Mülheim an der Ruhr/Wirtschaft

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Hierarchie

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Wirtschaft

Handel und Gewerbe

Stand 1955: Wochenmarkt des Kirchspiels Mülheim seit 1252 auf dem Alten Markt vor der Petrikirche, verliehen durch König Wilhelm von Holland. Müllerei und Steinkohlenbergbau begannen im frühen Mittelalter und besaßen im 15. Jhdt. erhebliche Bedeutung. Zünfte vorhanden. Gegen 1790: Verschiffung von Steinkohlen zum Rhein, ferner beträchtlicher Handel mit holländischen Waren; Porzellanmanufaktur in der Bauerschaft Saarn. Kohlenbergbau und Kohlenhandel bis 1850 vorherrschend, daneben Schiffahrt und seit 1800 Lederindustrie (um 1850 Weltruf), ferner Brauerei und Tabakverarbeitung, Steinbrüche und Ziegeleien. Gegen 1820: Fabriken für Stärke, Essig, Papier, Tabak und Tuchscheren, Seifensiederei, Lohgerberei, Schiffbau; Handel mit Gewürz, Wein und Steinkohlen; ferner Obstbau. Um 1845: besonders Steinkohlenhandel, 60 Handelshäuser, 120 Ruhr- und 60 Rheinschiffe; Baumwollwebereien und Tuchmanufakturen, 1 große Baumwoll-Maschinenspinnerei ; Tabakfabriken, Schreibpapierfabrik (dazu 1 Papiermühle in Broich), Seifeniedereien, Stärke- und Puderfabriken, 1 Ölmühle (in Broich), Schiffswerften, Friedrich-Wilhelms-Hütte gegr. 1820 durch Franz Dinnendahl (mit Dampfmaschinen). Aufblühen von Eisen-, Maschinen u. Hüttenindustrie seit 1850, daneben um 1925: Herstellung von Leder, Zementwaren, Seilerwaren, Tapeten, Seife, Tabak und Malz, ferner Spinnereien, Brauereien und Brennereien, Steinbrüche und Ziegeleien, bedeutende Rheingroßreedereien ; 1925: 83 Großbetriebe mit 27.900 Arbeitern, davon Bergbau 4 (3.100), Eisen- und Maschinenindustrie 9 (10.400), Elektrotechnik 2 (4.640), Lederindustrie 14 (1.200). 1950: vorwiegend Eisen-, Maschinen- und Hüttenindustrie, ferner Kohlenbergbau, Elektroindustrie und Werke der Nährmittelverarbeitung ; daneben erhebliche Landwirtschafts- und Gärtnereibetriebe (1950: 550 Betriebe mit 1.500 Beschäftigten).

Handel u. Fabriken ab 19. Jhdt.

Matthias Stinnes GmbH. 1808, Eisenwerke Mülheim-Meiderich (vorm. Friedrich-Wilhelms-Hütte) 1820, Lederfabrik Wilhelm Rühl KG. (vorm. Karl Abel) 1830, die Zechen Wiesche in Mülheim-Heißen (Math. Stinnes, Gewerkschaft Essen) 1836, Humboldt und Rosenblumendelle in Mülheim-Heißen (Math. Stinnes, Gewerkschaft Essen) 1856, Schokoladenfabrik Schmitz-Scholl 1856, Lederfabrik Ludwig Lindgens KG. 1861, Rheinische Röhrenwerke (vorm. Thvssen & Co.) 1871, Eisenbahn-Ausbesserungswerk 1874, die Lederfabriken Wilh. Fabri 1888, G. Möhlenbeck KG. 1889 und F. W. Rühl 1890, Hugo Stinnes GmbH. 1893, Ruhrtaler Maschinenfabrik Schwarz und Dyckerhoff KG. 1899, Werk Mülheim der Allg. Elektrizitätsgesellschaft 1919, Siemens-Schuckert-Werke (von Siemens aus der Thyssen'schen Maschinenfabrik übernommen) 1927.

Verkehr

Stand 1955: Mülheim lag günstig am Übergang des Hellwegs über die Ruhr, später auch Schiffsverkehr zum Rhein (12 km Entfernung). Diese Verbindung bis heute erhalten: Ruhrübergang der Bundesstraße Aachen-Düsseldorf-Mülheim-Essen-Dortmund -Berlin, für einen großen Teil des Durchgangsverkehrs vom östlichen Ruhrgebiet zum Rheinland. Bundesstraße Wuppertal-Vohwinkel-Mülheim-Duisburg-Wesel (-Amsterdam). Autobahn Köln-Hannover an der westlichen Stadtgrenze (1938). Eisenbahnhauptstrecke Essen-Mülheim-Duisburg-Krefeld-Uerdingen (1860-70). Die Bahnen von Mülheim nach Duisburg Hauptbahnhof nach Oberhausen, nach Kettwig-Bochum und nach Hattingen-Hagen (Westfalen) wurden zwischen 1870 und 1885 erbaut, später Hauptstrecke Essen-Mülheim- Oberhausen (bzw. Duisburg-Düsseldorf). 1955 hat Mülheim 7 Bahnhöfe für die Fernverbindungen von Köln nach Hamburg, Berlin und Leipzig, ferner von Dortmund nach Aachen bzw. Frankfurt-Basel/München. Städtische Straßenbahn seit 1897 für 11 km Strecken, 1949: 41 km. Städtischer Omnibusbetrieb seit 1946. Ferner Gemeinschaftsverkehr mit den Straßenbahnen der Städte Essen und Oberhausen. Ruhrhafen: Nordhafen 1916/ 1917, Südhafen 1928; zum Rheinhafen erklärt 1950; insgesamt 3.400 m Kaianlagen; Entfernung zum Rhein 12 km, zum Rhein-Herne-Kanal 8 km, Güterumschlag 1950: 625.863 t (davon 243.000 t Erze, 132.000 t Kohlen und Koks). Städt. Personenschiffahrt auf der Ruhr seit 1927: 4 Motorboote, 1937: 8 Boote, Wiedereröffnung 1947: 3 Boote ; 1949 : 237.100 Personen befördert; Verkehr aufwärts bis Kettwig, erweitert 1952 bis nach Werden am Baldeneysee. Güterumschlag im Rheinhafen 1950: 625.863 t, 1952: 1.191.122 t. Flugplatz Essen-Mülheim 1927, in Betrieb bis 1939.

Umgebungsbedeutung

Als altes Kirchdorf war Mülheim schon früh wirtschaftlicher Mittelpunkt seiner Umgebung beiderseits des Mülheim-Kettwiger Ruhrtales. Diese Bedeutung ist der Stadt um 1955 noch nicht ganz verloren, doch tritt sie hinter der Industrie weit zurück.

Literatur

  • Berger, 0.: Mülheim als Industriestadt (1932; Diss. 1031).
  • Nenbaur, P.: Mathias Stinnes und sein Haus (1909).
  • Ufermann und Hüglin: Stinnes und seine Konzerne (1924).