nd] das Nachtheilige des Naturaldi[e]nstes sehr 
gemildert wird. 
Wir haben heute Nachmittag die hiesige Spiegelfabrik u[nd] 
königl[iche] Gestüte besucht u[nd] besehen. Die erstre liegt einige hundert 
Schritt von der Stadt, alle dabei beschäftigten Arbeiter 
wohnen hier zusammen – sie wurde von Friedr[ich] Wilh[elm] I angelegt, 
nachher der Splittgerber[schen] Handlung übergeben u[nd] hat ein 
Monopolium über alle preuß[ischen] Provinze[n] außer Westfalen, 
Anspach [Ansbach] u[nd] Baireuth [Bayreuth] – die hiesigen Spiegel werden wegen 
ihrer vorzüglichen [gestrichen: Rhei] Reinigkeit u[nd] Helle den besten venezianischen 
Spiegeln zur Seite gesetzt, daher es ihn[en] auch so 
wenig an Arbeit fehlt daß die Nachfrage nicht einmahl völlig befriedigt werden 
kann, ungeachtet sie allerdings sehr viel theurer 
als die auswärtigen Spiegel sind. Diese vorzügliche Güte 
besticht darauf, daß das Spiegelglaß nicht geblasen, sondern 
gegossen wird, welches wir morgen sehen 
werden. Heute besuchen wir bloß die fernere Fabrikation, 
die Spiegeltafeln werden nach der erforderlichen 

[Blatt] 50 [rechts]

[Seite] 3

Größe des Spiegel in kleinere Tafeln zerschnitten, auf 
einen Sandstein festgeklebt; auf einen andern Sandstein 
gleichfalls eine Spiegelplatte geklebt u[nd] eine auf der andren 
mit dazwischengestreuten feinem nassen Sand vermittelst einer durch 
ein Mühlenwerk hervorgebrachten Bewegung, hin und her geschoben 
oder geschäuert [gescheuert] – hier schleift eine die andre ab und 
das Spiegelglaß bekummt [bekommt] dadurch ein ganz mattes Ansehen 
darauf wird es doßirt d[as] h[eißt] von Handarbeitern mit Schmiergel [Schmirgel] 
abgerieben, wodurch es wieder helle wird – dann auf 
einer Art von Drehscheibe fazetti[e].rt d[as] h[eißt] die Enden abgeschliffen oder vielmehr abgeflächt [abgeflacht] 
– dann kömmt [kommt] es in die Poliermühle wo es auf dieselbe Weise 
wie bei der ersten Vorarbeit behandelt, nur hier nicht zwei 
Spiegelgläser aufeinander, sondern das untenliegende Glaß 
durch einen darüber hin u[nd] her geschobenen Filz, abgeschliffen, und 
statt des Sandes, englische rothe Erde dazwischen gestreut wird. 
Nun ist das Glaß soweit fertig, daß es mit der Folie belegt werden kann; 
zu dem Ende wird es auf einen Tisch gelegt, mit Tunksilber bestrichen 
u[nd] auf dieses die Zinnfolie gelegt, auch alles übrige 
Tunksilber ausgepreßt – und nun kann diesselbe in Rahmen 
gefaßt werden. Die Fabrik beschäftigt um 500 Menschen die 
aber [gestrichen: alle] meistens im großen Elende, in den elendesten Hütten wohnen, 
wie es denn überhaupt die partie honteuse [französisch: Schande] aller Fabriken 
ist, daß die ersten Vorarbeiter, auf welche doch alles beruhet, 
dabei im kümmerlichsten Elende ihr Leben gewöhnlich hinfristen 
müssen – – das Gestüte liegt nahe bei der Stadt, 

[Blatt 51 links]

das Amt Neustadt mußte demselbem die nahgelegenen, beträchtlichen 
Weiden u[nd] Wiesen abtreten, u[nd] es besteht eigentlich aus zwei 
von einander ganz abgesonderten u[nd] getrennten, nur durch 
eine Allee verbundene Gestüte – dem Friedrich Wilhelm 
Gestüte, dessen Bestimmung es ist die Beschäler für die Landgestüte 
zu liefern, und dem Landgestüle Lindenau von 
welchem [gestrichen: Pferde] Hengste [gestrichen: auf] in alle Gegenden des Landes
verschickt werden. Beide sind mit sehr geräumigen, 
vortref[f]lichen massiven Gebäuden versehenen die sämtlich 
nun aufgebauet wurden u[nd] ausserordentlich viel gekostet, 
die ganze Anstalt aber ihren Zweck durchaus nicht 
erreicht hat. 
Die Stadt Neustadt bestehet nur aus einer Strasse von meist 
elenden kleinen Häusern, deren Bewohner nicht die wohlhabendsten 
zu seyn scheinen. 

Havelberg d[en] 13ten April

Gestern Morgen um 6 Uhr gingen wir noch in die Spiegelhütte 
um einem Spiegelgusse beizuwohnen welcher einen 
sehr schönen Anblick gewährt – wir fuhren dann um 7 Uhr 
weiter, beinahe ununterbrochen in Kiefern[- ]Waldungen
wo wir auf 3 ½ Meilen bloß das Gut Neuendorf u[nd] 
das Dorf Stüdenitz berührten, hierher – die Priegnitz [Prignitz] 
in welche wir gleich hinter Neustadt eintraten unterscheidet 
sich sogleich sehr merklich durch die ganz verschiedene 
Bauart der Häuser, Tracht u[nd] Sprache der Einwohner 

[Blatt] 51 [rechts]

– Wir logi[e]ren hier auf der Domfreiheit welche 
von der Stadt Havelberg – diese liegt auf einer nur kleinen aber 
sehr eng bebaueten Insel in der Havel – der dem gegenüber 
auf dem an 80 Fuß hohen Ufer der Havel – u[nd] am 
Fuße von dieser Anhöhe, zwischen derselben u[nd] der Havel 
ziehet sich eine lange Reihe von 300 Häusern fort, welche 
zusam[m]en eine ganz abgesonderte Mediatstadt bilden, die ganz unter dem 
Dohme [Dom] stehet u[nd] an 2000 Seelen enthalten soll, u[nd] den Namen 
der Havelbergischen Berge führt – dieses gewährt vorzüglich 
aus dem oben auf dem Berge belegenen Garten 
des Feldmarschalls Möllendorf der hier Domdechant ist, eine 
außerordentlich schöne Aussicht, auf die Stadt Havelberg, 
die ebenerwähnten Havelberger Berge, u[nd] die umliegenden 
schönen Wiesen u[nd] Weiden – Wir langten hier um 16 Uhr 
an, machten sogleich einen Gang in die Stadt, welche sehr 
eng u[nd] schlecht gebauet, aber wegen des ansehnlichen Handels 
u[nd] einiger Fabriken sehr lebhaft ist – u[nd] gingen dann 
durch die Havelbergischen Berge der Havel entlang, 
wo ausserordentlich viel Thätigkeit herrscht, die Männer 
von der Fischerei, Holzflösserei u[nd] Handwerken leben, 
das weibliche Geschlecht aber vom kleinsten Kinde bis zum 
alten Mütterchen mit Stricken von Strümpfen für die 
Armee beschäftigt ist – [gestrichen: dieser beim] Eine geübte Strickerin strickt 
täglich 2 auch wohl 3 Strümpfe, [gestrichen: de] spinnt u[nd] bereitet noch vorher 
die Wolle dazu vor u[nd] erhält für das Paar, derer 

[Blatt 52 links]

zwei aus einem Pfund Wolle gestrickt werden (welche 
4–5 g [Groschen] das lb [Pfund] kostet) 6 gg. [Groschen] – freilich ist auch das Garn so dick 
wie mäßiger Bindfaden, u[nd] die Strick[-]Stücke nicht viel dün[n]er als ein 
kleiner Finger u[nd] die Strümpfe welche nachher gewalkt werden[,] können daher wohl nicht 
von gar langer Dauer seyn, indessen gewährt es doch 
den Einwohnern einen sehr einträglichen Erwerbszweig, 
da sie keinen Augenblick unbenutzt lassen. 
Nachmittags tranken wir bei dem Dom[-]Rentmeister 
Balckow, deßen Sohn mein Kollege bei der Kammer ist, einige 
Flaschen ganz vorzüglich guten Rheinwein – machten noch einen Spatziergang 
und brachten den Abend beim Minister Voß zu – 
wo anfangs musizi[e]rt, nachher gespielt wurde – u[nd] da 
ich kein Theil hieran nahm, brachte ich diese Zeit im Zimmer 
der Ministerin Voß zu, die sich sehr freute von dir 
theuerste Schwester Lisette ausführlichere Nachricht zu 
erhalten u[nd] ich konnte ihr nicht genug von den Veränderungen 
die sich neuerlich in deiner häuslichen Einrichtung zugetragen 
haben, erzä[h]len – Es wurde nachher halb kalt halb 
warm an ungedeckten Tischen saupi[e]rt – der Minister 
Voß war bei so verzüglich guter Laune u[nd] von allen 
neuerlichen Veränderungen so genau unterrichtet, 
daß ich es nun gar nicht im mindesten nicht bezweifle 
ihm amtl[?] Juni d[es] J[ahres] wieder seinen alten Platz im General[-]
Direktorium einnehmen zu sehen – 

[Blatt] 52 [rechts]

[Seite] 4.

Amt Eldenburg d[en] 15t[en] April

Erst heute Morgen um 4 Uhr erst langten wir hier an – [???] 
Reise hierher war so unglücklich, als eine Reise mit Vorspann zwar 
in der Regel immer seyn sollte, bei mir aber doch bis jetzt noch 
nie gewesen ist – wir waren seit gestern Morgen um 6 Uhr, auf 
7 Meilen 22 Stunden lang unterwegens – kaum 1 Stunde von Havelberg 
fiel einer der Vorspänner, ein alter Bauer aus einem Dorfe 1 Stunde
von Wilsnack, der sich hinten auf den Koster gesetzt hatte von
diesem herunter – es war ein Glück, daß er nicht ins Rad fiel da
er denn unfehlbar gerädert worden seyn würde, jetzt zerbrach 
er nur das Schlüsselbein – wir setzten ihn, da er nicht
nach Havelberg zurück, sondern lieber nach Wilsnack wollte, in deßen
Nähe er wohnt – in den Wagen u[nd] boten vergeblich die ganze Gewalt
unsrer geistlichen u[nd] weltlichen Beredsamkeit auf, um ihn zu trösten,
aber das war alles tauben Ohren gepredigt, einem Priegnitzer [prignitzer] 
Bauer, der seinen rechten Arm verloren glaubte, welches er sich 
gar nicht wollte ausreden lassen! Doch fing er an sich zu beruhigen, 
nachdem ich so glücklich gewesen war, nur erst seine Empfänglichkeit 
für ein Pfeifchen Taback wieder rege zu machen, u[nd] dieses that
denn auch wirklich die beste Wirkung, und er wurde nun so redselig 
über seine häusliche Lage, daß ich ihm alle Augenblicke von
neuem Feuer schlagen möchte – So kamen wir denn endlich
auf einen sehr sandigen traurigem Wege, um 10 Uhr nach Wilsnack, 
ich war die letzte Stunde vorausgegangen u[nd] hatte den Thiviusgus[?] 
schon bei der Hand, der den Schaden für nicht gefährlich
erklärte u[nd] gleich zum Verbande schritt. Nun fragten wir 
denn auch nach unserem Vorspann, welches wir durch die 
Havelbergische Vorspann Expedition bis hierher hatten bestellen 
lassen – Dieses aber war gar nicht vorhanden u[nd] bloß für 
den Krieges[-]Rath Siebecke, der mit uns fuhr, bestellt worden. Wir 
mußten dieses nun erst selbst thun, worüber denn 4 Stunden 

[Blatt 53 links]

hingingen. Diese liessen uns Zeit dem Bürgermeister Kribbenstapel 
einen Bekannten von Koenen, welcher in Halle das Unglück hatte 
eine Hand im Duelle zu verliren, zu besuchen u[nd] alle Merkwürdigkeiten 
der Stadt recht ausführlich zu besichtigen, – diese 
ist eine Mediatstadt u[nd] gehört dem H[er]rn Saldern – welcher 
kürzlich nun Fräulein v[on] Borstel heuratete, welche du liebes Lottchen 
glaube ich kennst – der indessen bloß die beschwerlichen Ehrenrechte 
der Gerichtsbarkeit u[nd] des Patronatsrechts ausübt. 
Die Stadt hat 150 Häuser u[nd] ist recht lebhaft u[nd] unter unsern Mediatstädten eine der wohlhabendsten 
– die hiesigen Pferdemärkte sind weit u[nd] breit berühmt. 
Die Kirche ist ein großes schönes Gebäude, vor der Reformazion 
war sie, wegen des hier aufbewahrten heiligen Blutes 
eine sehr besuchte Wallfahrt – hiervon trägt sie noch viele 
Spuren – auch sahen wir noch die Überreste einer Wa[a]ge, 
worauf die Mönche damals einen jeden Pilger nach seinem moralischen 
Werthe abwogen u[nd] den Betrag seiner Sünden nach Zentner 
u[nd] Quentchen, zusammt der für deren Abbüssung zu prästirnden 
Geldsummen, bestimmten – eine in der That trefliche Erfindung 
von der es sehr zu wünschen wäre, daß sie allmählich mehr 
kultivirt worden seyn möchte, denn welch eine trefliche Sache 
würde es nicht seyn, wenn man in der Welt wo man sich mit 
so vielen Schelmen u[nd] Schurken zu thun hat, eine solche moralische 
Wa[a]ge immer zur Hand hätte – welche trefliche Sache besonders 
für den Staat, wenn er auf einer solchen Wa[a]ge alljährlich 
die Moralität aller seiner Diener prüfen könnte! 
Von Wilsnack bis Perleberg fuhren wird 2 Meilen lang ohne 
ein Dorf zu berühren, durch zum Theil sehr wohl bestandene 
Waldungen – wir hätten einen weit angenehmren u. dabei kürzeren 
Weg den fruchtbaren Elbeufer entlang über Wittenberge fahren 
können, der Vorspannbesteller in Havelberg hatte aber 

[Blatt] 53 [rechts]

für gut befunden, uns dem Sand [gestrichen: gebogen] durchsegeln zu 
lassen – war aber dabei dennoch so unverantwortlich zu 
Werke gegangen, daß wir in Perleberg wieder keine 
Pferde fanden u[nd] erst darnach auf den Dörfern herumschicken 
mußten. Hierdurch wurden wir bis 8 Uhr dort 
aufgehalten u[nd] hatten volle Muße die Stadt u[nd] Gegend 
zu besichtigen – Perleberg ist die Hauptstadt der Priegnitz, 
nicht so groß u[nd] noch viel schlechter u[nd] enger gebauet als 
Minden, ungefähr wie Herford, nur viel lebhafter u[nd] 
wohlhabender als letztres – auf dem Markte stehet ein großer Roland 
u viele Häuser sind wegen ihrer Bauart als Bau[-]Antique-Hölen 
wirklich merkwürdig – die Einwohner leben von Handewerken 
u[nd] von vielem sich hier aufhaltenden Adel aus der Priegnitz 
– Um 8 fuhren wir endlich ab u[nd] legten die folgenden 
2 Meilen bis Verbitz sehr langsam zurück – ich konnte von der 
Gegend nichts sehen, das langsame ruhige Fortschreiten des 
Wagens und mein dabei sehr guter fester Schlaf überzeugten 
mich indessen, daß sie sehr sandig u[nd] uninteressant seyn 
mußten – In Verbitz wechselten wir nach neuem langen 
Aufenthalte um 1 Uhr Pferde – um [gestrichen: 6] 3. passirten wird die unfern 
der Elbe belegene Stadt Lenzen, von welcher wir in 
der Dunkelheit nichts als das sehr schlechte Pflaster bemerkten 
und langten um 4 Uhr hier endlich an, wo wir für unsere 
beschwerlichen Reise durch die gute Aufnahme des Oberamtmanns 
Meyer reichlich entschädigt wurden. Koenen legte sich 
noch etwas zur Ruhe – ich blieb aber auf u[nd] schrieb einen 
langen Brief an Ernst – Wir haben hier eine sehr interessante 
Familie kennen gelernt und den Tag sehr angenehm in derselbigen 

[Blatt 54 links]

zu – der Oberamtmann Meyer ist eine sehr thätiger guter Landwirth, 
ein vortreflicher Vater und sehr tüchtiger Beamter der die Unterthanen 
sehr gut behandelt, dabei ein recht wohlhabender Mann, 
da alle seine Vorgänger auf diesem sehr der Ueberschwemmung 
ausgesetzten Amte, bankerot geworden. Die Oberamtmannin 
ist eine sehr thätige eifrige Wirthin, welche ganz vortreflich 
für alle unsre Bequemlichkeiten gesorgt hat. Der älteste 
Sohn ist Referendarius bei der Kam[m]er, ein recht guter Mensch 
u[nd] guter Freund von mir, wir fanden ihn hier u[nd] er wird uns 
auf der weiteren Reise begleiten – der zweite ist Oekonom[,] ein 
sehr guter Mensch der ein von seinem Vater gepachtetes adliches 
Gut ganz allein bewirthschaftet – der dritte Sohn hatte vor 4 Wochen 
das Unglück das Bein zu brechen, er liegt noch zu Bette, sein 
gefälliges of[f]nes Gesicht nahm mich gleich sehr für ihn ein u[nd] ließ 
mich sein Unglück doppelt bedauern – Von den Töchtern lernten
wir [???] kleinste die mit dem Kaufmann Schulze in Seehausen verheurathet 
ist nicht kennen – die beiden folgenden sind sehr gescheute 
[???]lige Mädchen von denen die ältere vorgestern den Amtmann 
Baath[,] ein Freund von Borsche[,] heurathete den wir auch noch hier 
trafen – die zwei jüngsten sind noch ganz klein – Wir 
haben das junge Ehepaar heute Morgen bei seinem ersten 
Kirchgange in die Kirche zu Seedorf ¼ Stunde begleitet, 
u[nd] hier eine ganz erbärmliche Predigt wie sie sich von einem 
Mann der im Kandidatenstande ein Alter von 65 Jahren 
erreichte, nicht besser erwarten läßt, mit angehört – den 
Nachmittag haben wir einige recht hübschen Spatziergänge 
gemacht u[nd] die Eldenburger Mühle, welche ein Hauptgegenstand 
unsrer Kommission ist, näher in Augenschein genommen 
Das Wetter ist so schön als wir es nur irgend wünschen 
können u[nd] wir befinden uns daher hier in jeder Rücksicht sehr wohl.

[Blatt] 77 [landwirtschaftliche Notizen zur Eldenburger Umgebung]

Eldenburg
1 lb Waizenl[an]d u d Gerste pedget u
& Bade im Sommer u Herbst z strenge
2 stell Hafer d ob gut trängt
Roggen f. Roggen
3 f 1 Feltechs, 1 M[orgen] 143 πB. Feltweiden
stell 2 M nicht nöthig –
4) milchen Vieh und Holländerei
f d Hufbeppeln von Mai bis Nov.
130 Stk nur à 1 ½ Morgen – à 8 rt
6 p vergachtet, wovon 5rt 3. Anschlege
5) 2te Holland Hute v. 62 Kühe à 10 rt Geh – für Felt
koppeln – Spekulazion des Beamten –
6) Gäste Vieh u Jungkuhhute v. 98 Stk –
7) 400 Schafe
a) Wailzl[an]d
Wailzen 20 M[orgen] Einf. 5 ½ Korn
Gerste 22 Morgen Einf. 6 Korn
Hafner 22 Morgen Einf. 5 Korn
b) Gerstl[an]d
Roggen 18 Morgen Einf. 4 ½ Korn
Gerste 20 Morgen Einf. 5 ½ Korn
c) Haferland
R[oggen] 14 Morgen Einf. 4 Korn
H[afer] 16 Morgen Einf. 4 Korn
8 jährig
R[oggen] 10 Morgen Einf. 3 Korn

[Blatt] 78

215 heltaht 3 à 5 rt. Jungveh erl
112 Huhn (2 unchege Vieh à 1,16 gr
1 unchege Vieh à1 rt)
8) Holländkentr
Pächter df 13. Stk einige Hüfner, 10 Stk
zur Sommerweide, 5 Pferde, 20 Schweine
halb am legulab 3 Sch. Erbst 3 Oh Hofw
1 W. Rog 5 Sch. Gerste 1/2 Sch. Lein 6 zu
früh (+ für solche 3 W. Kauft 1 Fund Ha
5 Sch. Stroh.) 9 Kl. Holz – gibt Pacht
für 110 Kühe à 8. G gr. – 50 Stk f d. halt
wieder – d. Jäger u Kuhkoppel –
17 55 rt. Goldt. 12 Kälber od p Stk 3. rt –
1 felt Kalb 1 Süßmilchkäse – 12 Stk Kühe
v. Verpächter in feltkoppel kl
Reparet. ex propre. att Bullen 5 1/2 gr.
10 Kühe 4 rt.
9) Torfstich f Sterbitz
Steezow höhrige Dgg.
7 binn Koppeln v. 967 M. – 3 Jahr
& Weide, Sommer, Winterkorn, 3 —
Weide – 7 Außkoppeln v 613 M.
2 J. Weide u Remmskorn
4 – Weide – v. ersten 1/7 bis
2/7 Weide 1/7 Sommerk – 3/4 Weide, v. letztem
1/7 Weide 1/7 Sommerkorn – 4/7 Weide 1/7 Brache
3. 4 l Herwe, Einhalb 16 u. 18 M. im
Gerst, 14 u 16 M im Hafer Lde
Gerste geräth halb – Roggen gut, daher
Hafer für Gerste u. Roggen für Hafer
daher xx Gerste id in d Sommw v M.
vertheilt u dav. 1/3 t Gerste 2/3 t
Hafer t Sack vermeschlpt
Kühe à 7 rt. verpachtet à 4 rt. verpeschlapp à 580 t Weide
d. desten f Geld gesetzt. à Kuh 12 lb Heu
100 Sch. 50 lb – v. 1 M. gut inmehig 1210 Heu à 20 gr. angeschlagen
lut 9 lb, schlecht 4 lb –
Sterbitz Plaggdüngung
kein Gerste – gute Hafer ld à 16 u 18 M
Einf. 4 Han – Ziegelei & Torf
nur güstes Vieh – d. Kuh a 3 x rt. veranschlag
Rudow
Roggen f Roggen – 2/3 d Winterg
gedgt –

Einzelnachweise

  1. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen Abteilung Westfalen, V 105 (Nachlass Ludwig Freiherr Vincke), Nr. 557 Permalink: https://www.archive.nrw.de/archivsuche?link=VERZEICHUNGSEINHEIT-Vz_07d8e36b-1fd5-4a51-a843-fd0400ab2c04